Prompt: Mondscheinprinz/-prinzessin
Datum: 03.06.2020
Nachgeschrieben am: 30.07.2020 20:05 - 20:15 Uhr
Mein Mondscheinprinz,
Mama sagt, du bist ein Hirngespinst. Dass ich mir einbilde, dass du des Abends auf einem Strahl Mondlicht zu mir herab reist und Zeit mit mir verbringst.
Sie sagt, wenn ich nicht aufhöre von imaginären Freunden zu sprechen, dann muss sie mich ins Krankenhaus bringen.
Ich hasse diesen Gedanken, also sage ich nichts mehr.
Gar nichts.
Wenn sie mir nicht glauben, was ich sage, dann brauchen sie auch nicht mehr zu wissen, was in meinem Leben vorgeht.
Also tagsüber.
Wenn ich in der Uni bin und lerne oder was passiert, wenn wir des Nachts ausgehen und unter dem Sternenlicht tanzen.
Wenn ich mir sowieso alles einbilde, dann kann ich diese wundervollen Nächte auch für mich behalten.
Dann muss ich ihnen nicht davon erzählen, wie du mich liebevoll im Arm hältst, während du mich küsst.
Wie deine Augen mit dem Licht der Sterne zu funkeln scheinen und deine Haut kühler ist, als die meine und ihre Berührung mich trotzdem so sehr erhitzt.
Wie deine Stimme lieblich durch die klare Nachtluft hallt, wenn du für mich singst, und wie du mich in deinen Bann ziehst.
Ich werde ihnen nicht sagen, dass ich entschieden habe mit dir zu gehen.
Sie werden mich sowieso nicht vermissen.
Keiner von ihnen hat gemerkt, dass ich seit Tagen nicht ein einziges Wort an sie gerichtet habe. Nicht verbal und auch nicht schriftlich.
Absolute Funkstille.
Und niemanden interessiert's.
Es ist, als würde ich nicht existieren.
Und wenn ich für sie nicht existiere, dann kann ich auch gehen.
Deshalb, mein Prinz, nimm mich mit, wenn du mich das nächste Mal besuchen kommst.
Deine Luna
Mit weiten Augen starrte Theodora auf den letzten Eintrag im Tagebuch ihrer Tochter. Jeder einzelne Eintrag war an den Mondscheinprinzen gerichtet und das Tagebuch reichte ein halbes Jahr zurück.
Sie sah sich um und entdeckte mehr der Bücher, die Luna als Tagebuch nutzte, im Regal. Fahrig blätterte sie durch die Bücher. Selbst vor drei Jahren gab es schon Einträge, die an diese Entität gerichtet waren.
Theodora hatte ihrer Tochter nie glauben geschenkt, aber vor einem Monat war Luna verschwunden. Sie war aus ihrem Bett verschwunden. Die Alarmanlage hatte keine Eindringlinge vermeldet, war auch nicht während der Nacht deaktiviert worden.
Auf ihrem Bett lag ein gräuliches Pulver, welches im Licht schimmerte. Heute war die Analyse vom Bundeskriminalamt zurückgekommen.
Es handelte sich um Mondstaub.