Autor: Dieses Kapitel ist sehr lang! Ihr seid gewarnt ;-)
„Brocken ist ein Freund“, sagte Bahe knapp und versuchte noch einmal an vernünftige Informationen zu gelangen „Aber ich muss jetzt wirklich einen der Anführer der Spieler sprechen.“
„Ja und welcher Freund?“, ignorierte die Heilerin seine weiteren Worte.
„Oh man…“, stöhnte Bahe und sah zu der Spielerin mit den geschlossenen Augen. Sagte die Heilerin nicht gerade, dass die da hinten zu den Anführern gehört? Zu ihr zu gehen schien auf jeden Fall ein besserer Plan zu sein, als sich noch länger mit dieser Irren abzugeben.
Doch die Heilerin stellte sich ihm in den Weg und verzog die Lippen zu einem Schmollmund.
„Du willst mich doch wohl nicht wirklich alleine hier stehen lassen, oder?“, fragte sie ihn, während sie die Hüfte extrem zur Seite schob, um sich mit der rechten Hand darauf abzustützen und den linken Arm anwinkelte, so dass ihre linke Brust zur Seite quoll. Gleichzeitig zwirbelte sie mit der freien Hand obendrein noch eine Haarsträhne.
Bahe war klar, dass die Pose sexy wirken sollte, aber bei all der künstlichen Anspannung, fragte er sich wirklich, ob die Spielerin noch alle Tassen im Schrank hatte, in solch eine Haltung zu verfallen.
„Doch, genau das will ich“, antwortete Bahe schließlich knapp und konnte mit Genugtuung beobachten, wie ihre Augen groß und Rund wurden.
„Du… du…“, stotterte sie und zeigte dabei entrüstet mit einem Finger auf ihn.
Bevor sie sich in Rage reden konnte, schrie Bahe aber schon aus Leibeskräften: „Ich muss mit einem Anführer der Verteidiger sprechen! Vielleicht gibt es eine Möglichkeit die Goblins aufzuhalten!“
Die Heilerin zuckte bei seinem Geschrei vor Schreck zusammen, dass sie für den Augenblick sogar ihr aufkeimendes Gezeter vergaß. Ansonsten erntete Bahe jedoch eher klägliche Reaktionen der umstehenden Spieler.
Doch dann klappte plötzlich ein Benachrichtigungsfenster auf:
Angel Eye möchte mit dir in magische Verbindung treten. Möchtest du ihre Aufforderung annehmen?
Ja? / Nein?
Angel Eye… war das nicht der Name, von der Spielerin da hinten? Scheinbar war tatsächlich nicht alles nutzlos gewesen, was die Heilerin von sich gegeben hatte.
Leider hatte diese jedoch soeben ihre Fassung wieder gefunden und keifte lauthals: „Für was hältst du dich eigentlich? Ich hätte dir überhaupt nicht helfen müssen und wie dankst du es mir? Du ignorierst mich einfach?“
„Ja“, bestätigte Bahe die Anfrage Angel Eyes und schürte die Wut der Heilerin nur noch mehr, die dachte, dass er sich gerade an sie wandte.
Grinsend und sich innerlich selbst beglückwünschend beobachtete Kaiwen, wie ihr Wunderjunge seine nächste Überraschung vollbrachte. Anael übergab einem Kommandeur der Soldaten einen Ring, welcher danach sofort auf die Gegner zustürmte und sich im Laufen den Ring überstülpte.
Begeistert beobachtete sie im Folgenden dessen Verwandlung, die den Riesengoblins in nichts nach stand und sein Massaker unter den Stierdämonen, durch die er mit Leichtigkeit hindurch pflügte. Einzig die Tatsache, dass die ganze Zeit sein blanker Hintern zu sehen war und ab und an sogar sein… Gehänge… durch die Gegend flog, bereitete ihr Kopfschmerzen. Das Ganze zensieren zu müssen, würde ewig dauern… Das diese Körperteile die Vergrößerung der Verwandlung mitgemacht hatten, würde ihre Arbeit nicht gerade erleichtern…
Doch als der verwandelte Kommandeur wenig später auf den Dämon traf, verflog ihre Euphorie so schnell wie sie gekommen war.
