Wie so oft löste sich der Nebel auch an diesem Tag gar nicht erst auf. Braavos hatte immer viel Nebel, doch solange der Winter Westeros in seinen Klauen hielt, war es noch schlimmer als sonst. Der Frühling war noch nicht verkündet worden und es konnte noch eine ganze Weile dauern, bis sich das änderte.
Er packte sich den nächsten Mehlsack und schleppte ihn die Anlegestelle hinab. Zwei weitere Tagelöhner waren mit derselben Arbeit beschäftigt. Sie waren angeheuert worden, damit die Schiffsbesatzung genügend Zeit hatte die Schäden auszubessern, welche dem Kahn durch einen Sturm zugefügt worden waren.
Zu dritt brauchten sie einen halben Tag für das Entladen. Am Ende bekam jeder von ihnen fünf Kupfermünzen, ein Hohn. Als sich die beiden anderen Tagelöhner lautstark beschwerten hob der Kapitän nur beschwichtigend die Arme. «Tut mir wirklich leid. Aber die Zeiten sind schwer. Ausserdem könnt ihr froh sein, dass ich überhaupt noch etwas bezahle. Viele andere Kapitäne nutzen bereits Sklaven für solche Arbeiten. Heute soll sogar ein offizieller Sklavenmarkt eröffnet werden.»
Das war wie ein Schlag in die Magengrube, für Jaqen in einer anderen Art als für die beiden anderen. Das Geld kümmerte ihn nicht. Während Hestin sich vorher noch Mühe gegeben hatte, den Sklavenhandel wenigstens noch im Verborgenen vorzunehmen, hielt er dies nun offensichtlich nicht mehr für notwendig.
Während die beiden anderen sich eine neue Arbeit für den Rest des Tages suchten, entschloss er sich den Behauptungen des Kapitäns nachzugehen. Er glaubte zwar nicht, das dieser log, aber er konnte einfach nicht glauben, dass in einer Stadt wie Braavos ein Sklavenmarkt eröffnet wurde. Waren denn wirklich alle die hier etwas zu sagen hatten so leicht käuflich oder feige?
Was der Kapitän entsprochen hatte, entsprach der Wahrheit. Ihm kam fast die Galle hoch als er sah, wie die Händler ihre «Ware» ankettete. Mehr oder weniger nackt, damit sich die Käufer einen guten Eindruck darüber machen konnten, in welcher Verfassung sich die Sklaven befanden. Natürlich waren die meisten der Sklaven nicht einheimische. Diese hatte man in die anderen Sklavenstädte verschifft, um sie in den dortigen Lagern zu brechen. Wenn es ihnen nicht irgendwie gelang Hestin weg zu schaffen, würde es solche Lager sicher auch bald in Braavos geben. Nein, diese Sklaven kamen wahrscheinlich mehrheitlich aus Astapor. Ihr Geist war so gebrochen, dass die meisten nur auf den Boden oder ins Leere starrten. Die Ausnahme bildete ein junger Mann. Offenbar war es ihm gelungen, irgendwo einen spitzen Stein aufzutreiben. Dieser hielt er nun hinter dem Rücken in den Händen und löste damit Stück für Stück seine Fesseln. Er hatte mehr Narben als die anderen, was hiess, dass er schon vorher immer zu den aufmüpfigeren Sklaven gehört hatte. Aber irgend ein Talent musste er an sich haben, sonst hätte man ihn wohl kaum so lange am Leben gelassen
Als sich die Fesseln lösten war der Gefangene klug genug, diese noch festzuhalten. Bevor er ans weglaufen denken konnte, musste er erst noch die Fussfesseln lösen. Gerne hätte Jaqen ihm irgendwie dabei geholfen, aber nicht einmal er hätte sich ungesehen bis dorthin schleichen können. Stattdessen blieb er in der Seitengasse und beobachtete, wie sich der Sklave schliesslich bückte, die Fesseln mit drei raschen Bewegungen durchtrennte und sich wieder erhob. Das war leider nicht nur durch ihn bemerkt worden und scharfe rufe hallten über den Platz.
