Ein wenig was in Mundart
„Martha, Besuch kimmt morschn“, rief Alfons aus dem Wohnzimmer in die Küche, als er den Hörer des Telefons wieder eingehängt hatte.
Martha kam herüber. „Jo, wer denn?“, fragte sie interessiert. Kamen in den letzten Jahren doch nur wenige zu Besuch.
„Der Edgar mit Adele kimmt har“, antwortete Alfons.
„Ach, nu die scho widder“, maulte die Hausfrau.
„Nu mecker doch nisch rum“, knurrte Alfons. „Mach de Bude ohmne fertsch.“
„Isch mecker jo gor nisch“, maulte Martha weiter. Doch ging sie trotzdem nach oben, um das Zimmer für ihren ungeliebten Schwager und dessen Frau herzurichten. Martha mochte Edgar und Adele nicht, vor allem auch, weil sie so taten, als wären sie etwas besseres. Doch diesmal wollte Martha den beiden eins auswischen und sie ein für alle Mal vertreiben.
„Harzlisch willkomme“, begrüßte Martha am nächsten Tag ihren Schwager und dessen Frau.
„Danke sehr“, grüßte Edgars Frau Adele betont in Hochdeutsch. Ihr war es mehr als unangenehm, mit ihrem Mann zu dessen Bruder und seiner Frau fahren zu müssen. Waren die beiden in ihren Augen nur einfach gestrickte Leute, die den Blick, die man auf sie richten musste, nicht wert waren.
„Guten Tag, liebste Schwägerin“, säuselte Edgar schmierig wie ein Stück Seife. „Wo ist denn mein Herr Bruder. Ist er sich zu fein, uns persönlich zu begrüßen“, stichelte er.
„Nee, dar is drinne inne Stubm un wartet uff eich“, sagte Martha und ließ die Gäste ins Haus. Sofort führte sie sie ins Wohnzimmer, wo Alfons am Tisch saß und Zeitung las.
„Hallo Bruderherz“, rief Edgar, als er Alfons am Tische sah.
„Willkomma“, antwortete Alfons. „Martha, bring mo Schnapps har, aber nisch den ollen, billschn Fusel!“
Martha brachte sogleich, was gewünscht wurde und stellte den Männern Gläser und die Flasche mit dem besten Hochprozentigen hin. Ihre Schwägerin nahm sie mit in die Küche.
„Isch muss noch Esse mache“, war ihre Ausrede.
Adele zog verächtlich die Nase kraus. Solch niedere Arbeiten musste sie bei ihrem Edgar nicht tun, dafür war eine Haushaltshilfe verantwortlich.
„Weeste was mir eigefolle is“, begann Martha nach einiger Zeit Stille zwischen ihr und der Schwägerin.
„Woher soll ich das wissen?“, antwortete Adele pikiert. „Ich kann doch nicht in deinen Kopf schauen.“
„Kannste disch noch arinnre, als Alfons un isch gheirat haben?“
„Das ist lange her. Was soll es da besonderes gegeben haben?“, kam als Gegenfrage von Adele.
„No, ganz eifach. Dei Mo hat mer damals was versproche, was ganz indimes“, tat Martha geheimnisvoll.
„Edgar? Dir was versprochen? Das hast du wohl geträumt!“
„Nee, gor nisch. Dei Edgar meente damals, er wärde mo mit mir un Alfons widder een scheen Dreier mache wolle. So wos rischtsch goiles. Se hädden´sch als junge Bursche immer mo a Weib geteilt. Varstehste?“, ging Martha in die Vollen.
Adele stieß einen erschrockenen Schrei aus. „Das glaub ich nicht!“
„Doch, gannste gloobe, dei Mo hat das gsacht un´s mer hoch un heilisch varsproche. Genau an unserm dreisgen Hutzchsdag sollte das sei. Was dengste, washalb ihr hier seid?“
Adele war inzwischen puterrot im Gesicht. Nein, das konnte sie nicht glauben. Ihr Mann und diese widerwärtig, einfache Martha. „Du lügst“, schrie Adele ihre Schwägerin an.