Die Leichtigkeit mit der dieser Dämon den Kommandeur zum Stillstand brachte reichte ihr bereits, um zu erkennen, dass der Kampf vorüber war bevor er überhaupt begonnen hatte. Ihre dunkle Vorahnung wurde prompt bestätigt, als sich der Dämon irgendwie der Kraft des Kommandeurs bemächtigte. Der folgende, absurd schnelle Alterungsprozess des Kommandeurs stieß ihr eklig auf, viel ekliger als das Ausreißen des Arms, welches kurze Zeit später folgte. Der Tod des Kommandeurs war die logische Folge des Ganzen und so sehr sie sich auch wünschte, dass es nicht passierte, so wurde sie Zeugin wie der Dämon den geschwächten Körper des Kommandeurs auf dem harten Felsgestein des Berghanges zertrümmerte.
Übrig blieb eine gewisse Leere… eine Fassungslosigkeit, dass es so nun enden würde und einhergehend damit eine Hoffnungslosigkeit, dass sie all ihre Möglichkeiten ausgeschöpft hatten.
Unbewusst wanderte ihr Blick zurück zu Anael, der wie vom Donner gerührt da stand und noch immer nach oben auf den Ort der kurzen Auseinandersetzung des Kommandeurs mit dem Dämon starrte.
Während Anael von einer Heilerin ununterbrochen voll gelabert wurde, fragte Kaiwen sich, ob sie nicht ein Bisschen viel von einem Level 9-Spieler erwartete… Schließlich besaß noch nicht mal sie mit Level 27 eine Ahnung, wie man diesem Dämon beikommen sollte…
„Aaaahhh Fuck it!“, rief in diesem Moment der Junge aus und Kaiwen konzentrierte sich prompt wieder auf ihn.
„Brocken! Komm her!“, hörte Kaiwen ihn rufen und blickte sich gleich verwirrt um. Wen meinte er?
Doch sein nächster Satz ließ Kaiwen noch neugieriger werden: „Hast du Kontakt zu irgendeinem Anführer der Spieler?“
Begeistert darüber, eventuell mit Anael in direkten Kontakt treten zu können, freute sie sich schon, bis sie die nächsten Worte der Heilerin vernahm: „Ähm… ja, klar, die da vorne ist die Schlampe von Trullus.“
Vor Wut brach fast ihre Konzentration, die sie zur Aufrechterhaltung ihrer Fähigkeit Allsicht benötigte. Die nachfolgenden Worte Anaels hörte sie kaum, sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihre Atmung zu beruhigen und den Frust runter zu schlucken. Nur für ihr Ziel, den Jungen im Spiel zu finden, hatte sie all die Folter mit Trullus Gesellschaft auf sich genommen. Natürlich war ihr klar, wie das auf Außenstehende gewirkt haben mochte. Aber dennoch, direkt als Schlampe bezeichnet zu werden…
Immer noch wütend fokussierte sich Kaiwen schließlich wieder auf Anaels Situation und schüttelte von Sekunde zu Sekunde mehr den Kopf, vollkommen entnervt von dieser endlos plappernden Heilerin.
Anael schien derweil eine Unterhaltung mit einem Brocken zu führen, den Kaiwen jedoch immer noch nicht ausmachen konnte. Gleichzeitig konnte sie ihm innerlich nur Beifall klatschen, wie er diese Nerv tötende Bitch ignorierte. Geschah ihr nur recht!
„Du willst mich doch wohl nicht wirklich alleine hier stehen lassen, oder?“, hörte Kaiwen die Olle zetern.
„Doch, genau das will ich“, Anaels Antwort feiernd, musste Kaiwen ein vergnügtes Auflachen unterdrücken, als sich ihre Lippen köstlich amüsiert nach oben zogen.
„Ich muss mit einem Anführer der Verteidiger sprechen! Vielleicht gibt es eine Möglichkeit die Goblins aufzuhalten!“, rief Anael kaum einen Moment später und diesmal wurde Kaiwen gut gelaunt sofort aktiv.
