»Oh, danke, der ist super!« Lydia kuschelte den flauschigen Pullover an ihre Wange und strahlte mich an. »Lass mich raten, Lance hat dir das verraten.«
»Freut mich, wenn er dir gefällt. Alles Gute.« Ich lächelte und drückte sie an mich. Natürlich war es Lance’ Idee gewesen. Als hätte ich andernfalls auch nur halbwegs ihren Geschmack getroffen.
Da noch andere Gäste darauf warteten, ihre Geschenke und Glückwünsche zu übergeben, ging ich allein weiter in die Wohnung hinein. Auf Lance musste ich wohl vorerst nicht warten.
Ich sah mich um. Das Wohnzimmer war recht groß und geräumig, dennoch bereits sehr voll. Mit einer so großen Party hatte ich nicht gerechnet. Andererseits war Lydia nun wirklich kein Kind von Traurigkeit. Warum sollte sie also nicht viele Freunde haben? Nicht jeder versteckte sich so wie ich.
Vom Tisch mit den Getränken nahm ich mir eine Cola und setzte mich dann auf einen der wenigen freien Plätze auf der Couch. Das Pärchen neben mir grüßte kurz, dann wandten sie sich wieder einander zu. Die junge Frau auf dem Sessel neben mir schien dagegen etwas skeptisch. Zumindest wenn ich ihre abschätzigen Blicke richtig deutete. Das änderte sich auch nicht, als ich ihr ein Lächeln und ein freundliches »Hallo« zukommen ließ.
Daher war ich auch froh, dass Lance früher wieder zu mir kam, als ich befürchtet hatte. Nachdem er sich neben mich gequetscht hatte, zog ich kurz an den Bändern seines Rockes. »Hast du dich noch umgezogen?«
Er schüttelte lachend den Kopf. »Nein.«
»Du warst ernsthaft so bei Lydias Eltern?« Prüfend ließ ich den Blick über ihn schweifen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er wirklich mit Rock und Shirt zum ersten Treffen mit ihren Eltern ging. Nicht nur das, er war sogar geschminkt! Er war eher der Typ, der versuchte, dabei den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen.
»Ja. Ich wollte eigentlich Hemd und Jeans anziehen, aber Lydia hat gesagt, ich soll einfach so kommen wie sonst auch. Ich hatte ja etwas Angst, ob das nicht zu viel ist, immerhin möchte ich ja, dass sie mich mögen, aber Lydia hat darauf bestanden.« Lance spielte abwesend an seinen Fingernägeln.
»Und, wie haben sie auf dich reagiert?« Immerhin waren es die ersten Eltern seit Janine, denen er vorgestellt wurde. Und damals war er ganz sicher gestriegelt hingegangen. Vermutlich hatte er in der ganzen Woche, die sie bei ihnen zu Besuch waren, nicht ein einziges Mal etwas anderes als eine Hose getragen.
Er strahlte. »Ich glaub, sie fanden mich toll. Das sind wirklich liebe Leute und so offen! Sie haben mich direkt freundlich gegrüßt. Lydias Mama hat sogar extra für uns gekocht. Und ihr Dad ist auch klasse. Lydia hatte ihnen schon erzählt, dass ich Musiker bin. Ich hatte ja Angst, wie sie darauf reagieren würden. Bei Janine war das ja nicht das Problem, die arbeiten ja auch alle am Theater. Aber Lydias Eltern haben halt einen typischen Bürojob. Ich hatte wirklich Sorgen, dass sie darauf blöd reagieren, aber es war echt cool. Sie haben sich total dafür interessiert und wollten auch etwas hören. Auch wenn es ihnen wohl nicht so gefallen hat. Ist eben nichts für sie.«
Ich bemühte mich krampfhaft, über Lance’ Ausführungen nicht zu lachen. Es war amüsant zu sehen, wie er sich darüber freute, bei ihnen aufgenommen worden zu sein. Dennoch musste ich etwas sticheln: »Und, wann lernt Lydia endlich mal Kasey und Emery kennen?«
Sein Blick wurde leicht böse, doch es war klar, dass er mir das nicht ernsthaft übelnahm. Es war eine berechtigte Frage. So lange hatte er noch nie gewartet, eine Freundin seinen Eltern vorzustellen. »Ich denke in den nächsten Wochen. Vielleicht nehm ich sie zu Dads Geburtstag mit.«
»Oh, das klingt nach einer schönen Idee. Ich meine nicht, dass sie Angst vor deinen Eltern haben müsste, ich denke, die können niemanden nicht leiden, aber dann ist sie immerhin nicht allein zu Gast. Ich vermute mal, dass James auch wieder kommt, oder?«
»Ja klar, kommt er! Er hat sich schon bei meinen Eltern beschwert, dass er dich kaum noch außerhalb ihres Hauses sieht.« Neben dem mahnenden Ton schnipste mir Lance auch noch gegen die Wange.
