Am Strand
Seitdem Jason wusste, dass Nick von seiner Dienstreise wieder zurück war, verspürte er wenig Lust, seine freie Zeit im SUN CENTER zu verbringen. Er schaute kurz im DESTINY NIGHT vorbei, doch um diese relativ frühe Stunde war dort noch nicht allzu viel los. Also bummelte er ziellos am Strand entlang und hing einfach nur seinen Gedanken nach. Aber so sehr er sich auch bemühte, an etwas Unverfängliches zu denken, jeder neue Gedanke wanderte genau wie heute Morgen stets in ein- und dieselbe Richtung.
Er sah vor seinem geistigen Auge lange, seidige Locken, rehbraune Augen und er hatte unaufhörlich eine Stimme im Ohr, deren Klang so einzigartig sexy war, dass ihm jedes einzelne Wort unter die Haut ging.
Schließlich blieb er stehen und atmete tief durch.
„Oh Gott, Selina“, stöhnte er und verdrehte entnervt die Augen. „Du machst mich komplett verrückt!“
Die Dämmerung brach hier an der Küste unwahrscheinlich schnell herein. Kaum verschwand die Sonne am Horizont, senkte sich die Dunkelheit sogleich wie ein schwarzes Tuch über Meer und Küste. Trotzdem fühlte man sich auch um diese Zeit nie allein am Strand, das Rauschen und die Bewegung der Wellen waren stetige Begleiter.
Jason starrte gedankenverloren auf den hellen Streifen, in dem der Himmel dicht über dem Horizont das letzte Licht des Tages festzuhalten schien, als er plötzlich aus dem Augenwinkel heraus eine ungewöhnliche Bewegung wahrnahm. Er schaute genauer hin, und obwohl seine Augen in dieser Entfernung das Dämmerlicht kaum zu durchdringen vermochten, sah er doch deutlich, wie jemand zielstrebig ins Wasser watete und kurz darauf in den Wellen verschwunden war.
„Verdammt, das darf doch nicht wahr sein!“, schimpfte er wütend. Die Strömungen hier waren unberechenbar! Immer wieder wurde öffentlich davor gewarnt, aber nein…
„Was für ein Vollidiot muss denn um diese Zeit noch ein Bad nehmen?“
Er rannte los, hin zu der Stelle, wo er den waghalsigen Schwimmer vor ein paar Sekunden gesehen hatte. Unverwandt auf die Wellen starrend entdeckte er Bruchteile von Sekunden lang, wie jemand dazwischen auftauchte und gleich darauf wieder aus seinem Blickfeld verschwand.
„He!“, schrie er, so laut er konnte. „Kommen Sie sofort zurück!“ Doch so sehr er sich auch bemühte, seine Stimme kam gegen das Rauschen der Brandung nicht an.
„Warum zum Teufel passiert so etwas immer mir?“, fluchte er wutentbrannt, während er in fliegender Eile Shirt und Schuhe auszog und sich in die Fluten stürzte, um den leichtsinnigen Schwimmer ans sichere Ufer zurückzuholen.
Ein paar Mal verlor er den „Selbstmörder“, wie er den Unbekannten in Gedanken nannte, in der Dunkelheit aus den Augen, doch dann endlich hatte er es geschafft, sich zwischen den immer höher werdenden Wellen an ihn heranzuarbeiten. Kurzentschlossen und ohne Vorwarnung packte er zu.
Ein wütender Aufschrei, den die tosende Brandung fast verschluckte, war die Antwort.
„Loslassen! Hilfe!“
Der Unbekannte wehrte sich, doch gegen Jasons geübten Griff hatte er keine Chance. Sekunden später hatte er den nächtlichen Schwimmer unter Kontrolle, und die beiden sahen sich ins Gesicht.
„Selina?“, rief Jason total verblüfft, als er erkannte, wen er da vor sich hatte. Sie antwortete nicht, starrte ihn nur ebenso fassungslos an.
Geistesgegenwärtig machte er eine Kopfbewegung in Richtung Strand.
„Raus hier!“, brüllte er gegen das Tosen der Wellen.
