Es kam nicht von ungefähr, dass meine Kinder seit Stunden die Krankenstation belagerten. Alle wollten sie sehen, die erste Person, die Papas Herz erobern konnte. Das der Doc sie immer wieder vertrieb, passte ihnen garnicht.
Nachdem ich ein paar Stunden geruht hatte, in denen ich aber auch anderen nebenbei erklärt hatte, wie wir unseren neuen Gästen helfen könnten, war ich wieder beim Doc, diesmal mit Leonie in meinem Rücken, die sich eingeschmuggelt hatte.
"Leonie! Was soll das. Die Patienten brauchen Ruhe. Die meisten von ihnen müssen schon mit einem Alien fertig werden. Zwei unterschiedliche wird nur komplizierter."
Tränen bildeten sich in ihren Augen: "Hast du mich jetzt etwa nicht mehr lieb? Weil ich zu sehr Mama ähnlich bin?"
Gott, Kinder und ihre manchmal komplizierte Logik.
"Nein Kätzchen. Ich werde dich immer lieben. Und warum?"
"Weil wir Parker sind", kam von ihr, aber auch vom Krankenbett, wo Ariane lag.
"Papa. Warum ist sie auch eine Parker?", wollte Leonie wissen und auf Arianes Stirn bildeten sich Schweißperlen. Ein Gerät begann zu piepsen und der Doc eilte herbei.
"Sie hat eine neue Attacke. Was habt ihr gemacht?"
"Ich wollte nur meiner Tochter was erklären."
Wieder eine neuerliche Spitze auf den Geräten.
"Du musst sofort zu ihr rein und nimm am Besten deine Tochter mit, dann kann die Ariane ablenken, während du ihre Erinnerungen befreist, bevor dieses Gerät ihr das Hirn wegbrennt."
Er drängte uns auf die Liege, griff meinen Traumstein und legte dann Ariane und Leonie Hand darauf. Wir standen sofort in einem Wohnzimmer. Quer durch das Zimmer erstreckte sich etwas, was wie ein stehender die Welt zerreißender und verbrennender Riss aussah. Leonie drückte ihr Gesicht in meinen Bauch und fragte: "Papa, was ist das?"
"Das sind die Fäden des Geräts, das verhindert, dass sich Ariane an ihre Vergangenheit und an den Grund ihres Widerstands erinnert. Diese Fäden müssen wir aus ihr herausschieben, damit sie aufhören, Ariane zu schädigen."
"Und was ist das hier für eine Erinnerung?"
"Da wo ich sie zu meiner Schwester gemacht habe."
"So wie Henriette?"
"Noch stärker, so wie es nur Geschwister untereinander können."
Leonie dachte nach, während ich mich darauf konzentrierte, diesen Dorn aus Arianes Hirn zu treiben. Langsam wurde die Erinnerungen heller und immer mehr Details wurden sichtbar. Zum Beispiel ein Junge mit rotblonden Haaren.
"Der sieht ein bisschen aus wie James", bemerkte Leonie als sie sich wieder traute, hinzusehen.
"Er ist ja auch sein Enkel", lächelte ich.
"Das bist du?"
"So wie mich Ariane in Erinnerung hatte."
"Warum blutet dein Finger?"
"Weil ich mir da mit einem Messer reingeschnitten habe."
Neben uns wurde ein Schatten sichtbar, der auch die Scene betrachtete.
Leonie wollte was fragen, aber ich Gebot ihr leise zu sein. Mein junges ich hielt gerade Ariane seinen Daumen vor das Gesicht.
"So, du bist", sagte er und hielt ein Messer daneben.
"Erinnerst du dich?", fragte ich den Schatten neben uns.
"Ich weiß nicht, ob das gut ist", sagte der Schatten und eine Stimme, die von überall zu kommen schien.
"Das ist der einzige Weg. Wir tauschen unser Blut. Die Indianer haben das auch gemacht. Wenn das bei ihnen Funktioniert hat, kann geht das auch bei uns."
Ich klang wirklich überzeugend, das musste ich mir eingestehen. Es folgte eine kurzer Moment des Schmerzes, die ich dazu benutzte, gleich drei Fäden in der näheren Umgebung aus ihrem Hirn zu treiben.
"An so viel Schmerz kann ich mich garnicht erinnern", kommentierte der Schatten, der deutlich mehr Konturen zeigte. Noch war er aber nicht vollkommen klar. Während die Szene voranschritt, suche ich weitere Drähte und wurde zwei mal fündig.
