Ich muss ja nicht betonen, dass ich nach Juliets Fall alle Shuttles zurück beorderte. So nah am inneren der Republik, wo Wächter sich aufführten, als wenn das All der wilde Wesen war und Planeten wegen angeblichem Ungeziefer von der Sternenkarte fegte, brauchte ich nicht mehr Begegnungen als unbedingt notwendig. Es waren auch nur noch drei Tage vor der entscheidenen Sitzung. Ich wollte den großen Auftritt. Ich wollte auch ein bisschen Schutz, weil ich ja Freya an Bord hatte und die Machtkinder, die ich ihnen ja geklaut hatte.
Und wenn ich dann noch bedachte, dass ich noch immer den größten Teil des Geldes hatte, die wir damals von dem Frachter geklaut hatten, und dazu die Drachen, womit klar sein sollte, wer nun das Geld hatte, konnte ich mir vorstellen, dass da durchaus einer Interesse haben konnte, uns mit einem sehr großen Dosenöffner zu besuchen. Trotzdem stand aber noch ein Planet auf meiner Liste, von dem ich unbedingt wissen wollte, auf wessen Seite der nun stehen würde und das war der Technoplanet.
Aus diesem Grund gab ich auch diesen für alle, die sich mit uns verbündet hatten als Treffpunkt an. Auf dem Flug dahin, der für uns von unserer jetzigen Position fünf Stunden dauern sollte, verbrachte ich komplett auf der Krankenstation. Und dort war ich auch nicht alleine. Die ganze Familie war um mich herum. Ich hatte eine Schüssel Haferbrei dabei. Dieser war Kummel- und Erdbeeren versetzt und leuchtete deshalb blau und rot. Und weil es Juliets Brei war, war auch kein Miniyana zu sehen.
Wir machten uns natürlich alle Sorgen, weil sie schon so lange nichts mehr gesagt hatte. Fast schon mechanisch ließ sie sich füttern. Das Wesen auf ihrer Wunde summte die ganze Zeit und das schien Juliets Herzschlag zu beruhigen. Immer wenn nämlich einer von uns mal unter das Wesen schauen wollte, hörte es damit auf und Juliets Herzschlag erhöhte sich.
"Ich kann sie nicht so da liegen sehen", weinte Alice. "Das zerreißt mir das Herz. Das ist fast schon schlimmer als bei Mia, als sie mit Tekau gekämpft hat."
"Das hier ist schlimmer", stellte Mia fest. "Ich konnte noch reden. Juliet sagt ja nichts mehr."
"Sie hat uns gerettet", schluchzte Henriette. "Nachdem Schuss auf meinen Flügel konnte ich das Schiff nicht mehr steuern. Sie hat es dann trotz ihrer Verletzung mit Machtgriffen gemacht. So als wäre sie ein echter Drache."
Red saß auf der anderen Seite und weinte eigentlich nur. Nachdem Juliet in der Krankenstation als letzten Akt dem kleinen Wesen auf ihr einen Namen gegeben hatte und weg gesackt war, war sie nicht mehr ohne Tränen gewesen. Ich hob ihr Kinn an und sah ihre verweinten roten Augen.
"Sie wird wieder", sagte ich. "Wir Parkers lassen keinen zurück."
"Sie geht, und sie weiß es", heulte Red. "Trinnell, der Name, den jetzt dieses Wesen trägt, es sollte der Namen unseres ersten gemeinsamen Kindes werden. Sie lässt mich jetzt zurück. Wir werden keine Kinder mehr haben, keine Freuden. Ihr Weg ist zu Ende. Sie scheint das zu fühlen."
Das traf mich und die ganze Familie nun wirklich. Ich war erst nur versteinert. Dann dachte ich an das, was ich immer mit Andrew in den alten Schinken bei den Jedi gesehen hatte und dachte an Chimea. Sie hatten Leben gewebt, leben erhalten. Sie hatten geheilt, mit der Macht. Ich war zwar der falsche, aber ich wollte nicht, dass mein Kind vor mir geht. Aus diesem Grund nahm ich nun den Stein, legte ich über der Brust auf meine Tochter und konzentrierte mich voll und ganz nur auf sie.
"Darf ich mich endlich bewegen?", war das erste, was ich von Juliet hörte. "Ich weiß ja, dass du meine Eltern und meine Geschwister nicht verstehst, aber die denken alle, ich sterbe denen weg. Ich muss zu mindestens meiner Frau bescheid geben, die denkt schon wer weiß was."
"Gott sei dank", entfuhr es mir.
"Papa?"
"Ja Juliet, ich bin hier."
"Das ist gut. Trinnell gibt den Miniyana gerade Anweisungen, wo sie die von ihr neu gebauten Organteile einbauen sollen. Deswegen muss ich ganz ruhig liegenbleiben, sonst steckt nachher ein Stück Magen im Darm und ich pinkle aus der Gebärmutter. Wäre ja schlecht."
