Einer unserer Vorteile war, dass unsere Hauptschiffe einander ähnelten. Die Schiffe der Zeros sahen wie Red Jäger aus nur waren sie nur Handteller groß. Unsere Green Shuttles waren in der Form fast so aufgebaut wie die Hydra-Terra nur fünfzigmal kleiner. Als wir nun begannen, einen Kürbis vom Affenplaneten, der in unserem Botanischen Garten zu beachtlicher Größe eines Hauses herangewachsen war, mit Aluminiumfolie zu verpacken, viel mir das Märchen von Cinderella ein. Das erzählte ich dann auch allen Kindern und Jugendlichen, die mir hier beim Einpacken halfen. Märchen kamen immer gut an.
Später flog die Attrappe durchs All und zeigte sich ganz in der Nähe einer automatischen Überwachungsstation der Wächter. Ein Angriff aus tausenden von Schiffen, die dann auch noch die Station lahmlegten. Das verdiente doch einen großen Auftritt.
Und wie vermutet kam es auch. Ein tiefschwarzer Raumer, der ein wahrer Koloss in Form eines Geodreiecks darstellte, sprang zur Verteidigung des Technoplaneten in dessen Orbit und suchte dann verzweifelt nach der Armada, die in Wirklichkeit nur aus einem leeren Shuttle, einem Kürbis mit fünfzig Meter Durchmesser und einer Aluhaut und hunderttausend Microschiffen der Minons bestand.
Und da war noch das Pfeilschiff von Juma, das mit mir und Freya hinter all dem hockte und wo ich nun unserer Kleine erlaubte, eine Welle der Macht auszusenden. Wir hofften dadurch, dass die Wächter die winzig kleinen Machtpunkte vor ihnen übersahen.
Was danach folgte, hatten wir unter dem Projektnamen Striptease laufen. Mit nur vier Red Jägern griffen wir das riesige Schiff aus dem nichts an. So der Plan. Dabei nutzten wir die Größe der Zeros aus. Sie drangen in das Schiff ein und demontierten es von innen heraus. Unserer Jäger sprangen zu dem Schiff, erfassten das gelöste Teil und sprangen wieder weg. Da wir keinen genauen Plan von dem Schiff hatten, bevor es ins System sprang, hatten wir beschlossen, es einfach willkürlich zu zerlegen, bis Freya mit ihrer Macht das ganze Schiff gesehen hatte und wir nach Übermittlung dieser Bilder an die Miniyana wieder wegsprangen.
"Das wird nicht funktionieren", hatte Juma erklärt, der mit dem Stab in Hernys Yacht saß, die wiederum an der Raumstation des Technologieplaneten in einer niedrigen Umlaufbahn schwebte und von da aus quasi einen Logenplatz hatten. "Das ist doch kein Kampf."
"Und deshalb ist der Plan genial", hatte Bexie gegrinst. "Feuer Frei, Papa."
Chaos ist immer die beste Waffe. Bevor das große Schiff überhaupt seinen ersten Schuss abgegeben hatte, hatte es schon einen Teil seines linken Flügels verloren, der nun losgelöst im Raum herumflog.
Es begann unkontrolliert zu treiben, als die Miniyana den ersten Pilot aus dem Schiff holten und Juliet mit diesem in zwei Sprüngen zur versteckten Pi-Hydra sprang. Freya hatte gesehen, dass diese riesige Schiff sechs davon hatte. Nachdem sie ihre Traumbilder vom Inneren Aufbau des Schiffes an die Miniyana verteilt hatte, ließen wir uns von Juliet in einem Red abholen, die mit uns zur Pi-Hydra zurück sprang, dort luden Lumina und Rooo gerade die erste Drachenkapsel ein.
Ich musste echt lachen, wie gut Operation Striptease funktionierte. Um das Chaos perfekt zu machen, wechselten wir mit der Pi-Hydra während der ganzen Aktion auch noch fünf mal die Position. Alle Versuche, die die Geschwaderkommandanten des Wächterträgers unternahmen, um den lästigen Angreifern Herr zu werden, sorgte nur dafür, dass sich die Staffeln genauso im Raum verteilten, wie es schon die Teile des Schiffs taten. Am Ende hatten wir alles, was wir wollten, aber erschreckend war es trotzdem. Am Kern angeschlossen dicht an dicht standen dort fünfzig Schwarze-Loch-Bomben, Zweihundert Quantenblaster und noch ganze Batterien an Atomwaffen, mit denen wir die Pi-Hydra tausend mal hätten Grillen können. So viel Feuerkraft in nur einem Schiff vereint war einfach unheimlich.
Da ich neugierig war, hatte ich Bexie gesagt, sie solle die Kameras laufen lassen. So bekam ich auch das Ende der Schlacht mit, als die Yacht zusammen mit den Zeros wieder in der Pi-Hydra war.
Mit den Bildern machten wir dann eine taktische Nachbesprechung. Wir analysierten, wo in dem Schiff die Hangars mit den Kampfschiffen waren. Wir fanden das Boot wieder, dass die Wächter auf Hydra benutzt hatten. Es sah aus, wie eine umgedrehte Sandkastenschaufel mit Flügeln dran. Auch Quartiere hatten die Minions abgetrennt. Darin sah man Wächter, die in so Art Machtblasen versuchten, sich gegen die Dekompression zu wehren. Kein Wunder, dass sie keine Zeit dazu fanden, sich gegen den Angriff effektiver zu verteidigen.
Eines interessierte mich vor allem anderen. Wir hatten an Bord nun auch einen aus Carlium gewebten sehr engen gordischen Knoten. Hatte es der Gegner geschafft, eine der Blackholes zu zünden? Vielleicht ein Versuch der Selbstzerstörung? Henry schüttelte den Kopf. Und zeigte auf einen Ausschnitt. Dort sah man, dass die Miniyana um eine abgetrennte Sektion das Material herumwebten.
"Wir haben Gefangene gemacht?", fragte ich verwirrt und sah zu den Zeros herüber. Da schüttelte ein Emoji den Kopf. Ich dachte kurz nach: "Ihr habt Gefangene befreit."
Ein Daumenhoch Emoji entstand.
"Warum sind die dann noch in dem Knäul?"
Das darauffolgende Bild konnte ich nicht deuten, aber ich hatte eine Vermutung. Ich winkte Juliet, mir zu folgen.
"Ich brauche all deine Mädchen", sagte ich.
"Meine Mädchen?"
"Die Frauen aus dem Harem. Sie sind die einzigen, die mir für die kommende Aufgabe einfallen. Die Miniyana haben den Wächtern auch noch was anders geklaut. Ich vermute, sie sind nicht sehr groß und lebendig."
"Machtbabys. Die Abedanerin hat mir davon erzählt. Wie viele?"
"Das wird jetzt eine Überraschung."