Seit einer Woche flogen wir nun durch die Randgebiete des Sektors, in dessen Richtung sich Nebulon befand. Eine Woche, in der wir uns sehr schnell einen Ruf aufgebaut hatten. Dieser Ruf hatte mehrere Facetten.
1. Katzoiden sind keine einfältigen Wesen, die man nur über den Kopf streicheln musste, dann summten sie einem im Schoß. Katzoiden besonders die von Menschen abstammenden, waren knallharte Verhandler, die aber trotzdem noch fair blieben. Dazu hatten sie immer etwas, dass auf den Planeten ein must have war.
2. Man konnte Machtwesen begegnen, ohne dabei etwas zu verlieren. Wir nahmen keine Kinder mit, obwohl unser Schiff alle Anzeichen eines Machtsammlers hatten. Dieser Ruf eilte uns schneller vorraus, als der, dass wir gute Waren hatten.
3. Wir hatten immer die besten Waren für den jeweiligen Planeten. Warum das so war, war einfach. Wir Scannten jeden Planeten.
4. Käsekuchen war der Verkaufshit schlechthin. Und wir waren die einzigen, die ihn hatten.
Der erste Planet, auf den wir trafen, war eine karge Bergbauwelt. Auf ihm lebten Menschen in fast erbärmlichen Verhältnissen. Sie hatten zwar Wasserflächen, aber es gab so gut wie kein Humus auf dem Planeten.
Juliet und Max verschwanden daraufhin für fünf Stunden in der Werkstatt und flogen dann mit dem Farmbot 3000 zum Planeten hinab.
Dort stellten sie das Gerät für den unglaublichen Preis von einer Millionen Kredits zum Verkauf. Den Betrag hatte natürlich niemand. Um zu beweisen, was das Gerät kann, baten sie um Zugang zur Kanalisation. Aus der sich dort befindlichen Suppe erzeugte das Gerät in der Wüste vor der Stadt einen langen Streifen frischen Boden, den sie mit Grass und Blumen aus dem Schiff bepflanzten.
Da allerdings auch danach niemand die geforderten Millionen Kredits aufbringen konnten, schlugen Juliet und Max den Leuten einen Deal vor. Sie würden auf dem Planeten eine Bank gründen, auf der sie eine Millionen Kredits hinterlegen würden. Das Geld könnten sich die Bewohner digital leihen und die Maschine kaufen. Sie müssten es dann nur an diese Bank zurückzahlen. Dann behaupteten sie bereits drei dieser Maschinen verkauft zu haben und deshalb nicht nur eine Millionen Kredits zu besitzen sondern mehr. Mit diesen nun digitalen Geld luden sie nunmehr die Frachträume der Pi-Hydra mit seltenen Erden und Eisenbrammen voll, und bekamen zudem die Info, wer in der näheren Umgebung dieses Material am ehesten benötige. Das Geld indes benutzen die Bewohner dann, um die erste Maschine schon zur Hälfte abzubezahlen. Das war der Beginn. Das Ende der Woche war eine Einladung nach Jubla, dem Lustplaneten.
Es stellte sich heraus, dass es ein Gasriese mit Bergbauplattformen war, die von Relanern beherrscht wurden. Aber es waren dort alle Arten von Wesen vorhanden, auch einige, die wir noch nicht kannten. Was wir auch sofort bemerkten, war das von den Sklavenhaltern bekannte Geistmanipulationsfeld, dass über allem lag. Dieser Ort war nicht gut für uns, vorallem nicht für meine Kinder und Gäste. Aus diesem Grund blieb die Pi-Hydra im sehr hohen Orbit und ich flog nur mit Mia und Juliet zu der größten der fliegenden Städte herunter.
Sie hatte etwas von so einer Steampunkkulisse. Überall in der Oberfläche steckten große Tanks, die Wahrscheinlich mit Gas gefüllt für den nötigen Auftrieb sorgten. Dazwischen klebten wie Nester einzelne Quartiere, die aus dünnen Blech zusammengenietet waren. Als wir das Shuttle mit unseren Geschenken landeten, bemerkten wir sofort, dass das ganze Konstrukt etwas sank, bevor es sich wieder fing. Es war also, wie ich vermutete hatte, hier sorgten Gastanks für das Flugniveau.
"Das ist also der berühmte Parker von der Föderation", begrüßte mich ein Relaner. "Sie hätten aber keine Lustsklaven mitbringen müssen, wir haben hier für jeden Wunsch das passende."
"Darf ich vorstellen, meine Töchter. Juliet und Mia", ließ ich den Relaner wissen, dem sein Fauxpas sofort peinlich war. Er entschuldigte sich überschwänglich und bat darum, dass wir dieses Versehen doch bitte nicht bei seinem Herrscher zur Sprache bringen sollten. Ich nickte dazu nur.
Kleine Roboter huschten heran, die die Ladung des Schiffes ausluden. Es waren ausgesuchte Früchte aus unserem Garten plus einiges, was wir auf einem grünen Planeten von einer Art von Affenartigen, die wie Shimpansen in Turnschuhen wirkten, gegen 30 Tonnen reines Kupfer getauscht hatten. Nach dem Deal war unser Garten in einem weiteren Achtel von wild wuchernden üppigen Grün bedeckt und das Botanische Team hatte einen weiteren Experten.
Hier auf Jubla, so hieß es, wäre jemand, der uns bei unserem Wunsch, beim Rat vorsprechen zu dürfen, behilflich sei. Der Herrscher hätte einen Sitz im Rat.
