Cecilia starrte ungläubig auf den schwarz gekleideten Mann, der sich dem Tempel näherte.
Sie war nach der Schlacht um Elensar in ihre Heimat zurückgekehrt, hatte die Gnade der Götter durch ihre Taten zurückerlangt.
Seitdem diente sie ihren Göttern in einem abgelegenen Tempel mitten in der Wüste.
Neben dem schwarz gekleideten ging eine Frau, Cecilia spürte eine unnatürliche Energie von ihr ausgehen.
"Das ist Deseis, einer der letzten Schatten!", verkündete sie den anderen Priesterinnen, "Geht in den Tempel, ich werde sehen was er hier will!"
Als sie dann auf ihn zuging, viel ihr auf das er einen leblosen Körper trug und weinte.
Cecila riss die Augen auf: "Bitte nicht!"
Sie sank zusammen und schrie vor Schmerz als Deseis sie erreichte, auch er zitterte und die Frau legte ihm eine Hand auf die Schulter, bevor sie sich an Cecilia wendete.
"Er wollte sie nachhause bringen bevor wir aufbrechen!", ihre Augen strahlten in einem eisigen Blau, Pupillenlos und tot.
Cecilia starrte sie mit von Tränen verschleierten Augen an: "Ihr solltet hier verschwinden! Jemanden wie euch wird er nicht auf seinen Ländern dulden!"
Die Frau sah sie verständnisvoll an: "Und doch werde ich nicht gehen!"
Plötzlich kam ein starker Wind auf und der Himmel verdunkelte sich, es donnerte und Blitze schlugen um sie in den Sand ein.
"Geht jetzt!", flehte Cecilia die beiden an, "Sein Zorn wird unermesslich sein!"
Deseis sah sich um, ein Sandsturm blendete ihn und er legte Sassys Körper zu Boden, um den Gott der Zerstörung nicht weiter zu verärgern.
"Anny... Seth ist in der Lage Götter niederzustrecken, er wird selbst dich vernichten!", Deseis sah seine Nichte ernst an, die Cecilia einen traurigen Blick zuwarf, bevor sie sich abwendete.
Die übrigen Priesterinnen waren aus dem Tempel gekommen, um zu sehen was einen ihrer Götter so erzürnt hatte. Auch sie weinten und sammelten sich um Cecilia.
"Tragt sie in den Tempel, es wird Zeit ihr die letzte Ehre zu erweisen!", befahl Cecilia ihnen und die Priesterinnen gehorchten.
Deseis und Anny traten den Rückzug an, der Sturm wurde immer schlimmer und neben dem Donnern waren die zornigen Schreie eines alten Gottes zu hören: "Verlasst diesen Ort!"
Anny sah Deseis fragend an, während sie mit ihren Fingern ein Portal zeichnete: "Was werden sie jetzt mit ihrem Körper machen?"
Deseis starrte auf das eisige Portal, das sich vor ihm bildete: "Sie werden sie bestatten wie einst die Pharaonen, in der Hoffnung das sie eines Tages wiederaufersteht!"
Anny verstand: "Seltsam, ich wünsche niemandem so ein Schicksal!"
Deseis zuckte mit den Schultern: "Das ist was sie glauben, das ist, woran die sie klammern, wenn sie einen geliebten Menschen verlieren! Die Auferstehung ihrer Religion ist anders und hat nichts mit deinem Zustand zu tun!"
Anny hielt ihn zurück, als er das Portal durchqueren wollte: "Bist du in der Lage zu tun, was notwendig ist?"
Deseis hielt einen Moment inne: "Ich werde Church töten, wenn es notwendig ist! Niemand kann ihn mehr retten, es ist ein zu großes Risiko ihn am Leben zu lassen!"
Anny nickte: "Das sehe ich genauso, aber was wird mit dem Titanen passieren der in ihm ist? Bist du bereit diese Bürde auf dich zu nehmen, Deseis?"
