Geschrieben: 18:00 - 18:10 Uhr
Ben seufzte leise auf. Die Nachtschicht zerrte an ihm. Als er endlich aus dem Krankenhaus trat, war die Sonne schon dabei ihren Aufstieg am Horizont zu beginnen.
Im endenden Halbdunkel des Sonnenaufgangs sah er den Morgentau auf den Gräsern, Blumen, Büschen und Bäumen im Klinikpark glitzern und ein müdes Lächeln huschte über seine Lippen, erreichte seine Augen nicht.
Sein Blick auf die Welt in diesem Moment war monochrom. Es war, als hätte der nicht enden wollende Kreislauf aus langen Nächten, kurzem Schlaf und dem Alltag mit einem Neugeborenen, alle Farbe aus seiner Umwelt gesagt.
Während er seine Schritte in Richtung seines Autos lenkte, spürte er die Vibration seines Mobiltelefons, welches die Ankunft einer Nachricht meldete. Er zog das schmale Gerät aus seiner Hosentasche, entsperrte den Bildschirm und mit einem Mal lag ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht. Seine Augen funkelten, bei dem Anblick, der sich ihm auf dem Bildschirm bot.
Seine Frau hatte ihm ein Bild geschickt, wie sie Marie draußen auf der Veranda im Sonnenaufgang stillte. Ihre Handykamera hatte selbst das Funkeln des Taus einfangen und die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben sahen so friedlich und glücklich aus, wie sie da eingekuschelt im Strandkorb saßen.
Mit einem Mal summte er ein Lied, welches seine Frau während ihrer Schwangerschaft am laufenden Meter gehört hatte.
"Schönen guten Morgen
Wunderbaren Abend
Dein Licht an meiner Seite begleitet die Reise
Und ertränkt alles Schwarze in Farben
Im Stillen verborgen
Führst du mich raus auf die Straße
Dein Funke alleine hält mich auf den Beinen
Und wiegt meine Seele im Warmen"
Ganz automatisch hatte er dabei sein Handy in Selfie-Pose gehoben, aber statt eines Bildes ein kurzes Video aufgenommen und es seiner Frau gesendet. Einen Moment später wurde er mit einer Sprachnachricht als Antwort belohnt.
Zu hören war das fröhliche Lachen seiner Frau, bevor sie sagte: "Komm heim, mein Schatz. Marie und ich erwarten dich schon sehnsüchtig."
Ben ließ sich auf den Fahrersitz gleiten, startete den Motor und mit einer weiteren Geste die Wischerblätter, um die Scheiben von der morgendlichen Feuchte zu befreien. Dann fuhr er los. Er konnte es gar nicht mehr erwarten die beiden in seine Arme zu schließen.
Allein dafür lohnte sich jeder dunkle Moment, jede lange Nachtschicht und schien sie auch noch so endlos. Am Ende warteten Irina und Marie auf ihn.
A/N: Der kursive Text ist der Refrain von Benobys 'Funke (Guten Morgen). Ein wunderbares Lied <3