Selina war viel zu überrascht, um sich zu wehren. Willig ließ sie zu, dass er mit ihr zusammen zurückschwamm. Erst als sie beide wieder festen Boden unter den Füßen spürten, lockerte er seinen Griff und hielt an.
„Was hast du dir bloß dabei gedacht?“, wetterte er los. „Weißt du denn nicht, wie gefährlich so etwas im Dunkeln ist? Die Strömungen hier sind unberechenbar!“
„Ich war so durcheinander und wollte nur ein wenig schwimmen, um den Kopf frei zu bekommen“, verteidigte sie sich und zitterte vor Kälte und vor Schreck. Sie schlang die Arme um ihren halbnackten Oberkörper, wandte sich ab und watete zum nahen Ufer. Jason folgte ihr und hatte sie schnell eingeholt.
„Selina, warte...“
Zögernd drehte sie sich um und sah gleichzeitig verlegen an sich herunter. Sie trug nur diese dünne Unterwäsche, die klatschnass an ihr klebte wie eine zweite Haut und mehr offenbarte, als sie verbarg.
„Tut mir leid, wenn ich dir einen Schreck eingejagt habe, aber wie schon gesagt, ich brauchte dringend eine Abkühlung“, sagte sie schuldbewusst. „Ich weiß, das war dumm von mir.“
„Oh ja, das war es wirklich! Du hattest Glück, dass ich zufällig gerade in der Nähe war. Nimm das nächste Mal eine kalte Dusche, wenn du unbedingt Abkühlung brauchst.“ erwiderte er, noch immer verärgert. Er blieb ganz dicht vor ihr stehen und als er sah, wie sie zitterte, verrauchte seine Wut imnu. Sacht zog er sie in seine Arme.
„Ist ja gut, komm her...“
Sie gab ihrem Gefühl einen Augenblick lang nach und lehnte sich an ihn. Während sie erschöpft die Augen schloss, spürte sie, wie seine Hände zärtlich ihren Rücken streichelten, und als sie schließlich wieder den Kopf hob, waren sie beide einander ganz nah. Sie konnte seinen Atem auf ihren Wangen spüren und sah trotz der Dunkelheit dieses besondere Leuchten in seinen Augen.
Der letzte Funke Verstand, der in diesem Augenblick noch in ihrem Kopf zu existieren schien, brachte sie plötzlich auf einen Schlag zur Besinnung.
„Geh weg!“, rief sie, stieß ihn mit beiden Händen gegen die Brust, so dass er sie erschrocken losließ und zurücktaumelte. So schnell sie konnte watete sie aus dem Wasser. So schnell sie konnte sprang sie, nass wie sie war, in Jeans und Shirt, raffte ihre übrigen Sachen zusammen und verließ fluchtartig den Strand, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzusehen.
CEC Corporation
Alli war am nächsten Morgen früher als sonst ins Büro gegangen. Sie musste sich unbedingt Gewissheit darüber verschaffen, um wen es sich bei dem geheimnisvollen Besucher handelte, der ihr hier in der Firma bereits zweimal über den Weg gelaufen war. Vor allem, wen hatte er besucht? Er war aus dem Lift gestiegen, der als einziger in die Chefetage führte. Also war er oben bei George gewesen, denn der hatte am Freitag den ganzen Tag im Büro zu tun gehabt.
David war erst später dazugekommen.
Oder?
Moment mal!
Alli zog nachdenklich die Stirn in Falten. Als sie nach der Begegnung mit dem Unbekannten nach oben fuhr, war David ebenfalls bereits dagewesen, obwohl sie ihn an diesem Tag erst am Nachmittag zurückerwartete!
Hatte er sich am Ende vielleicht mit dem Mann getroffen?
Entschlossen trat sie an den Empfangstresen.
Die junge Frau, die dort arbeitete, lächelte sie erwartungsvoll an.
„Hallo! Was kann ich für Sie tun?“
„Ich... ähm, ich brauche bitte eine Auskunft von Ihnen...“ Sie warf kurz einen Blick auf das Namensschildchen, das die Angestellte trug und beugte sich vertraulich über den Tresen. „Brooke... die Sache ist mir etwas unangenehm. Kann ich mich auf Ihre Diskretion verlassen?“
Brooke nickte eifrig. Wissbegierig beugte sie sich nach vorn.
