Evan kletterte geschickt die Leiter hinauf zum Dachboden. Automatisch wischte er sich übers Gesicht, weil die Haut kribbelte. Spinnweben waren furchtbar. Er schüttelte sich, blinzelte und nieste. Der ganze aufgewirbelte Staub kitzelte in seiner Nase und er brauchte einen Moment, bevor das Niesen aufhörte und seine Augen nicht mehr tränten.
Dann begann er sich umzusehen.
Unmengen an Kisten standen hier herum. Er wandte sich zu dem Loch im Boden und rief fragend hinunter: "Soll ich die Kisten hier oben kontrollieren und dir nur die Kisten runterreichen, die weg sollen, John?"
Sein Partner legte eine Etage unter ihm den Kopf in den Nacken und überlegte kurz.
"Ist das Beste, glaub ich", erwiderte er dann.
"Okay", antwortete Evan und begann die Kisten zu öffnen. Auf der rechten Seite vom Loch im Boden fand er ausschließlich Bücher. Vermutlich die Bücher, die zu den leeren Plätzen in den Regalen in der Bibliothek in der ersten Etage gehörten. Er informierte John über seinen Fund und wenige Minuten später stand ein Teil ihrer Freunde im Gang bei der Leiter und Evan reichte die Kisten herunter, damit Abby die Bücher zurück an ihren Platz bringen konnte.
Links waren nach Jahreszeiten sortierte vakuumverpackte Kleidungsstücke zu finden. Evan überlegte, ob sie die Sachen durchsehen sollten, entschloss sich dann aber dazu, sie einfach an John weiterzureichen und diesen entscheiden zu lassen. Am Ende würden die Sachen vermutlich ohnehin bei der Heilsarmee oder einer ähnlichen Organisation landen.
Evan krabbelte tiefer in den Boden hinein, um an die letzten Kisten zu kommen.
"Oh Gott … was ist das denn für ein Firlefanz?", rief er aus und lockte damit seinen Freund nach oben. John tat sich etwas schwer damit über den Boden zu kriechen, weil er erst vor wenigen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen worden war nach einem Schienbeinbruch, aber er wollte wissen, was Evan dazu gebracht hatte, solch ein altmodisches Wort zu gebrauchen.
Nebeneinander saßen sie vor der Kiste, die Evan geöffnet hatte und nahm alte Girlanden heraus. Das Papier vergilbt und brüchig, so alt war es. Figuren mit Hularöcken folgten und vertrocknete Lei polsterten den Kartonboden aus.
"Sieht nach den Überresten einer Themenparty aus", murmelte John und betrachtete die Figuren eingehender. Dann begann er zu lachen.
"Die Figuren sehen aus wie Steve, Danno, Chin-Ho und Kono", schaffte er es zu japsen, nachdem Evan ihn um Erklärung bittend angesehen hatte.
"Werfen wir das Zeug weg?", wollte Evan wissen, als John sich beruhigt hatte.
John zuckte mit den Achseln. "Lass uns die Figuren aufheben. Die sind zu goldig. Der Rest kann weg. Auch wenn ich nicht verstehe, warum wir den Dachboden ausräumen sollten. Hier oben kann kein Mensch schlafen. Die Decke ist viel zu niedrig", sagte er.
Evan grinste. "Für uns vielleicht. Aber es gibt da eine junge Dame, die ein geheimes Zimmer haben möchte", verriet er John.
John nickte verstehend. "Dann hoffen wir nur, dass Cassie den Raum nicht mit Firlefanz vollstopft", murmelte er.
"Und selbst wenn … dann räumen wir hier irgendwann wieder auf", erwiderte Evan.
John wandte sich ihm zu und legte seine Hand an Evans Wange. Einen Moment lang sahen sich die beiden Freunde tief in die Augen, bevor John sich vorbeugte und Evan sanft küsste.
"Liebe dich", murmelte er gegen seine Lippen.
Evan lächelte in den Kuss und zog John enger an sich.
Beide brauchten so einen Firlefanz wie Worte nicht, um ihre Gefühle füreinander auszudrücken.
Ein "Ewww … sucht euch 'n anderes Zimmer als meines" von Cassie ließ sie auseinander fahren und beide brachen in amüsiertes Gelächter aus. Das Leben war gut, was wollten sie mehr.