Noch zwölf Stunden bis zur großen Versammlung und Alice bestand darauf, dass die Familie schlafen solle. Nicht dass es von viel Begeisterung geteilt wurde. Die Familie Parker, nein, die böswillige sich im Diplomatenviertel versteckenden Verbrecherorganisation Parker, die sich so vieler Republikgesetze gegenüber strafbar gemacht hatte, dass sich ihr Wert in den letzten vierundzwanzig Stunden verdreifacht hatte und uns eigentlich unmöglich machte, je wieder zu starten, hatte sich in ihrem Viertel so viele Freunde gemacht, dass die Attentäter nachfragten, was sie bekommen könnten, wenn sie den Auftrag umdrehen würden. Nichts war unsere Antwort. Aber wir würden für die Information bezahlen, von wem der Auftrag käme. Unverbindlich natürlich. Ein paar von ihnen sagten es auch.
Die Liste, die wir daraufhin anlegten, füllte sich mit immer mehr Ratsmitgliedern und Wächtern. Dreimal war auch der König von Sydika B darunter.
Aber was hatten wir gemacht? Wir haben die Fassaden mit Hilfe der Kinder der Macht gesäubert. Sie hatten die Eigenschwingung des Gebäudes herausbekommen. Mit Hilfe des Antriebs der Hydra-Terra wurde dann dieser Ton auf das ganze Gebäude übertragen und danach strahlte es wie an dem Tag, als es wohl vor über zweitausend Jahren erbaut worden war. Als nächstes haben wir den ganzen Unrat im ganzen Gebäude von den Bewohnern in den Zentralen Schacht der Gebäudes werfen lassen. Unten auf dem Boden hatte Max einen der Aufbereiter der Pi-Hydra aufgebaut. Der seperierte den Unrat und presste daraus Sortenreine Baren purer Elemente in kleinen handlichen Einheiten. Das gaben wir den Bewohnern der Ebenen zurück, die damit Schlagartig reich wurden. Also in Bezug zu den anderen Slums des Planeten. Gegen die Mitglieder des Rates blieben sie weiterhin arm, aber wen interessierten schon die Probleme der oberen Zehntausend.
Der letzte Akt der neuen Zeit, wir stellten die Wasserversorgung des Gebäudes mit sauberen Wasser wieder her. Dafür mussten im ganzen Haus die Hähne aufgedreht werden. Das wollte erst keiner machen. Wasser, selbst die stinkende Brühe, die normal in dieser Stadt aus den Hähnen quoll und mehr Tod den Leben schenkte, wurde auf diesem Planeten mit Kredits aufgewogen, mit einem Kredit für die braune stinkende Brühe, die selbst Rooo verweigerte und zweihundert Kredits, die das Destillierten Wasser darstellte, dass aus unserem Aufbereiter kam. Sein eigenes Kind als Sklave zu verkaufen, kostete genauso viel. Und wir spülten in dieser Stadt in diesem einem Haus die Leitungen mit Millionen von Litern reinem Wasser durch. Alleine das machte uns zu gottähnlichen Wesen.
Dabei hatten Max und ich doch gerade erst angefangen. Gerade standen wir ungefähr auf Etage 361 im Abschnitt 330° und sahen einer Heilerin von dem Planet zu, der auch Schugabi oder vielleicht auch Hockade angehörte. Sie hatte vier Arme, die typischen blonden Haare und grüne Haut. Sie versuchte mit sehr dreckigen Lappen eine Wunde zu reinigen.
"Möchten sie es richtig lernen?", wollte ich von ihr wissen. "Wir kennen da jemanden, der bringt ihnen bei, so zu arbeiten, dass neunzig von hundert ihrer Patienten überleben."
Die Frau lachte bitter auf: "Wie soll das gehen? Sie wissen, wo wir sind? Das ist der Moloch. Wenn ich einen von zehn durchbringe, dann habe ich Glück. das macht mich schon zu einem guten Arzt."
"Unser Arzt hatte bisher auch Glück", teilte ich ihr mit und nahm ihr den Lappen ab. Ich ging zu einem Hahn, über dem ein großes Schild mit einem Totenschädel einer humanähnlichen Spezies hing und öffnete ihn. Nach zehn Minuten war das Wasser von Schwarz zu braun zu durchsichtig gewechselt, erst dann hielt ich den Lappen darunter, um ihn auszuwaschen.
"Unser Doc hat erst einen von zweitausendvierhundertdreiunsiebzig Patienten verloren. Ein paar sind sogar Stammgast und kommen mehrfach. Anderen läuft er hinterher." Ich gab ihr den nun sauberen und nun bunt wirkenden Lappen wieder. "Mir zum Beispiel läuft er meist hinterher, weil ich zu viel zutun habe. Er hat also Zeit für Hausbesuche."
"Also ein Arzt der oberen zehntausend. Wenn man so einer ist, dann ist es egal. Wir hier unten müssen mit dem Arbeiten, was wir haben", sie sah auf den nun sauberen Lappen. "Was kostet mich das jetzt?"
"Was?"
"Das Wasser in diesem Lappen, das ist doch sauber. Das sehe ich doch richtig?"