Ich zuckte mit den Schultern. »Er kann jederzeit vorbeikommen.«
»Na, wenn du denn mal zu Hause wärst. Soweit ich weiß, hat er es schon ein paar Mal versucht, aber jedes Mal warst du nicht dort, sondern in Medford. Bist du überhaupt noch in Boston, wenn du nicht gerade arbeiten musst?«
»Natürlich! Du tust ja so, als würde ich bei ihnen wohnen.« Warum sollte ich denn nicht bei ihnen sein? Sie freuten sich, wenn ich da war, und ich verbrachte ebenfalls gerne Zeit mit ihnen. Dennoch stimmte sein Vorwurf nicht. Ich war häufig zu Hause, wenn sie sich mit einem ihrer Lover trafen, was in letzter Zeit wieder häufiger der Fall war.
»Du könntest dich aber dennoch mal wieder bei ihm melden. Er wird immerhin auch nicht jünger und außer dir und meiner Familie hat er nun mal niemanden.«
Ich seufzte. »Ich weiß. Ich werd mich wohl nächste Woche mal mit ihm treffen.«
»Klingt gut. Ich muss wieder zu Lydia, sonst wird sie noch böse, wenn sie mich nicht ihren Freunden vorstellen kann. Du kommst allein zurecht?«
Ich nickte. »Ja klar, mach nur. Weißt du, ob Alan und Troy noch kommen?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie haben sich seit Dienstag nicht mehr gemeldet. Wir werden wohl erst bei der nächsten Probe erfahren, ob sie noch dabei sind.«
»Mhm.« Enttäuscht senkte ich den Kopf. Das war frustrierend.
»Kopf hoch, wir schaffen das schon. Jetzt sollte es schon deutlich einfacher sein, einen Drummer und Bassisten zu finden. Wir sehen uns später.«
»Bis später.«
Nachdem Lance aufgestanden war, lehnte ich mich auf der Couch zurück und nippte an meiner Cola. Natürlich hatte ich befürchtet, dass Alan und Troy aussteigen könnten, wenn sie von meiner Entscheidung erfuhren, aber nun der Realität ins Auge zu sehen, tat weh. Ich hatte gehofft, ihnen läge mehr an der Band als an ihrem eigenen Erfolg.
»Sorry, wenn ich störe, aber hab ich das gerade richtig gehört? Ihr habt eine Band und sucht einen Drummer?«, fragte die Frau im Sessel, die mich zuvor noch so misstrauisch beäugt hatte.
»Ja, vielleicht. Ich bin noch nicht sicher. Es gab bei der letzten Probe ein paar Probleme, seitdem meldet sich unser Drummer nicht mehr, obwohl er eigentlich auch hier eingeladen war.« Ich sprach zwar nicht gern über solche Interna, aber in dem Fall hatte sie sowieso schon etwas mitbekommen und wenn es half, im Ernstfall schneller Ersatz zu finden, dann wollte ich mich nicht beschweren. »Warum? Kennst du jemanden, der Interesse hätte?«
»Ja, also ... Ich nehm schon seit ein paar Jahren Unterricht, aber ich hab noch nie in einer Band gespielt. Ich würde es wirklich gern versuchen.« Sie versuchte sich an einem Lächeln, wirkte dabei aber etwas unsicher. Dabei machte es sie wirklich hübsch, auch wenn sie überhaupt nicht meinem Typ entsprach.
Ich betrachtete sie eine Weile und versuchte, die richtigen Worte für sie zu finden. Ich fand es mutig, dass sie es versuchen wollte, aber vermutlich war eine Band wie unsere nicht gerade die beste Wahl für die ersten Erfahrungen. Doch schlimmstenfalls hatten wir auch keine andere Wahl. Sie direkt vor den Kopf zu stoßen war also auch nicht optimal. »Du hattest also noch keine Gelegenheit, mit anderen zusammenzuspielen?«
»Na ja, doch. Ich hab schon mal mit meinen Geschwistern Cajon gespielt. Und als Kind in einem Orchester. Aber das ist schon etwas her und noch nicht mit dem Schlagzeug.«
Ich nickte. Das klang schon besser. Vielleicht konnte man damit ja doch arbeiten. Da ich mir in dem Moment einen genervten Blick vom Pärchen neben uns einfing, stand ich auf. »Stört es dich, wenn ich etwas rankomme?«
»Okay.« Wirklich überzeugt wirkte sie nicht.
