Jörg und ich konnten dank Mikel noch knapp zwei Wochen Urlaub an meinen Arbeitsaufenthalt in Afrika anhängen. Diese unerwartete Urlaubsverlängerung hatte natürlich viel Vorteile - mit am Vergnüglichsten wurde aber der Rückflug nach Europa. Die Hochzeit meines Zwillingsbruders in Innsbruck war ja angesagt, zu der natürlich auch Mebina und Ismael eingeladen waren. Die Kinder kamen natürlich mit. Das erwartete Gequengel der beiden quirligen Knirpse bei dem langen Flug blieb aus. Mebina hatte vorsorglich eine der schwarzen Kinderfrauen mitgenommen, die die Zwei betreute. Wir Erwachsenen konnten den Tagflug aber mit vergnüglichem Gerede verbringen - wer will schon am Tag schlafen.
Am Flughafen in Neapel werden wir natürlich von einem der Chauffeure des Fotoparks erwartet. Schnell ist das wenige Gepäck verstaut und dann geht auch es schon los in Richtung Fotopark, der etwas außerhalb Neapels liegt.
Die Kinder, munter wie Derwische, hatten etwas zum Staunen, große Häuser noch und noch. In der Savanne gibt es das halt nicht. Nun hüpfen Mogwli und Marni aufgeregt auf ihren Sitzen herum. Es ist für sie das erste Mal, dass sie außerhalb Afrikas unterwegs sind. Sie bestaunen jedes Auto, das an uns vorbei fährt und die vielen Touristen, die auf den Straßen der Stadt unterwegs sind. Laut plappernd schauen sie aus dem Wagenfenster.
Im Fotopark erwartet uns Pa schon. Er begrüßt vor allem Ismael und Mebina ganz herzlich, haben sie sich doch lange Zeit nicht sehen können. Auch die Enkelkinder werden gedrückt. Als Ma dazu kommt, beginnt die Prozedur noch einmal von vorne. Die kleine Marni wird ganz besonders von ihr abgebusselt. Wie es scheint, wird die Kleine ihr ganz besonderer Liebling. Ich grinse nur darüber und denke, ob wir irgendwann auch mal so sein werden, wenn Jörg und ich mal Oma und Opa sind.
Jörg und ich verkrümeln uns bald in unsere Suite. Wir müssen erst einmal kurz verschnaufen, ehe wir uns in den Trubel des Fotoparks stürzen.
Von Mikel hatte ich leider bisher auch noch nichts gehört, meine Arbeit betreffend. Ich werde ihn werde mal anrufen und nach dem Stand der Dinge befragen. So ganz schlecht wird meine Reportage nicht angekommen sein, sonst hätte er noch in Afrika angerufen. So wie ich weiß, sollte sie gleich in der nächsten Ausgabe des Magazins veröffentlicht worden sein.
Ismael berichtete mir, kurz bevor wir nach Neapel geflogen sind, dass schon mehrere Buchungen aufgrund meines Artikels in Mikels Magazin gekommen sind.
Ich lasse bei der kleinen Ruhepause noch einmal unseren Aufenthalt in der Marula-Treetop-Lodge in meinem Kopf Revue passieren. Wenn Crazy Mama recht haben sollte, müsste ich in etwa drei Wochen Gewissheit haben. Allerdings würde ich es am liebsten sofort wissen. Sehr geduldig war ich noch nie, aber dieses Mal muss ich es wohl sein.
Als Jörg meine Gedanken hinterfragt und ich ihm diese gestehe, grinst er nur.
„Mein ungeduldiger Schatz“, scherzt er.
„Meinst du, dass Crazy Mama recht behält?“, rätsele ich ungeduldig.
„Na, wenn man an solchen nicht Zauber glaubt, hoffe ich es doch“, lacht Jörg. Er wirft sich neben mich auf das Bett und streckt alle viere von sich.
Es klopft an unsere Tür. Nach einem herein, kommt Mebina ins Zimmer.
„Na ihr habt es gut“, meint sie zu uns, als sie uns so auf dem Bett liegen sieht.
„Wo sind denn die Kinder?“, will ich wissen.