"So wie ich das verstanden habe, ist dies die diplomatische Vertretung der Föderation. Es wurde uns vom Rat mit allem was darin ist übergeben. Also auch das Wasser und wie ich verstanden habe auch alle Wesen, die darin leben. Also gehören nach der Theorie dieses bescheuerten Rates das Wasser und Sie mir. Warum soll ich nun von ihnen was haben wollen, wenn sie das Wasser in diesem Lappen benutzen, um den Dreck in dieser Wunde, der auch mir ist, in diesen Lappen zu verbringen und ihn dann dort im Waschbecken in mein Abwasser zu spülen, das auch mir ist. Das wäre doch so, als wenn ich Geld nehme und es mir von einer Tasche in eine andere stecke. Oder?"
Ich lächelte und die Frau starrte mich an.
"Ich habe doch recht?"
Die Frau schüttelte sich, schaute dann auf den Lappen, den Wasserhahn, aus dem noch immer Wasser lief, nur gelegentlich Rülpser Farbe ausspülend und dann die Wunde ihres Patienten.
"Das, was sie da sagen, wäre auf diesem Planeten gleich einer Revolution."
"Nicht weniger beabsichtige ich auch. Aber ich bin bescheiden. Ich sähe nur den Wind. Derzeit nur in diesem einen Haus. Aber wenn die Keime aufgehen, dann wird dieser Planet nicht mehr die Galaxie ausplündern müssen, um am Leben zu bleiben."
"Leben, Pff. Auf dieser Ebene bedeutet das, von den Toten der anderen zu fressen. Wenn dieser Mann stirbt, dann stehen schon mindestens zehn Wesen Schlange, die ihn vertilgen wollen. Kommt das auch in ihrem tollen Plan vor?"
Max reichte eine Frucht von Schugabis Planeten nach vorne, die ich der Frau übergab. Die sah fassungslos auf die Frucht. Ich sah Tränen in ihren Augen.
"Die Kelche der Hoffnung", hauchte sie. "Wo haben sie das her?"
"Von ihrer Heimat. Wir waren da, als ihre Eltern aufstiegen."
"Sie haben es gesehen? Hat es noch funktioniert? Ich habe versucht, hier beim Rat zu sprechen, damit sie verstehen, was sie auf unserer Welt tun. Sie haben nie gehört. Nie. Haben mich erst in ihren Tempeln der Lust benutzt und dann in die Gosse geworfen. Ich bin dann hergezogen, weil ich hier zumindest ein bisschen auskommen konnte."
"In unserem Haus werden sie das in Zukunft deutlich mehr können, aber nur wenn sie mitkommen und einmal am Tag von unserem Doc lernen."
"Wo soll das passieren?"
"Auf Ebene 5."
"Bei den oberen zehntausend..."
"Ähm nein. Wir sind nur die Familie Parker."
"Die Million Parkers", sie drehte sich um und holte ein Flugblatt auf Papier hervor. Auf diesem war der Preis für jeden Parker auf eine Millionen Kredits gestiegen. Auch auf die Kinder. "Keiner wird die haben wollen. Wenn wir das Wasser dort, was jetzt seit dem ihr es aufgedreht habt, verkaufen würde, hätte ich diese Millionen in einer Woche drin."
Ich lächelte.
"Und genau das wissen sie. Herr Parker."
Sie sagte ihrem Patienten, dass er aufstehen und in zwei Tagen wiederkommen solle. Dann packte sie eine Tasche mit allerlei Kram und richtete sich auf. "Ich bin bereit ihnen zu folgen, Meister."
Zwei Stunden und eine Sitzung mit Schugabi, dem Doc und einem Traumstein später und ihre Welt war eine komplett andere.
"Wow", war eine der Reaktionen, die wir in der Zeit oft zuhören bekamen. Verpresstes Wissen war aber auch hier nicht ungefährlich, weshalb wir der Doktorin auch jetzt nur die Grundkenntnisse gegeben hatten, was aber schon zehntausend mal mehr war, als das, was sie bisher wusste. Damit umgehen musste sie selber lernen. Das war der steinige Teil des Weges der Erkenntnis.
Sie war längst nicht die einzige, der wir Wissen vermittelten. Wir bildeten Handwerker aus, die Rohrleitungen kontrollieren konnten. Wir bildeten Gärtner aus, die in den Etagen Botanische Gärten anlegten und so das Haus mit gutem sauberen Essen versorgen konnten. Das verteilte Wissen gab uns die Möglichkeit der Beschleunigung, die anders nie gegangen wäre. Und so brachen wir mit jeder Stunde, die verging, immer mehr auch die Angst vor dem Wirken von Macht, die wir benutzten, um sie zu lehren.
Für die Bewohner unseres Haus gab es ab da zwei Formen von Wächtern. Zum einen gab es da die Wächter in ihren braunen Kutten, die mit dem Schwert ihr Macht demonstrierten. Und dann gab es uns in unseren lila schwarzen Uniformen und den bunten Streifen. Unsere Gesichter waren nicht von einer Kapuze verdeckt. Außer der Leibschnecke, die ich seit neustem hatte, trug keiner von uns eine Waffe und wir machten uns ohne viel Aufhebens die Hände schmutzig. In ihren Augen waren wir damit eine von ihnen und gute Wächter. Auch das dürfte dem Tempel kaum passen und ich wartete nur darauf, dass sich unser Kopfgeld erneut erhöhte.