Destiny Beach Freeway
Jack war Alli gefolgt.
Er kannte nur vage die Richtung, in die sie gefahren war, und war nicht sicher, wo er sie überhaupt suchen sollte. Da war nur so ein Gefühl...
Also fuhr er die Ocean Avenue entlang, die irgendwann am Ende der Stadt in den Freeway mündete. An der letzten Ausfahrt, die zum Hafen hinunterführte, hielt er an. Eigentlich war es sinnlos, in der hereinbrechenden Dunkelheit nach Alli zu suchen, sie konnte überall sein.
Er dachte wieder an den Anruf, den sie bekommen hatte, kurz bevor sie vorhin eilig das Haus verließ. Anscheinend wusste sie ja, was sie tat. Zumindest hoffte er das.
Trotzdem wollte er noch nicht ins SUN CENTER zurück. Zuviel ging ihm im Kopf herum.
Er parkte sein Motorrad zwischen den Bäumen am Rand der Straße und beschloss, sich noch ein wenig die Beine zu vertreten. Der Weg hier führte hinunter zum Hafen. Dort konnte man sitzen und nachdenken. Genau das, was er jetzt brauchte.
Er war kaum ein paar Schritte gegangen, da entdeckte er plötzlich Allis Motorrad am Wegrand.
Und dann sah er sie - in den Armen eines fremden Mannes.
Die beiden standen sich gegenüber und hielten einander an den Händen, während sie kurz miteinander sprachen.
Als sie kurz darauf zu dem Fremden ins Auto stieg, versteckte sich Jack im Schatten der Bäume.
Der Wagen fuhr dicht an ihm vorbei, hinaus auf den Freeway.
Jack starrte ihm nach, bis er verschwunden war.
Irgendwo unweit von Destiny Beach
„Nun erzähl endlich, weshalb hast du außerhalb der vereinbarten Zeit angerufen?“ Erwartungsvoll sah Alli den Mann an, den sie vorhin so leidenschaftlich begrüßt hatte.
Sie waren, nachdem sie nach ein paar Kilometern den Freeway wieder verlassen hatten, in ein Waldstück nördlich von Destiny Beach eingebogen und spazierten nun eine unbelebte, spärlich beleuchtete Promenade entlang.
Inzwischen war es fast dunkel.
„Komm schon, John, was ist los?“, bohrte Alli ungeduldig weiter und blieb kurz vor einer Parkbank stehen. „Habe ich gegen irgendwelche eurer heiligen Regeln verstoßen?“
„Nein, das hast du nicht.“
John verlangsamte ebenfalls seine Schritte, blieb dann ebenfalls stehen und blickte sie nachdenklich an. Er kannte sie nun schon ziemlich lange, fast eine kleine Ewigkeit, und da war etwas, was er immer wieder hartnäckig verdrängte, wenn er ihre Stimme am Telefon hörte oder ihr, wie jetzt, persönlich gegenüberstand. Etwas, das weit über seine Beschützerrolle hinausging.
Aber daran durfte er nicht einmal denken. Sie war tabu für ihn, jetzt und für immer, egal, was die Zukunft für sie beide bringen würde. Er musste ihr gegenüber unbedingt einen klaren Kopf bewahren, denn angesichts der Gefahr, in der sie ständig schwebte, hing ihr Leben zum größten Teil von seiner Loyalität ihr gegenüber ab. Nicht mehr und nicht weniger. Das einzige, was er tun durfte, war, mit all seiner ihm zur Verfügung stehenden Kraft zu versuchen, sie weiterhin zu beschützen, solange sie seinen Schutz brauchte.
Er räusperte sich, um den Kloß loszuwerden, der in seiner Kehle zu stecken schien, und wies auf die Bank.
„Setzen wir uns einen Moment."
In stillem Einvernehmen ließen sie sich nieder und blickten einen Moment lang gedankenverloren hinaus auf den Ozean. Da war so vieles, was ihnen beiden auf der Seele brannte, so vieles, was vielleicht für immer ungesagt bleiben sollte. Und trotzdem waren sie jetzt hier. Dafür gab es einen Grund, wie für jedes ihrer heimlichen Treffen, und Alli ahnte bereits, dass es kein angenehmes Gespräch werden würde. Er hatte überraschend angerufen, das bedeutete nichts Gutes.