„Sie sind die neue persönliche Assistentin von Mister Edwards, nicht wahr?“
„Richtig. Allison Tyler“, stellte Alli sich namentlich vor. „Bitte nennen Sie mich Alli.“
Brooke nickte freundlich.
„Gerne.“
„Also, die Sache ist die“, begann Alli absichtlich etwas umständlich. „Wie Sie wissen, arbeite ich noch nicht sehr lange für Mister Edwards, und er legt großen Wert auf Gewissenhaftigkeit. Tja, und da ist mir am letzten Freitag eine dumme Sache passiert.“
„Ach ja?“ Neugier blitzte in Brookes Augen auf. „Was denn?“
Alli sah sich kurz um, als wolle sie sich vergewissern, dass sie auch wirklich niemand hören konnte.
„Ich war gegen Mittag auf der Baustelle, um einige Unterlagen zu holen. Währenddessen hatte mein Boss einen Termin mit einem Klienten. Mister Edwards hat mich nun beauftragt, diesen Klienten gleich heute Morgen anzurufen, um ihm etwas auszurichten.“
„Ja, und?“
Alli vermeinte eine gewisse Enttäuschung aus Brookes Stimme herauszuhören. Sicher hatte diese gehofft, irgendeine weitaus pikantere Story zu hören.
„Na ja“, meinte sie und verzog das Gesicht. „Ich habe den Namen des Klienten vergessen, und auf meiner Liste stehen zwei Telefonnummern, die ich nicht zuordnen kann. Wenn ich nun den falschen Mann anrufe, bin ich blamiert bis auf die Knochen! Könnten Sie vielleicht mal in Ihrer Anmeldeliste nachsehen, wer am Freitag um die Mittagszeit zu uns in die Chefetage gefahren ist?“
Jetzt sah Brooke tief enttäuscht aus.
„Ist das alles?“
Alli nickte mit einem entschuldigenden Lächeln, worauf die Angestellte schließlich grinste und endlich nach ihrem dicken Anmeldebuch griff.
„Okay, dann werde ich mal nachschauen... Freitag sagten Sie?“ Sie blätterte so eifrig, als sei besagter Tag bereits Monate her.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Mister Edwards so streng ist“, säuselte sie, während sie die Anmeldungen durchging. „Er wirkt immer so charmant, und dabei sieht er auch noch umwerfend gut aus!“
„Oh, er ist auch wirklich nett, aber eben auch sehr korrekt“, beeilte sich Alli zu sagen.
„Ah ja, da haben wir`s. Sie haben Glück, am Freitag war um die Mittagszeit nur ein einziger Besucher oben, ein Mister Travis.“
„Groß, schlanke Gestalt, dunkler Anzug, Sonnenbrille?“, fasste Alli atemlos zusammen. Brooke nickte bestätigend.
„Genau. Ein etwas komischer Vogel, wenn Sie mich fragen. Dem möchte ich nicht im Dunkeln begegnen!“
`Ich auch nicht`, dachte Alli und setzte ihr schönstes Lächeln auf. „Vielen Dank, Brooke! Sie haben etwas gut bei mir!“
Die junge Frau sah ihr irritiert nach.
„Ja aber… Alli, warten Sie! Der war doch gar nicht mit Ihrem Boss verabredet, sondern mit Mister Carrington!“
Alli lächelte unbemerkt, als sich die Türen vom Lift schlossen. Für den Augenblick wusste sie, was sie wissen musste.
SUN CENTER
„Guten Morgen!“
Obwohl eine fast schlaflose Nacht hinter ihr lag, versuchte Selina ihrer Stimme einen unbeschwerten Klang zu geben. „Ich brauche dringend einen Kaffee, sonst ist der Tag heute gelaufen!“
Jason und Tom saßen am Tisch und ließen sich ihr Frühstück schmecken.
„Da hast du echt Glück“, erwiderte Tom und wies auf die Kaffeemaschine. „Ist ganz frisch.“
Selina nahm eine Tasse aus dem Schrank, goss sich ein und setzte sich zu den beiden.
