"Ist doch ganz einfach. Wir handeln mit dem, was wir haben", stellte Juliet fest.
"Und was haben wir? Soll ich euch als Sklaven verkaufen, du hast gehört, deine Schwester wäre 800 Kredits wert gewesen."
"Ich dachte, du wolltest die Sklaven befreien", merkte Juliet an. "Aber nun mal wirklich. Wir haben bestimmt etwas, dass die hier nicht kennen und was der totale Hit werden könnte. Etwas kleines, was wir im Überfluss haben."
"Minions?"
Ich wurde sofort von den Beinen gerissen und landete unangenehm auf dem Hosenboden.
"Jungs, das war ein Scherz."
Ich landete erneut auf dem Boden.
"Du hast hauptsächlich weibliche WIR", bemerkte Juliet. "Ich hauptsächlich männliche. Hast du das nicht gewusst?"
Hatte ich nicht. Für die anatomischen Besonderheiten der kleine Insektoiden hatte ich mich nicht beschäftigt, da ich sie immer als ganzes, als mit einer Stimme denkenden Schwarm ansah.
"Wir kommen vom Thema ab. Du willst also mit irgendwas handeln. Dafür brauchen wir aber erstmal irgendwo eine Landegenehmigung. Hier in der Kernregion denke ich nicht, dass uns jemand ohne eine Gebühr auf sein Flugfeld lässt. Wir müssen woanders hin. Und dann ist da noch immer die Frage, was wir handeln."
"Exotische Speisen."-"Speisen"-"Speisen"-"Käsekuchen" kam von den Minions.
"Warum ausgerechnet Käsekuchen?", wollte ich wissen und sah hundert kleine erwartungsvolle Augen. "Weil ihr dann die Töpfe auslecken dürft", beantwortete ich die Frage selber.
"Aber die Idee ist eigentlich nicht schlecht", bemerkte Juliet. "Kuchen und Plätzchen könnte etwas sein, dass auf diesen von Menschen geprägten Welten ankommen könnte. Zucker exotisch präsentiert zieht immer."
So war es beschlossen, wir würden unser Glück mit Kuchen versuchen. Da ich dachte, dass der auch auf den Zentralwelten eher untergehen würde, beschlossen wir, dass wir rausflögen. Ich stand gerade auf der Brücke und schaute auf die verschwommene Sternkarte von Shima, als Zero auf die Brücke kam. Er tippte ein Ziel ein und starrte dann auf die Karte.
"Da werden wir über sieben Monate hinbrauchen", bemerkte Shima. "Und da darf ich nicht hin."
"Warum darfst du dort nicht hin", wollte ich wissen.
"Die Region dort ist schädlich für das Gehirn von Drachoiden."
Ich nickte und löschte die Koordinaten, die von Zero sofort wieder eingetippt wurden.
"Zero. Was ist dort?"
"Spürst du das nicht? Diese Schwingung. Ich spüre es ganz deutlich. Ich muss da hin."
Ich spürte nichts. Das bedeutete aber nicht, dass dort nichts war. Auf der anderen Seite konnten wir uns nicht leisten, so lange Zeit für einen Flug in diese Entlegene Region zu verbringen. Aber eine Richtung war so gut wie eine andere, also ließ ich den Kurs erstmal bestehen. Shima war darüber nicht so begeistert, bis ich ihr erklärte, dass ich auf keinen Fall so lange in einem Sprungtunnel bleiben wollte.
Ich begann über den Karten zu brüten, die die Region entlang unserer Flugroute darstellte. Shima war dort sehr wenig herum geflogen, deshalb war dort auch so gut wie nichts bekannt. Shimas ersten Dienstjahre waren an Bord von Kriegsschiffen gewesen. Das hatte sie erzählt. Das Operationsgebiet hatte sich dabei hauptsächlich in dem Bereich des Sagitarischen Arm befunden, der in der Linie Dark Side und Schrkass genau auf der anderen Seite befunden hatte. Das war jetzt etwa zwanzig Jahre her. Ich vermutete, dass sie mit den Platten auf dem Dämpfer ihr Hirn künstlich verwirrt hatten, sodass sie die einst militärischen Ziele nicht mehr offen legen konnte. Aber ich hatte auch kein Interesse, in ein Kriegsgebiet der Republik zu fliegen. Wir hatten unsere eigene Front mit ihnen, wir brauchten keinen Flug zwischen neue Fronten. Der Weg vor uns wirkte zumindest friedlich.
Ich dachte über das nach, was wir anzubieten hatten. Ich dachte auch über unsere neuen Fähigkeiten nach. Es war echt nicht immer gut, wenn man die Gedanken anderer las. Ich musste gerade Lächeln, wenn ich daran dachte, wie mich Alice in Gedanken regelmäßig auszog. Ihre Vorstellungen darüber, wie ich nur mit einer Schürze bekleidet in der Küche kochte und wie warm es ihr dabei wurde.
Aber eigentlich waren solche Gedanken von einem Handelspartner zu empfangen, lästig, wenn nicht sogar, wie bei Juliet geschehen, ein sexueller Übergriff. Ich musste mit meinen Mädchen deswegen reden. Ich war gerade auf dem Weg zur Galerie, als eine massive Seitwärtsbewegung durchs ganze Schiff ging. Ich sah, wie eine massive Welle Wasser sich aus dem Quartier von Ru Mar Kso ergoss und unten die Kinder in der Sandburg beinahe ertränkte. Sie konnten alle Schwimmen, dafür hatte Bexie gesorgt. Meine Augen suchten nach Freya, die ich zusammen mit Gnuna in Rooo fand.
"Shima, was war das?"
"Wir sind von einer Hyperraumkugel gefangen worden, die uns entgegen gekommen ist. Ich konnte nicht mehr ausweichen."
"Einer was?"
"Das ist so ein Antrieb wie von der Onyx, dem Antrieb von dem Schiff dieses Mädchen Pia Schneider."
"Bedeutet das, wir sind mit einem anderen Schiff kollidiert?"
"Fast, wir schweben drei Zentimeter vor ihrem Bug."