Da es im Rat tausend Stimmen gab, waren der Besitz von zwei Stimmen wie der Tropfen auf den heißen Stein. Und der Typ, der für die Werft im Rat saß, war zu dem ein behäbiges altes Reptil, dass vor allem bekannt dafür war, sich mit minderwertigen Rassen zu paaren: Katzen. Damit war er für die anderen nicht ernst zu nehmen. Das sahen wir verständlicherweise anders. Wir luden ihn zum Stapellauf der neuen Schiffsklasse ein und versprachen ihm, dass wir ihm eine passende Begleitung an die Seite stellen würden. Er kam dann auch.
Als er langsamen und gemessenen Schrittes aus dem Schiff stieg, sah ich sofort seine Augen wach zucken. Er erkannte mich von den Bildern, die überall in der Republik über die Infoterminals liefen.
"Mutig, junger Mann", sagte er. "Was wäre, wenn ich jetzt die normal für den Rat üblichen Leibwächter dabei hätte?"
"Sie haben sie dabei", entgegnete ich. "Aber wir wissen beide, dass sie nicht üblich sind."
Ich streckte meine Hände in die Luft aus und sagte: "Willkommen auf Delft, Kinder der Macht."
Zwei Ghost-Katzoidmischlinge enttarnten sich.
"Es stimmt also", sagte der Alte. "Eine neue Macht etabliert sich im Reich. Ist sie gut oder nicht?"
"Gut für wen?", stellte ich die Gegenfrage und musterte die Gesichtslosen Kämpfer. Ihre Machtaura war nur sehr schwach gewesen, fast unsichtbar. Gegen die beiden war die Aura des Alten Fast ein Leuchtturm, obwohl er eigentlich keine Macht besaß. Aber genau hier war auch das Problem frei fliegender Energie. Sie folgte keinem Willen. Sie wurde von anderen Energien angezogen, wenn sie nur mächtig genug waren.
Die meiste Zeit ignorierte ich diese neue Sicht auf die Welt. Es war nicht sehr praktisch, den ganzen schwachen unbedeutenden Energieströmen ausweichen zu wollen, um nicht zu viel davon aufzunehmen. Aber jetzt und hier war es praktisch gewesen, die beiden Schatten zu sehen, die die allgegenwärtigen Energieströme von sich drängten im Versuch, ihre Aura zu tarnen. Ich lächelte.
"Ich hoffe gut für mich", sagte der Alte.
"Ich denke, sie ist zumindest nicht schlecht", antwortet ich und gab den Weg Richtung Terminal frei. Vor uns in der Ferne konnte man schon den lila glitzernden Rumpf der HT 1 sehen, die noch keinen anderen Namen hatte.
"Sie leiden zumindest nicht an Gigantismus", bemerkte der Alte.
"Weil wir keine großen Formen benutzen? Wir können uns das auch leisten. Unsere Antriebe sind von der Bauform nur ein Zehntel so groß wie die von diesem Argon. Wir benötigen keinen teuren und speziellen Treibstoff, sondern können jeglichen Abfall in diesem entsorgen. Wir erkaufen das natürlich mit Geschwindigkeitsverlust zur Noah-klasse, aber ich finde, dass das neue Konzept hier draußen ihren Wert hat. Kleinere Schiffe lassen sich auch schneller bauen."
Der Alte nickte: "wie sieht es mit den Piloten aus?"
"Mit jedem Schiff wird auch detailliertes Kartenmaterial über die der Föderation bekannten Teile der Milchstraße ausgeliefert. Natürlich sind einige Bereiche geschwärzt, auch wir haben unsere Geheimnisse."
"Militärische?"
"Mehr Völker, die keinen Kontakt wünschen. Ich weiß, dass sich der Rat über sowas bisher einfach hinweggesetzt hat. Wir sehen das anders."
Der Alte brummte. Wir schritten weiter langsam voran, während ich die beiden Wächter hinter uns hin und her schwanken fühlte.
"Sie trauen uns nicht", stellte ich fest.
"Würden sie das?"
"Ich würde es nicht trauen nennen. Ich würde es kontrollierte Vorsicht nennen. Ich weiß, dass ich hier sicher bin. Weil ich auf die Fähigkeiten meiner Mannschaft meiner Familie vertraue."
"Wenn ich meinen Wächtern befehlen würde, sie zu ergreifen, hätten sie keine Chance."
Ich hielt an.
"Sie denken, dass zwei unsichtbare Wachen für uns reichen? Ich weiß jetzt schon, dass ihre Wächter nicht dem Tempel angehören. Ich weiß zwar noch nicht, wann sie erschaffen wurden, aber sie wurden von den Geistfähigkeiten des Planeten Ghost erschaffen. Und ich weiß auch und ich habe sie ja nur kurz gesehen, dass tief in ihnen einwenig ihrer DNA steckt. Diese beiden sind entweder ihre Enkel oder ihre Urenkel."
Der Alte sah mich nun sehr genau an. Er sah zur Seite, wo einer seiner Nachkommen für das normale Auge unsichtbar stand und dann wieder zu mir.
"Ihre Frau ist Katzoidin. Sie haben ihre Kinder ausgetragen. Sie kennen den vollen Umfang der Nestbindung."
"Das darf nie jemand erfahren", zischte der Alte.
"Weil ihr Volk das nicht Akzeptiert?"
"Katzoiden sind unkontrolierbare Machtwesen. Die Nestbindung lässt keine andere Kontrolle zu. Ich trage wie meine Frau die Bürde der freien Macht. Unsere Kinder wurden vom Tempel geholt und zeigten früh, dass sie nicht beeinflusst werden konnten. Der Rat hat sie töten lassen. Er hat die gesammte Rasse getötet und alle, die von ihr berührt wurden. Sie haben den Heimatplaneten der Katzoiden zerstört. Haben jeden freien Katzoiden als mindere Rasse und zum Tier degradiert, so dass ab da jeder alles mit ihnen machen durfte. Sie wurden zu Laborraten oder verstümmelte Lustsklaven. Alles nur damit der heilige Rat und der heilige Tempel seine ach so wertvolle weltliche Macht behielt."
Er kam mir nun sehr nahe, sah tief in meine Augen.
"Kann ich euch vertrauen, der hier alles aufdeckt? Der Karten erstellt zu Orten, die keiner sehen soll? Ich bin noch nicht so sicher, ob ich euch vertrauen kann. Können sie wirklich sich und all das hier beschützen?"
Ich strahlte in dem Moment ein künstliches Glücksgefühl aus. Wie aus dem nichts wurde plötzlich die ganze Macht aus dem Abschnitt gesaugt. Als nächstes wurden die beiden unglücklichen Nachfahren von zwei langen sie umschlingenden Armen erfasst und verschwanden Blitzschnell nach oben in das Dunkle der Hallendecke. Zurück blieben ich und der Alte.
"Ich denke, ich habe die Mittel, die zu beschützen, die sich mir anvertrauen. Keine Angst um ihre Kinder, sie sind bei meinem Freund und meiner Tochter gut aufgehoben."
Ich lächelte wieder und zeigte dann wieder zu unserem Weg Richtung Terminal.
"Wenn sie mir nun folgen würden. Das Essen könnte kalt werden."