Die Konferenz schien so langweilig, wie ich es erwartet hatte. Zum Glück war mein Jörg da, so wurden es wenigstens meine Nächte nicht. Dass ausgerechnet Willi jedoch für eine gewisse Aufregung sorgte, war mehr als unerwartet. Wieso? Aber immer schön der Reihe nach:
Zuerst die Angelegenheit mit seiner jüngsten Tochter Johanna. Nun ja, Ma hatte mir mal die Geschichte von Blondi, Willis Frau, erzählt. Dass Johanna jetzt ausgerechnet in die gleichen Fußstapfen geriet, war schon Pech – fragt sich nur für wen. Mir kam es gleich so vor, als hätte das arme Mädchen nur den falschen Einstieg erwischt. Irgendwie war es bei mir ja ähnlich. Als ob es nicht genug Männer gäbe, musste ich mich doch ausgerechnet in meinen ältesten Halbbruder verlieben? Das Schlimme daran, ich ahnte die Verwandtschaft ja nicht einmal. Was damals geschah? Das ist längst vergessen. Aber Johanna fand ich so nett, dass ich ihr helfen wollte. Blondi (inzwischen darf ich die Tante weglassen), war sogar mit meiner Hilfe einverstanden.
Das Erste war ein langes Gespräch zwischen Johanna und mir. Es musste erst einmal Vertrauen her. Dazu fielen mir gleich zwei Wege ein, der Zweite war die Höhle. Ich war sowieso etwas aufgeheizt, von Jörg noch, also kam ich gleich zur Sache, als Johanna in mein Zimmer kam. Jörg hatte ich für vier Stunden fortgejagt. Frauengespräche, erklärte ich ihm. Nichts für Männerohren.
„Du weißt ja“, beginne ich unser Gespräch, als wir in der Sitzecke in meinem Zimmer Platz genommen haben. „Deine Eltern stellen sich derzeit genau so blöd an wie meine damals auch, als ich in deinem Alter war. Nur war es bei mir einer meiner Brüder.“
„Oh“, kichert Johanna verlegen und nahm die Hände vor den Mund. „Das ist ja noch schlimmer …“
„Reden wir über Aktuelleres. Mit wie vielen bist du denn zu Sache gekommen …?“
„Aber nichts Mutti sagen, die weiß nur dass, sonst nichts“, werde ich gebeten.
„Hältst du mich für ne Petze?“, tue ich erbost.
„Mit Dreien“, gibt Johanna nach kurzer Pause zu.
„Und wie war’s“, dringt nun doch meine Neugierde durch.
„Mit dem ersten Scheiße. Na ja, es war halt mein Erster überhaupt. Ich hatte mir das viel schöner vorgestellt. Romantischer. Aber es war nur unangenehm. Bei dir war es sicher kaum besser?“
„Bei mir war es romantisch“, muss ich ihr diesen Zahn ziehen.
„Scheiße“, ist alles, was ich höre. „Hast du nicht geblutet und danach tat dir alles weh?“, fragt meine kleine Freundin dann doch.
„Nun ja“, muss ich zugeben. „Ein bisschen geblutet hab’ ich auch. Er war aber, als wir danach unter die Dusche gingen, sehr lieb und zart zu mir. Erst danach ging es los – und das ist noch heute einen Traum wert.“
„Und bei mir kam sofort Nummer zwei und Nummer drei – und danach die Bullen, die im Auftrag der Eltern nach mir suchten“, jetzt fließen sogar noch Tränen, die ihr in Bächen die Wangen herunter laufen.
Ich nehme Johanna tröstend in den Arm. Zum Glück schnieft sie bald nur noch.
„Und seither hast du nicht mehr?“, will ich es genau wissen.
„Neee“, kommt es eher verzweifelt.
„Du musstest also selbst ran, um den Frust zu umgehen?“
„Jaaa…“, kommt ein sehr gequältes Zugeständnis. „Dabei juckt sie jetzt ständig. Sie will, ich nicht --- und die Eltern gleich gar nicht.“
„Und hast du keinen Freund? Mit Jungs kanntest du dich doch schon aus“, wage ich vorsichtig zu fragen.
„Neee, Mutti passte verflucht auf mich auf!“
„Noch nie vorher mit ‘nem Jungen rumgemacht?“, frage ich jetzt doch ein wenig verwirrt.