Finn und Delina hatten die Festung erreicht, als sie spürte, wie unglaubliche Macht durch ihren Körper schoss.
"Was ist mit dir?", fragte Finn überrascht und sah sie besorgt an.
"Ich kann wieder alle meine Kräfte benutzen!", stellte Delina verwundert fest, "Aber wie ist das möglich?"
"Fremde!", ein aufgeregter Vila mit einer staubverdreckten Robe kam ihnen aus der Festung entgegen, "Das blonde Mädchen mit den schwarzen Augen lässt ausrichten, das sie es geschafft habt! Ich soll es dem König und einer Arya sagen!"
Delina sah den Vila verwirrt an: "Wer seid ihr?"
Der Vila wirkte gehetzt: "Magister Isac, ein Diener des Königs! Ich war auf der Suche nach einer Machtquelle in den Kerkern... Aber das Mädchen hat sie gefunden und aufgehalten, nachdem er... Der Dämon mit den Fäden, er hat James David getötet!"
Delina erstarrte einen Moment: "Wo sind sie jetzt?"
Der Magister deutete auf die Festung: "Geht nach rechts und folgt dann den Löchern die sie in den Boden und durch die Wände geschlagen hat! Auch wenn ich euch nicht empfehle das zu tun!"
Finn packte den Magister am Hals und hob ihn hoch, seine rot glühenden Augen glänzten unheilvoll: "Was meinst du damit? Sprich, wenn dir dein Leben lieb ist!"
Der Magister starrte arrogant auf ihn herab: "Niemals werde ich dieses Geheimnis preisgeben!"
Delina sah Finn ernst an: "Lass ihn gehen! Wir sehen selbst was da los ist!"
Finn knurrte, ließ den Magister aber los der hustend davon stolperte, dann folgte er Delina bis zu dem Loch im Boden, das ihnen beschrieben worden war.
Delina sprang und landete auf dem staubigen Steinboden, man konnte deutlich sehen das hier gekämpft worden war bei der Wucht, mit der die Wände durchschlagen waren.
Finn folgte ihr, plötzlich hielt er inne: "Etwas ist hier!"
Delina nickte: "Ich spüre es auch, diese Energie gehört zu Church!"
Langsam schlichen sie in den nächsten Raum, wo Delina beinahe die Fassung verlor, auf dem Boden lag James, der laut dem Magister getötet worden war, neben ihm Amelie.
"Oh nein!", Delina stürmte zu ihnen und berührte Amelies Hals: "Sie lebt noch, aber sie scheint unglaublich viel Kraft verbraucht zu haben! Was ist hier nur geschehen?"
"Delina?", langsam öffnete Amelie ihre vom weinen verquollenen Augen, "Er hat ihn einfach getötet... Ich habe alles getan, um ihn aufzuhalten, aber er ist entkommen!"
Finn sah sich um: "Church... Ich hätte ihn damals töten sollen als ich die Chance dazu hatte!"
Amelie sah Delina verzweifelt an: "Er war hier, hat dieses Ritual gewirkt, um eure Kräfte zu blockieren!"
Delina sah sie verwundert an: "Wie ist es dir dann gelungen ihn in die Flucht zu schlagen?"
Amelie schüttelte den Kopf: "Das ist nicht mehr von Bedeutung! Ich wollte ihn aufhalten, um euch zu schützen und hätte alleine herkommen müssen. James ist tot und das ist meine Schuld!"
Finn betrachtete James Körper, fein säuberlich aufgespießt von dem Dämon den er verschont hatte. Wie oft hatte James mit ihm darüber gestritten und ihn davon überzeugen wollen ihn nicht in seine Reihen zu lassen. Ihr Zerwürfnis basierte auf diesem Streit und nun sollte sein ehemaliger Schüler recht behalten.
Ein leichtes Erdbeben erschütterte die Festung und ließ noch mehr Staub von der Decke regnen.
