Und sie versprachen nicht zu viel. Tatsächlich hielten sie sich nicht mehr zurück und kuschelten und knutschten ungehemmt, selbst wenn ich mit im Raum war. Das gefiel mir sogar besser als das, was ich vorher schon von ihnen mitbekommen hatte, denn mir wurde klar, dass das für sie normaler Alltag war. Bisher hatten sie sich noch ein wenig für mich zurückgenommen, nun gehörte ich einfach dazu.
Daher ergab es sich für mich auch ganz natürlich, dass ich recht schnell doch involviert war. Wie hätte ich darauf verzichten können, sie zu streicheln, wenn sie neben mir auf dem Sofa lagen und sich zärtlich küssten? Dass sie mich irgendwann mit einbezogen, war nur logisch.
Dennoch zog ich mich das ein oder andere Mal zurück, wenn es mir zu heftig wurde. Ich mochte es, so mit ihnen zusammen zu sein, doch ich vertrug es nicht, wenn sie einander festhielten oder einen schärferen Ton anschlugen. Mir war klar, dass es für sie nur ein Spiel war und sie sich gegenseitig nie ernsthaft wehgetan hätten, dennoch tat ich mich schwer, mir das anzusehen, geschweige denn, mich involvieren zu lassen. Dann verließ ich lieber den Raum und lenkte mich mit Arbeit ab.
Daher reagierte ich nicht gerade begeistert, als Toby vom Bett aufstand und zum Schrank ging. Fast hätte ich ausgeblendet, dass Sex unmöglich war, und mich einfach in Rogers Hände begeben. Dieser hockte bereits zwischen meinen Beinen und rieb sich an meinem Hintern. Auch wenn wir beide unsere Unterhosen trugen, war das mehr, als ich bisher geschafft hatte.
Doch Toby ruinierte es völlig. Die Erinnerungen, die ich mit den Spielzeugen im Schrank verband, waren keine, die sich mit meinen momentanen Bedürfnissen vereinbaren ließen. Immerhin hatte ein Griff dorthin in den letzten Wochen immer bedeutet, dass sie etwas holten, was ihr eher grobes Spiel unterstützte.
Leise murrte ich bei dem Gedanken, gehen zu müssen.
»Was ist? Was gefällt dir nicht?« Roger stoppte seine Bewegungen und sah besorgt zu mir herunter.
»Ich würde lieber so weitermachen.« Ich ließ meinen Blick zu Toby wandern, damit Roger verstand, was ich meinte.
»Sicher? Gerade hast du noch vor dich hingemurmelt, dass du mehr willst. Bist du nicht gespannt, was Toby vorhat?« Roger hatte sich zu mir gebeugt und mir ins Ohr geraunt.
Ich haderte. Was planten die beiden? Etwas neugierig war ich schon und Roger hatte ja auch recht, bis eben war ich richtig geil gewesen und hätte alles dafür getan, die Unterhosen einfach verschwinden zu lassen. Dennoch machte es mir Angst, nicht zu wissen, was mich erwartete.
»Vertrau uns. Ich glaub, ich weiß, was Toby vorhat, und bin mir sicher, dass dir das wirklich gefallen könnte. Schau es dir an und dann kannst du immer noch entscheiden.«
Zögernd nickte ich. Na gut, es mir anzusehen, würde sicher nicht schaden. Dennoch richtete ich mich etwas auf und rutschte damit ein Stück von Roger weg.
Toby hatte gefunden, was er suchte, und kam zurück. Was er in der Hand hielt, konnte ich erst sehen, als er sich neben mich auf das Bett setzte und es mir zeigte.
Das?! Nein! Never ever! Das Ding kam mir nicht in meinen Körper! Heftig schüttelte ich den Kopf.
»Warum nicht? Das musst du mir jetzt erklären«, fragte Roger und sah mich ernst an. Er nahm Toby den Dildo ab und hielt ihn vor mich. »Gerade hatte ich das Gefühl, du würdest wirklich weitergehen wollen, vielleicht sogar aufs Ganze. Was stört dich daran.«
»Ich finde das merkwürdig.« Ja, sicher, ich hatte früher schon mit solchen Sachen experimentiert, aber nicht mit Dildos. Ich fand es nicht unbedingt den richtigen Zeitpunkt, jetzt damit anzufangen.