Verbindung wird aufgebaut, bitte warte einen Moment, während Anael Lerua gefragt wird, ob er die Verbindung annehmen möchte.
Anael Lerua hat deine Verbindungsanfrage angenommen. Du wirst jetzt mit ihm verbunden.
„Ich habe gehört, du musst mit Leuten sprechen, die hier was zu sagen haben?“, fragte sie gleich.
„… ähm ja“, antwortete ihr Anael nach einem kurzen Zögern.
„Also, wie können wir die Goblins aufhalten?“, stellte sie ohne zu zögern die Frage, die ihr am stärksten auf der Zunge brannte.
„Ich habe einen Plan, dafür brauche ich Zeit“, kam prompt eine knappe Antwort zurück.
„Nun, so wie ich das sehe, hast du hier hinten alle Zeit der Welt“, entgegnete Kaiwen skeptisch.
„Wenn es funktioniert, werde ich bei meinen Vorbereitungen garantiert die Aufmerksamkeit des Goblinsanführers auf mich ziehen“, erklärte ihr Anael und fuhr fort: „Daher müsst ihr ihn lange genug beschäftigen. Könnt ihr das?“
„Hmmm…“, überlegte Kaiwen bevor sie antwortete: „Da wir immer noch all diese Erdelementare haben, die jetzt gleich der anderen Seite aushelfen können, sollte es machbar sein. Trotzdem-“
„Die Erdelementare werden nicht aushelfen können, sie gehören zu meinem Plan“, fuhr ihr Anael dazwischen.
„Hmm… So oder so, muss ich das mit Magnifus absprechen… Gib mir einen Moment“, sagte Kaiwen, kappte die Verbindung und verband sich sogleich mit dem Anführer der Spirit of Dawn-Spieler.
Von Angel Eyes schneller Reaktion war Bahe positiv überrascht. Während sie begann diesen Magnifus zu kontaktieren, tauchte ein Schatten die unmittelbare Umgebung plötzlich in Dunkelheit und Bahe entdeckte Brocken mitsamt Felsur und Huschuma hinter sich.
Scheinbar verunsicherte der Anblick des großen Erdelementars die Heilerin ein wenig, denn außer wütend zu schnaufen, hielt sie sich geschlossen und machte ein paar Schritte zurück.
„Nicht doch Felsur“, nutzte Bahe die Situation gleich aus und schüttelte bedauernd den Kopf. „Du darfst sie nicht fressen… Immerhin hat sie mich geheilt.“
Die Heilerin erbleichte prompt und Bahe machte zufrieden weiter, als Felsur mit einem seiner üblichen grollenden Laute Brocken und Huschuma hinunter ließ: „Nein, wir nehmen sie auch nicht als Nachmittagssnack mit nach Hause. Hmmm? Was sagst du? Die Goblins schmecken nicht…?“
An der Stelle brach er ab und tat so, als ob er sich vor dem Erdelementar aufbauen würde, ehe er sich an die Spielerin wandte.
„Besser du verschwindest, bevor ich ihn nicht mehr kontrollieren kann“, rief er gespielt panisch und verlieh seiner Aufforderung mit hektischen Kopfbewegungen Nachdruck.
Glücklicherweise funktionierte seine List hervorragend und die Heilerin nahm ängstlich Reißaus. Mit einer Geschwindigkeit, die er ihr gar nicht zugetraut hatte, rannte sie zu den anderen Heilern zurück.
„Ähm… Bahe, soll ich das wirklich an Huschuma und Felsur übersetzen?“, fragte Brocken derweil verwirrt.
„Nein, bloß nicht“, grinste Bahe und erklärte: „Das habe ich nur alles erzählt, um die verrückte Tante loszuwerden.“
„Sie ist deine verrückte Tante?“, machte Brocken große Augen.
„Nein, das ist nur eine Redensart von uns Menschen!“, stellte Bahe schnell richtig.
„Ach so…“, nickte Brocken verstehend.