»Gut. Ich hol mir noch eben was anderes zu trinken, dann können wir reden. Du auch was?« Sie fragte nach einem Glas Gingerale, welches ich ihr mitbrachte. Danach setzte ich mich auf die Lehne des Sessels. Aufmunternd lächelte ich sie an. »So, dann muss ich nicht schreien, um die Musik zu übertönen.«
»Mhm.« Noch immer wirkte sie nicht überzeugt, brachte ein wenig Abstand zwischen uns. Wenn das so weiterging, sah ich schwarz.
»Mir fällt gerade auf: Ich bin übrigens Samsa.« Na gut, ich wäre sicher auch verwirrt, wenn sich ein vollkommen fremder Typ halb auf meinen Schoß setzen würde.
Auch sie schien zu bemerken, dass wir etwas vergessen hatten. »Emily.«
»Da du mich nicht zu kennen scheinst, geh ich davon aus, dass du nicht dieselbe Musik wie Lydia hörst?«
»Äh, nein.«
Ups, nun hatte ich sie wohl ganz verschüchtert. Das war eigentlich nicht mein Ziel gewesen. Ich hatte nur herausfinden wollen, ob sie denn überhaupt etwas mit Blutlaster würde anfangen können. Es brachte ja nichts, wenn sie die Musik dann vollkommen daneben fand.
»Ich höre eher Punkrock.«
»Oh.« Das überraschte nun mich. Sie sah zumindest nicht danach aus. Andererseits sollte ich es gewohnt sein, dass man nicht jedem seinen Musikgeschmack ansah. June hatte es immerhin auch faustdick hinter den Ohren, obwohl sie so brav wirkte.
»Müsste man dich kennen?«, überging sie meinen überraschten Ausdruck.
»Nur, wenn du sein nächstes Betthäschen werden willst«, antwortete eine weibliche Stimme dicht hinter uns.
Überrascht sah ich auf. Eine Frau stand quasi direkt hinter dem Sessel. Sie war etwa in meinem Alter, mit einem langen, schwarzen Pferdeschwanz, Netzshirt, kurzem Rock und Stiefeln, die ihr bis an die Knie reichten. Das Gesicht war leicht kantig, aber hatte dennoch genug weibliche Züge. Sie wirkte attraktiv.
Ich lächelte sie an. »Kennen wir uns?«
Sie schnaubte böse. »Genau deshalb solltest du ihn besser nicht kennen. Nachdem er dich einmal im Bett hatte, vergisst er dich sofort wieder.«
Ich zog eine Augenbraue hoch und hoffte, dass sie das Amüsement in meinem Ausdruck nicht wahrnahm. Sollte ich wirklich mit ihr geschlafen haben, musste das schon eine ganze Weile her sein. Ich überlegte kurz. Meine letzte Nacht mit einer Frau war sicher schon fast ein halbes Jahr her. »Passiert. Ich kann mir nun mal nicht jede merken. Schienst ja nicht gerade beeindruckend gewesen zu sein.«
Ihr Gesicht lief feuerrot an und ich vermutete fast, sie würde explodieren. Sollte sie ruhig. Im Grunde war es allgemein bekannt, dass ich mir aus meinen One-Night-Stands nichts machte. Warum sollte ich sie also wiedererkennen?
Emily gab ein unterdrücktes Kichern von sich, was mich kurz zu ihr sehen ließ. Ich zwinkerte ihr zu, dann drehte ich mich wieder zum Störenfried herum. »Gibt es sonst noch was? Wir haben Geschäftliches zu besprechen.«
»Flittchen!«, zischte das Blödchen Emily an und verschwand mit einem theatralischen Stampfen aus dem Zimmer.