Der Sklave wich den ersten drei Verfolgern erfolgreich aus, trotz der Gefangenschaft war er wendig. Vielleicht war es auch der schiere Überlebenswille, der ihm eine solche Schnelligkeit verlieh. Leider waren seine Gegner hoffnungslos in der Überzahl und er wurde rasch überwältigt. Er wehrte sich, bäumte sich auf, trat nach seinen Peinigern und biss einem von ihm sogar die Fingerkuppe ab.
Er verhielt sich wie ein in die Enge gedrängtes Raubtier und nicht anders behandelten ihn die Sklavenhändler. Nein, sie behandelten ihn sogar schlechter als jedes Tier. Anstatt ihn auszupeitschen, traten sie so lange auf ihn ein bis er seine Gegenwehr aufgab und reglos im Staub liegen blieb. Mit etwas Glück war er tot.
Ohne es zu merken hatte er die Hand um den Griff eines der verborgenen Messer gelegt, welche er bei sich trug. Selbst als er es merkte, löste er die Hand noch nicht sofort. Er wusste, dass er es schaffen könnte, ein halbes Dutzend dieser Männer zu töten, bevor überhaupt jemand zum Gegenangriff ansetzen konnte. Es wäre auch nicht schade um diese Männer. Aber es wären Morde ohne Auftrag und standen somit gegen alles, was er Arya die letzten zwölf Jahre eingebläut hatte. Er war damals zum Priester berufen worden, weil er als besonnen galt. Wollte er all das Aufgeben, wegen ein paar Männern, die ihn an seine eigene Vergangenheit erinnerte? Es gab noch tausende Männer wie diese. Wenn er sie jetzt tötete, hatte er nichts gewonnen, bis morgen würden andere seinen Platz eingenommen haben. Endlich löste er die Hand vom Griff und zog sich zurück.
Stunden später war er immer noch unruhig, auch wenn er seine Entscheidung nicht bereute. Er brauchte etwas um seine Gedanken zu zerstreuen und hatte da auch schon eine Idee, von der Arya sich nur zu gerne überzeugen liess. Ihr letzten gemeinsamen Übungsstunden lagen tatsächlich schon mehrere Monate zurück. Zeit, dies zu ändern.
Als Ort für ihren Kampf suchten sie sich einen abgelegenen Küstenabschnitt. Es gab viele Steine und der Boden war alles andere als eben, aber für die Übung der Koordination war das nur von Vorteil.
Da er wusste, dass das Schwert nach wie vor Aryas Lieblingswaffe war, übten sie dies zuerst. Mangels guten Übungsschwertern mussten eben zwei Stabile Stöcke herhalten, die von der Brandung an Land gespült worden waren. Sein Rücken schmerzte ihn nach wie vor, war aber soweit verheilt.
Arya war eine harte Gegnerin und seine erzwungene Bettruhe hatte ihn einen Teil seiner Ausdauer gekostet. Es war ein erbitterter Kampf und am Ende gab er sich zufrieden mit einem Unentschieden, als Aryas Stock auseinanderbrach. Das war sein Glück, noch etwas länger und sie hätte ihn überwältigt. Nun nutzte er jedoch ihre falsche Annahme, dass der Kampf nun beendet war. Er liess seinen eigenen Stock fallen und ging nahtlos in den Nahkampf über. Da ihm klar war, dass er sich auch hier keinen längeren Kampf leisten konnte, versuchte er sie möglichst schnell zu Fall zu bringen.
Arya erkannte was er vorhatte und liess ihn gar nicht erst so nahe an sie herankommen. Immer wieder wich sie seinen Schlägen und Tritten aus, huschte an ihm vorbei und versuchte ihn von der Seite oder aus dem Rücken anzugreifen. Es war ein langer Kampf. Er war sich nicht sicher, ob das vielleicht sogar ihre Absicht war. Ihn so lange zu ermüden, bis sie ihn ganz einfach überwältigen konnte. Noch während er daran dachte, rammte sie ihm ihre Faust in die Seite, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste und versuchte ihn umzuwerfen.