„Nee, gannste wirglisch gloobe“, beharrte diese weiter auf ihrer Aussage. „Un heit Nahmd solls passiere. Du sollsd mitmache. I frei mi scho druff. Dos wird so ritschscht goil. Du gannst jo Edgar froche, dar wird’s bstätsche.“ Martha legte noch mehr oben drauf, dass Adele fast der Atem verging. „Un weeste, wir ham´s scho ma gmacht, damals, kurz bvor Alfons un isch gheirat ham. Willsde noch mahr heern?“
Nun blieb Adele wirklich der Atem weg. Ihr Gesicht lief noch dunkelroter an. Sie japste nach Luft wie ein Karpfen auf dem Trockenen. „Keine Details!“, zeterte sie.
Doch Martha ließ sich nicht davon abbringen, noch weitere Details der intimen Zusammenkunft preiszugeben.
„Jo, wesste, das war scho was, so ritschscht goil. Gannste dir dos vorschtelle? Wor isch goil, isch hob nur geschrieen vor Goilheit. Dei Edgar musst mer sogar´s Maul zuhalte, sonst hättns Geschrei de Nachborn gehärt. Aber uffgehärt, mi zu ficke hat er nisch. Im Geschendeil, so rischtsch wild isser gworde, weil´sch so gesteehnd hob.“
Martha musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Adele schüttelte sich vor Ekel über ihre Erzählung.
„Jo, isch gann´s mi scheen dran arinnre. Mei Godd, hadde der Edgar nen Schwanz. Sooo groooß“, Martha hielt ihre Hände etwa 30 Zentimeter auseinander, um Edgars Schwanzlänge zu demonstrieren. „Un wie der misch uffgepiest hat. Do wird mer itze noch ganns annersch, wenn´sch dran denk.“
Adeles Gesicht änderte ihre Farbe inzwischen im Sekundentakt von rot zu weiß, dann wieder rot. Ihr Atem ging heftig. Auf ihren Lippen lagen Worte, die sie sich nicht auszusprechen wagte.
„Gloobste mer immer noch nisch?“, fragte Martha sie mit einem Grinsen in Gesicht.
„Doch, doch“, stotterte Adele. „Wenn das stimmt, wird der miese Kerl das büßen.“ Sie rannte, wie von der Tarantel gestochen aus der Küche ins Wohnzimmer, in dem die Männer immer noch saßen und Schnaps tranken.
„Edgar!“, kreischte Adele. „Wir gehen! Sofort! Zu Hause hast du mir was zu erklären!“
„Was ist denn los?“, fragte Edgar verdutzt.
„Komm! Sofort!“, Adeles Stimme überschlug sich fast. Sie zerrte ihren Angetrauten vom Stuhl hoch und aus dem Wohnzimmer. Im Flur hörte man ihre keifende Stimme, die wie eine Kreissäge klang.
Alfons schüttelte den Kopf. „Leite sin das“, knurrte er. „Martha!“, rief er dann nach seiner Frau. „Was issn mit Adele los? Die is ja wie ne Furie.“
Martha kam aus der Küche. Sie grinste über alle Backen, wenn man alle Backen hätte sehen können. „Weeste, ich hab die Adele nur mo uffgeklärt, wos ihr Edgar für eener is.“
„Wie? Wos? Wos is´n Edgar für eener?“, fragte Alfons.
Wieder grinste Martha. „No ganns eifach. Wir ham die nu los, een für allema. Verarscht hab i die. Die kumm nie widder. I hob der prüden Adele von nem Dreier erzöhlt, den mer angeblich ma mit Edgar hattn, damals kurz vor unsrer Huchztsch.“
Jetzt klingelte es bei Alfons „Dreier? Mit Edgar? Dös is guuuut, die ham mer los, gelle!“, stimmte er in das Lachen seiner Frau ein.
© Sandy Reneé / November 2011