Ich lächelte der Frau im Sessel aufmunternd zu. »Alles gut? Kennst du die?«
»Ja, das ist Lydias kleine Schwester. Sie kann mich nicht leiden.«
Ups. Na ja, das würde ich wohl später mit Lydia klären. Erstmal zuckte ich mit den Schultern. »Mich scheinbar auch nicht.«
Emily lachte. »Scheint so.«
Hui, ihr Lachen war verdammt süß! Aber im Moment wollte ich beim Geschäftlichen bleiben. Wenn daraus nichts wurde, konnte man immer noch über Alternativen nachdenken. So wählerisch war ich auch nicht. »Um zu deiner Frage zurückzukommen: Die meisten Gruftis der Stadt kennen mich vermutlich, ja. Aber ansonsten ist es nicht wichtig, mich zu kennen. Interessanter ist eher, ob du dir vorstellen kannst, bei uns zu spielen, auch wenn die Musik in eine andere Richtung geht als die, die du normalerweise hörst.«
»Ich kann es mir ja zumindest mal anhören. Eigentlich bin ich für vieles offen. Hauptsache man schläft dabei nicht ein.«
Mir gefiel die aufgetaute Variante. Damit konnte man sicher arbeiten. Immerhin musste sie sich auf der Bühne wenigstens etwas zeigen und ein Drummer, der ein wenig Show machte, war Gold wert. Aber das war Zukunftsmusik. Zunächst würden wir sehen, ob wir sie überhaupt brauchten, und wenn ja, ob sie sich bei uns einfinden konnte.
Ich erzählte ihr ein wenig über Blutlaster, sondierte, ob und welche Bühnenerfahrungen sie schon gemacht hatte, und lernte sie etwas kennen. Letztendlich befand ich, dass sie eine gute Alternative darstellte, sollte Troy wirklich aussteigen.
Das einzige Problem, das ich bisher noch sah, war, dass sie Lydias beste Freundin war. Mir gefiel der Gedanke nicht, dass es sich auf die Band auswirken könnte, sollte das mit Lance und Lydia nicht funktionieren. Bei Alison und Laura hatte ich immerhin gesehen, wie beste Freundinnen reagieren konnten, wenn man eine von ihnen verletzte. Was Beziehungen innerhalb der Band anging, war ich nun einmal ein gebranntes Kind. Das kam dem schon gefährlich nah.
Bevor ich mich daran machte, mit Lydia bezüglich ihrer Schwester zu sprechen, ließ ich mir noch Emilys Handynummer geben, und versprach, sie anzurufen, wenn es sich abzeichnete, dass wir Ersatz brauchten. Insgeheim nahm ich mir vor, sie auf jeden Fall zu kontaktieren. Ein Backup-Drummer, der im Krankheitsfall einsprang und mit dem man schon ein paar Mal gespielt hatte, konnte nie schaden, zumal sie sehr sympathisch war.
Überraschenderweise klärte sich die Sache mit Lydias Schwester noch im Laufe des Abends. Lydia wusste bereits, dass ich einen One-Night-Stand mit ihrer Schwester gehabt hatte und befand, dass diese selbst schuld war. Sie hätte von vornherein gewusst, welchen Ruf ich hatte. Damit war sie mit mir einer Meinung.
»Setz dich hin! Du kannst es doch sowieso nicht ändern.« Lance zog mich an meinem Shirt auf den Stuhl neben seinen. »Entweder wir proben jetzt zu zweit oder wir lassen es für heute gut sein.«
Genervt seufzte ich. Er hatte ja recht. Es kotzte mich dennoch an. Weder Alan noch Troy waren aufgetaucht. Es hatte sich auch keiner von beiden gemeldet. Wenigstens das hätte ich erwartet. Frustriert verschränkte ich die Arme.
Lance stand auf, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. »Na los, pack die Gitarre aus. Du hast geschrieben, dass du etwas fertig hast, dann zeig mal her.«
Da er recht hatte und wir weitermachen mussten, erhob ich mich ebenfalls und holte Notizheft und Gitarre aus dem Koffer. Auf dem Rand der Bühne ließ ich mich nieder, studierte noch einmal die Notizen und sang ihm dann vor, was ich mir vorstellte.
Ich war gerade fertig, als es an der Tür klopfte. Fragend sahen wir uns an, da wurde sie auch schon vorsichtig geöffnet. Troy steckte erst seinen Kopf herein, dann schob sich der Körper hinterher. »Hey, ehm, ich wollte nur kurz vorbeischauen.«
»Du hast dich also entschieden, nicht mehr mit uns zu spielen?«, fragte Lance geradeheraus.
Troy verzog etwas das Gesicht, nickte dann aber. »Ich hab schon länger das Angebot einer anderen Band. Sie wollen demnächst eine Platte aufnehmen und haben bisher immer nur mit Gastdrummern gearbeitet. Jetzt wollen sie einen Festen und haben mich gefragt.«
»Und das hat natürlich nichts mit letzter Woche zu tun.« Lance ging drohend auf Troy zu und blieb vor ihm stehen.