Ich trat näher im Geist heran und sah in die Öffnung meiner Tochter. Es war noch immer erschreckend, was der Schuss alles getroffen hatte. Nicht viel und meine Tochter hätte ohne Herz da gestanden. Das Wesen fraß an meiner Tochter. Es fraß das tote Gewebe und auch den Haferbrei, der aus der offenen Speiseröhre tropfte. Auf der anderen Seite erzeugte es auch in einer Tour neues Gewebe, dass es dann von den Miniyana in Juliets Körper transportieren ließ. In der offenen Gebärmutter wartete dann der nächste Schock.
"Du hast ein Kind?"
"Ich hatte es, von Red, es war erst zwei Monate. Der Schuss hat es getötet, das habe ich sofort gespürt. Ich habe noch versucht, es wie Zeros Minions zu fangen und in den Kristall zu laden, aber den hat es auch erwischt, glauben ich. Aber auch meine Minions sind zum größten Teil gestorben. Dad, wie soll ich das Red sagen? Die hat sich doch schon den Namen ausgedacht. Deswegen habe ich doch Trimla in Trinnell umgetauft, damit sie wenigsten irgendjemanden hat, wenn ich es nicht geschafft hätte."
Ich sah nochmal hin und erkannte einen kleinen Strom eines weißen Fadens, der von Trimla zu Juliet Kind führte. Vielleicht hatte ja nicht der Stein die Gedanken ihres ersten Kindes aufgefangen, aber irgend jemand hatte es. Alles, was ich sah, beruhigte mich.
"Ich sag mal den anderen Bescheid, dass hier alles in Ordnung ist. Du kannst ihm oder ihr ja in der Zeit unserer Sprache beibringen."
"Ich glaube, dass überlasse ich später lieber Freya. Die haben wohl das gleiche Niveau", grinste der Geist von Juliet.
Ich klinkte mich aus und lächelte in dir Runde. Alle sahen mich erwartungsvoll an, auch Red. Ich nahm ihre Hand zu erst.
"Red, deine Frau liebt dich und kämpft wirklich für ein Leben für euch vier. Für sich, für dich, für euer Findelkind Trimla und für eure Tochter Trinnell. Aber das nächste Mal möchte ich es nicht erst erfahren, wenn sie im Krankenhaus liegt."
Red heulte jetzt vor Freude und ich konnte gerade noch so verhindern, dass sie Juliet umarmte. Auch die anderen drückte ich nun von ihrer Bettstatt weg, weil ich die ganzen Emotionen spürte und alle nun durch Berührungen Juliet klar machen wollten, dass sie da waren. Die einzigen, die ich an sie ließ, waren Miniyana. Ich sagte meinen, dass Juliet über die Hälfte ihres Symbionten verloren hätte und dass sich ihr WIR wohl nicht mehr aus eigener Kraft so schnell wieder aufbauen würden. Sie wussten, was ich von ihnen wollte.
Alle anderen scheuchte ich zu ihren Aufgaben. Ich selber ging auf die Brücke, wo mich Shima mit sorgenvollen Blick erwartete.
"Wie geht es den Kindern?"
"Deiner Tochter geht es ganz gut, aber sie wird wohl wie du ihr Leben lang nur noch mit einer Prothese fliegen können. Red geht es noch am besten und wird wohl dank dem Doc kaum noch Kriegsnarben zum Herumzeigen haben. Und Juliet, sie macht im Traum schon wieder dumme Sprüche, und das obwohl ihr noch immer fast der ganze Darm fehlt."
"Wir hätten sie nicht alleine losfliegen lassen sollen."
"Hätten wir vielleicht nicht, aber der Planet galt als sicher. Und er hat eine Stimme im Rat. Sie dort hinzuschicken fand ich nicht schlimm. Wir werden sie nicht immer schützen können. Sie sind Kämpfer, alle drei und sie haben noch jemanden gerettet, die letzte ihres Volkes. Wir können stolz auf sie sein. Jetzt müssen wir nur noch alle heile zum Rat bringen, das ist in unsere jetzige Aufgabe."
"Dann werde ich jetzt den Flug beschleunigen", sagte Shima. "Ich bin extra einen kleinen Umweg geflogen um in einen Korridor zu kommen. Da können wir dann einen letzten langen Sprung machen."
Ich sah auf die Sternenkarte. Sie bekam immer mehr Struktur mit jeder geflogenem Lichtjahr. Die kleinen Drachoiden wechselten sich in Henriettes Gerät ab und zeichneten auch den letzten kleinen herumtreibenden Trümmerhaufen, liegen gebliebenen Frachter oder vagabundierenden Irrläufer, den wir unterwegs gesehen hatten, auf. Alleine diese Karten waren in Kredits nicht aufzuwiegen.
Und dann kam der große letzte Sprung und dank unserer ganzen lebenden Sensoren an Bord endete exakt in der Mitte der Flotte, die hier auf uns wartete. Ein Funkspruch kam herein. Es war Rumija:
"Ich habt echt ein Gefühl dafür, einen großen Auftritt hinzulegen. Könnt ihr das bitte auch über Syndika A wiederholen?"
"Wenn das gewünscht wird", grinste ich zurück.