Geschrieben: 18:30 - 18:55 Uhr
Diana seufzte und zog sich die Bettdecke über den Kopf, als der Wecker auf dem Nachttisch zu klingeln begann und den Beginn des neuen Tages verkündete. Diana wollte nicht aufstehen, wollte keinen neuen Tag durchleben, keine Verantwortung für irgendetwas übernehmen.
Die belastende Eintönigkeit ihres Lebens lähmte sie. Ihre Finger krallten sich für einen Moment Halt suchend in die Laken, während sie sich aufsetzte, bevor sie ihre Hände über ihre Ohren presste, um das Klingeln nicht mehr hören zu müssen.
»Es soll aufhören … bitte … stopp«, flüsterte sie und begann langsam vor und zurück zu wippen.
Sie wollte, dass die dunklen Gedanken aufhörten. Dass der Wunsch, dass das alles ein Ende finden würde, endlich aufhörte.
Diana versuchte sich zusammen zu reißen, zumindest so lange, bis sie es schaffte, den Wecker auszuschalten. Sie atmete tief ein, riss ihre rechte Hand von ihrem Ohr und winselte bei dem schrillen Piepsen, welches sich in ihr Hirn bohrte, auf und schlug den Wecker dann so fest von ihrem Nachttisch, dass der Stecker abriss.
Der Wecker zerschellte scheppernd am Boden.
Dann war es mit einem Mal still.
Diana kauerte sich zusammen. Sie biss sich so fest auf die Unterlippe, dass sie begann zu bluten.
Sie brauchte einige Zeit, bis sie es schaffte aufzustehen. Ihre Schritte hallten schwer bei ihrem Weg durch ihr Zimmer, den Flur auf dem Weg ins Bad. Dort stand sie vor dem Spiegel und starrte sich einfach nur an. Ihre bleiche Haut, die dunklen Ringe unter ihren Augen, der leere Blick, der ihr entgegen starrte.
Sie legte ihre linke Hand an die Wand neben dem Spiegel, die rechte strich über ihr Spiegelbild.
»Es soll endlich aufhören … ich will, dass es aufhört«, flüsterte sie erneut, durchbrach die Stille.
Schritte hallten über den Gang und dann sah sie ihren Freund Jonas in der Tür zum Bad stehen.
»Du weißt, was du zu tun hast, Diana, wenn du willst, dass es aufhört«, sagte er mit leiser, aber fester Stimme.
Er wusste, wie empfindlich Diana auf laute Geräusche reagierte, wenn sie solche Tage hatte.
Diana blickte ihn über ihre Schulter hinweg an.
»Ich will nicht …«, flüsterte sie.
»Wenn du willst, dass es endlich aufhört, dann nimm Hilfe an, Diana. Du weißt, du kannst dich notfallmäßig einweisen lassen. Du musst nur ›ja‹ sagen«, erwiderte er und trat direkt hinter sie, ließ seine Hände sanft über seine Oberarme hinab zu ihren Ellbogen gleiten.
Eine halbe Ewigkeit lang schwieg Diana, blickte Jonas einfach nur an und ließ sich von ihm halten. Sie wollte, dass all das, was sie belastete, aufhörte. Um jeden Preis. Aber konnte sie sich all diesen Dingen stellen? War sie bereit dazu?
Die Frage hallte immer wieder durch ihren Kopf und schließlich gab sie auf. Sie wusste, allein würde sie es niemals schaffen. Selbst mit Jonas an ihrer Seite nicht. Dazu waren die dunklen Gefühle und der Wunsch diese durch eine endgültige Lösung hinter sich zu lassen viel zu stark.
Sie atmete tief durch. »Okay, Jonas … dann … hilf mir zu packen und bring mich zur Klinik.«, sagte Diana.
Jonas drückte sie für einen Moment an sich und hauchte einen Kuss auf ihre Wange.
»Danke, Liebes«, flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sie dann liebevoll auf die Lippen.
Einen Moment lang hielten sie einander fest. Dann half er ihr ihre Tasche zu packen und brachte sie zur Klinik.