„Die Nanny kümmert sich um die beiden, nachdem Ma und Pa sie endlich aus ihren Fängen gelassen haben“, antwortet Mebina. „Die beiden Wusel sind ganz schön kaputt von der Reise, ihr Gequengle war zwar im Flugzeug noch zu ertragen, jetzt ist es wohl kaum noch zu verhindern. Die beiden sind übermüdet. Zum Glück waren sie auf der Fahrt vom Flughafen hierher abgelenkt genug. Das Neue war wohl zu interessant für sie, dass sie gar nicht ans Quengeln dachten.“
„Das steht mir auch noch bevor“, sage ich lächelnd zu Mebina. „Crazy Mama hat mir weissagte, ich wäre schon schwanger“, eröffne ich meiner Schwägerin.
„Huch, das ging dann aber schnell“, freut diese sich. „Da kann man ja gratulieren.“
„Noch ist es nicht hundert Prozent sicher“, versuche ich Mebinas Übermut zu bremsen. „Meine empfängnisbereiten Tage waren erst, ob es wirklich geklappt hat, muss ich nun abwarten. Jörg meinte, ich wäre noch nie die Geduldigste gewesen. Doch Crazy Mama wusste angeblich schon mehr, sie gab mir schon gute Ratschläge.“
„Ja, diese alte Hexe versteht ihr Handwerk schon“, lacht Mebina. „Ach ja, weswegen ich komme, Pa verlangt nach euch. Er wartet im Salon. Er möchte wegen morgen mit euch sprechen. Ismael und ich, sowie alle anderen sind auch dabei“, sagt meine Schwägerin zu uns, als sie sich an den Grund ihres Kommens erinnert.
„Wir kommen gleich“, stimme ich natürlich zu.
Als Mebina gegangen ist, treibe ich Jörg an, der immer noch faul auf dem Bett liegt. Er quält sich, den völlig Übermüdeten spielend, hoch und wir gehen nach unten in den Salon.
Neben Ma und Pa sind auch Omama und Opapa anwesend. Außerdem noch Ismael und Mebina, Mohammed mit seiner Nikita, Maiki, Kimba, Enrico, Ilse, Britta mit ihrem Egon und natürlich auch Gina und Tante Kim. Auch die anderen höheren Angestellten des Fotoparks sind dazu gekommen.
Pa klatscht in die Hände und bittet um ein wenig Ruhe. „Wir fliegen morgen Mittag ab Neapel nach Innsbruck. Der Firmenbus wird uns zum Flughafen bringen. Ilse, unsere gute Fee in Sachen Organisation hat einen kleinen Jet gemietet, mit dem wir fliegen werden. In Innsbruck werden wir im „Adler“ wohnen, Ilse hat auch dort alles organisiert. Also müsste eigentlich alles ohne allzu großen Trubel über die Bühne gehen. Die Hochzeit in der Kirche ist übermorgen. Wie es dort wird? Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Während unserer Abwesenheit wird Egon hier das Sagen haben, Britta ist seine Stellvertreterin. Der Betrieb hier wird wie gehabt weitergehen.“
Die Ankündigung wird gelassen zur Kenntnis genommen. Die Mitreisenden tangiert sie sowieso nicht.
Am nächsten Tag wird es dann wirklich ernst. Etwas Gewusel und Aufregung, bis wir vor dem Haus zusammenfinden. Der Firmenbus steht schon bereit, wir müssen nur noch einsteigen. Das Gepäck wird eben eingeräumt. Dann kann es endlich losgehen. Die Stimmung im Bus ist lustig, alle haben die beste Laune.
Am Flughafen muss ich leicht grinsen, als ich den Jet sehe, den Ilse gemietet hat. Auf Opapas Gefrotzel, ob der Kleine denn schon fliegen kann, folgt lautes Gelächter, das der Pilot, der oben an der Gangway steht, diskret überhört. Als wir einsteigen, sind wir doch alle sehr überrascht. Der Jet ist innen viel größer, als wir erwartet haben.
Der Flug nach Innsbruck verläuft ruhig. Opapa wird mit Cognac ruhiggestellt, während alle anderen den Imbiss, der gereicht wird, verspeisen. Da lässt sich Opapa allerdings auch nicht lumpen und greift mächtig zu, was Omama zu einem Grinsen veranlasst. Die Beiden kommen mir manchmal noch vor wie ein jung verliebtes Paar.
In Innsbruck werden wir auch schon erwartet, worauf natürlich Opapa wieder einen seiner Scherze loslassen muss, als er den Chauffeur mit dem Schild auf dem Gruppe Oktober steht, entdeckt. Oktober würden wir alle heißen, allerdings hätte niemand von uns den Vornamen Gruppe, was vom Fahrer, der uns abholt, mit einem Schmunzeln quittiert wird. Die anderen lachen alle über den Scherz, so kennen sie nun mal Opapa, niemals um einen lässigen Spruch verlegen.