„Na, alles klar?“, fragte Jason beiläufig, während er eine Brötchenhälfte mit Butter bestrich. Die Sache gestern Abend hatte ihn die halbe Nacht beschäftigt. Was war nur mit ihr los gewesen?
„Ja, ich habe nur schlecht geschlafen.“ Selina nickte kurz und nippte an ihrem Kaffee.
Nein, eigentlich war überhaupt nichts klar, ganz im Gegenteil! Nachdem sie gestern vom Strand gekommen war, hatte sie noch stundenlang wachgelegen und ergebnislos über ihre Beziehung zu Nick nachgegrübelt. Irgendwann gegen Morgen war sie dann eingeschlafen, und sie hatte geträumt. Der Traum war sehr intensiv und ziemlich erotisch gewesen, und um nichts in der Welt würde sie in diesem Augenblick zugeben, dass nicht Nick sie in ihrer Phantasie in den Armen gehalten hatte, sondern der Mann, der ihr in diesem Augenblick am Frühstückstisch gegenübersaß. Sie wagte kaum ihn anzusehen, aus Angst, er könnte es in ihren Augen lesen.
„Magst du gar nichts frühstücken?“, fragte Jason just in diesem Augenblick und schob ihr den Brötchenkorb hin.
„Danke, ich bin nicht hungrig. Ich brauche nur Kaffee.“
„Aber nachher am Strand wirst du kaum Gelegenheit haben etwas zu essen“, gab er hartnäckig zu bedenken.
„Ich werde heute erst etwas später zum Strand kommen. Ich muss vorher noch etwas erledigen“, antwortete sie und fügte hastig hinzu: „In der Redaktion.“
„Okay.“ Jason nickte. „Du weißt ja, wo du uns findest. Auf dem Turm, im Wasser oder inmitten neugieriger Badegäste.“
Selina rang sich ein Lächeln ab und stand auf.
„Ja klar. Ich muss los.“
„Wo ist denn dein Herr Doktor eigentlich abgeblieben?“, erkundigte sich Tom neugierig. Selina war bereits an der Tür und drehte sich zögernd um.
„Er… er hatte Nachtdienst und arbeitet sicher wieder länger.“
„Aha.“ Tom schob sich ein Stück Brötchen in den Mund. „Und dazu hat er seine Reisetasche mitgenommen?“
Verflixt! Er hatte Nick also gesehen, als er das Haus verlassen hatte. Auch das noch!
„Na ja, wisst ihr, das ist so eine Eigenart von ihm. Er muss die neuen Erkenntnisse, die er auf dem Kongress gewonnen hat, erst einmal verarbeiten, und er macht sich immer sehr viele Notizen. Dazu braucht er Ruhe, und die hat er hier nicht. Also hat er sich ins Hotel zurückgezogen, so ein oder zwei Tage.“ Etwas hilflos hob sie die Schultern, als sie bemerkte, dass Jason sie über den Rand der Kaffeetasse hinweg prüfend anblickte. „Er nimmt sich so eine Art Auszeit für seine Arbeit, das hat er schon damals in Chicago hin und wieder getan“, sah sie sich genötigt, die Sache zu erklären, aber selbst in ihren Ohren klang diese Erklärung total unsinnig.
Das schien wohl auch Tom so zu empfinden, denn er wollte etwas erwidern, bekam jedoch in diesem Augenblick von Jason einen Tritt ans Schienenbein.
„Aua!“
„Kau gefälligst erst mal runter, bevor du hier herumsabberst! Ab hundert Gramm wird`s unverständlich!“
Sein Mitbewohner verkniff sich ein Grinsen.
„Ja, das kann ich gut verstehen. Hier in diesem chaotischen Haushalt ist es immer etwas lauter als anderswo“, lenkte er, an Selina gewandt, versöhnlich ein.
Mit einem noch immer unsicheren Blick auf Jason griff diese rasch nach ihrer Tasche und der Kamera.
„Wir sehen uns dann später!“
„Verstehst du das?“, fragte Tom, als sie gegangen war.
Jason hob nur scheinbar gleichgültig die Schultern.
