„Dilexit et reginas,(…) sed maxime Cleopatram, cum qua et convivia in primam lucem saepe protraxit“
„Liebesbeziehungen unterhielt er [Caesar] auch zu Königinnen (…) Am meisten aber liebte er Kleopatra, an ihrer Seite dehnte er Feste oft bis in die frühen Morgenstunden aus.“
Sueton, Iulius Caesar, 52,1[1]
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Ich bin schon bei meinem dritten Glas Wein, während die Männer immer noch am Kartentisch debattieren. Inzwischen sind auch noch Tiberius und Sextus dazugekommen und die Besprechung nimmt kein Ende. Als Charmion mir zum vierten Mal nachschenkt, blickt Caesar stirnrunzelnd zu mir herüber.
„Lasst uns für einen Augenblick allein!“ Caesars Befehl gilt nicht nur seinen Offizieren, sondern auch meinen Hofdamen. Alle schauen ihn kurz fragend an, doch Sekunden später werden die Türen von außen geschlossen und wir sind allein – zum ersten Mal an diesem Tag. Mit wenigen Schritten ist er bei mir und endlich kann ich mich in seine Arme schmiegen, seinen Duft tief einatmen und mich für einen Moment in seiner Umarmung fallenlassen.
Sanft, aber bestimmt hält er mich und streichelt über meinen Nacken und Rücken.
„Was ist los, Kätzchen? Du wirkst heute so angespannt“, höre ich seine tiefe Stimme an meiner Schläfe. Allein der Klang ist schon beruhigend, Ich seufze nur und schmiege mich einfach noch mehr in seine Arme.
„Jetzt ist alles gut“, beteuere ich und küsse mich sanft an seinem Hals hinauf. Einen Moment verharrt seine Hand in meinem Nacken, um mir dann in die Haare zu greifen und meinen Kopf weiter nach hinten zu ziehen. Mit geschlossenen Augen spüre ich die Berührung seiner Lippen auf meinen. Sofort öffne ich ihm meinen Mund und unsere Zungen beginnen ihr sinnliches Spiel. Für einen Augenblick verschwimmt die Welt um mich herum und ich nehme nur noch ihn wahr, seinen vertrauten Geschmack, seine erfahrenen Hände, die über meine Seiten streicheln und das erregende Gefühl seines harten Körpers, der sich dicht gegen meinen drängt.
„Wir müssen uns für das Symposion umkleiden“, höre ich das Bedauern in seiner Stimme.
„Noch nicht!“ Protestierend habe ich einfach die Hände um seinen Hals geschlungen und küsse ihn von neuem. Ist es der Wein, der mir diesen Mut verleiht? Doch Caesar scheint es zu gefallen, denn im nächsten Moment drängt er mich gegen die Wand hinter mir und presst sich eng an mich, während er meinen Kuss leidenschaftlich erwidert. Es ist wie ein wilder Rausch, der plötzlich von uns Besitz ergreift, völlig entgegengesetzt zu all den intellektuellen Gesprächen des Tages. Als Caesar meine Handgelenke ergreift und über mir an der Wand fixiert, stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um mein Becken gegen seins drücken zu können. Ich kann seine Erregung durch den Stoff der Tunika deutlich fühlen.
„Wenn ich dich jetzt nehme, wird das sehr schnell vorbei sein. Wir haben nicht viel Zeit“, warnt er mich.
„Ist mir egal!“, flüstere ich zwischen zwei Küssen.
„Das ist verrückt, Kleopatra!“ Caesars Stimme klingt belustigt, aber gleichzeitig höre ich das Verlangen darin. Für einen Moment öffne ich die Augen und sehe das mutwillige Blitzen in den seinen.
„Alles mit dir ist völlig verrückt. Wie ein wilder Rausch. Wie ein Geschenk der Götter!“, flüstere ich zurück.
„Dann kommt es hierauf auch nicht mehr an!“ Mit einem Ruck gibt er meine Hände frei und schiebt stattdessen mein Gewand hoch, bis er mir in die Kniekehle greifen und mein Bein hochdrücken kann. Dadurch gleitet mein Becken in eine höhere Position und endlich spüre ich diese köstliche Reibung an der richtigen Stelle. Leise stöhnend schlinge ich mein Bein um seine Hüfte, während ich auf dem anderen balanciere und mich mit den Händen an seinen Schultern festhalte.
„Aber vielleicht solltest du diesmal wirklich leise sein, sonst wissen alle im Nebenzimmer, was ich hier mit dir mache“, raunt er mir zu.
