Hitzige Diskussionen waren dort im Gange. Sakura hatte sich diese Treffen der Ratsmitglieder und Diplomaten immer als trockenes Geschwätz vorgestellt. Die Heftigkeit, mit der manch Einer seine Meinung vertrat, überraschte sie. „Wir wissen noch NICHTS über diese Dämonen und Ihr wollt allen Ernstes unsere Soldaten losschicken und bekämpfen lassen, was sie gar nicht kennen? Das ist ein Himmelfahrtskommando!“ Ereiferte sich Hauptmann Stefano gerade, als Usongu eintrat und zu seinem Platz zurückschlich. „Wo wart Ihr?“, flüsterte Eros ihm zu. „Ich hatte was zu erledigen. Habe ich etwas Wichtiges verpasst?“, gab dieser zur Antwort. „Nicht viel. Wir treten auf der Stelle. Die Grafen ist der Meinung, man müsse so schnell wie möglich das Übel bekämpfen und möchten die königliche Armee sofort losschicken. Die Führungsriege der Soldaten fürchtet jedoch hohe Verluste und will erst mehr über den Gegner in Erfahrung bringen.“ Usongu hob überrascht eine Augenbraue. „Ich dachte, man hätte sich gestern darauf geeinigt zwei Trupps loszuschicken. Einen Hilfstrupp und einen, der mehr Informationen über die Dämonen einholen soll?“ Eros zuckte mit den Schultern. „Das geht den hohen Herren wohl nicht schnell genug. Die Beschwerden der Landbevölkerung häufen sich. Immer mehr Berichte von Übergriffen werden laut.“ „Hm.“, machte der Ritter und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, um der Streiterei der beiden Lager zu lauschen. Der König saß mit vor dem Mund verknoteten Fingern daneben und tat es ihm gleich. Als es besonders laut zu werden drohte, stand Cámalon auf. Augenblicklich kehrte Ruhe ein. Jeder wollte hören, was der König zu sagen hatte. „So kommen wir nicht weiter.“ Seine tiefe Stimme hallte von den Wänden des hohen Raumes wieder. „Ich kann verstehen, dass Ihr Eure Leute nicht einer unbekannten Gefahr aussetzen wollt, Hauptmann. Andererseits bin ich als Herrscher gezwungen für die Sicherheit meines Volkes zu sorgen. Und das so schnell wie möglich. Deshalb sehe ich auch die Hast des Adels ein. Ich schlage deshalb vor, ein Heer von freiwilligen Soldaten zusammen zu stellen, die sich bereit erklären zusammen mit dem Aufklärungstrupp abzureisen und gegebenenfalls sofort vor Ort den Feind anzugreifen. Sobald wir mehr gesichertes Wissen über die Art und Zahl unserer Gegner haben, rückt die gesamte königliche Armee aus. Irgendwelche Einwände?“ Zähneknirschend gestanden sich die Kontrahenten ein, dass dies wohl der beste Weg war. „Gut. Dann sind wir uns also einig. Hauptmann Stefano?“ „Jawohl, Majestät. Ich lasse sofort ein Freiwilligenheer aufstellen.“ Mit einer Verbeugung zog sich der betagte Soldat und Würdenträger zurück. Der König hatte wieder Platz genommen. „Gibt es sonst noch Klärungsbedarf?“ Er sah die Mitglieder der Runde nacheinander an. Als er bei Usongu angelangt war, grinste dieser ihn frech an. „Natürlich.“ Meinte der Ritter. „Wir haben noch nicht besprochen, wann die Hochzeit stattfinden soll.“ Eros und Sakura liefen simultan rot an. Cámalon lachte. „In der Tat, das sollten wir auf keinen Fall vergessen. Gerade in unruhigen Zeiten sollte man das Leben feiern!“ Er schlug auf den Tisch. „Warum nicht gleich heute Abend? Jetzt sind alle da, die Gelegenheit ist günstig.“ Von seiner düsteren Stimmung befreit, die ihn gerne bei solch gewichtigen Besprechungen befiel, war Cámalon voller Tatendrang und Planungslust. „Mit Verlaub, Sire. Das wird die Küche nicht tragen können. Die Vorräte reichen nicht mehr um ein solches Fest auszurichten. Aber morgen kommt die neue Lieferung. Wie wäre es also mit morgen Abend?“ „Ihr kennt Euch bald besser aus, als der Hofmarschall, Sir Usongu. Aber so sei es. Macht es bekannt! Die Dienerschaft ist auch eingeladen! Es soll ein rauschendes Fest werden, das uns die Angst und Unsicherheit dieser Zeiten ein wenig vergessen machen soll.“ Lachend erhob er sich und zog sich mit seiner Frau zurück. Die Versammlung war damit offiziell beendet. Bis zum Abendessen war noch etwas Zeit, also löste sich die Gesellschaft vorläufig auf.