Geschrieben: 18:20 - 18:30 Uhr
Aufgeregt hibbelte Noemi an der Wohnungstür herum. Sie hatte ihre Regenjacke, Matschhosen und Gummistiefel ganz allein angezogen und wartete nur noch auf ihre Mama, damit sie endlich Drachen steigen lassen gehen konnten.
Isabella bewegte sich langsam und noch ein wenig schwerfällig, da ihre Verletzungen von dem Unfall im Wald noch immer nicht vollständig verheilt waren. Sie zog ihre Regenjacke über und nahm dann umständlich den aus Raketenstäben, Papier und Krepppapier bestehenden Drachen vom Boden auf.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass es draußen noch trocken war, auch wenn der Himmel wolkenverhangen war.
Sie traten hinaus auf den Flur und Isabella schloss die Wohnungstür ab, bevor sie Noemi die Hand entgegenstreckte und die Vierjährige sich brav daran festhielt. Langsam gingen sie die Treppen hinunter und spazierten schließlich die Straße entlang, bis sie die Felder und Wiesen am Ende der Siedlung erreichten.
Isabella gab Noemi die Leine in die Hand und wies sie an, ein paar Meter weit wegzugehen und diese dabei abzurollen. Dann hielt sie den Drachen hoch so gut sie konnte und rief: »Lauf, Noemi, lauf!«
Lachend begann das kleine Mädchen zu rennen so schnell sie ihre kurzen Beine trugen und eine Windböe half ihr den Drachen gen Himmel zu tragen.
Isabella lief zu ihr und half ihr den Drachen zu halten. Für den Moment waren all die zurückgebliebenen Schmerzen und Wehwehchen vergessen, während Mutter und Tochter lachend zum Himmel hinaufblickten.
Keine der beiden sah Johannes, der etwas entfernt an einem Zaun lehnte und seine Frau und seine Tochter filmte. Er wollte diesen Moment des Glücks festhalten, nachdem er es fast verloren hatte.