„Bist du dir wirklich sicher, dass wir es schaffen können?“, fragte Bahe seinen Elementar.
„Ich weiß nicht wie, aber irgendwie… hast du für den Prozess genug Lebensenergie in dich aufnehmen können, Anael“, sagte Brocken und zuckte mit den Schultern. „Zusammen sollte es möglich sein. Aber wahrscheinlich werden wir den Zustand nicht lange aufrechterhalten können.“
„Hmm…“, nickte Bahe, als er die Brockens Idee von heute Morgen dachte. Nachdem er sich in Raoie materialisiert hatte, war er zunächst dazu übergegangen seine Pläne umzusetzen. Doch als er nach und nach immer mehr Erdelementare erweckte, war Brocken auf ihn zugekommen.
Scheinbar freute Brocken sich so sehr über Bahes Bemühungen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts im Belungagebirge, dass er deswegen mehr als gewöhnlich über sich Preis gab. Die Fähigkeit, von der er Bahe erzählte, ließ Bahe zunächst nur ungläubig dreinblicken. Anfangs traute er kaum seinen Ohren.
Doch der Haken an der Sache brachte Bahe schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Zuerst musste er selbst nämlich dazu in der Lage sein eine seiner legendären Fähigkeiten aktivieren zu können. Darüber nachdenkend, öffnete er sein, seit heute Morgen verändertes, Charakterprofil:
Charakter: Anael Lerua
Beruf: Elementflüsterer Level: 9
Rang der Berufsklasse: Legende Erfahrungspunkte: 16/10100
Titel: Morgentau Gesundheit / HP: 237/237
Fraktionszugehörigkeit: Neutral Energie /Mana: 630/630
Volkszugehörigkeit: Mensch Ruhm: 710
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Spielerstatistiken:
Kraft: 40/48 Physische Konstitution / Statur: 37/47 Intelligenz: 10/10 Gelehrtheit: 34/34 ! Schnelligkeit: 23/31 Geschicklichkeit: 10/10 Ausdauer: 50/50 Widerstandsfähigkeit: 40/49
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Willensstärke: 40/40 Konzentration: 40/40
Reflexe: 10/10 Wahrnehmung: 57/57
Charisma: 15/15 Glück: 07/07
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Angriff: 46 Magieresistenz: 49 (+25%)
2/10 Elementen je 25% erhöht: Erde, Wasser
Verteidigung / Rüstung: 49(+100)
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Bedürfnisse:
Hunger gestillt: 100/100 Durst gestillt: 100/100
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Affinität mit den Elementen:
Erde: 25(+10)/100 Wasser: 25/100
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Berufsklasseneigene Fähigkeiten und Zauber:
Erdzauber:
Steinhaut Level 1
Mineraliensuche Level 1
Wasserzauber:
Wasserwandlung Level 1
Wassersuche Level 1
Legendäre Fähigkeiten und Zauber der Elementflüsterer:
Erdfähigkeit:
Erdmaterie (aktivierbar)
Wasserfähigkeit:
Wassermaterie (aktivierbar)
Sonderfähigkeiten:
Diplomatie
Seelenbund
Dauerhaft beschworene Elementare:
Brocken Level 0 Limona Level 0
Element Erde Element Wasser
Rang: Legendär! Rang: Legendär!
Treue: 32/100 ! Treue: 36/100 !
Allgemeine Fähigkeiten:
Identifizieren Anfänger Level 1 | 34%
Erinnerungsvermögen (passiv) Anfänger Level 1 |45%
Handwerkliche Fähigkeiten:
Häuten Anfänger Level 1 | 76%
Ausnehmen Anfänger Level 1 | 73%
Körperliche Fähigkeiten:
Schwimmen Anfänger Level 2 | 46%
Joggen Anfänger Level 1 | 19%
Marschieren Anfänger Level 3 | 3%
Klettern Anfänger Level 3 | 88%
Kampf Fähigkeiten:
Bogenschießen Anfänger Level 3 | 86% !
Schwertkampf Anfänger Level 4 | 42% !