"Etwas tut sich da draußen!", stellte Finn fest, seine Augen glühten feuerrot und er schien noch mehr Wut in sich zu tragen als zuvor.
Er hob James Körper auf: "Ich bringe seinen Leichnam nach oben, kümmere dich um Amelie!"
Delina erkannte die Situation sofort: "Finn nicht!"
Aber er war bereits verschwunden, Delina half Amelie auf die ihr deutete, Finn zu verfolgen.
Delina rannte so schnell sie konnte, holte ihn erst vor der Festung ein: "Warte!"
Finn legte James Körper neben der Festung ab: "Es gibt kein Morgen für diesen Verräter!"
Unheimliche Mengen finsterer Energie schossen aus seinem Körper, der sich zu verzerren begann.
Delina sprang zurück um einen Sicherheitsabstand zu dem zu bekommen, was jetzt kam.
Der Nachtschatten, Titan der Finsternis, ein aus dunkler Energie bestehender Drache erhob sich in die Lüfte und flog in Richtung der Mauer.
Amelie kam zu Delina: "Was zum Teufel war das? Hat Finn sich gerade in einen Monsterdrachen verwandelt?"
Delina nickte: "Das ist die Gestalt des Nachtschattens, einem Titanen aus der alten Zeit!"
Sie sah sich um und bemerkte das James Leichnam verschwunden war: "Was geht hier vor?"
Amelie sah sie fragend an, Delina wollte ihr nur ungern erzählen, was Sache war.
"Ich habe euch gewarnt!", Magister Isac rannte auf die zu, "Und nun ist es soweit, wir sind alle verloren!"
Nun reichte es selbst Delina mit dem einfältigen Magister: "Auch wenn ich kein Untoter bin, ich werde euch auf der Stelle töten, wenn ihr mir keine Antworten gebt!"
Der Magister lachte nur: "Wir werden ohnehin bald alle den Tod erleiden? Denkt ihr es ist Zufall? Untote... So etwas gab es schon ewig nicht mehr, seit er damals verschwunden ist!"
Amelie sah verwirrt zu Delina: "Dieser Magister redet wirres Zeug seit er mir über den Weg gelaufen ist! Wovon spricht er?"
Der Magister lachte und raufte sich die Haare: "Ich spreche davon, das unsere Welt untergehen wird! Und so auch die eure. Die Untoten kündigen es an, eine neue Ära der Finsternis!"
Arya schrie auf, als Shanora sich vor Korgrim warf und die Hände in die Höhe riss. Es gelang ihr sich und Korgrim vor den schwarzen Flammen des Titanen zu schützen, welcher sich aus diesen in die Lüfte erhob.
"Lauft weg!", flehte Korgrim Shanora an, "Bringt euch in Sicherheit! Ich bin verletzt und nicht schnell genug!"
Shanora schüttelte, ohne den Drachen aus den Augen zu lassen den Kopf: "Nein, ich werde dich nicht zurücklassen, Zwerg!"
Der Drache stürzte auf sie herab, konnte sein Ziel aber nicht erreichen, er wurde von den Klauen eines noch größeren Drachen erfasst und zu Boden geschleudert.
"Das ist ja unglaublich!", Korgrim starrte gebannt in den Himmel, "Vor allem das es zwei von den Viechern gibt!"
Der größere Drache, der aus nichts als finsterer Energie zu bestehen schien, löste sich in einer riesigen Rauchwolke auf, aus dieser trat dann Finn hervor.
Church hatte sich nach seiner unsanften Landung ebenfalls zurückverwandelt und stand auf der anderen Seite der Schlucht, seine schwarzen Augen spiegelten den Wahnsinn, der ihn vollkommen vereinnahmt hatte.
"So ist das also, ich gewinne heute nicht nur ein neues Land hinzu, ich bekomme auch mein Gefäß wieder!", der Schatten leckte sich über die Lippen und fixierte Finn.