Für mich machte es wenig Sinn, darüber zu diskutieren. Vermutlich hätte ich ähnlich wie die beiden reagiert. Sie kannten die Gründe nicht und solange ich mich weigerte, sie ihnen zu nennen, sah es nun einmal so aus, als hätte ich nur an mich gedacht. Da konnte Lance noch so oft darauf plädieren, dass das Angebot Erpressung war. Es lief für die beiden auf dasselbe hinaus: Ich hatte ihnen ihre Chance auf Ruhm nicht gegönnt.
»Schon. Ich dachte eben, dass wir alle an einem Strang ziehen würden. Aber dass du das Angebot ausgeschlagen hast, ohne vorher mit uns darüber zu reden, find ich doch recht blöd. So etwas sollten wir gemeinsam entscheiden, nicht einer allein. Immerhin hängt unser aller Karriere davon ab.«
Ich erhob mich und legte Lance eine Hand auf die Schulter, da er noch einen Schritt auf Troy zumachte. »Ich versteh es, dennoch ist das die einzige Wahl, die ich treffen konnte. Ich kann mit den Demons nicht mehr zusammenarbeiten und auch sie waren nicht eingeweiht. Ich hab mit Maniac gesprochen, er war genauso überrascht.«
»Es ändert nichts daran, dass du uns allen die Chance genommen hast, beim größten Plattenlabel einen Vertrag zu bekommen. Ich bin sicher, du hattest gute Gründe, aber die haben wir auch. Ich wollte mich nur noch von euch verabschieden.« Troy versuchte sich an einem zaghaften Lächeln.
»Ich weiß und ich find es gut, dass du nicht einfach verschwindest. Komm her.« Ich winkte ihn mit der Hand zu mir und umarmte ihn dann. »Danke und alles Gute. Ich bin sicher, du kommst weit.«
»Danke.« Er drückte mich etwas fester an sich und klopfte mir auf den Rücken. »Ich hoffe, ihr findet bald Ersatz.«
»Ich hab letzte Woche zufällig jemanden kennengelernt, die würde das vielleicht übernehmen wollen, mal sehen. Ich vermute, Alan kommt auch nicht mehr?« Troy ließ mich los, verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Das wird wohl etwas schwerer.«
»Bekommen wir schon hin«, munterte Lance mich auf, bevor er Troy ebenfalls umarmte, dabei jedoch deutlich zurückhaltender wirkte. »Wir sehen uns sicher auf irgend’ner Bühne wieder.«
»Das will ich doch wohl hoffen. Es wäre schade, wenn ihr es aufgebt, dafür seid ihr einfach zu gut. Ich bin sicher, mich und Alan zu ersetzen, wird ein Kinderspiel.« Er lächelte uns noch einmal an, winkte und verschwand dann aus dem Raum.
Lance warf mir einen skeptischen Blick zu. »Und du bist sicher, dass es in Ordnung ist?«
»Ja. Ich kann es ja verstehen, dass es sie stört, ich hätte vielleicht ähnlich reagiert.« Ich zuckte mit den Schultern. Ich war ihnen nicht böse, nur ein wenig enttäuscht, da ich durchaus gehofft hatte, dass ihnen mehr an der Band lag.
»Na gut, wie du meinst. Dann lass uns weitermachen. Du hast schon einen neuen Drummer?«
»Drummerin. Ich hab mich an Lydias Geburtstag mit Emily, ihrer besten Freundin, unterhalten. Kennst du sie?«
Lance nickte. »Ja, aber ich wusste nicht, dass sie Schlagzeug spielt. Ich hab sie bisher aber auch nur ein Mal getroffen. Sie sind zwar noch immer gut befreundet, aber na ja, es ist wohl wie bei uns: Man sieht sich eben nicht mehr so oft wie früher.«
Diesmal war es an mir zu nicken. Dabei zückte ich bereits mein Handy. »Dann lass sie uns mal anrufen, ich bin sicher, sie freut sich darüber.«
»Du hast aber nicht vor, sie flachzulegen, oder?« Lance betrachtete mich skeptisch.
»Nein! Wie kommst du darauf? Wir haben uns gut unterhalten und sie ist sympathisch, aber ich werd ganz sicher nichts mit einem Bandmitglied anfangen. Ich hab meine Lektion gelernt!«
»Klingt gut, dann mach mal hin, vielleicht schafft sie es ja, spontan vorbeizukommen.« Lance deutete auf mein Handy.
Ich verdrehte die Augen und suchte ihre Nummer raus. Er war manchmal echt unmöglich!
»Gone to ground
All my purpose caught
Seems like I’ve lost myself again
The more I try
Cannot count this cost
And I’m left stuck here in this place«
Moth Complex – Learned My Lesson