Geschrieben: 18:00 - 18:20 Uhr
Lydia schnaubte genervt. Das war doch alles wie verhext. Ausgerechnet heute, am Tag ihrer Hochzeit, wollte absolut gar nichts klappen.
Zuerst hatte der Wecker nicht geklingelt. So war sie erst aufgewacht, als ihre Brautjungfer sie aus dem Bett geklingelt hatte.
Dann gab ihre Kaffeemaschine den Geist auf und ihr Brot war schimmelig, also würde sie hungrig zur Trauung erscheinen.
Ihr Epillationsgerät wollte nicht anspringen, also hatte sie beschlossen sich unter der Dusche darum zu kümmern. Beim Rasieren ihrer Beine hatte sie sich geschnitten und die Wunde, wollte nicht aufhören zu bluten.
Also hatte sie sich ein Pflaster drübergeklebt und ihre Strumpfhosen angezogen, nur damit diese an dem Pflaster hängenblieb und sich eine dicke Laufmasche bildete.
Zu allem Übel war am Saum ihres Kleides auf noch ein Fleck und Lydia verzweifelte.
Das hier sollte doch der schönste Tag ihres Lebens werden und das war es nicht. Im Gegenteil. Eine Katastrophe folgte der nächsten.
Die Firma, bei der sie eine Limousine gemietet hatten, rief an, dass der Wagen nicht rechtzeitig fertig war, da der Vormieter ihn zu spät und in desolatem Zustand zurückgegeben hatte. Als Alternative bot man ihr ein klassisches englisches Taxi.
Also fuhr sie blutend, mit einem schmutzigen Kleid in einem uralten Taxi zu ihrer Trauung.
Als sie gerade aus dem Wagen gestiegen war, kam es zu einem Sturzregen und Lydia war klatschnass.
Ihre sorgsam frisierten Haare hingen ihr im Gesicht, die Hochsteckfrisur vollkommen zerstört und sie begann hysterisch zu lachen, als Chris, ihr Gatte in spe, genauso nass zu ihr trat, seine Hände an ihre Wangen legte und sie innig küsste, bevor er sie an die Hand nahm und sie entgegen aller Traditionen und Planung vor den Traualtar zerrte.
"Du bist perfekt, Lydia … so wie du bist", flüsterte er ihr ins Ohr und umschloss ihre Hände mit den seinen. "Ich brauche diesen ganzen aufwändigen Zinnober nicht. Ich brauche dich an meiner Seite. In guten, wie in schlechten Zeiten … nass oder trocken … ganz egal … Hauptsache du bist bei mir"
Lydia blinzelte ihn verblüfft an, weil sie all das nur für ihn getan hatte. Dann lachte sie befreit, zog sich die Klammern und Nadeln aus dem Haar, schüttelte es und strahlte glücklich.
Vielleicht, war dieser Tag doch nicht verhext und all das war aus einem Grund geschehen.