„Das ist es ja“, greint das Mädchen schon wieder. „Meine um so viel ältere Schwester erzählte mir mal, wie viel Spaß sie mit ihrem festen Freund hat. Sie war ja schon achtzehn. Nun, ich fand ‘nen Schulkameraden ganz nett. Ich war alleine zu Hause und schleppte ihn mit. Nun ja, wir waren beide neugierig. Ich sah zum ersten Mal, dass dieses Gehänge, das die Männer zwischen den Beinen haben, auch ganz anders aussehen kann. Und als er an meinem gerade hervorquellenden Busen spielte, das fand ich sehr schön.“
„Weiter seid ihr nicht gekommen?“, hake ich nach.
„Doch!“, gibt sie zu. „Kaum eine Woche später war ich wieder alleine zuhause. Ich rief ihn an. Er kam. Nun und dann …“
„Was?“, drängt mich meine Neugierde dazu, weiter in die Tiefe zu gehen.
„Nun ja“, seufzt sie wohl in Erinnerung. „Wir waren bald nackt und getrauten uns an erste Forschungen. Er hatte etwas Ahnung und ging mir gleich zwischen die Beine. Ich fand es herrlich. Ich hatte ja kaum Ahnung …“
„Du hast doch ne große Schwester, warum hast du die einfach nicht gefragt“, wundere ich mich nun doch etwas.
„Die hat sich später leider in der Beziehung nie mehr um mich gekümmert. Von der hörte ich höchstens mal, was mit ihrem Freund war. Als ich das erste Mal blutete, war es Mutti, die mir sagte, was Sache ist. Dabei warnte sie mich vor Männern. Das hielt ja auch ein paar Jahre. Dann hatte ich so ein inneres Gefühl und getraute mich mit Klaus ...“
„Na immerhin“, tröste ich sie. „Und wie war‘s?“
„Nun ja“, sagt Johanna, jetzt mit einem winzigen Lächeln um die Lippen. „Ich bekam erstmals dieses unheimlich gute Gefühl. Nur zu blöde, Klaus musste mir erst zeigen, wie es richtig geht. Er arbeite sogar … ahm …“
„Mit der Zunge an dir“, vollende ich Johannas Satz. Ich muss jetzt doch lächeln, als ich das glückliche Gesicht meiner jungen Freundin sehe, die da so in Erinnerungen schwelgt.
„Ja“, kommt es fast wie erlöst. „Ich fand es schön, aber ob es normal war? Mutti konnte ich schlecht fragen und meine Schwester? Ich getraute mich nicht. Als dann Klaus mich dazu brachte, auch an ihm zu lutschen … Ich war zu allem bereit …“
„Na prima. Das war doch sicher ein Erlebnis für dich?“
„Neee“, gurgelt ein tiefer Seufzer aus ihrer Kehle. „Plötzlich ging die Türe auf, Mutti stand da und schrie. Klaus erschrak und spritzte mich mit Sperma voll. Vor Schreck schluckte ich einen Teil davon.“
„Oh weh“, seufze jetzt auch ich. „Das war sicher peinlich?“
„Peinlich?“, Johanna verdreht die Augen. „Ich ging eine Woche nicht in die Schule, sondern blieb im Bett, so sehr habe ich mich geschämt.“
„Na so schlimm war es doch auch nicht“, zeige ich Mitgefühl.
„Dachte ich in meiner Unbedarftheit damals auch. Aber Mutti schimpfte gewaltig. Zuerst warf sie Klaus raus, dann bekam ich ‘ne Standpauke, von wegen noch nicht mal sechzehn und schon …“
„Ach so jung warst du da noch. Nun ja, Bescheid wusste ich in diesem Alter ja schon. Wir hatten ein klasse Kindermädchen. Und da wir hier in Italien ja nur nackt badeten, waren Männer kein Geheimnis. Allerdings, so reges Interesse hatte ich damals noch nicht.“
„Bei mir wurde es dafür halt immer größer. Vielleicht einfach, weil es verboten war. Ich konnte mich ein Jahr später noch einmal mit einem Jungen verabreden. Draußen, im Sommer. Es war … na ja, ein bisschen nett, bis er wollte. Das traute ich mich dann aber doch noch nicht“, geht Johanna immer vertrauter aus sich heraus. „Ja, und dann wurde der Wunsch halt immer größer in mir. Inzwischen wusste ich natürlich längst, wie ich mir die guten Gefühle selbst --- machst du denn das auch?“, fragt sie ganz unerwartet.