Und damit schiebt er die letzte störende Kleidung einfach beiseite und dringt in mich ein, während er mich hart gegen die Wand drückt. Ich keuche bei dem anfänglichen Druckschmerz auf, doch daraus wird schnell ein lustvolles Wimmern, als er beginnt, sich in mir zu bewegen. Resolut drückt er auch noch mein anderes Bein hoch, während er mich gleichzeitig hält und fordernd in mich hineinstößt. Diesmal lässt er mir kaum Zeit. Seine Bewegungen sind wild und leidenschaftlich, fast schon brutal, aber für mich ist es einfach nur ekstatisch und befreiend. Auch wenn ich diesmal keinen Höhepunkt erreiche, im Gegensatz zu ihm. Mit einem tiefen Grollen stößt er zischend den Atem aus, während er ein letztes Mal tief in mich stößt und dann zitternd in mir verharrt. Leise stöhnend lehnt er seine Stirn gegen meine und atmet einige Male tief ein und aus, während unser Herzschlag sich langsam wieder beruhigt. „Du bist unglaublich, kleine Göttin“, raunt er mir zu, „einfach unglaublich.“ Und das Lachen auf seinem Gesicht ist so ausgelassen und entspannt, so anders als die stets beherrschte Art, die er sonst zur Schau trägt. Caesar hat sich gerade wirklich gehenlassen. Mir gegenüber. Mit mir zusammen.
„Es war zu schnell für dich, oder?“ Sein dunkler Blick studiert mich einen Augenblick fragend.
„Ist nicht schlimm, es hat mir gefallen!“, versichere ich ihm. Beglückt umarme ich ihn, zerwühle ihm die Haare und küsse ihn dann auf den Mund. Und in diesen Kuss lege ich alle Zärtlichkeit und Liebe, die ich im Herzen trage.
„Ich kümmere mich später um dich. Jetzt haben wir leider nicht die Zeit dafür, wenn wir noch zu diesem Symposion wollen“, erwidert er amüsiert und im nächsten Moment hat er mich behutsam heruntergelassen und stabilisiert mich noch einen Augenblick, bevor er mir noch einmal tief in die Augen sieht und mich dann freigibt.
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Caesars amüsiertes Grinsen ist ansteckend und während ich mich mit Charmion und Khered-Anch ins Bad begebe, um mich umzukleiden, kann ich meine eigene Heiterkeit kaum verbergen. Leise vor mich hin summend, nehme ich die fragenden Blicke wahr, die sie mir zuwerfen. Aber das reizt mich nur noch mehr zum Lachen.
„Du strahlst ja so, Kleopatra“, meint Charmion mit einem vielsagenden Blick.
„Hm. Vielleicht hab ich vorhin zuviel Wein getrunken“, meine ich leichthin.
„Das könnte sein. Möchtest du vielleicht eine Kleinigkeit essen?“
„Nein, nein, es geht mir gut“, beruhige ich sie.
Sie nickt und senkt dann die Stimme zu einem Flüstern: „Das macht die Anspannung. Wir waren so erleichtert, dass der Gang nicht auf der Karte verzeichnet ist!“
Stimmt, das Gang-Problem, so hatte das ja angefangen. Aber das ist jetzt erstmal nicht so wichtig, da niemand außer uns davon weiß… „Ja, den Göttern sei Dank! Eine Sorge weniger!“, bestätige ich mit einem Nicken.
Und noch während Charmion und Khered-Anch mich vorbereiten, mir beim Baden helfen und mich anschließend in festliche golddurchwirkte Gewänder kleiden, bin ich in Gedanken bei Caesar. Statt zu sprechen haben wir… einfach dieser Anziehungskraft nachgegeben. Bisher hat er immer alles vorgegeben, aber das eben gerade, das habe ich initiiert. Ich wollte weitermachen und er ist darauf eingegangen. Das war diesmal keine ausgefeilte Verführung, er wollte mich einfach nur spüren, genau wie ich ihn.
Ich lächele vor mich hin und lehne mich auf dem gepolsterten Stuhl zurück. Ich muss mich gleich wieder zusammenreißen, wenn ich an Caesars Seite in die Öffentlichkeit trete. Doch während ich mit geschlossenen Augen dasitze und die sanften Berührungen genieße, mit denen Charmion meine Schminke erneuert, kann ich gar nicht anders, als an ihn zu denken. Und plötzlich empfinde ich eine ungeahnte Zärtlichkeit für diesen Mann, der es gewohnt ist, stark, arrogant und überlegen aufzutreten und der sich dennoch danach sehnt, einfach angenommen und verstanden zu werden. Um seiner selbst willen.
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[1]https://penelope.uchicago.edu/Thayer/L/Roman/Texts/Suetonius/12Caesars/Julius*.html#52