Ohne den Blick von dem in der hereinbrechenden Dunkelheit vor ihnen liegenden Wellenmeer abzuwenden, brach er schließlich das Schweigen. „Erzähl mir zuerst von dir. Wie lebt es sich hier in Südkalifornien?“
Alli lächelte etwas irritiert.
„Ich bin ja noch nicht lange hier, wie du weißt. Aber es gefällt mir. Das ist der erste Platz, an dem ich gern länger bleiben würde. Ich habe ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft, in der ich mich wirklich wohlfühle. Seit heute habe ich sogar einen festen Job in einer Immobilienfirma und...“ Sie unterbrach sich kurz und lächelte versonnen „Ich habe hier Freunde gefunden, die mir wirklich etwas bedeuten. Ich fühle mich nicht mehr so allein. Das könnte der Neuanfang sein, den du mir immer gewünscht hast.“
Er nickte, doch sein Gesicht blieb ernst.
„Das freut mich für dich. Ich hoffe nur, es bleibt so.“
„Wieso sagst du das?“, fragte sie verunsichert. „Was mich betrifft, ist doch momentan alles in bester Ordnung.“
Er atmete tief durch und sah sie an. Sein Blick machte sie unruhig.
„John...“
„Er ist hier“, sagte er unvermittelt, und diese drei Worte ließen sie zusammenzucken, als hätte er ihr einen Schlag ins Gesicht versetzt.
„Was sagst du da?“
Noch hoffte sie, sich einfach nur verhört zu haben, doch in ihrem Inneren wusste sie bereits, dass es nicht so war.
„Er ist hier, in Kalifornien“, wiederholte John und legte seine Hand auf ihren Arm. Er spürte, wie sie zu zittern begann. „Wir sind ihm auf der Spur, und wir wissen auch noch nicht genau, warum er hier ist. Es muss nichts mit dir zu tun haben, sicher geht es nur um irgendwelche seiner dubiosen Geschäfte.“
Alli schloss für einen Moment die Augen, um den Aufruhr, der sich in ihrem Inneren anbahnte, unter Kontrolle zu bringen.
„Lieber Gott, lass es bitte nur wieder einen dieser Albträume sein“, murmelte sie.
„Du hast sie immer noch?“
Sie nickte kaum merklich.
„Die quälen mich zwar, sind aber zum Glück vorbei, wenn ich morgens die Augen aufschlage.“
John presste die Lippen aufeinander. Es tat ihm weh, sie leiden zu sehen.
`Keine Gefühle, Mister Carpenter, keine Gefühle! Du bist lange genug im Geschäft, um das zu wissen!`
„Dir wird nichts geschehen. Ich bin ab sofort immer in deiner Nähe, und unsere Leute werden alles zu tun, um ihn zu finden“, beeilte er sich zu sagen.
„Bevor er mich findet?“
„Warum sollte er dich suchen? Für ihn bist du tot, Sam.“
Sie nickte.
„So habe ich mich manchmal auch gefühlt“, erwiderte sie mit einem bitteren Lächeln, das ihn zutiefst schmerzte. „Aber ich will leben, und jetzt fange ich gerade wieder damit an.“
John drehte sich zu ihr, umfasste ihre Schultern und zwang sie mit sanftem Druck, ihn anzusehen.
„Er wird dich nicht finden“, sagte er eindringlich, jedes einzelne Wort betonend. „Sobald wir wissen, wo er sich aufhält, werden wir ihn uns schnappen, und dann ist es endlich vorbei.“
„Vorbei“, wiederholte Alli und lächelte wehmütig. „Das wäre zu schön.“
John sah auf die Uhr.
„Es ist Zeit. Wir müssen zurück.“
Sie erhoben sich und liefen schweigend nebeneinander her zu seinem Wagen.
„Von jetzt ab werden wir jeden zweiten Abend telefonieren“, ordnete er an, während sie zurückfuhren. „Du meldest dich bei mir und sagst mir nur, ob alles okay ist. Weiter nichts. Wenn du mich außerhalb der vereinbarten Zeit anrufst, werte ich das als Notfall. Hast du verstanden?“
Sie nickte.
„Wann sehen wir uns wieder, John?“
„Du hörst von mir, wenn... Bald.“ Er stoppte den Wagen neben ihrem Motorrad. „Pass gut auf dich auf, Sam.“
Er sah ihr mit Wehmut in den Augen nach, bis sie hinter der Kurve verschwand. Erst dann startete er den Motor wieder, schaltete die Scheinwerfer ein und fuhr in entgegengesetzter Richtung davon.