Profilfunktion:
Chat
Weitere Charakterinformationen:
--> Deine Berufsklasse der Elementflüsterer besitzt unglaublich mächtige Fähigkeiten und ist legendär. Die Menschheit ist für deine Berufung noch nicht bereit und da es bisher nur Mythen und Sagen über deine Berufung gibt, sollte es vorerst auch so bleiben.
Du darfst deine Berufsklasse Niemanden verraten, bis die versteckte Berufsklasse der Elementarbeschwörer vom Volk der Menschen entdeckt wird.
Verrätst du deine Berufsklasse an irgendjemanden, werden die legendären Elementare den Seelenbund mit dir trennen. Deine Seele wird ernsten Schaden nehmen, was zur Folge hat, dass du deine Berufsklasse, Erfahrung (Level -100) und sämtliche Fähigkeiten verlierst!
--> Du konntest dir Drachenblut zu eigen machen! Das Drachenblut wird über einen längeren Zeitraum deinen Körper reinigen und stärken!
Zusätzlich verfügbare Attributpunkte pro Levelaufstieg: +1/1 ATP
Effektdauer: Für die nächsten 15 Level
--> Du bist seit Jahrhunderten der erste Elementflüsterer in Raoie! Belohnung: Hinweis zu einer klassenspezifischen Quest à Hinweis: „Die Luft ist der Ozean der Vögel.“
--> Verfügbare Attributpunkte: 0/0
Questübersicht:
--> Berufsquest: Drachenblut der Elementardrachen [S]
Finde die Drachen aller Elemente und mache dir das Blut der lebendigen Drachen zu eigen, um deinen Aufstieg zum wahrhaftigen Elementflüsterer vollziehen zu können.
Es wird noch das Blut folgender Elementardrachen benötigt:
Drache des Windes Drache der Elektrizität
Drache des Feuers Drache der Finsternis
Drache des Eises Drache des Lichtes
Drache des Magma Drache der Lebensenergie
--> Berufsquest: Lasse deine Elementare in ihrer alten Macht erstrahlen! [S]
3. Teil der Reihenquest: Bringe das Erdelement im Belungagebirge erneut ins Gleichgewicht. [B]
Eine boshafte Macht hat dem Goblinstamm enorme Macht verliehen und das Kräfteverhältnis zwischen den Goblins und den Felsgnomen aus dem Gleichgewicht gebracht. Finde und vernichte die Quelle des Ungleichgewichts bevor sich der Goblinstamm über die Hänge des Belungagebirges in die Täler des Königreichs Deronor ausbreiten kann!
--> Auftragsquest: Begleite und unterstütze den Soldatentrupp in ihrer Aufklärungsarbeit. [F] Bedingungen zur Erfüllung:
- Du darfst dich nicht ohne Erlaubnis weiter als fünfhundert Meter von den Soldaten entfernen.
- Du darfst nicht sterben.
- Es dürfen nicht alle Soldaten sterben.
Belohnung:
- Erfahrung
--> Quest: Hilf den Felsgnomen! [E]
Die Medizinfrau, Huschuma, bittet dich um Hilfe bei der großen Aufgabe die gestohlenen Tarsteine ihres Volkes wieder zurückzugewinnen.
Zeitlimit: Sieben Tage!
Beide seiner legendären Fähigkeiten brauchten sechshundert Mana. Heute Morgen wäre dies noch unmöglich gewesen, schließlich stellten die Kosten zur Aktivierung die doppelte Menge seines maximalen Manapools dar. Doch durch seinen Levelaufstieg zu Level 9 besaß er ganze achtzehn Attributpunkte. Ohne länger drüber nachzudenken, hatte er sie alle in sein Attribut Gelehrtheit gesteckt und sein maximales Mana damit auf sechshundertdreißig erhöht. Gerade genug, um eine seiner legendären Fähigkeiten einzusetzen. Ein Bisschen blieb sogar noch zur Unterstützung von Brocken übrig. Sollte alles so funktionieren, wie Brocken und er es sich dachten, würde sein kleiner Erdelementar alle Hilfe gebrauchen können, die er kriegen konnte.