Dieser zitterte am ganzen Körper: "Du..."
Church lachte: "Mehr hast du mir nicht zu sagen, alter Freund? Wahrscheinlich musste es früher und später so enden! Ich würde mir gerne den Spaß gönnen und dich persönlich töten, aber wofür hat man handlanger? Was ist dir wichtiger? Deinem Drang mich zu töten nachzugeben? Oder alle aufzuhalten die versuchen deine lächerlichen Freunde zu töten?"
Finn sah sich um, auf beiden Seiten der Schlucht tobte immer noch eine Schlacht, Trolle metzelten zahlreiche Vila nieder und auch Arya und die anderen taten sich schwer gegen diese Biester anzukommen.
"Kümmere dich um diese Trolle!", Amelie bahnte sich ihren Weg zu Finn, "Er gehört mir! Niemand hat mehr Recht ihn zu töten als ich!"
Finn versuchte auf sie zu hören, es fiel ihm sichtlich schwer von Church abzulassen, aber er tat es und ging zu Shanora.
"Bist du... Bist du noch mein Bruder?", die weiße Königin sah ihn ungläubig an.
Finn sagte darauf nichts und half ihr mit der einen Hand auf, während er mit der anderen Hand die Keule eines Trolles abfing.
"Ist auch egal, er ist nützlich, der Bursche!", stellte Korgrim fest und rappelte sich ebenfalls auf, "Auch wenn er mir keine Hand anbietet!"
Amelie sprang in der Zwischenzeit auf die andere Seite der Schlucht und ging auf Church los: "Diesmal wirst du nicht verschwinden!"
Church stieß einen genervten laut aus: "Warum sie das Balg nicht einfach erschlagen hat, diese elende Jägerin!"
Im selben Moment traf ihn ein schwarzer Pfeil, aus demselben Material wie seine Fäden.
"Sag nichts über meine Mutter!", Amelie zielte bereits mit dem nächsten Pfeil auf ihn, "Du warst so oder so nicht gut genug für sie!"
Shanora blickte in den Himmel sie konnte eine unnatürliche Energie spüren wie die von Finn, nur noch intensiver.
Zwischen Amelie und Church wuchs ein Tor aus schwarzem Eis aus dem Boden, Amelie schoss ihren Pfeil ab, in der Hoffnung Church noch zu treffen, aber das Tor war schneller.
Die Frau, die heraustrat fing ihren schwarzen Pfeil und er löste sich in ihrer Hand auf: "Niemand sollte seinen eigenen Vater ermorden müssen!"
Shanora starrte die Frau an, die mit den Fingern schnippte und alles um sie herum in eine eisige Landschaft verwandelte.
Neben ihr trat Deseis aus dem Tor, sein Blick schien so eiskalt wie früher zu sein.
"Endlich Verstärkung!", Church rappelte sich auf, "Wo sind die anderen?"
Die Frau aus dem Eis warf ihm einen abfälligen Blick zu: "Er sollte nicht sprechen!"
Church wurde an einen riesigen Eisblock gefesselt, vor seinem Mund erschien ein Maulkorb aus Eis.
Es war totenstill auf dem Schlachtfeld, die Trolle begannen plötzlich zu wanken und stürzten zu Boden.
Arya sah hasserfüllt zu Deseis: "Wenn er denkt diese Tricks halten uns auf, dann hat er sich geschnitten!"
Sie wollte losstürmen, aber auch sie wurde, wie alle anderen, in Eis gefangen.
Delina, die mit Allister auf der Mauer stand, sah ihn fragend an: "Wer ist sie? Ich traf sie vor Finns Labor..."
Allister sah sie nicht an, behielt die Situation im Blick: "Sie stellt keine Gefahr für uns dar, hoffe ich. Wir könnten ohnehin nichts gegen sie ausrichten!"