Toby nahm seinem Freund das Teil wieder ab und hielt es mir fordernd vors Gesicht. »Was macht dir daran denn Angst? Nimm ihn mal in die Hand und dann sag mir, was daran so komisch ist. Na los, trau dich, er beißt nicht.«
Zögernd nahm ich ihn entgegen und hielt ihn dann in der Hand, ohne zu wissen, was ich damit anstellen sollte. Okay, er fühlte sich anders an als erwartet, weniger wabbelig und auch gar nicht nach Plastik, aber es war dennoch komisch. Bevor ich ihn mir weiter ansah, antwortete ich schon: »Der ist doch viel zu groß.«
Die beiden schmunzelten. »Wolltest du es nicht gerade noch mit Roger versuchen? Na los, sieh ihn dir genauer an. Wir drängen dich zu nichts. Wir möchten nur, dass du dir das wirklich einmal durch den Kopf gehen lässt und nicht gleich abblockst.«
Komisch nur, dass ich mir dennoch gedrängt vorkam. Das Teil wirkte furchteinflößend. Skeptisch sah ich darauf hinunter.
»Sollen wir euch einen Moment allein lassen, damit ihr euch miteinander bekannt machen könnt?« Trotz der merkwürdigen Wortwahl blieb Roger ernst.
Daher nickte ich. Wenn sie weg waren, konnten sie nicht kontrollieren, ob ich es mir angeschaut hatte. Danach konnte ich ruhigen Gewissens behaupten, dass ich nicht wollte, und wurde nicht weiter gedrängt.
Gemeinsam verließen sie das Schlafzimmer und zogen die Tür hinter sich zu.
Sofort ließ ich das Teil ins Bett fallen. Noch immer war der Gedanke, dass jemand so etwas benutzen würde, merkwürdig. Immerhin war das ein Plastikpenis ... oder woraus er sonst bestand. Nach Plastik hatte es sich nicht angefühlt.
Ich streckte nun doch die Hand aus, wollte wissen, was genau das war. Die Oberfläche war weich. Fast fühlte es sich wie echte Haut an. Was sich wohl darunter befand? Zögernd nahm ich ihn wieder in die Hand, diesmal fester als zuvor. Im Inneren war er härter. Mit ein wenig Fantasie war es tatsächlich wie ein Penis. Jetzt, da ich ihn mir genauer ansah, konnte ich sogar Adern erkennen, die sich über den Schaft und den nachgebildeten Sack zogen. Am anderen Ende zeichnete sich deutlich die Eichel ab. Unästhetisch war das Teil ja nicht. Je länger ich es betrachtete, desto ansprechender empfand ich es. Allein die Menge an Details war faszinierend. Es waren sogar zwei Piercings an der Eichel eingearbeitet. Darum hatte Toby das Teil also ausgesucht. Die Idee war ja nett, aber hätte es nicht auch ein kleineres Modell getan? Vielleicht wäre ich dann etwas weniger eingeschüchtert gewesen.
Während ich ihn unschlüssig in meiner Hand hin und her drehte, bemerkte ich, dass etwas in den Sockel gestanzt war. Ich stellte ihn auf den Kopf, damit ich es lesen konnte. ›Ich bin auch in einsamen Stunden immer bei dir. Alles Gute zum 15. Jahrestag. In Liebe, dein Roger‹
Gut, damit war dann klar, warum es dieser Dildo hatte sein sollen. Dennoch machte es die ganze Sache merkwürdiger. Ja sicher, ich hätte gern versucht, ob ich mit Roger schlafen konnte, aber eine Nachbildung seines Penis? Die Idee dahinter war vermutlich nicht schlecht, aber doch irgendwie schräg. Außerdem war der Dildo eindeutig für Toby persönlich. Etwas in mir sträubte sich dagegen, ihn zu benutzen.
Ich stand auf und stellte ihn zurück in den Schrank. Nein, der würde es ganz sicher nicht werden. Nicht nur heute nicht.
Mein Blick streifte über die sonstige Auswahl. Klein war sie nicht. Selbst noch deutlich größere Dildos waren dabei. Witzig fand ich zwei kleine, die aus den großteilig schwarzen und hautfarbenen Spielzeugen herausstachen: Einer war babyblau, der andere rosa. Ich griff mir einen. Dieser fühlte sich deutlich mehr so an, wie ich es mir vorgestellt hatte. Sehr nach Plastik und auch mit weniger Details. Ich stellte ihn zurück neben seinen Zwilling.
Mutiger geworden betrachtete ich ein paar andere Exemplare genauer, nahm sie in die Hand, erfühlte die Beschaffenheit. Tatsächlich wirkte keiner so gut verarbeitet wie der, den Toby mir in die Hand gedrückt hatte.