Im Fall gelang es ihm Arya an den Schultern zu packen und kraftvoll umzudrehen, sodass er nun oben lag, als sie beide am Boden aufkamen. Sie keuchte und auch er war völlig ausser Atem – wenn auch insgeheim froh, den Kampf doch noch für sich entschieden zu haben. Zu einem nicht unerheblichen Teil sicher wegen sich selbst, aber auch, weil er Arya zeigte, dass sie sich manchmal doch noch überraschen liess.
Sie kamen zeitgleich wieder auf die Beine, wobei sich Arya leicht verstimmt den Kopf rieb.
«Du bist heute ziemlich genervt, kann das sein?»
Gerne hätte er widersprochen, doch spätestens nach ihrem Gespräch im Versteck würde sie ihm seine abweisende Haltung ohnehin nicht mehr glauben.
«Ich nehme an ein Mädchen hat bereits mitgekommen, dass ein Sklavenmarkt eröffnet wurde.» Ihr Gesichtsausdruck war ihm Antwort genug. Sie fragte auch nicht weiter, weil sie nun wusste, was ihn so beschäftigte. Doch zum ersten Mal hatte er das Gefühl, darüber reden zu können. Vielleicht half ihm alleine das Sprechen darüber, besser damit abschliessen zu können.
«Ein Mann wurde damals oft weiterverkauft. Wie viele Sklaven, die keiner mehr wollte, landete er am Ende in Asshai.» Arya schwieg, er sah jedoch, dass ihr nichts von dem entging was er sagte.
«In Asshai gibt es andere Gründe für Sklaven als in anderen Städten. Sie sollen nicht ihre Häuser vergrössern und ihre Ernte einholen. Sie sollen dafür sorgen, dass die mächtigsten mächtig bleiben. Und jung.» Eine Gänsehaut überkam ihn, wenn er nur daran dachte.
«Ein Mann wurde an eine Anhängerin R´hllors verkauft. Melisandre war nicht nur die einflussreichste, sondern auch die älteste unter ihnen. Ein Mann weiss nicht, wie viele Leben sie dafür dem Feuer geopfert hat.» Selbst im fahlen Licht des Mondscheins glaubte er zu sehen, dass Arya blasser wurde.
«Wie konntest du ihr entkommen?» Er antwortete nicht. Es war zwar schon erstaunlich, wie viel er ihr preisgegeben hatte, aber alles… Weder konnte er, noch wollte er das.
«Hat ein Mädchen mittlerweile eine Arbeit gefunden?» Sie seufzte und schüttelte den Kopf. «Aber ich bin vor einiger Zeit einem der Rebellen begegnet, mit dem ich damals die Ablenkung organisiert habe. Die Rebellion hat sich nicht zerschlagen, wie Hestin sich das erhofft hat.» Sie konnten nicht alle Hoffnung darauf setzen, dass sie Unterstützung aus den anderen Städten erhielten.
«Dann sollte ein Mädchen sich vielleicht wieder den Rebellen anschliessen.»
~ ~ ~
Der Auftrag gefiel ihr. So konnte sie sich wirklich nützlich machen. Trotzdem war ihr nicht danach, gleich loszustürmen und Vyro aufzustöbern. In Gedanken war sie noch zu sehr beim vorangegangenen Gespräch. Sie hatte den Schmerz in seinen Augen gesehen. Wollte sie überhaupt wissen, was ihm damals alles widerfahren war? Mehr hassen als jetzt konnte sie Melisandre kaum noch. Dass sie ihr Leben in gewisser Weise gerettet hatte, änderte daran nichts.
Da sie eine gewisse Ahnung hatte, in dieser Nacht ohnehin nicht viel Schlaf zu finden, machte sie sich doch auf den Weg um Vyro aufzusuchen. Er lebte praktisch nachts, das hatte sie in den wenigen Tagen denen sie den Rebellen zuvor angehört hatte längst bemerkt. Und von diesen wenigen Tagen wusste sie auch, in welchen Wirtshäusern sich die Rebellen herumtrieben. Beim dritten Versuch fand sie dann auch das richtige. Vyros hellblonder Haarschopf war unschwer zu erkennen, er hatte den Kopf mit einem halben dutzend anderer Männer über eine Karte gebeugt. Sie verstand zwar nicht jedes Wort, jedoch genug um sich zusammenzureimen, dass es um einen Angriff ging.