„Ist mir egal. Ich muss es ja nicht verstehen. Mein Chef ist zuweilen eben etwas eigenartig.“ Er stand auf und stellte sein Geschirr in die Spüle, während sich in seinem Kopf die Gedanken überschlugen.
Sollte der Doc etwa ausgezogen sein? War Selina deshalb so durcheinander und nervös? Er spürte Toms Blick und nickte ihm auffordernd zu.
„Na komm, erheb dich, wir müssen langsam los!“
Tom verdrehte die Augen und gähnte ungeniert.
„Wenn ich daran denke, dass ich heute bis zum Abend auf dem Turm hocke! Du hast es gut, du gehst ab Mittag in die Klinik.“
„Ich wüsste nicht, was daran gut ist“, erwiderte Jason genervt. „Bleibt nur zu hoffen, dass seine Eminenz, der unfehlbare Dr. Stevenson bis dahin Feierabend hat und irgendwo in einer stillen, dunklen Ecke über seinen Kongressergebnissen brütet! Ich werde ihn dabei ganz bestimmt nicht stören.“
CEC Corporation
Alli betrat die Chefetage und stellte erleichtert fest, dass sie heute Morgen als Erste hier war. Brenda hatte irgendetwas von einem wichtigen privaten Termin erwähnt, und auch David und George schienen noch nicht anwesend zu sein. Das war günstig.
Sie setzte sich an den PC und gab Georges geheimes Passwort ein. Sorgfältig durchsuchte sie seine Dateien nach einem Mann namens Travis, doch der Name tauchte kein einziges Mal auf. Auch unter Raves war nichts zu finden.
Sollte sie sich vielleicht doch geirrt haben?
`Es war nur eine zufällige Ähnlichkeit`, versuchte sie sich einzureden, als sie Georges Dateien sorgsam schloss und sich in ihr eigenes Schreibprogramm einloggte. Aber ihr Gefühl signalisierte ihr überdeutlich, dass sie sich gar nicht hatte täuschen können, denn das Gesicht und die Gestalt dieses Mannes waren für alle Zeit unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt.
Gedankenverloren starrte Alli auf den Bildschirm vor sich. Sie wusste, sie saß hier wie auf einem Pulverfass, und wenn sie wirklich bleiben wollte, musste sie vorsichtiger sein denn je.
Als sie wenig später Davids Büro betrat und die Unterlagen durchsah, die sie ihm bereits vor ein paar Tagen zur Unterschrift vorgelegt hatte, bemerkte sie, dass er nicht eines der Dokumente unterzeichnet hatte. Auch unter den Briefen, die er ihr bereits Anfang vergangener Woche diktiert hatte, und die mittlerweile ordentlich geschrieben und fertig zum Abschicken in einer Mappe lagen, fehlte seine Unterschrift.
Irritiert nahm sie die Schriftstücke mit nach draußen. Sollte ihr Boss irgendwelche Fehler entdeckt haben? War er vielleicht mit ihrer Arbeit nicht zufrieden?
Beunruhigt begann sie noch einmal alles durchzusehen. Während sie Blatt für Blatt kontrollierte und dann beiseite legte, fiel irgendwo zwischen den Dokumenten ein kleiner Notizzettel heraus.
„Treffen mit Renee, Donnerstagvormittag South Bay Street“
Erstaunt zog Alli die Stirn in Falten.
Renee?
War das nicht diese hübsche Blondine, die neulich unangemeldet in sein Büro geplatzt war? Traf sich David etwa hinter Kates Rücken mit einer anderen Frau? Diese Renee und er, sie hatten den Eindruck erweckt, als kannten sie sich schon lange.
Sie saß eine ganze Weile nur da, starrte auf den Zettel vor sich und grübelte nach. Dann begann sie geschäftig in einer ihrer Schreibtischschubladen zu wühlen. Als sie endlich fand, wonach sie gesucht hatte, stutzte sie.
„Also doch!“
Sie griff nach dem Telefon und wählte Jacks Nummer in der Security- Zentrale.
„Hast du einen Augenblick Zeit für mich?“, fragte sie, als er sich meldete. „Okay, ich bin in ein paar Minuten unten in deinem Büro. Es gibt da etwas, worüber wir uns dringend unterhalten sollten!“