Zero verbürgte sich auch für Pia und deshalb ließen wir sie erstmal gewähren, obwohl Chimea sie am liebsten wieder vom Planeten entfernt haben wollte. Wir verließen den Planeten und ließen Zero mit einem Shuttle zurück. Eigentlich freute ich mich darüber, dass er eine neue Liebe gefunden hatte und so seine Trauer über seine erste Liebe überwandt.
Wir anderen flogen nach Blue, um Gnunas Mutter zurück zur Familie zu führen. Wir waren schon im Orbitalanflug, da schaute Shima zurück. Auch die Miniyana von Freya, die von Zeros Miniyana abstammen und nun in der ganzen Pi-Hydra lebten, bemerkten etwas.
"Was hast du gespürt?", wollte ich wissen.
"Da war ein Masseminus, ganz kurz."
Lilys Gesicht erhellte sich.
"Das ist es", jubelte sie und tanzte durch die Brücke.
"Hast du etwas verändert?", wollte ich von ihr wissen und sie öffnete die Hand.
"Die Miniyana haben es eigentlich erklärt. Das Schwarze Loch hat es verdeutlicht und eigentlich war es Logisch. Massen verändern den Raum. Große Massen mehr als kleine Massen, das wissen wir alle aus der Schule. Sonnen verändern sich dabei. Durch die Fusion in ihrem Inneren werden sie im Inneren schwerer und schleudern im Äußeren Unmengen Masse von sich. Das machen sie aber nicht gleichmäßig sondern mit ganz eigenen Mustern und das können Drachoiden erkennen und navigieren so. Planeten erkennt sie jedoch nicht und das hat mich immer gewundert, vor allem weil ihre Tochter das kann. Aus ihren Erzählungen weiss ich, dass sie sogar beim Verstecken immer gewinnt, weil sie unsere Massen aufspüren kann, und die sind im Vergleich zu einer Sonne winzig. Sie hat auch geholfen, wirklich alle Mechs aus dem Schweif des Kometen zu sammeln. Auch die, die nicht in der großen Blase schwebten. Und das sie bei dem Flug lernen musste, nicht auf jeden Krümel panisch zu reagieren. Ich denke, dass die Sklavenhalter, die junge, abenteuerlustige Drachoiden rekrutieren, nicht die Geduld haben, auf diesen Lernprozess zu warten. Aus dem Grund dämpfen sie die Fähigkeit der Drachen künstlich."
"Und können wir den Dämpfer entfernen?"
"Einen kleinen Teil seiner Masse habe ich schon entnommen. Der Dämpfer ist nämlich durch einen künstlichen Zugang von aussen zugänglich. Es scheint, dass er durch Platten in seiner Wirkung gedämpft oder verstärkt werden kann. Ich bin mir nicht sicher, ob es gut wäre, ihr sofort den ganzen Dämpfer zu entfernen. Die Befreiung könnte sie so überwältigen, dass sie als Pilot ausfällt."
Ich drehte mich zu Shima um: "Das ist jetzt deine Entscheidung."
Shima kratzte mit einer Kralle über die Schuppen an ihrem Kopf: "Ich kann mich mit dem Teil besser auf das Fliegen konzentrieren?"
"Ja", bestätigte Lily.
"Ich könnte vielleicht nicht mehr fliegen, wenn du es mir nimmst? Was hätte ich dann noch für einen Nutzen an Bord?"
"Als Warnradar für Einstein-Rosen-Brücken", sinnierte Tekau. "Das, was du und die Kleinen bemerkt habt, könnte eine solche gewesen sein."
"Wie kommst du darauf?", fragte ich nach.
"Ich habe gerade beim Tower in der neuen Werft angefragt. Die steckt im Asteroiden Gürtel, weil da die ganzen Metalle näher sind. Sie haben für alle Schiffe mittlerweile Flugpläne erstellt. Als die Nachricht über die Parkersphäre und das Archiv durchgesickert war, hatten wir so viele Beinahunfälle im Orbit von Red, wo Schiffe fast auf die gleiche Position gesprungen sind, dass sie sich etwas einfallen lassen mussten. Deshalb hat sich doch auch jeder an das neue Protokoll zu halten. Jedenfalls habe ich gefragt, ob laut Protokoll in der letzten Stunde jemand kommen sollte und die Antwort ist nein."
"Das ist noch kein Beweis", stellte nun Shima fest. "Ich könnte mich trotzdem wegen meiner Gefühle irren."
