"Ich bin Rubina, der Geist des Feuers." Die beiden Freunde sahen die junge Dame fassungslos an. "Seit Ewigkeiten richte ich über jene, die hierherkommen, um das Feuerbändigen zu erlernen. Und ihr beide habt euch als würdig erwiesen. Darum teile ich nun die Geheimnisse der Sonnenkrieger mit euch." Ihre Hände leuchteten sanft auf, als sie den beiden Bändigern ihr Wissen mitteilte. "Nutzt dieses Wissen gut, meine tapferen Bändiger", sprach Rubina und wollte sich zurückziehen, doch Aang hielt sie auf. "Wartet! Ihr seid dieselbe Rubina, von der En-Die einst gesprochen hat, oder?", fragte er und der Geist hielt Inne. "Woher weißt du von mir und En-Die?", fragte sie ihn leise. "Als wir damals gegen Azula gekämpft haben. In der Nacht danach wachte ich auf und sah ihn am Klippenrand stehen und Euch danken", erzählte der Avatar. Rubina lächelte leicht. "Er bat mich darum, Zukos Onkel zu retten", meinte sie und der Feuerbändiger sah sie überrascht an. "Onkel Iroh?", fragte er ungläubig und sie nickte. "Woher kennt En-Die Euch?", fragte Aang den Geist, welcher sich nun wieder ganz zu ihnen umdrehte. "Das ist eine lange Geschichte."
"Vor vielen zehntausend Jahren besiegten die Schatten die Elementals und retteten die Menschen. Die vier Elementarsteine gaben sie den Löwenschildkröten. Doch dadurch zogen sie den Zorn der Geister auf sich. Die Geister wollten nicht zugeben, dass die Schatten mächtiger waren, als sie selbst. Und so überließen sie die Schatten sich selbst. Viele Jahrtausende später kam ein junger Schatten zu den Sonnenkriegern, um das Feuer zu studieren. Ich sah ihn und mischte mich unter die Menschen, um ihn zu beobachten. Ich hatte gelernt, dass die Schatten Wesen waren, die an nichts glaubten und nur an sich selbst dachten. Doch als ich diesen jungen Schatten sah erkannte ich, dass das alles nicht stimmte. Sie waren normale fühlende Wesen, wie die Menschen. Ich kam dem Schatten immer näher und eines Tages fragte ich ihn, weshalb er das Feuerbändigen studieren wollte. Er antwortete mir, dass er es nicht wusste und ich war verwirrt. Er erzählte mir von seinem Traum, die Welt zu sehen und alles zu lernen. Und er erzählte mir Geschichten von fernen Ländern, die er einst als Kind gehört hatte. Ich erkannte, dass dieser Schatten niemals jemandem etwas angetan hätte und wir taten das, was wir nie hätten tun sollen. Wir verliebten uns. So vergingen die Monate, in denen es nur uns zwei und sein Studium gab. Wir waren glücklich und wünschten, dass dies niemals zu Ende gehen würde. Doch die anderen Geister wurden wegen unserer Bindung wütend. Sie sagten zu mir, dass mit jedem Tag, den wir miteinander verbrachten, die Strafe für den Schatten größer werden würde. So musste ich ihn schweren Herzens wegschicken. Als er sein Training hier abgeschlossen hatte, belog ich ihn zum ersten Mal. Ich sagte ihm, dass ich nicht mit ihm kommen konnte und gab ihm meinen Feuerstein, als Zeichen meiner Liebe. Er glaubte mir und ließ mich schweren Herzens zurück. Ich dachte, dass er nun in Frieden leben konnte, doch nach vielen Jahren offenbarten die anderen Geister, dass sie die Strafe nun vollführen würden. Sie waren es, die den feurigen Berg zum Ausbrechen brachten und die ewige Stadt zerstörten. Und als der letzte Schatten dann am Rande des Kraters kniete, geschah etwas. Er weinte. Er weinte um sein Volk. Und als er weinte begannen auch die Geister zu weinen, da sie nun endlich begriffen, was für eine schreckliche Tat sie begangen hatten. Seit jenem Tag wünschten sich die Geister nichts mehr, als ihre Untat wiedergutzumachen und so gaben sie dem Schatten das Geschenk, dass er nach seinem Tod in die Geisterwelt einkehren darf, um mit der zusammen zu sein, die er liebt."
"Ich habe dem Schatten niemals erzählt, warum der feurige Berg ausgebrochen ist, da ich wusste, dass er sich auf ewig selbst beschuldigen würde, obwohl ihn keine Schuld trifft", schloss Rubina ab. "Dieser Schatten ist euer Freund En-Die, über den ich immer noch täglich wache." Aang sah sie mit glitzernden Augen an. "Und…was ist mit Leila?", fragte Zuko, der sich an die Blutsaugerin erinnerte. "Er liebt sie aufrichtig und mehr als alles andere. Ich freue mich, dass sich die beiden gefunden haben", antwortete Rubina mit einem herzlichen Blick. "Ich bitte euch, ihr mutigen Bändiger, achtet auf meinen Liebsten und auf seine Geliebte, bis zu jenem Tag, an dem sich eure Wege trennen. Und behaltet auch das Geheimnis für euch, das mit dem feurigen Berg zusammen schlummert." Die beiden nickten langsam. "Ich werde euch nun verlassen." Dann sah sie den Luftbändiger an und die Zeit schien plötzlich stehenzubleiben. Nur sie und Aang bewegten sich noch. "Avatar Aang, der Feuerlord hat das Geschenk des Feuers missbraucht. Vor Jahrtausenden schenkten die Schatten der Löwenschildkröte des Feuers die ewige Feuerquelle. Diese Löwenschildkröte schenkte den Menschen der Feuernation das Feuerbändigen und ich schenkte ihnen über die Drachen das Wissen, wie man es nutzt. Ozai wagte es, dieses uralte Geschenk zu missbrauchen. Halte ihn auf, Avatar, denn das ist deine Rolle in dieser Welt." Dann begann die Zeit weiterzufließen und die Flammen versiegten. Rubina war verschwunden und die Drachen zogen sich zurück in ihre Höhlen. Es wirkte so, als wäre alles nur ein fantastischer Traum gewesen. Doch Aang wusste, dass es kein Traum gewesen war. Er entfachte eine Flamme in seiner Hand. ‚Ich werde dieses Wissen besser nutzen, das schwöre ich dir, Rubina‘, versprach er leise und für einen Moment dachte er, dass ein leises Kichern wie ein Windhauch durch die Schlucht hallte, ehe es wieder still wurde, als wäre nie etwas geschehen.