Im Adler beziehen wir unsere Zimmer, nachdem Ilse alle eingeteilt hat. Es ist gemütlich, urig, halt österreichisch. Da ist nichts mit dem modernen Geschnörkel, das man aus den supermodernen Hotels gewöhnt ist. Doch der Service ist genau so gut. Der Oktoberklan scheint eine komplette Etage bezogen zu haben. Wir werden zuvorkommend bedient, sind wir doch gut zahlende Gäste.
„Weißt du“, beginne ich, als Jörg und ich in unserem Zimmer sind, „ich bin schon richtig aufgeregt, wie PHs Schwiegerfamilie ist. Ob sie so überkandidelt ist, wie ihr Name sagt? Die Barowskis sollen ja recht altmodisch sein. Die sollen auch nur weibliche Nachfahren haben, sodass alle Männer, die in die Familie einheiraten, den Namen Barowski mit annehmen müssen. Der kleine Anton ist der erste männliche Nachfahre der Familie. So wird er wohl wie ein Augapfel gehütet.“
„Ach, warten wir es einfach ab“, lacht mein Liebster. „Die werden uns schon nicht gleich fressen, wenn wir mal über die Stränge schlagen.“
„Na das hoffe ich doch“, sage ich, dabei eine Miene ziehend, als hätte ich in eine Zitrone gebissen.
„PH kann mir eigentlich auch etwas leidtun. Aber er liebt seine Rosie, da wird er so manches in Kauf nehmen. Immerhin haben sie ja auch schon ein Söhnchen. Als Rechtsanwalt scheint er sich auch gut in die Firma eingelebt zu haben. Gut für ihn und die Familie.“ Ein wenig stolz bin ich schon auf meinen Bruder, der es so zu etwas gebracht hat. Im jeden Fall wünsche ich ihm mit seiner Rosie nur das Beste.
Später treffen wir uns mit allen Geschwistern bei Ma und Pa im Zimmer, sogar PH und Rosie nebst Söhnchen sind anwesend. Allerdings hat Ma diesmal etwas weniger Geduld mit uns wilden Haufen. Laut gähnend komplimentiert sie uns nach einiger Zeit hinaus. Sie sei müde von der Reise, kam als Ausrede. So kenne ich Ma gar nicht, sie wird wohl wieder irgendwas Schlimmes mit Pa vorhaben, kommt mir in den Sinn. Sie grinst so komisch, als ich mich von ihr verabschiede.
Jörg und ich gehen wieder auf unser Zimmer, irgendwie ist es mir auch so, als bräuchte ich jetzt besondere Zuwendung von meinem Liebsten.
Er scheint es zu bemerken und geht sofort auf meine Avancen ein. Er nimmt sich nicht mal die Zeit, mich genüsslich zu entblättern. Im Gegenteil, er ist sogar recht wild.
„Du scheinst es nötig zu haben“, grinse ich ihn an, als er mich auf dem Bett zurechtlegt und über mich kommt. Doch willig spreize ich meine Beine und gewähre ihm Einlass. Es wird ein wenig laut im Zimmer, als ich meine Lust hinausschreie, dass Jörg mir erschrocken den Mund zuhält.
„Wir sind nicht mehr in der Marula-Treetop-Lodge in Afrika“, versucht er mein Geschrei zu dämpfen.
Doch ich bin zu scharf, um leiser zu sein. Dazu tut mein Jörg auch sein bestes. Stetig und gleichmäßig fährt sein Lustgerät in mich und bringt mich zum Glühen. Sogar als ich endlich den erlösenden Höhepunkt erlebe, hält er nicht inne, sondern macht einfach weiter, als würde ihn das alles nichts angehen. Erst als er heftiger in mich stößt und dann sein Samen in mich fließt, stöhnt er laut auf und lässt sich erschöpft auf mich fallen.
Zur gemeinschaftlichen Abendessenszeit quälen wir uns aus dem Bett. Wir machen uns kurz frisch und gehen in die Gaststube zu den anderen. Fast alle sind schon anwesend, nur Ma und Pa lassen mal wieder auf sich warten.