Mein junges ich war nun endlich nach pusten und trösten beim entscheidenden Moment angekommen. Ich wurde richtig feierlich.
"Ariane Leonie Hammerschmitt. Ich Julius Parker Luis erkläre dich hiermit als meine Schwester und Blutsverwandte, jetzt und über unseren Tod hinaus. Ich werde immer für dich Dasein. In guten, aber vor allem in schlechten Zeiten. Den jetzt bist du eine Parker. Und Parkers lassen niemanden zurück."
Danach hatte mein junges ich seinen Daumen auf ihren Daumen gedrückt. Es hatte ihr wehgetan, daran erinnerte ich mich noch, aber sie hatte die Zähne zusammen gebissen. Ich benutze diese Erinnerungen, um nun die ganzen Fäden aus ihrem Hirn zu treiben. Ich spürte die starke Welle des Schmerzen, aber ich spürte auch die Veränderung in ihrem Geist, der nun voll befreit war.
"Du hast mich nach ihr benannt?", fragte Leonie neben mir und schaute das Selbstbildnis von Ariane an.
"Sie sollte für eine von euch zur Patin werden", erklärte ich. "Einzige Bedingung, es sollte nicht die erste sein. Weil ja zwei menschliche Frauen zusammen keine Kinder bekommen, sollte ich dafür sorgen, dass ich genug für uns beide bekomme."
Leonie lachte. "Dann ist ja gut, dass ich schon dein sechstes bin."
"Julius? Bist du es wirklich?", fragte die Frau neben mir, die jetzt gute vier Jahre jünger als ich war. Sie hatte ja länger in der Stase verbracht und nach ihrer jetzigen aktuellen Perspektive war sie auch erst gerade aufgewacht.
"Hallo Ariane."
Meine Freundin schaute sich um. Mit dem letzten Faden waren wir auch aus der Erinnerung geflogen und befanden uns in meinem Gedankenpalast und der war gerade weiß.
"Wo sind wir?"
"In Papas Kopf, vorher waren wir in deinem", piepste Leonie hinter mir, wo sie sich versteckte.
Ariane sah unsicher zu mir. Sie begann mich zu mustern. Im Vergleich zu damals, als ich sie am Startplatz ihrer Rakete verabschiedete, waren bei mir acht Jahre, bei ihr aber nur zwei vergangen. Dazu kam nun mein Bart und einiges an Falten. Und die Hand eines Wesen in der Größe einer Zehnjährigen, die Krallen an der behaarten Hand hatte und nun vorsichtig mit dem Katzenähnlicheren Kopf einen Blick auf die Frau mit ihrem Namen warf.
"Also habe ich doch nicht geträumt. Du warst auf dem Platz in der Kolonie, an meinem und meines ... Mannes ..." Sie brach ab.
"Stand." Beendete ich ihren Satz. "Und deine Frau Jeniffer ist deine Nachbarin, bei du jedes Mal so ein prickeln spürst. Eines, dass dein Mann, selbst dein eigener Sohn nicht bei dir auslöst. Ihr geht das genauso. Deswegen hat sie auch die Stelle beim Reverent angenommen, da mit sie nicht so viel Zeit für ihren Ehemann opfern muss und mehr Zeit damit verbringen kann, Dinge für die Kirche zu kaufen, zum Beispiel die Blumen, die du am Rand pflückst, obwohl das doch nicht erlaubt ist."
Ariane nickte.
"Das war dein Leben an dem Ort, von dem du, aber kaum ein anderer dachtest, dass es eine Kolonie im All sei. Leider war sie es nicht. Und deshalb bist du nicht mehr dort, sondern bei mir. Weil ich dir damals versprochen habe, dass ich dich rette, egal, was ich dafür machen muss. Es hat etwas gedauert."
"Lang genug, um eine Familie zu gründen?"
"Lange genug, um eine neue Welt zu bauen."
"Mein Papa ist nämlich Diplomat", piepste Leonie hinter mir. "Er ist der oberste, oberste, oberste Diplomat der Föderation und von Neuköln." Eine kurze Pause. "Und mein Papa."
Ich lächelte und zog sie dann geschickt nach vorne. "Darf ich vorstellen? Das ist Leonie, dein versprochenes Patenkind und mein sechstes. Sie stammt aus dem System Hydra. Ich habe sie von meiner Frau, die eine von dort stammende Katzoidin ist. Leonie, sei lieb und gib deiner Patentante die Hand."
Unsicher ergriff Ariane die dargebotene Hand: "Leonie? Hallo. Ich bin Ariane."