Wir standen auf der Brücke und sahen uns den Flugplan an, den wir von einem der Sklavenfrachter hatten retten können. Shima sagte sofort, dass mit dem Plan etwas nicht stimmen könne. Sie hätte den Aufbau des Zentralen Sternenclusters anders in Erinnerung. Es wirke verschwommen, so als hätte jemand einen Stein in einen Teich geworfen, der nun an manchen Stellen das Universum gestaucht, an anderen es auseinander gezogen hat.
"Mit anderen Worten, die Karten sind Schrott?", fragte Bexie grimmig.
"Ich kann doch auch nichts dafür", kam verzweifelt von Shima.
"Kinder, bitte. Das macht doch nichts. Dann müssen wir uns halt, wie üblich, vortasten."
"Und ich hatte mich auf eine schnelle Reise gefreut", maulte Bexie. Ich hatte das Gefühl, dass es da noch etwas anderes gab.
"Lasst uns bitte alleine", sagte ich zu den anderen, die dann auch gingen, nur Max blieb.
"Was ist los?"
"Nicht's."
"Du weisst, dass ich es an der unglücklichen Farbe der Augen meines Sohnes ablesen kann, das etwas nicht stimmt. Das sehe ich schon seit einer Woche. Also raus mit der Sprache."
"Ich, wir, also nicht falsch verstehen. Aber. Die Kinder."
Ach daher wehte der Wind. Die Kinder meiner Frau und mir waren nach menschlichen Maßstäben im Expresstempo vernunftbegabte Wesen geworden. James dagegen als Kind der zweiten Generation schlugen da eher nach den Menschen.
Wenn er jetzt das einzige menschenähnliche Kind an Bord gewesen wäre, hätte ich das als Problem angesehen, aber Julanda und Tom waren auch noch da, meine letzten Kinder nicht zu vergessen: Aurora, Anton und Leonie. Die sechs zusammen hatten sich das Volleyballfeld erobert und gruben Paläste in die dicke Sandschicht. Und James war immer mitten drin.
Aber natürlich würden die anderen ihn irgendwann abhängen. Leonie hat schon etwas entsprechendes in Bezug der mehr menschlicheren Familienmitglieder gefragt.
Aber James Gehirn war auch schon weiter als Bexie dachte. Auch wenn mein Enkel eher ruhig wirkte, was er von meinem Sohn hatte, und sich in Ecken zurückzog, was er von seiner genetisch zweiten Mutter hatte, war er den anderen ebenbürtig.
"Bexie, du hast einen wundervollen Sohn. Ich habe einen wundervollen Enkel. Glaub mir, er wird uns noch alle überraschen. Er wird nicht zurückgelassen. Wir sind Parker, wir lassen niemanden zurück."
"Ich bin keine Parker", sagte Beatrice McCay, ehemals.
"Und wie du eine bist. Du bist meine Tochter, er ist mein Sohn. Ich liebe dich wie mein Kind, auch wenn ich nicht bei deiner Geburt dabei war. Das ist mehr als Nestwärme, die ihn an mich bindet. Das ist Vertrauen. Das ist das Glück, dass du da bist."
"Und trotzdem hast du meinen Erzeuger getötet. Weil er unzulänglich war. Ich bin sein Fleisch und Blut, was wenn ich noch so werde, wie er mich haben wollte?"
"Eine gnadenlose Kämpferin? Ich weiß, dass das nicht alles ist. Du hast mehr als einmal bewiesen, dass du dem Urteil anderer Vertrauen und im Team agieren kannst. Deine alte Mannschaft hat das gewusst und war dir treu. Deine neue Mannschaft weiss es auch."
"Mia petzt?"
"Mia ist loyal. Was ihr beide besprecht, bleibt zwischen euch. Komandeure haben immer Geheimnisse. Das ist auch zum Wohl der Truppe. So können die anderen aber auch darauf vertrauen, dass ihr ihnen nur das gebt, was sie für ihre Aufgabe brauchen. Max im Maschinenraum vertraut dir voll und ganz. Und nun stell dir vor, die Kinder sind auch Teil einer Mannschaft, ihrer eigenen, und sieh sie dir unter dem Gesichtspunkt mal an. Wer ist derzeit der Gruppenführer?"
Ich hatte den Bildschirm auf Innenansicht umgestellt. Das Volleyballfeld war mitten im Blick. Oben auf einer Art Thron saß James. Davor war in den Sand eine Art Tafelrunde gegraben. James war gerade dabei, diesen Thron zu zerlegen.
"Ich sehe, dass er nichts baut, sondern etwas kaputt macht", sagte Bexie mit weiterm Zweifel in der Stimme.
"Warte und sieh hin."
James hatte es schon geschafft, seinen gesamten erhöhten Thron zu plätten. Er war fast auf Niveau der anderen und setze sich dann mit einem Lächeln auf die Reste. Nun waren alle Kinder auf Augenhöhe. Und die anderen nickten im stillen Verständnis.
"Hast du gestern König Athur vorgelesen?", wollte Max wissen.
"Ja, das habe ich", sagte ich und lächelte.