SUN CENTER
Als Alli nach Hause kam, saßen Jason und Tom im Wohnzimmer und vertrieben sich die Zeit mit einem Kartenspiel. Selina und Nick waren nicht zu sehen, und auch Jack konnte sie nirgends entdecken.
„He Alli, willst du noch ein Stück von meiner Superpizza?“, rief Tom ihr zu. „Die ist wirklich lecker!“
„Ja, das erste Mal überhaupt, dass er etwas Essbares hinbekommen hat“, ergänzte Jason und fing sich eine Kopfnuss ein.
Alli lächelte mühsam.
„Nein danke, ich habe keinen Hunger. Ich werde gleich schlafen gehen. Gute Nacht.“
Sie lief eilig die Treppe hinauf. Vor Jacks Zimmer zögerte sie kurz.
Ob er wohl da war?
Sie fühlte sich innerlich total aufgewühlt und hätte sich zu gerne an ihn angelehnt, auch wenn sie nichts von ihrem abendlichen Treffen mit John erzählen durfte. Sie war sicher, dass seine Nähe ihr geholfen hätte, ihre Angst und erneute Unruhe zu bekämpfen.
Aber nein... Sie musste weiter stark sein, musste das allein durchstehen, wie alles in ihrem neuen Leben. Zu viel hing davon ab...
Sie würde jetzt duschen und dann versuchen, die Gedanken an das, was John ihr gesagt hatte, konsequent aus ihrem Kopf zu verbannen, auch wenn sie jetzt schon wusste, dass das nicht funktionieren würde.
Tief durchatmend straffte sie die Schultern und ging in ihr Zimmer.
Jack stand auf der Veranda und blickte gedankenverloren hinaus aufs Meer. Er hatte Allis Motorrad gehört und kurz darauf gesehen, wie sie von der Garage aus ins Haus ging. Sie sah müde aus und wirkte sichtbar angespannt.
Die ganze Zeit über grübelte er, was es wohl auf sich hatte, ihr geheimnisvolles Treffen mit diesem fremden Mann.
Nein, eine Affäre hatte sie bestimmt nicht mit ihm, warum sollte sie so etwas heimlich tun, sie war doch an niemanden gebunden.
Aber was sonst konnte der Grund dafür sein, dass sie nach einem mysteriösen Anruf Hals über Kopf das Haus verließ, sich an irgendwelchen versteckten Orten mit einem Kerl traf, den sie allem Anschein nach sehr gut kannte?
Die Sache musste etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun haben. Diese mysteriöse Vergangenheit, die sie so verschlossen und ängstlich machte.
Warum sonst besaß sie eine Waffe und sprach niemals über ihr Leben?
Jack bemerkte, dass nebenan das Licht anging und presste frustriert die Lippen aufeinander. Sehnsüchtig blickte er zu ihrem Fenster hinüber. Er würde ihr so gern helfen, wenn sie doch nur ein wenig Vertrauen zu ihm hätte!
Oh ja, inzwischen würde er schon fast alles für sie tun.
Alli zog ihre Sachen aus und wickelte sich in ein großes flauschiges Duschtuch. Dann ging sie hinüber ins Bad und drehte das Wasser auf. Als der dampfende Strahl ihre Haut traf, stöhnte sie wohlig auf und bekam trotz der angenehmen Wassertemperatur eine Gänsehaut.
´Vergessen´, dachte sie, schloss die Augen und sehnte sich nach zwei starken Armen, die sie halten und beschützen würden, was auch immer geschah. Sie spürte in Gedanken wieder Jacks Hände, mit denen er vor ein paar Stunden ihren Nacken massiert hatte. Sie berührte ihre Schultern, als könne sie auf die Art dieses Gefühl festhalten.
So stand sie eine Weile bewegungslos da und merkte nicht einmal, dass das Wasser, das über ihren Körper rann, sich allmählich abkühlte. Erst als sie bereits vor Kälte zitterte, verließ sie die Dusche und schlang wieder das Badetuch um ihren Körper.
Sie löschte das Licht und trat hinaus auf den dunklen Flur.
Jack verließ die kleine Veranda und beschloss, noch einmal kurz nach unten zu gehen und sich etwas zu trinken zu holen. Ein Glas Orangensaft wäre gut, vielleicht würde ihn das beruhigen. Schlafen konnte er ohnehin noch nicht.
