Ich führte sie weiter unsere Stockwerke nach oben. Ich zeigte ihnen die Stasekammern, wo noch immer viele Bewohner des Forschungsplanten lagen. Der Doc erklärte, was unsere wahren Gegner mit ihnen gemacht hatten und wie mühselig es war, auch nur einen von ihnen zu retten. Teilweise arbeiteten auch hier wieder Kinder, aber vor allem die vielen verschiedenen Rassen, die sich Tusch als exotische Ausstaffierung seines Harems zugelegt hatte.
"Bei soviel gefilme der beide könnte man glatt glauben, sie würden an der Schaufensterkrankheit leiden", witzelte der Doc.
"Und was ist das?"
"Eine Durchblutungsstörung älterer Menschen in den Beinen. Werde ich wohl etwa in dreißig Jahren auch bei dir behandeln dürfen."
"Wenn du dann noch lebst."
"Ich bin erst einhundertvierzig. Ich habe gute Chancen, dich zu überleben."
"Wenn mich Alice nicht wie angedroht in Stase versetzt."
"Du könntest dich ja auch bei den Banshee verjüngen lassen."
"Wir werden sehen", sagte ich. Mit Anfang dreißig wollte ich mir da jetzt ehrlich noch keine Gedanken drum machen.
Ich ging wieder zu den beiden und drängte sie weiter nach oben.
"Sind das alles Sklaven?", wollte die Katzoidin wissen.
"Es waren welche."
"Warum haben sie dann noch die Kennzeichen des Sklaventum an ihrem Körper?"
"Welches Kennzeichen?", fragte ich ehrlich verwirrt.
"Die Milchsperren."
Ich sah zu einem Wesen herüber, dass ein extremes Stark nach außen Sichtbares Skelett trug und frei sichtbare Milchdrüsen auf der Höhe des Bauchnabels. In beiden war eine quer eingeschobene kleine Hantel, die auch Juliet, Red und Bexie trugen, als Schmuck. Ich war davon ausgegangen, dass es sich auch hierbei um so etwas handelte und hatte daher nie darauf bestanden, dass eine von ihnen es entfernte. Ich sah zu allen in der Krankenstation herumlaufenden Frauen und alle hatten diese Stäbchen und Ringe noch gut Sichtbar am Körper. Meine drei Mädels trugen sie unter Stoff und da waren sie nicht so auffällig.
"Würden sie mich eben entschuldigen?"
Ich ging zu einer Sprechanlage und zitierte Nick zu mir. Als er kam, bat ich ihn, die Vertreter der Presse doch über das Schwimmbad nach oben in den Garten zu führen. Er verstand den Wink. Als sie gut weg waren, rief ich Red an.
"Nimm deine Piercings raus."
"Warum?", wollte sie wissen.
"Das ist für die Republik das Zeichen, dass jemand ein Sklave ist. Die Gäste würden einen falschen Eindruck von dir bekommen. Sie könnten annehmen, dass du nicht frei in dem bist, was du sagst, egal was du sagst."
"Ich verstehe. Kommst du mit ihnen hoch?"
"Nick bringt sie. Ich muss hier noch eine Befreiung durchführen."
"Okay, Paps."
Ich legte auf. Paps? War es schon so weit zwischen ihr und Juliet? Aber ich musste mich erstmal um was anderes kümmern. Ich schnappte mir Schumira, die Ziehmutter von Schugabi, und zog sie raus auf die Galerie. Sie hatte auch frei liegende Knospen. Ich deute darauf.
"Was ist das?", fragte ich.
"Ein Zeichen unseres Standes."
"Und der wäre?"
"Euer Besitz?", fragte sie nun vorsichtiger.
Ich fasste mir an den Kopf.
"Herr, habe ich was falsches gesagt?", fragte Schumira nun ängstlich und begann ihre Hände zu verknoten.
"Nein, tut mir leid. Ich habe etwas falsches gemacht. Oder besser, ich habe etwas vergessen."
Ich beugte mich vor und betrachtete den Ring. Es gab nirgends etwas, womit ich ihn öffnen konnte. Ich sah im Augenwinkel Rooo vorbeigehen. ich rief ihn zu uns. Ich bat ihn, leise, die kleine Hantel zu entfernen. Er kam auf seine Art an Mechanismen heran, die für sehr viele von uns zu klein waren. Eine Minute später stand die Frau ohne ihre Piercings da.
"Herr?", fragte sie ohne jedes Verständnis, was passiert war.
"Das ist eigentlich dein Stand hier an Bord. Hier sollten sich alle Wesen nur selber besitzen. Ich habe es nicht gewusst, weil ich noch nie jemanden besessen habe. Entschuldige, dass ich nicht darauf geachtet habe, als ich euch in die Freiheit holte."
"Freiheit?"
"Du darfst entscheiden, was du machen willst, jetzt und in Zukunft."
"Ich war noch nie frei."
Ich sah zu den anderen und fragte mich, auf wie viele von ihnen dieser Satz noch zutreffen mochte. Aber das war auch etwas, was ich derzeit nicht lösen konnte. Ich fühlte mich hilflos in Bezug auf dieses Aufgabe. Wie sollte ich ihnen etwas erklären, von dem sie nichts wussten? Wie sollte ich Verantwortung erklären, die mit Freiheit einherging. In dem Moment lief mir Tre über den Weg. Sie hatte einen Schlabberlook an, der auch bei ihr Piercings offenbarte. Ihre hatten kleine Totenköpfe dranhängen.
"So, du bekommst eine neue Aufgabe", beschloss ich in dem Moment.
"Aber ich muss doch noch die Sportstunde vorbereiten", maulte die.
"Du musst alle Frauen von Tusch die Bedeutung von Schmuck erklären."
"Ich verstehe nicht."
"Nach deren Auffassung sind sie alle mein Besitz."
"Das trifft doch nur auf uns junge zu", grinste Tre. "Tschuldigung, Dad. Ich werde mich um dein Problem kümmern. Was macht das andere Projekt? Wann bekomme ich meine Schüler wieder?"
"Wenn sie in sagen wir drei Tagen ausgeschlafen sind?"
"Okay. Viel spaß mit den Reportern. Ich habe sie in der Schwimmhalle getroffen."
"Danke."
Ich ließ Tre mit den Frauen zurück und stieß mich nach oben in die Galerie ab. Sanft glitt ich durch die Öffnung, die es hier in den Botanischen Garten gab. Mit eiligen Schritten ging ich zu der Kuppel, die wir in den Garten gestellt hatten. Drinnen wurde gerade Max von Red dazu befragt, warum die Lexx so merkwürdige Tanks am Ende ihres langen Stachels hätten, das Original auf Hydra hätte die schließlich nicht. Er erklärte, dass bei dem Schiff auf Hydra das lange Ende des Schiffes eigentlich nur der Optik diene. So sähe das Schiff einem Minion mit zu großen Augen ähnlich.
Ich verhinderte gerade noch, dass ihr Sohn James das Bild eines Miniyana durch den Äther sendete. "Die sind noch geheim", flüsterte ich. Dann sah ich, dass Nick mit den dreien aus dem Antigraflift stieg. "Jetzt wird es spannend. Mal sehen, welche Presse besser ist."