Ich fragte mich, was seine Stimme wohl für einen Wert haben könnte, wenn er sich nur an der Macht halten konnte, wenn er seine Untergebenen mittels Gehirnmanipulation kontrollieren konnte. Wollten wir uns von einem Sklavenhalter in den Rat geleiten lassen? Ich entschied mich dagegen. Als wir zu den Räumlichkeiten des Herrschers vorgelassen wurden, sah ich direkt noch einen Grund. Am hinteren Rücken erkannte ich die mir schon bekannte Narbe. Dieser Mann war wie alle in dieser Stadt, Marionetten.
Ich tippste meine Minions an: "sagt den Zeros, dass sie nach dem Gerät suchen und es ausschalten sollen. Es wird Zeit für die erste Sklavenrevolution."
Danach lächelte ich wie meine Töchter, bei denen das viel besser aussah, und reichte meinem Gastgeber ein Stück des von uns mitgebrachten Käsekuchen.
"Ich würde glatt töten, für diesen Kuchen", gestand er.
"Das brauchen sie nicht", erklärte Juliet. "Treten sie einfach unserer Föderation bei und wir etablieren feste Handelsketten, die ihnen wöchentlich diese Köstlichkeit zu einem fairen Preis liefern."
"Und wo soll der Kuchen herkommen?"
"Von Korus", behauptete Juliet einfach.
"Von diesem öden Steinhaufen? Das glauben Sie und ich nicht."
"Käsekuchen ist eine Spezialität von einem Planeten weit außerhalb dieses Clusters, die Bewohner Korus stammten einst von dort. Wir haben dort Farmen aufgebaut, die für uns in Lizenz die Grundprodukte anbauen und das fertige Produkt erstellen. Sie können auch euch beliefern."
Sie öffnete ein Hologramm, wo man den Grünstreifen vor der Bergbaustadt sah. Das keine der Pflanzen essbar war, musste der Relaner ja nicht wissen.
Es schien so, als wolle er auf den Deal eingehen, aber in Wirklichkeit winkte er nicht nach dem Diener für Getränke, sondern um den Druck auf unsere Hirne zu erhöhen.
"Ich finde ja, dass so eine Farm so weit weg von ihrem Stammgebiet viel zu mühselig zu kontrollieren ist. Was haltet ihr davon, wenn ich sie euch für sagen wir 40.000 Kredits abkaufe?"
"Ich glaube, sie haben meine Schwester nicht verstanden", bemerkte Mia. "Die Farm gehört uns nicht. Wir haben Korus die Lizenz gegen Gebühr überlassen, in diesem Sektor diese Köstlichkeiten - möchten sie noch ein Stück - zu vermarkten. Wir bekommen einen Kredit für jeden verkauften Kuchen, die Farmer kaufen uns den Farmbot für eine Millionen Kredits ab und wir haben das exklusive Kaufrecht für alle Erze des Planeten. Warum denken sie, dass wir ihnen das Rezept von Käsekuchen für 40.000 Kredits überlassen sollten?"
Sie lächelte noch immer, während sich der Herrscher zu seinem Diener umschaute, der an einer Konsole an der Wand stand. Der Mann schaute mehr als benebelt aus der Wäsche. Die Augen des Herrschers wurden kurz zu Schlitzen, als er uns musterte. Dann klatschte er in seine Hände.
"Hätte sie Lust auf ein kleines Spiel."
"Warum nicht", antwortete ich. "Wie funktioniert es?"
"Es ist eine Lotterie. Jeder von uns setzt etwas, was ihm lieb und teuer ist. Ich hätte gerne ihre Tochter. Eine so harte Verhandlerin an meiner Seite würde mir besondere Aufmerksamkeit im Rat einbringen."
Er lächelte und ich lächelte zurück.
"Einverstanden. Wenn ich gewinne, übernehme ich ihren Sitz im Rat."
"Den können sie nicht bekommen, der ist an den Besitz dieses Planeten gebunden."
"Dann ist er ihnen wohl so teuer, wie es mir meine Tochter ist."
"Das Ergebnis aus dem Fick mit einer willigen Sklavin", spuckte er verächtlich aus.
"Sklaverei haben wir nicht nötig", lächelte Mia und sah zu der kleinen grauen Wolke, die in diesem Moment aus der Kontrollkonsole stieg. "Sie wollen meine kleine Schwester als ihre Sklavin im Rat? Wir wollen in den Rat. Das ist das Spiel. Ihr Diener soll das Rad des Schicksals drehen."
Der Druck von Außen war komplett weg. Der Diener sah verwundert zu seinem Herren, als würde er ihn zum ersten Mal so richtig sehen.
"Also gut, dann soll es so sein. Kai, drehe er das Rad."
Der Angesprochene ging zu einem Roulette ähnlichen Rad, ließ es kreisen und warf eine Kugel hinein. Was nun folgen würde, war reiner Zufall. Dachte ich zumindest, dann spürte ich eine Welle der Macht von Mia und von Juliet ausgehen. Hinten im Rondell viel die Kugel in ein rotes Fach.
"Herr, ihr habt verloren", sprach sein Diener aus.
"Wie bitte? Hast du denn nicht ..."
"... hat er nicht was?", bohrte Mia nach. "Soll es etwa heißen, dass sie bisher immer ihrem Glück nachgeholfen haben? Dann haben sie ja wohl zum ersten mal ehrlich gespielt und verloren? So ein Pech aber auch."
Als er aufsprang, um wohl eine versteckte Waffe zu erreichen, knockten ihn die Zeros mit einem Knüppel, den sie irgendwo gefunden hatten, aus.