Nur mit einer ausgeblichenen, alten Jeans bekleidet trat er hinaus, als er im Lichtschein, der durch die offene Tür aus seinem Zimmer drang, jemanden über den Flur huschen sah.
Schnell löschte er das Licht.
Einen Wimpernschlag später standen sich beide gegenüber.
„Du bist zurück?“
„Ja. Ich dachte, du schläfst schon.“
„Nein, ich kann nicht schlafen.“
„Ich auch nicht.“
Sie standen da und blickten sich an, obwohl sie einander im Dunkeln nur schemenhaft erkennen konnten.
Wie von einer unbekannten magischen Kraft angezogen trat Alli wortlos einen Schritt auf Jack zu und legte ihre Hände auf seinen Brustkorb. Seine Arme umfingen sie sofort und hielten sie fest, genau wie sie es sich vor ein paar Augenblicken ersehnt hatte. Er zog sie so dicht zu sich heran, dass er ihren Atem auf seinem Gesicht spüren konnte.
Sekunden später versanken sie beide in einen langen, aufwühlenden Kuss.
Dann ging alles ziemlich schnell.
Ohne einander loszulassen taumelten sie rückwärts in Jacks Zimmer.
Dort verharrten sie einen Augenblick lang in ihrer Bewegung und blickten einander atemlos an, während die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel.
Selbst im fahlen Mondlicht, das durch das Fenster drang und das Zimmer nur spärlich beleuchtete, konnte er in ihren Augen lesen, dass sie genauso fühlte wie er. Ihre Arme lagen um seinen Hals und ihre Fingerspitzen vergruben sich voller Leidenschaft in seinem Haar. Er strich mit beiden Daumen zärtlich über ihre Wangen, bevor er seine Hände nach unten gleiten ließ um das Handtuch zu lösen.
Geräuschlos fiel es zu Boden. Seine Augen wanderten langsam und genüsslich über ihren Körper, als wolle er sich jeden einzelnen Zentimeter davon in sein Gedächtnis einbrennen. Das verlangende Funkeln in seinem Blick brachte sie zum Glühen und sie hatte das Gefühl, als würde sie körperlich spüren, wie seine Augen ihre Haut zärtlich streichelten.
Der Raum um sie herum schien vor Erotik förmlich zu knistern.
„Du bist wunderschön", flüsterte er voller Bewunderung.
Sie berührte mit ihren Fingerspitzen zart seine Lippen.
„Jack…“
„Ich möchte, dass du keine Sekunde bereust.“
Sie küsste sanft seine Wange.
„Das werde ich ganz sicher nicht“, wisperte sie kaum hörbar an seinem Ohr, während sie sich kurz darauf am Knopf seiner Jeans zu schaffen machte. Mit Lichtgeschwindigkeit befreite er sich von dem lästigen Kleidungsstück, wobei er aus dem Gleichgewicht geriet und sie Bruchteile von Sekunden später mit sich riss. Lachend und eng umschlungen landeten sie beide auf seinem breiten Bett.
Das Lachen währte nur kurz, denn sofort fanden sich ihre hungrigen Lippen wieder zu einem heißen Spiel und ließen sie alles um sich herum vergessen. Sein Kuss, tiefer und gewagter als zuvor, zeigte ihr, wie sehr er sie begehrte, ebenso wie seine Erektion, die sie hart und verheißungsvoll an ihrer lustvoll pulsierenden Mitte spürte. Ihr Herz raste, als würde es ihren Brustkorb sprengen, so übermächtig schien die Sehnsucht in ihr.
Nichts war in diesem Augenblick mehr wichtig, es gab nur noch sie und ihn in einem Strudel aus alles versengender Hitze und Leidenschaft.
Seine Hände begannen aufreizend langsam und genüsslich ihre zarte Haut zu liebkosen. Sie kannten kein Tabu, erforschten jeden Zentimeter und brachten sie fast um den Verstand.
Irgendwann hielt er inne und sah in ihre Augen.
Ihre Blicke berührten sich, hielten einander ein letztes Mal fest, während der Rest von ihnen längst bereit war, sich einander bedingungslos zu ergeben.
Er beugte sich hinunter und küsste sie, als gäbe es kein Morgen, und ihre Zungen vollführten einen wilden Tanz der Lust.