„Na sicher doch“, muss ich nun doch gestehen. „Bei jeder Gelegenheit, vor allem wenn mein Verlobter nicht da ist.“
„Ahh“, seufzt Johanna fast erleichtert. „Wenigsten damit scheine ich nicht abartig zu sein, wie Mutti sagen würde.“
„Ich fürchte, da müssen wir gleich eine Lösung finden, damit du nicht völlig aus der Spur gerätst“, ist alles, was mir dazu einfällt. „Ich fürchte, da hilft erstmal mehr Zuwendung und dann ein vernünftiger Mann.“
„Wie meinst du das“, fragt sie mit großen Augen.
„Ich denke mal, wir schmusen jetzt erst einmal eine Runde“, antworte ich und gehe demonstrativ zur Türe, um abzuschließen.
„Wir?“, kommt Johannas nächste Frage.
„Ja sicher. Sex zwischen Frauen ist doch nichts Ungewöhnliches. Hattest du das mit deiner Schwester nie? Es hilft vor allem, um von jeglichem Stress runter zu kommen.“
Der Einfachheit beginne ich mich auszuziehen. Johanna schaut mir erst etwas bedrückt zu, dann kommt auch bei ihr Freude auf, als sie meine gut getrimmte und rasierte Muschi sieht. Nur oben hatte ich noch ein dünnes rotes V.
„Du darfst sie anfassen“, genehmige ich, ihrem verlangenden Blick folgend.
„Ja?“, vergewissert sie sich noch mal.
Aber mit Anfassen war nichts. Sie tut Seltsames, sie riecht daran. Das scheint sie jedoch zu beruhigen, denn sie meint, mit einem fetten Grinsen im Gesicht: „Und ich dachte, nur meine riecht so. Der Eine sagte nämlich, ich stänke da …“
Ich will es kurz machen, Johanna und ich genossen die nächste Stunde …
Johanna ist so anschmiegsam und liebebedürftig, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Sie kommt voll auf ihre Kosten, ich auch, das will ich zugeben. Es ist, als wären wir ein eingespieltes Team. Einen Mann vermissen wir jetzt nicht, im Gegenteil.
„Sie juckt gar nicht mehr?“, kommt zum Abschluss, etwas außer Atem, die Frage. „Bin ich jetzt ne Lesbe?“, will sie dann noch etwas ängstlich wissen.
Es dauert ein Weilchen, bis ich ihr Halbwissen beseitigt habe. Zum Schluss verspreche ich ihr noch, das mit den Männern würden wir auch hinzubekommen. Bis meine ganze Seelenbehandlung jedoch zu Ende sei, solle sie Vater und Mutter jedoch nichts sagen. Ich bin mir völlig darüber klar, die würden sehr gegen meine Tätigkeit sein. Das begreift Johanna sofort.
Eigentlich will ich mit meiner neuen Freundin am nächsten Tag in die Höhle. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Tagsüber muss ich ja zur Konferenz. Und was erfahre ich am Abend? Fast alles über diesen verrückten Kostümball. Was mich betrifft, steht sofort fest, da werde ich mitspielen. Vorsichtshalber schleiche ich mich schon mal ein und besorge Kostüme und Masken.
Dann kommen mir schon wieder zwei abstruse Ideen: Ich würde Johanna, gut verkleidet, dort einschleusen. Im Gegensatz zur Höhle soll es dort ja hell sein. Das könnte ihr womöglich zusätzliche Angst nehmen. Und ich? Zugegeben, ich will mir einen lang gehegten Wunsch erfüllen. Der mich vielleicht endlich, von meinem Drang zu Männern etwas herunterbringen könnte. Inzwischen habe ich es ja mit gut einem Dutzend Kerle mit mehr oder weniger Erfolg getrieben. Leider ließ ich mich dabei jedes Mal viel zu sehr von meinen eigenen Gefühlen leiten. Hier bietet sich für mich eine völlig verrückte Möglichkeit, einmal viele Männer kennen zu lernen, die sich nicht im Dunkel anschlichen – und mit ihnen umzugehen, wie ich es wollte, ohne ihn große Gefühle auszubrechen.
Natürlich dürfen wir, Johanna und ich, nicht erkannt werden. Die Masken sind zwar gut, aber nicht ausreichend. Morgen früh werde ich erst einmal in die Stadt fahren.