«Das halte ich für keine gute Idee.» Mit einem Mal drehten sich über fünfzig Köpfe zu ihr um. Die Blicke waren grösstenteils feindselig, allerdings gab Vyro sein Bestes, um die Situation etwas zu schlichten.
«Sie gehört zu uns.» An Arya gewandt fuhr er dann fort. «Hast du nicht gesagt, du willst dich aus der Rebellion zurückziehen? Und wie hast du herausgefunden wo wir uns treffen?» Sie nahm sich einen leeren Stuhl von einem der anderen Tische und quetschte sich zwischen zwei der Männer, die ihr sofort Platz machten.
«Weisst du noch, am Abend vor dem Aufstand? Da waren wir auch hier. Aber beim nächsten Mal sucht ihr euch lieber einen anderen Ort aus ein Wirtshaus. Wenn ich hier schon alles höre, wer dann noch?» Daraufhin folgte kurzes Schweigen, das von einem Mann zu ihrer linken durchbrochen wurde.
«Können wir jetzt endlich diesen verdammten Angriff planen? Wir warten schon seit Monaten.» Er bekam einiges an Zuspruch, was Vyro offensichtlich gar nicht gefiel.
«Ereth. Wie ich dir bereits gesagt habe, kenne ich ein paar Leute, die uns helfen können, damit alles geregelt verläuft. Wenn wir jetzt einfach losstürmen spielen wir damit unserem Feind nur in die Hände.» Nun sah er zu den anderen Männern am Tisch.
«Ihr werdet eure Rache schon noch bekommen. Aber nicht jetzt. Wenn ihr eigenmächtig handelt, riskiert ihr nicht nur euer Leben, sondern auch das eurer Familien.» Ereth stand sofort von seinem Platz auf und warf einen hasserfüllten Blick auf Vyro, ehe er die Schenke verliess.
«Das war jetzt nicht besonders feinfühlig», murmelte einer der Männer am Tisch. Sie sah zu Vyro und der erklärte. «Ereths Frau ist vor ein paar Jahren an einem Fieber gestorben und sein einziger Sohn ist dieses Jahr spurlos verschwunden. Vyro glaubt, dass er auf einem der Sklavenschiffe gelandet ist.»
Vyro löste das Treffen schliesslich auf, an diesem Abend, so meinte er, würden sie sich kaum auf einen Plan einigen können. Er bat die verbliebenen Rebellen zur Ruhe und war offensichtlich froh, als auch er gehen konnte. Das Gespräch musste schon eine ganze Weile gedauert haben, ehe Arya dazugestossen war.
Da sie nicht wirklich viel erfahren hatte, hängte sie sich an Vyros Fersen.
«Würdest du mir vielleicht mal verraten, woraus genau dieser Plan besteht?» Sie schloss zu ihm auf.
«Nicht hier.» Sie folgte ihm, bis sie die Grenze zum Viertel der Bankiers erreichten. Dann verlangsamte sie ihre Schritte. «Und du meinst bei dir zuhause sind wir ungestört? Wohnst du nicht noch bei deinen Eltern?» Seine Eltern waren nicht ihr wahres Problem, ihre Sorge galt eher der Befürchtung, dass es ihm hier noch um etwas anderes gehen könnte.
«Mach dir keine Sorgen. Meine Eltern interessieren sich nur dann für das was ich mache, wenn es ihnen in den Kram passt. Was für Frauen ich nachhause bringe interessiert sie schon lange nicht mehr.» Arya warf ihre Zweifel über Bord. Vielleicht tat sie Vyro auch Unrecht. Also folgte sie ihm und bekam zu sehen, wie die angestellten der eisernen Bank so lebten.
Tatsächlich wirkte das Haus wie ausgestorben, allerdings führte Vyro sie auch zielstrebig in sein Zimmer, sodass sie nicht wirklich viel erkennen konnte. Sein Zimmer alleine war mindestens drei Mal so gross wie dasjenige, welches sie in Winterfell bewohnt hatte. Und der Teppich alleine kostete wahrscheinliche mehr, als ein Fischer in seinem ganzen Leben verdiente. Plötzlich erinnerte sie sich an ihren ersten eigenen Auftrag in Lorath, als sie den sturzbetrunkenen Sohn ihres Opfers nachhause begleitet hatte um dessen Vater zu töten.