Irgendwann ließ er von ihrem Mund ab und ging mit seinen Lippen auf eine erotische Reise, mit der er ihren hungrigen Körper sekundenschnell zum Glühen brachte. Er küsste, schmeckte und sog sich an ihr fest und spürte überdeutlich, wie sie jeder seiner Berührungen erwartungsvoll entgegenfieberte. Bedingungslos gab sie sich hin und überließ sich seinen Zärtlichkeiten, die sie völlig willenlos zu machen schienen.
Sie bekam kaum mit, wie er seine sinnliche Reise noch einmal kurz unterbrach und sich ein Kondom überstreifte, um sie beide zu schützen.
Als er kurz darauf schließlich in sie eindrang und sie vollkommen ausfüllte, glaubte sie vor Wonne vergehen zu müssen. Mit einem wohligen Stöhnen bäumte sie sich auf, bog sich ihm entgegen, und während sich ihrer beiden Lippen erneut gierig zu einem aufwühlenden Kuss vereinten, gerieten ihre Körper immer heftiger in Ekstase, bis sie sich schließlich in völligem Einklang bewegten.
Sie waren wie in einem Rausch gefangen. Atemlos ließen sie sich von ihren Gefühlen antreiben, um endlich all das zu spüren, was sie sich insgeheim schon lange voneinander ersehnt hatten.
Sie stöhnte wohlig, und ihre deutlich spürbare Erregung schien ihn zusätzlich anzuspornen, denn seine Stöße wurden schneller, intensiver und tiefer, und während er noch einmal wie im Trance ihren Namen seufzte, stieß er sie beide über die wundervolle Klippe des Erträglichen hinein in ein unvergleichliches überdimensionales Hochgefühl, das ihnen die Luft nahm und sie für einen Augenblick mit allen Sinnen schweben ließ.
Schwer atmend hielten sie sich gegenseitig fest umschlungen, und während sie diese wohltuende Schwerelosigkeit langsam abklingen ließen, fühlten sie sich einander so nah, wie sich nur Liebende fühlen können, deren unstillbares Verlangen sich soeben mit allen Sinnen erfüllt hatte.
In dieser Nacht hatte Alli wieder einen dieser schlimmen Albträume.
Doch diesmal war er anders...
Jemand verfolgte sie bis zu den Klippen. Sie rannte um ihr Leben. Ihre Lungen brannten, doch irgendwie schien sie einfach nicht voranzukommen. Es war, als hielte eine unsichtbare, übermächtige Kraft sie zurück Sie rang nach Luft und zwang sich dennoch weiterzulaufen, denn sie wusste, sobald sie aufgab, würde sie sterben.
Irgendwann versagten ihre Beine den Dienst. Zitternd blieb sie stehen und drehte sich langsam um.
Er stand kurz hinter ihr. Überdeutlich sah sie sein Gesicht. Er lächelte kalt, ein Lächeln, das keine Gnade kannte. Er hatte sie im Visier...
Sie zog ihre Waffe und richtete sie auf ihren Verfolger. Plötzlich war sie wieder ganz ruhig, und ihre Hand zitterte nicht, als sie den Arm ausstreckte.
Trotzdem kam er näher, denn er schien absolut sicher, dass sie zu feige war, auf ihn zu schießen.
Da zog sie den Abzug durch und drückte ab… einmal… zweimal... dreimal. Es war ganz leicht. Sie traf ihn mit jedem Schuss.
Er stürzte zu Boden.
Mit einem Aufschrei ließ sie die Waffe fallen, als mit einem Mal aus allen Richtungen neue Verfolger kamen. Es wurden immer mehr, und sie drängten sie mit unbewegten gnadenlosen Gesichtern an den Rand der Klippen...
„Nein!“
Zitternd fuhr Alli hoch und starrte schweratmend in die Dunkelheit, als sie plötzlich bemerkte, dass sie nicht allein war.
Zwei starke Arme umfingen sie, und zärtliche Hände strichen ihr beruhigend übers Haar.
Sie spürte, wie die bedrohlichen Schatten des Traumes verflogen und ihr Magen sich langsam entkrampfte.
„Ganz ruhig“, hörte sie Jack mit sanfter Stimme sagen. „Du hast nur geträumt. Es ist vorbei.“
Aufseufzend legte sie den Kopf auf seine Brust und genoss erleichtert seine Nähe, doch eine innere Stimme schien ihr boshaft zuzuflüstern:
`Es ist noch lange nicht vorbei. Vielleicht wird es niemals vorbei sein...`