Magnifus möchte mit dir in magische Verbindung treten. Möchtest du seine Aufforderung annehmen?
Ja? / Nein?
Beim Aufklappen des Fensters, schloss Bahe schnell sein Charakterprofil und nahm die Anfrage an.
„Stimmt es, was mir Angel Eye erzählt hat? Du hast eine Möglichkeit, diesen Spieler aufzuhalten?“, vernahm er die hektische Stimme des Spirit of Dawn-Anführers.
„Ja“, antwortete Bahe sofort.
„Wie sicher bist du dir, dass dein Plan funktioniert?“, wollte Magnifus wissen.
„Ähm… vielleicht zu fünfzig Prozent…“, seufzte Bahe, dem es idiotisch erschien an dieser Stelle nicht die Wahrheit zu sagen.
„Fifty-fifty nur?“, fragte Magnifus misstrauisch. „Hört sich für mich mehr nach Glücksspiel an, als eine handfeste Lösung.“
„Ich bezweifel ernsthaft, dass ihr eine bessere Idee habt“, rechtfertigte sich Bahe. „Hättet ihr noch ein Ass im Ärmel, wäre es längst zum Einsatz gekommen. Du und dieser schreiende Vollidiot werdet niemals gegen den Goblinanführer ankommen und hier unten sterben deine Spieler derweil wie die Fliegen. Umso länger dieses Portal da oben offen bleibt, umso schwieriger wird diese Schlacht. Alles in allem sieht es verdammt hoffnungslos für euch aus.“
„Außer ich setzte alles auf eine Karte und vertraue dir, was?“, kam direkt zurück geschossen.
„Nun ja…“, begann Bahe, wurde aber unterbrochen.
„Das war keine Frage…“, seufzte Magnifus. „Wenn ich mich darauf einlasse… Und ich meine, wenn… Was ist dann für dich drin?“
„Meine Quest zwingt mich hier zu kämpfen und…“, zögerte Bahe am Ende.
„Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“, schimpfte Magnifus schwer atmend. „Was und?!“
„Sollten wir diese Schlacht gewinnen, brauche ich die Tarsteine, die die Goblins haben. Alles andere ist mir egal“, versuchte sich Bahe.
„Tarsteine?“, vernahm er Magnifus fragende Stimme, ehe es kurzzeitig still wurde.
Bahe dachte schon, dass die Verbindung abgebrochen wäre, als sich Magnifus endlich meldete: „Ok, machen wir es. Angel Eye hat mir gesagt, dass du Aufmerksamkeit auf dich ziehen wirst und du uns vorübergehend als Schutz brauchst. Handelt es sich um irgendeinen großen Zauber?“
„Könnte man so sagen…“, antwortete Bahe vage.
„Wie lange dauert die Aktivierung?“, fragte Magnifus.
„Kann ich nicht genau sagen… höchstens ein bis zwei Minuten“, schätzte Bahe.
„So lange?“, entfuhr es Magnifus. „Du weißt schon, dass eine Minute in der momentanen Situation eine Ewigkeit ist?“
„…“, Bahe war sich nicht sicher, wie er darauf antworten sollte, doch scheinbar war es gar nicht nötig.
„Scheiße!“, hörte er Magnifus nur fluchen, ehe dieser erklärte: „Ich informiere meine Gildenmitglieder, sie werden dich bei der Aktivierung mit ihrem Leben verteidigen. Fang an, sobald es dir möglich ist!“
„Ähm… das wäre noch was…“, sagte Bahe verlegen.
„Ich brauche mein gesamtes Mana und diese Unterhaltung hat mich gerade ziemlich viel gekostet…“, erklärte er zögerlich.
„Ich schicke dir jemanden mit einem Trank vorbei. Was auch immer du machst, beeile dich! Ich werde hier nicht mehr lange standhalten können“, kam es von Magnifus Seite wie aus der Pistole geschossen, bis dieser plötzlich ernst wurde. „Anael, ich hoffe wirklich du hältst was du versprichst. Wenn du mich verarschst, werde ich höchst persönlich Jagd auf dich machen und glaube mir, du wirst dich nie wieder aus dem Sicherheitsradius einer Stadt heraus trauen können.“
Damit kappte der Spirit of Dawn-Anführer die Verbindung und ließ Bahe leicht beunruhigt zurück. Hoffentlich hatte er da nicht gerade sein Todesurteil unterschrieben.
