Wir sammelten vier Tage Trümmer. Trümmer von Exekutor, Trümmer von dem Kolonieschiff, Trümmer von dem Schrott auf dem Planeten, bis auf das Schiff der Chinesen. Es war eine Grabstätte, die rührten wir nicht an. In der ganzen Zeit versuchte Shima über das Gefühl nachzudenken, was sie hatte, als diese kleine Schiff von uns weg gesprungen war. Lily war ihr dabei behilflich, weil es dabei auch noch immer um das Teil in Shimas Hirn ging. Zero indes war auf Tau Ceti. Als er zurück kam, war er sehr aufgeregt.
"Die waren nicht gründlich", jubelte er.
"Wer?"
"Die Planetenplünderer. Sie haben die meisten großen Lager und das Wasser vom Planeten genommen, aber im Planetenmantel ist noch immer fein verteilt Carlium zu finden."
"So fein verteilt, dass sich wohl der Abbau nicht lohnt."
"Weil sie nicht die richtigen Ideen haben", grinste Zero. "Die haben es jetzt aber uns einfacher gemacht, den Rest zu bergen und zu nutzen. Wir können damit den ganz großen Coup machen."
Hörte sich gerade Original wie sein Vater an. Ich lächelte.
"Und was ist der große Coup?"
"Wir fangen uns die Singularität. Wir bauen damit the Dark Side nach."
"Unmöglich. Man kann kein schwarzes Loch fangen."
"Ich habe alles genau durchgerechnet. Ich habe mich seit dem Besuch auf dem Dark Side gefragt, wie eine Sigularität in einen Planeten kommt. Selbstorganisation ist das Zauberwort. Wir müssen nur genug Carlium in den Orbit bekommen, dann bildet sich die Elektromagnetische Falle von alleine. Das hat bei unserem Antrieb deshalb nicht funktioniert, weil nur die Wände des Kern mit Carlium beschichtet, aber ansonsten wir es mit Niob-Titan Magneten versucht haben. Das hochreine Carlium war noch zu selten. Jetzt aber haben wir durch den Quantenblast der Sklavenhalter einen kompletten Planeten mit dem Zeug. Zudem will ich weitere Quantenbomben zünden, um die Oberfläche des Planeten abzusprengen. Verstehst du es jetzt?"
Ich verstand zumindest, dass die Bergmannseele meines Bruders gerade in seinem Sohn auf Hochtouren lief. Der mochte vielleicht nicht den Teil mit dem sich selber reorganisierenden Reaktorkern verstehen, aber der Rest klang nach ihm.
"Wie kommt dann dein Carliumstaub zu der Schwarzen Loch?"
"Die Pi bringt es hin."
"Bringt es nicht."
"Warum das nicht?"
"Ich springe doch nicht mit meiner Familie in die Nähe eines schwarzen Loches."
"Aber neben einem unvollständig abgesicherten Schwarzen Loch aus der Beute eines Sklavenhalterkreuzer, der schon einmal ein Forschungslabor gefressen hat, zu schlafen, das geht?"
Ich hatte nie gefragt, warum Zero zu uns gekommen und woher unser Antrieb genau war. Ich hatte meinen jungen Neffen mitgenommen, damit er Abstand von seiner Trauer nehmen konnte. Jetzt machte es aber Sinn, dass er sich die ganze Zeit bei diesem Antrieb versteckte. Es war das Grab seines Geliebten und seiner Freunde.
"Du hast aber nicht vor, deinem Mann zu folgen?", fragte ich aus diesen Gedanken heraus.
Mein Neffe sah mich an. Dann schien er sich einen Ruck zu geben. "Komm mit."
Ich folgte ihm in die Tiefe des Schiffes. Als wir der Antriebskammer näher kamen, bemerkte ich die Feldlinien der Energie, die vom Antrieb ausgingen. Aber da war noch etwas anderes. Ich sah tausende von Miniyana, die auch diesen Linien nachspürten. Hier unten waren fast so viele wie wir wilde an Bord hatten. Und ich konnte ihr Bewusstsein hören.
