Nur Kerzenlicht erhellte den großen Raum. Das flackernde Licht warf unheimliche Schatten auf die Menschen, die sich um den Altar in der Mitte des Raumes gruppiert hatten. Wie gebannt mussten sie auf die nackte Frau blicken, die rücklings auf dem kalten Stein lag. Keiner der Anwesenden wusste, ob sie freiwillig dort lag, oder ob sie dazu gezwungen wurde. Sie war eine von denen, die erst vor kurzem zu ihrem Bund gestoßen waren.
Das Aufnahmeritual für Marala sollte heute stattfinden, wie es Saraf, das Oberhaupt des „Freien Liebes-Bundes“ beschlossen hatte. Er hatte sich als Erste, die aufgenommen werden sollte, für Marala entschieden. Saraf war sich sicher, Marala war es würdig, gleich als Erste das Ritual durchzustehen. Er selber tat dies schon vor vielen Jahren und erinnerte sich noch gut an den Tag seiner vollständigen Aufnahme in die Gruppe. Damals war er noch ein junger Mann Anfang zwanzig und was Frauen anbetraf, unberührt. Was er sich mit der Aufnahme in den Bund auflastete, war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Dass er gerade da zum ersten Mal mit einer Frau intim werden sollte, war ihm ein Grausen. Noch schlimmer war, jeder konnte zuschauen, wie er es tun musste. Für Saraf war das kein Spaß. Im Gegenteil, es war das bisher schlimmste Erlebnis seines damals noch jungen Lebens.
Sarafs Blick ging durch das kleine, vom Ritualraum nicht sichtbare Fenster, direkt auf den Altar, auf dem Marala dem Kommenden entgegensah. Ihr nackter Körper glänzte vom Öl, mit dem sie vorher von Dienerinnen eingerieben wurde. Sinnierend stand er da und dachte an sein Ritual:
Aufgeregt harrte der junge Saraf, der damals noch John hieß, dem Kommenden. Für ihn war der Abend ein ganz besonderer. Die Aufnahme in den Bund stand bevor. Er war schon nackt, jedes Haar an seinem Körper wurde entfernt, auch die im Schambereich und auf der Brust. Nackt wie ein neugeborenes Baby kam er sich vor. Aber er wusste, das musste so sein, so waren die Regeln des Bundes.
Jemand betrat den halbdunklen Raum, in dem er auf den Beginn des Rituals wartete. Er drehte sich um und erblickte eine junge Frau, die mit einem Becher auf ihn zukam.
„Hier, trinke das. Es wird dir alles leichter machen“, sagte sie mit dem schönsten Lächeln, das er je gesehen hatte.
„Was ist da drin?“, wollte Saraf wissen.
„Frag nicht, trinke einfach. Ich weiß es auch nicht“, bekam er als Antwort. „Alle müssen das trinken bevor sie … du weißt schon.“
So nahm Saraf den Becher und trank die Flüssigkeit, die sich darin befand. Angeekelt verzog er das Gesicht und schüttelte sich.
Ohne etwas zu sagen, verließ die junge Frau den Raum und ließ einen fragend blickenden Saraf zurück. Nach einiger Zeit fühlte er sich frei, so als wolle er gleich schweben. Als sich die Tür erneut öffnete und vier Männer hereintraten, um ihn zum Altar zu führen, verspürte Saraf keinerlei Ängste mehr. Beinahe benebelt folgte er ihnen. Er beachtete nicht einmal die vielen Menschen, die sich inzwischen versammelt hatten. Ohne zu murren ließ er sich von seinen Begleitern auf den kalten Stein legen.
Saraf sah sich um. Die Menschen, die um ihn herumstanden, schauten ihn interessiert an. Ihre Blicke schienen gierig seine nackte Gestalt zu bestaunen. Saraf fühlte sich auf einmal trotz Droge, die er vorher verabreicht bekam, unheimlich. Langsam wurde ihm bewusst, er war heute das Opfer.
Plötzlich traten die Umherstehenden beiseite. Eine Frau, auch völlig nackt, trat zu ihm. Ihre Haut glänzte. Sie schaute Saraf in die Augen, als wolle sie ihn in Trance versetzen. Doch Saraf hielt stand. Seine Sinne wollten sich nicht beugen lassen.
„Dann eben so“, hörte er die Unbekannte murren. Ehe es sich Saraf versah, hockte sie sich über ihn. Er sah nur ihr Geschlechtsteil über seinem Gesicht schweben. Ein sinnlicher Duft kam von dorther.
Völlig verwirrt wollte Saraf sein Gesicht abwenden, als er plötzlich Hände an seiner Männlichkeit spürte. Zart strich eine Frauenhand seinen Schaft nach oben und unten. Wäre die Situation nicht so peinlich gewesen, hätte er es für herrlich befunden. Aber so schämte er sich nur, vor aller Augen derart berührt zu werden.
Er wollte gegen die Berührungen protestieren. Doch sein Mund wurde verschlossen. Die Frau über ihm hatte ihr Genital auf seinen Mund gelegt. Ihre Schamlippen trafen auf seine Lippen, der intensive Intimgeruch wurde stärker. Wie von selbst fand Sarafs Zunge den intimsten Punkt der Frau und liebkoste diesen. Doch die Berührungen, die ihn in seiner Mitte trafen, waren intensiver, als er vertrug.
„Nein, nein“, wollte er erneut protestieren. Doch sein Penis, eben noch schlaff und unbrauchbar, wollte es anders. Er stand hart und prall von ihm ab.
„Wir haben ihn soweit“, hörte Saraf wie betäubt.
Die Frau über ihm erhob sich und wandte sich dem Objekt der Begierde zu. Schon hockte sie erneut über dem jungen Mann. Er spürte, wie seine Eichel auf Schamlippen traf und sein hartes Glied in ihre warme Höhle glitt.
„Ah“, hörte er wie durch eine Nebelwand die Frau stöhnen, die nun begann, auf ihm zu reiten. Sarafs Sinne waren nun vollends wach. Er wagte nicht einmal hinzuschauen, was die Frau mit ihm tat. Die vielen Menschen um ihn herum klatschten jubelnd im Takt ihres Rittes. Saraf versuchte, sich zu beherrschen. Er wollte das alles nicht, nicht so und nicht vor all diesen Menschen. So hatte er sich sein erstes Mal mit einer Frau nicht vorgestellt. Die Frau wurde immer schneller. Er hörte ihr Keuchen, das immer lauter wurde. Plötzlich verharrte sie, hielt still und stieß dann einen lauten, animalischen Schrei aus. Auch Saraf wurde es anders. Sein Penis, immer noch in der pulsierenden Vulva, schien zu explodieren, als ein heißer Strahl seines Spermas herausschoss und die Scheide der Frau überschwemmte. Er sah noch, wie einiges davon herausquoll und auf seine Scham tropfte.
***
Unwillig schüttelte Saraf den Kopf und nahm noch einen Schluck aus dem Becher mit einer stimulierenden Droge versetzten Wein.
„Auf geht´s“, sagte er laut zu sich selbst. „Marala erwartet ihr Aufnahmeritual“, und trat, seinen halbsteifen Penis unter seinem Umhang reibend, in den Altarraum.
© Sandy Reneé / 08.09.2013