„Es ist soweit, Brocken“, wandte er sich an seinen Erdelementar. „Vielleicht schickst du besser Huschuma weg. Sobald ich wieder genug Lebensenergie habe, aktiviere ich meine Fähigkeit.“
„Bin schon dabei“, nickte dieser grimmig, was mit seinem kindlichen Gesicht recht niedlich wirkte, ehe er die Kommunikation mit Felsur und Huschuma begann.
Bahe wollte sich gerade zum Meditieren hinsetzen, als plötzlich eine Spielerin neben ihm auftauchte und ihm einen riesen Schrecken einjagte.
„Hier“, sagte sie barsch und warf ihm einen Fläschchen entgegen, ehe sie sich wieder in Luft auflöste. „Ich habe Magnifus davon abgeraten. Aber er macht ja sowieso immer was er will. Das er allen Erntest auf einen Level 9-Spieler vertrauen will…“, klangen ihre Worte noch nach, als sie längst verschwunden war.
Eine Diebin? Oder Assassine?
Blinzelte Bahe überrascht und sah sich um, entdeckte sie aber nirgendwo.
Sich zusammenreißend, lenkte er seine Konzentration wieder auf die Aufgabe vor ihm, entkorkte schnell das Fläschchen und schüttete sich den Manatrank die Kehle runter.
„Uääh…“, verzog er angewidert den Mund, vom ekligen Geschmack und checkte schnell seine Manawerte. Ihm fielen fast die Augen aus, als er sah, mit welcher Geschwindigkeit sich sein Manapool wieder füllte. Zehn Sekunden später und mit vollem Mana fragte er sich, ob er gerade einen Trank der Goldklasse oder höher geschluckt hatte…
„Brocken, bist du soweit?“, fragte Bahe, seinen Elementar, der mit Felsur inzwischen wieder zu ihm heran getreten war. Huschuma war derweil auf einen anderen Erdelementar aufgesprungen, mit dem sie weiterhin an der Schlacht rund um die Soldaten teilnahm.
„Ja, fang an, Anael“, nickte Brocken gefasst und auch Felsur grölte bestimmt.
Nickend konzentrierte Bahe sich danach sofort auf seinen Energiefluss und begann den Namen seiner legendären Fähigkeit zu Murmeln: „Erdmaterie… Erdmaterie… Erdmaterie…“
Bahe wusste, dass er nur einen Versuch hatte. Einen zweiten Versuch würde dieser Goblinanführer niemals zulassen. Bei dem Gedanken daran, was alles auf dem Spiel stand, begann Bahe vor Anspannung an zu zittern. Die letzten Spielstunden und ihre Qualen wären alle umsonst, wenn er nun einen Fehler machte. Mehr und mehr begann er alles auszublenden, während er sich einzig und allein um die Aktivierung seiner Fähigkeit bemühte.
Zunächst nur langsam, dann jedoch immer schneller, floss sein Mana aus ihm heraus in das sich vor ihm bildende Runensymbol. Es begann immer stärker aufzuleuchten, bis es nach einer kleinen Ewigkeit hell erstrahlte, sich seiner Kontrolle entzog und in seine Brust sauste.
Sofort spürte Bahe eine unfassbare Veränderung und schloss für einen kurzen Moment ehrfürchtig die Augen. Es war als ob er mit jedem Stückchen Erde in Raoie verbunden war. Er fühlte jeden Stein, jedes Staubkorn und jeden Felsbrocken in seiner Nähe. Gebannt tat sich unter ihm und in alle Richtungen die Macht des Belungagebirge auf und als er seinen Fokus auf die für ihn kämpfenden Erdelementare lenkte, wollte er sich beinahe huldigend zu Boden werfen. Dieses Gefühl von erdiger Reinheit, welches sie in solch einem unfassbaren Ausmaß vermittelten, ließ seine Knie weich werden. Er konnte es nicht erklären, aber die Verbundenheit, die er nun mit dem Erdelement teilte, ließ ihn vollkommen anders über diese sanften Riesen denken, die sich für das Wohl Raoies einsetzten.
