Prompt: Was wirklich zählt
Zeit: 18:00 Uhr - 18:20 Uhr
Er hatte immer auf großem Fuß gelebt. Schon als kleiner Junge.
Sein Vater hatte ihn immer dazu angehalten sein Bestes zu geben, nur die besten Dinge zu haben, der Beste zu sein. Alles was nicht das Beste, Teuerste und Einzigartigste war, war in seinen Augen nichts wert.
Peter hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, sondern war brav der Doktrin seines Vaters gefolgt.
Bis dieser und seine Mutter bei einem Flugzeugunglück verstorben waren und er allein zurückgeblieben war.
Millionen auf dem Konto, aber bis auf einen alternden Butler ein leeres Haus.
Niemand da, der ihn hielt, wenn ihn Albträume plagten.
Albträume davon, wie seine Eltern starben.
Albträume von den unzähligen Entführungen.
Den geglückten, wie den fehlgeschlagenen.
Lange Zeit quälte Peter sich.
Dunkle Ringe verborgen hinter dunklen Sonnenbrillen.
Die Presse zerriss sich das Maul über den jungen Conway-Erben.
Behauptete, dass er sich mit Alkohol und Drogen die Zeit vertrieb.
Ferner der Wahrheit hätten sie gar nicht sein können.
Als seine Eltern noch lebten, da hatte er sich ausprobiert.
Er war mit sechzehn Jahren in der Entzugsklinik gelandet, nachdem er einmal zu oft mit einer Alkoholvergiftung oder einer Überdosis in der Notaufnahme gelandet war.
Er hatte rebelliert.
Aber nach ihrem Tod, da hatte er sich zurückgezogen.
Er mied Parties.
Wollte einfach nur seine Ruhe haben.
Sein Leben leben und irgendwie glücklich werden.
Jahre nach ihrem Tod war auch Edward, sein Butler, aus dem Leben geschieden.
Nun wohnte Peter ganz allein in dem großen Anwesen.
Natürlich hätte er auch jemand neuen einstellen können, aber Peter hatte seine Gründe niemanden mehr in sein Haus zu lassen.
Lange Monate war er allein in auf dem Anwesen, brachte nach und nach alles in Ordnung und sorgte dafür, dass Möbel abgedeckt, Schmuckstücke, Gemälde und Statuen ihren Weg in Museen oder in die schützende Obhut einer geeigneten Institution fanden.
Dann verschwand Peter Conway von einem Tag auf den anderen. Seine Firma hatte er verkauft, das Anwesen eingemottet und sein Geld angelegt.
Verwirrung machte sich unter den Journalisten und Paparazzi breit, die ihm auf Schritt und Tritt gefolgt waren.
Keiner von ihnen verstand, warum der Lebemann sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigte.
Jener Lebemann aber hatte genug.
Peter hatte erkannt, was wirklich zählte.
Und zwar sein eigenes Glück.
Und so hatte er danach gesucht.
Statt der maßgeschneiderten Anzüge seiner Jugend trug er nun ausgefranzte Jeans, T-Shirts und Flanellhemden oder Henleys. Lou Boutins and Manolo Blahniks waren Doc Martens und Arbeitsschuhen gewichen. Statt gehobener Sterneküche ernährte er sich nun von einfacher, aber nahrhafter Hausmannskost. Sein riesiges Elternhaus hatte er gegen eine komfortable, aber kleine Holzhütte an einem Bergsee eingetauscht.
Der nächste Nachbar war immer noch ein ganzes Stück entfernt, aber Peter lebte nicht mehr allein. An seiner Seite waren seine Frau Mia und seine dreijährige Tochter Alissa. Niemand hatte gewusst, dass Peter sich in die zwei Jahre jüngere Bedienung verliebt hatte.
Niemand wusste, dass er mit ihr durchgebrannt war.
Es ging niemanden Etwas an.
Nur Peter, Mia und Alissa.
Die drei waren glücklich in ihrem kleinen Heim. Geldsorgen hatten sie keine, dafür sorgten die Millionen auf Peters Konto, die sorgsam angelegt waren und verwaltet wurden.
Was wirklich zählte, war die Tatsache, dass die Drei zusammen und glücklich waren. Es musste nicht immer das Beste, Schönste, Teuerste oder Einzigartigste auf der Welt sein. Das brauchte es nicht. Die Dinge mussten halten und Stabillität bieten.
Peter hatte nämlich eines schon als Kind gelernt.
Vom schönen Teller aß man nicht.