Bei der Gelegenheit ließ ich den Blick auch über das restliche Spielzeug schweifen. Mit vielem konnte ich nichts anfangen. Ob sie mir das ein oder andere wohl zeigen würden, wenn ich fragte? Anderes dagegen, wie die Fesseln und Seile, die ich bereits von früher kannte, jagten mir Angst ein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemals wieder zu tun.
Ein Klopfen an der Tür ließ mich zusammenfahren. Kurz hatte ich den Impuls zurück ins Bett zu hechten, doch ich blieb stehen. Es gab keinen Grund, sich zu schämen.
Toby steckte den Kopf herein. »Ist alles in Ordnung? Kann ich reinkommen?«
»Ja«, beantwortete ich ihm beide Fragen und drehte mich wieder zum Schrank.
Er kam zu mir und legte seine Arme von hinten um meinen Körper. Zärtlich fragte er: »Hast du dich entschieden?«
»Ich weiß nicht.«
»Was macht dir denn Sorgen?« Sanft küsste Toby meine Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es die Vorstellung eines Dildos an sich ist.«
Ich schüttelte den Kopf und gab zu: »Nein, der Gedanke ist zwar komisch, aber gar nicht so abwegig. Ein wenig reizt es mich schon. Früher fand ich Buttplugs auch ganz interessant. Nur bei dem Dildo hab ich ein komisches Gefühl.«
»Warum?« Zärtlich strich Toby mit den Händen über meinen Oberkörper. Ich war mir nicht sicher, ob er mich umstimmen oder beruhigen wollte. Vielleicht beides.
»Roger hat ihn für dich machen lassen. Das fühlt sich falsch an.« Toby nickte. Offenbar akzeptierte er das. »Außerdem finde ich den wirklich groß. Ich bin nicht ganz aus der Übung, aber ich weiß nicht, ob ich mir das zutraue. Ich glaub, in natura ist immer noch mal ein wenig anders ...«
»Hey, du musst dich nicht rechtfertigen«, unterbrach er mich. »Tut mir leid, wenn wir dir das Gefühl gegeben haben. Wir dachten nur, dir könnte diese Alternative vielleicht gefallen. Gibt es denn einen, der dir mehr zusagt?«
Noch einmal ließ ich den Blick schweifen, dann griff ich nach dem Dildo, den ich zuletzt in der Hand gehalten hatte. Auch dieser sah sehr natürlich aus, fühlte sich aber weniger so an und war auch kleiner. »Vielleicht der. Aber der ist so hart.«
Toby nahm ihn mir ab, fühlte und sah ihn sich genauer an. Er schien einen Moment zu überlegen, dann ließ er mich los und verließ das Schlafzimmer. Ich hörte, dass er mit Roger im Flur sprach, dann kam er ohne den Dildo zurück. »Roger geht mal oben schauen, ich glaub, wir haben da noch was ähnliches liegen. Er bringt auch noch ein paar Plugs mit, hier unten haben wir nicht wirklich welche.«
»Toby, ich ...«
Er kam wieder zur mir und legte eine Hand auf meine Wange. »Ganz ruhig. Schau es dir an und dann kannst du dich entscheiden, ob du möchtest. Du musst dich auch nicht gleich entscheiden.«
Seufzend gab ich nach und nickte. Na gut, dann sah ich sie mir eben an. Toby zog mich in seine Arme und ich lehnte mich an. »Warum tut ihr das? Warum macht ihr solch einen Aufwand für mich? Ihr könntet doch auch einfach noch die paar Wochen warten und mich dann einfach ficken. Je länger ihr mich warten lasst, desto wahrscheinlicher ist es doch.«
»Weil wir genau das nicht wollen. Wir wollen, dass es passiert, weil du wirklich Lust darauf hast und nicht, weil der Druck zu groß wird.« Toby küsste mich auf die Stirn. »Außerdem hast du es doch gerade gesagt: Du bist ziemlich aus der Übung. Keiner von uns beiden möchte dir wehtun. Aber ich befürchte, dass sich das ohne Eingewöhnung nicht vermeiden lässt. Bei unserem ersten Mal hat es auch nur deshalb so reibungslos geklappt, weil du vollkommen entspannt warst. Ich bezweifel, dass es diesmal so einfach wird.«
Erneut nickte ich. Toby hatte recht. Daran hatte ich nicht gedacht. Vermutlich, weil es für mich fast normal geworden war, dass es wehtat.
Der Gedanke, was aus mir geworden wäre, wenn nicht Toby und Roger mir geholfen hätten, machte mir Angst. Niemand sonst hätte so viel Rücksicht auf mich genommen und dabei fast zwei Jahre auf mich gewartet. Ich vergrub mein Gesicht weiter an Tobys Brust und murmelte ein »Danke«.