Geschrieben: 18:45 - 19:15 Uhr
Warnungen: Unfalltod eines Tieres
"Und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.", murmelte Felix und fuhr sich mit einer Hand durch sein langes Haar. Er band sich rasch einen Dutt, bevor er seine Ärmel hochschob und aus dem Wagen stieg.
Er besah sich die Misere, die sich da vor seiner Nase abspielte. Halb unter seinem Jeep eingeklemmt, lag eine Hirschkuh. Sie lebte noch und Felix' Herz brach, als er ihre verzweifelten, schmerzerfüllten Schreie, denn nicht anders konnte man diese Geräusche nennen, hörte.
Felix hatte die alte Forststraße benutzt, weil er dadurch schneller heimgekommen wäre. Und jetzt lag die Hirschkuh hier sterbend vor ihm und er konnte ein Kitz im Gebüsch sehen.
Mit einem schweren Seufzen griff er nach seinem Handy und rief seinen Vater, den örtlichen Förster an.
"Papa … ja … ich bin's. … Mir ist gerade eine Hirschkuh vors Auto gelaufen … nein … sie lebt noch … aber ihre Wirbelsäule ist gebrochen … und die Hinterläufe … es sieht nicht gut aus.", sagte er über die Laute der Hindin hinweg.
"Nein … mein Gewehr hab ich nicht bei. Das ist daheim weggeschlossen. Ich hab nur mein Jagdmesser hinten im Auto."
Einen Moment lang schwieg er.
"Ja … hier ist ein Kitz in der Nähe. Es muss ihres sein … ja, Papa … okay … ja … ich weiß, was ich zu tun habe."
Felix legte auf und ging dann zum Kofferraum. Er öffnete ihn und nahm das Messer heraus. Er trat zu der Hirschkuh, kniete sich neben sie und ergriff ihren Kopf. Mit wilden Augen blickte ihn das Tier an.
"Shhh … gleich ist es vorbei, Liebes. Es tut gleich nicht mehr weh.", versprach er und einen Moment später durchtrennte er ihre Halsschlagader.
Dann machte er Bilder von der Unfallstelle, bevor er den nun leblosen Körper in eine Folie schlug und in den Kofferraum hievte. Dann holte er die Decke vom Rücksitz und nahm das Kitz auf. Er setzte das Jungtier in den Fußraum an der Beifahrerseite und fuhr dann zu seinem Vater.
Während er fuhr, merkte er, wie seine Hände zitterten. Eigentlich hatte er heimgewollt, um sich umzusehen, um zu seinem Date mit Marie zu kommen. Jetzt hatte er keine Lust mehr rauszugehen. Außerdem muss er sich um das Jungtier kümmern und war dankbar dafür.
Sein Vater wartete vor dem Haus auf ihn und nahm ihm die Hindin ab. Er untersuchte sie und brachte sie dann weg.
Felix brachte das Kitz in den Wintergarten, wo es warm war und begann Milch fertig zu machen, um es zu füttern. Als er damit fertig war, brachte er es ins Gehege hinter dem Haus und rief Marie an, um ihr abzusagen. Vielleicht war es besser so. Er war sich ohnehin nicht sicher, ob sie zusammen passten.