"Das ist richtig", gab Tekau zu. "Aber Lily hat mich eingeweiht. Dort sollte etwas ankommen, aber erst jetzt. Lily hat für ein Experiment eine Redjäger Staffel nach Tau Ceti geschickt, hinein in die Trümmerwolke. Immer, wenn eine Einstein-Rosen-Brücke sich öffnet, wird alles um die Schiffe mit hineingezogen. Daher sind dann am Zielort Teilchen im Raum, die vorher nicht da waren und die kann man mit Sensoren messen. Vor jetzt zehn Minuten sind im Orbit von Red neue Partikel aufgetaucht. Die gehören aber nicht zur Wolke von Tau Ceti."
"Okay. Da kam ein fremdes Schiff. Wieder ein Besucher wie Pia?"
"Meine Sensoren haben nichts größeres als Staub empfangen."
"Pias Schiff kann sich tarnen", bemerkte Juliet, die mit einer aufgeregten Henriette auf die Brücke kam. Die letztere hüpfte hin und her.
"Da ist was großes gekommen", piepste sie.
"Wie groß", wollte ich wissen.
Henriette überlegte und bemerkte alle Blicke auf sich. Sie wurde dadurch immer unsicherer. Letztlich, wollte sie sogar fliehen, weil sie zu bemerken schien, dass sie keinen Vergleich hatte. Ich nahm sie in den Arm und summte beruhigend.
"Nicht schlimm. Es ist für uns alle neu und wir lernen jeden Tag. Ich denke, dass die auf Red alles im Griff haben und wir werden denen nur sagen, dass da was ist. Okay?"
Henriette war etwas grün im Gesicht, als ich sie losließ. Ihr Blut basierte auf Kupfer und deshalb war es ihr rotwerden.
"Es ist wirklich nicht schlimm, Henriette."
Ich drehte mich um und fragte, warum die anderen noch auf der Brücke seien. Immerhin stände ein Staatsbesuch auf dem Programm.
"Unser Papa hasst den großen Auftritt, es sei denn, er darf Spiele eröffnen", murmelte Tekau.
"Trotzdem halten wir uns an das Protokoll", bestimmte ich und begab mich zu unseren Räumen.
Dort stellte ich fest, dass Liän gerade eine ganz kleine Uniform für Freya auf die letzten Zentimeter anpasste. Wir sahen so aus wie die Familie Robinson. Sogar Chimea, die eigentlich immer nackt... Okay... befedert herumlief, hatte jetzt eine. In der Galerie sah ich dann die letzte, die bisher immer gefehlt hatte, in Uniform. Lumina schwebte in Stoff gehüllt in der Luft und grinste breit.
"Chef? Ich darf vermelden: Die ganze Besatzung trägt Uniform. Wir sind bereit für den Staatsbesuch."
Und so geschah es auch. Mit allen Ehren landeten wir auf Blue und bildeten für die Mutter der Mütter die Eskorte. Da sie schon seit Jahren kaum gelaufen war, wurde sie dabei mit einer Sänfte geschoben, die von ihren Spinnenzentauren mit Hilfe von Max in der kurzen Flugzeit gebaut worden war. So traten wir vor Ra Mar Kso, in dessen Kelch oben noch eine andere Meerfrau saß. Hinter ihnen waren weitere große Pflanzenwesen mit mannigfaltigen Insaßen, die neugierig aus ihren Kelchen schauten.
"Ich darf euch vorstellen. Die Mutter der Mütter. Herrin von Red."
"Bis auf die Kolonie", murmelte die Mutter.
"Das du selber schuld bist. Du glaubst nicht, was so ein bisschen Demokratie bringt", flüsterte ich zurück.
"Willkommen auf Blue. Ehrwürdige Mutter, ich darf euch einladen zu einem großen Bankett zu euren Ehren. Wir haben Extra dafür die Arena umgestaltet...."
"Was redest du da für ein Müll", funkte seine Frau dazwischen. "Du hast die Arena nur für dich trocken gelegt, weil du die Kämpfe nicht mehr spannend genug fandest", schimpfte sie weiter. "Brot und Spiele, so ein Schwachsinn. Du drückst dich in deinem schwimmenden Ding nur davor, dich um dein Volk zu kümmern. Und wer darf das machen? Ich. Und jetzt lass mich hier raus, damit ich unsere Kinder umarmen kann."
Ich sah an der Pflanze, dass sich Ra vor dem Zorn seiner Frau duckte und musste Lächeln. Eine Tentakel half der Mutter von Ru zu Boden, wo sie sich auf ihrem Schwanz aufrichtete und ihre Arme ausbreitete. Ru und Tekau, je in einer eigenen Uniform, kamen auf sie zu und schlossen sie in die Arme.
"Willkommen Zuhause."