Sie schob den Gedanken beiseite und klaubte sich die Karte aus Vyros Tasche, die er im Wirtshaus ausgebreitet hatte. Es war eine detaillierte Karte aller Häfen in Braavos. Darauf versehen waren sowohl die Strömungen, als auch die Anlegeplätze und wem sie gehörten.
«Ihr wollt den Sklavenhandel also an der Wurzel unterbinden. Euch ist schon klar, dass es immer einen Ort geben wird, an dem die Schiffe anlegen können?» Er nahm ihr die Karte aus der Hand.
«Du klingst fast schon wie Ereth. Und der findet die Alternative mit Mitgabeln und Fackeln Richtung Seelord zu hetzen um einiges besser.» Nun standen sie einander gegenüber. Näher, als es für ein Gespräch nötig gewesen wäre. Sie hatte nicht erwartete, dass er sie nur zu sich nachhause mitnahm, um mit ihr über die Rebellion zu sprechen. Somit war sie auch nicht überrascht, als er seine Lippen auf ihre legte und zu Beginn erwiderte sie den Kuss grösstenteils aus Neugierde. Jedoch auch mit dem Hintergedanken, dass es sicherlich einfacher werden würde Vyro unter Kontrolle zu halten, wenn er sie begehrte. Und das tat er. Auch wenn er sich beim Öffnen ihrer Kleidung erstaunlich ungeschickt anstellte.
Je drängender sein Kuss und seine Hände wurden, desto mehr sträubte sich jedoch ihr Innerstes dagegen. Endlich löste sie sich von ihm.
«Es tut mir leid», sagte sie, selbst noch etwas ausser Atem. «Ich kann nicht.» Sie wusste, dass Vyro sanft zu ihr gewesen wäre, konnte es an seinem Blick sehen. Er versuchte es nicht nochmal, schon das zeigte, dass er sehr darauf bedacht war, wie es ihr dabei erging. Aber sie konnte auch sehen, dass er verletzt war. «Das hat nichts mit dir zu tun.» Sie strich ihm über die Wange und legte ihre Stirn an seine. «Nicht alle sind so rücksichtsvoll wie du.» Wie er wohl reagieren würde, wenn er wüsste, dass sie mit Hestin das Lager geteilt hatte... Sie wollte es sich lieber nicht vorstellen. Arya bereute, dass sie sich gerechtfertigt hatte. Nun sah sie nämlich die Hoffnung in seinem Blick, sie doch noch erobern zu können, wenn er nur genug Geduld und Feingefühl bewies. Eine Hoffnung, die Arya zwangsläufig zerschlagen würde. Vyro war nett. Sie empfand nicht das geringste für ihn.
«Ich sollte jetzt gehen.» Sie schloss die geöffneten Knöpfe ihrer Kleidung wieder.
«Sehe ich dich wieder oder tauchst du gleich wieder unter?» Sie lächelte. «Das überlege ich mir noch.»
~
Zuerst glaubte Arya, sie hätte einen Albtraum. Sie hörte weit entfernte Schreie. Doch dann wurde sie an der Schulter gerüttelt und war von einem Moment auf den nächsten hellwach. «Etwas geht da draussen vor sich», sagte Jaqen, der sie geweckt hatte. Draussen war es noch dunkel und da Jaqen nur sehr leise sprach, schliefen Brea und Maro offensichtlich noch. Die Rufe und Schreie, die Arya in ihren Träumen geglaubt hatte, waren immer noch da. Auf einmal wurde Aryas Mund staubtrocken.
«Haben die Rebellen etwas damit zu tun?» Sie ging nicht auf die Frage ein, sondern sprang auf und ersetzte ihr Nachthemd mit Hosen, Hemd und Schwertgurt. Dass Jaqen dabei direkt hinter ihr stand, war dabei ihr kleinstes Problem. «Dieser verdammte Dummkopf!», fluchte sie und rannte aus dem Haus. Dem Chaos entgegen.