Der Morgen der kirchlichen Trauung war da. Ich bin selber ganz schön aufgeregt. Zwar war ich schon bei so einigen Trauungen dabei, doch dieses Mal ist es eine besonders emotionale Sache für mich. Immerhin heiratet heute mein Zwillingsbruder.
PH steht ganz vorn am Altar, als wir die Kirche betreten. Er sieht richtig stolz aus, so wie er da steht in seinem sehr festlichen Smoking. Als ihm seine Rosie in herrlicher Robe vom Brautvater überreicht wird, meine ich sogar Freudentränen bei PH zu entdecken.
Die Trauung selbst wird vom Bischof übernommen, der eine feierliche Rede hält und von den Rechten und Pflichten in der Ehe predigt. Ma bemängelt später nur, dass der kleine Anton, PHs und Rosies Sohn bei der Trauung fehlte. Der gehöre nun mal dazu, meckerte sie.
Die eigentliche Hochzeitsfeier findet erst am Abend im „Adler“ statt. Auf der Dachterrasse gibt es vorher eine Cocktailparty für geladene Gäste. Fast die ganze adlige Prominenz Österreichs ist auf der Feier vertreten, die von den Damen Barowski beäugt wird. Die Damen sitzen auf einem Podest, das fast wie ein Thron wirkt und überschauen das Geschehen. Diese Barowskis sind zwar nicht adlig, aber Geld adelt hier wohl auch. Mit Pa´s Adelstitel können sie allerdings nicht mithalten. Für mich selbst ist das eher Nebensache, obwohl mir das öfters auch Vorteile einbringt.
Ma schießt mal wieder den Vogel ab. Erscheint sie doch mit eleganter Robe und ihrem Grafendiadem, das von allen bestaunt wird. Pa´s drei Nebenfrauen sind in ähnliche Roben, wie Ma eine trägt, gekleidet. Ob sie wohl damit ausdrücken wollen, dass alle zusammengehören. Und Pa ist Hahn im Korb mit seinen Damen. Er fühlt sich sichtlich wohl.
Das Hochzeitspaar erscheint auf der Feier in etwas legerer Kleidung. Rosies, jetzt kurzes Kleid, ist der Renner. Es wird getanzt, auch wir Jungen kommen auf unsere Kosten, nachdem anfangs Musik gespielt wird, dass es einem die Fußnägel hoch kräuselt. Jetzt weiß ich auch, warum Rosies Kleid so kurz geraten ist. So konnte sie besser tanzen. Sie rockt ab, was das Zeug hält. Sogar mein Bruder PH hält da mit. Ich bin erstaunt, was er für eine kesse Sohle hinlegt mit seiner Liebsten.
Ich lasse es mir natürlich ebenfalls nicht nehmen und lege mit Jörg einen Rock ´n Roll aufs Parkett, dass den Barowski-Damen fast das Gebiss auf den Boden fällt. Ich übertreibe es jedoch nicht zu sehr, immerhin will ich die Familie nicht in schlechtes Gerede bringen. So habe nicht mal ich heute über die Stränge geschlagen, meint Pa später lächelnd zu mir. Er hätte es allerdings erwartet, dass ich das tun würde und die Susi Lovejoy heraushängen lasse. Doch diesmal hätte ich die Familie nicht in Verruf gebracht, worauf ich ihm in die Seite boxe.
Der größte Renner der ganzen Hochzeit ist allerdings der Auftritt von Udo Jürgens, da klatschen sogar die sonst so kühlen, distanzierten Barowski-Damen mit.
Die älteren Herrschaften haben sich schon längst zurückgezogen, während wir Jungen immer noch das Parkett belegen und tanzen, bis uns die Puste ausgeht.
Erst spät in der Nacht, nein, es ist schon morgen, gehen Jörg und ich in unser Zimmer, wo wir uns ermüdet in unsere Betten werfen und fast augenblicklich einschlafen. Meine letzten Gedanken sind bei PH und Rosie, die jetzt wohl ihre Hochzeitsnacht erleben.
Später am Tag werden wir sie noch einmal kurz sehen und dann geht es zurück in den Fotopark nach Italien, wo wieder Arbeit auf uns wartet. Ein wenig wehmütig bin ich schon, dass mein Bruder nun so weit weg sein wird. Aber aus der Welt wird er nicht sein. Und was heiraten anbetrifft - wenn ich tatsächlich ein Kind im Bauch habe, freue ich mich darauf.