"Er bringt einen Außenstehenden zu UNS." - " Der wird UNS bei den anderen verraten." - "Der hat andere dabei." - "Sie werden es nicht verstehen." - "Kein Meister hat mehr als ein WIR." - "Wir sind ja nicht nur seine WIR." - "Sie werden es nicht verstehen." - "Sie können es nicht verstehen."
Ich blieb stehen. "Hört ihr sie?", fragte ich meine Miniyana und bekam verständnislose Mimik. "Okay, gleiches Spiel wie bei den Wilden. Seid Tolerant."
Ich bog um die Ecke und die Minions von Zero versuchten sich zu verstecken. "Ich kann euch hören und sehen", stellte ich in den Raum hinein fest. "Also, Zero. Ich denke, dass du mir nicht deine Miniyana zeigen wolltest."
"Eigentlich schon", sagte er und hob seine Hand. Ich spürte seine Anweisung mehr, als dass ich sie hörte. Zwei der Miniyana landeten darauf, die er mir zeigte. Ich sah genau hin und stockte. Sie sahen komplett anders als meine Miniyana aus. Sie wirkten wie Feuersteine mit Flügeln. Die ganzen kleinen Beine, mit denen sich meine an mich klammern konnten, waren kaum zu erkennen.
"Carlium im Panzer?", fragte ich ins blaue hinein.
"Sie waren zum Teil der Explosion ausgesetzt. Was aber meinen Mann und seine Kollegen getötet hat, hat diese nur weggeblasen und hat sich an ihren Panzern abgelagert. Ich war damals in der Küche und eine Schicht aus ihnen an der Wand Richtung Reaktorkammer hat mich gerettet. Ich war schon weit genug entfernt, dass es mich nicht mehr töten konnte. Sie aber haben die Essens des Lebens meiner Geliebten gefangen und in den Traumstein fokussiert. Ohne sie würde meine Tochter nicht in dir wachsen und hätte keine Chance auf ihr zweites Leben."
"Er trägt das verlorene Kind", wisperte es durch den Raum. "Er bringt die Zukunft." - "die Zukunft." - " Warum tut er das?"
"Wir sind die Parkers", summte nun meine Miniyana. "Wir lassen niemanden zurück. Auch nicht die Seele eines Kindes in der Einsamkeit eines Seelensteines, bevor sie richtig gelebt hat."
Damit war das unter den Miniyanern geklärt. Das Parkerdogma schweißte meine Familie immer zusammen. Und auch unsere Miniyana waren Familie. Sie hatten gerade mit dem einen Satz auch für sich Zeros Miniyana akzeptiert.
"Okay und was genau ist jetzt das Geheimnis?"
"Du kannst es doch sehen."
"Ich kann zwar sehen, aber ich versteh nicht, was ich sehe. Ich sehe ein kompliziertes Muster aus fliegenden Miniyanern."
"Mein UNS fängt die Feldmusterlinien und hilft beim Bau einer neuen magnetischen Eindämmung. Unser Notsprung war der letzte Test. Wir können jetzt dauerhaft so fliegen. Der Sprung zur anderen Seite der Milchstraße könnten wir so in einem Jahr schaffen. Aber so können wir auch das Schwarze Loch fangen. Aber auch hiermit."
Er war voller Begeisterung zur Werkbank gegangen und zeigte ein kleines Microshuttle.
"Raumschiffe für Miniyana?"
"Sie werden die eigentliche Aufgabe erfüllen. Durch ihre Telepathischen Fähigkeiten sind ihre Begrenzungen erweitert. Sie können nun auf bis zu 3km von einander fortdriften und sind noch immer ein WIR. Sie werden das Carlium aufsammeln und um die Singularität ausbringen. Du wirst sehen, das klappt."
Was sollte ich sagen? Er war der Experte. Wenn ich einem Parker nicht vertraute, war ich von der Welt verlassen. Ich ließ es mir doch nochmal in kleinem erklären, bis ich wirklich zu verstehen glaubte, was genau die Zeros, wie ich seine Miniyana fortan nannte, da machten.
"Okay, ihr bekommt euren Versuch."