„Wow…“, gab er von sich und öffnete langsam wieder die Augen.
„Ich weiß“, sagte Brocken neben ihm und legte seine flache Hand auf seinen linken Oberschenkel. „Aber jetzt… ist nicht die Zeit dafür.“
Bahe nickte und sah seinen Elementar an, als dieser seine Fähigkeit aktivierte.
„Einheit“, sagte Brocken und Bahe fühlte augenblicklich wie sein kleiner Erdelementar mit ihm verschmolz, ihn ergänzte und zusammen mit ihm ein größeres Ganzes bildete.
In einer Art Trancezustand spürte er Brockens Bewusstsein neben dem Seinen. Waren die großen felsigen Erdelementare in ihrer energetischen Reinheit die ersten Gesteinsbrocken einer sich anbahnenden Gerölllawine, so war Brockens Bewusstsein die gesamte Wucht der ausgewachsenen Lawine, die sich frei ihren Weg bahnte. Zum ersten Mal begriff er wirklich welches Potenzial in seinem kleinen Begleiter steckte.
Während Bahe noch immer von all den Eindrücken fasziniert war, spürte er wie Brocken sanft die Kontrolle übernahm und sich der Drang zu schreien in seinem Innern aufbaute. Dann streckte sich sein Körper, merkwürdig fremdgesteuert und zugleich doch auch wieder nicht. Gierig zog er Luft in seine Lungen und stieß sie unmittelbar darauf wieder in einem donnernden Grölen aus. Bahe verlor jedes Gespür für seine Umgebung. Er war sich nicht sicher, wie laut sein Gegröle gewesen war. Aber er wusste, dass es gehört wurde.
Denn die kraftvollen Stimmen der felsigen Erdelementare antworteten ihm. Allen voran Felsur, der sich mit einem schnellen Satz an ihn heran warf. In dem Moment der ersten Berührung vernahm Bahe eine tiefgrollende Stimme, die zugleich jedoch auch von einer unendlichen Sanftheit geprägt war: „Einheit.“
Dann spürte Bahe wie sein eigener Körper mit dem von Felsur verschmolz und sich ein drittes Bewusstsein dazu gesellte. Vor lauter Bewunderung, was hier soeben geschah, bemerkte er die anderen anstürmenden Erdelementare nur am Rande. Im Sprint rannten sie auf ihn, Brocken und Felsur zu und plötzlich erklangen eine Vielzahl weiterer Stimmen neben Bahes Bewusstsein.
„Einheit…“
„Einheit.“
„Einheit…“, immer und immer wieder vernahm er das magische Wort, welchem das nächste Wunder folgte. Bewusstsein für Bewusstsein gesellte sich dazu und Bahe hatte das Gefühl, dass alles um ihn herum kleiner und unbedeutender wurde, bis er feststellte, dass sich lediglich sein Sichtfeld erhoben hatte. Eine unbändige Macht baute sich in ihm auf, während er sanft im seelischen Miteinander der Erdelementare hin und her schwang. Als das Gefühl explodierender Macht unerträglich wurde, löste sich ein gutturaler Schrei aus seinem tiefsten Innern, der wie eine gewaltige Schockwelle über den Gebirgshang hinweg wallte.
Er…
Nein…
Sie waren soweit!
Und die Erdelementare stimmten ihm begeistert und kampfesmutig zu. Sie würden ihre Welt nicht nur bis zum Letzten verteidigen. Sie würden die finsteren Ausgeburten der Hölle dahin zurück schicken, wo sie her gekommen waren! Sie würden siegen! Denn sie kämpften für das Leben!
Dann setzten sie sich gemeinsam in Bewegung.
Nachdem Magnifus den Deal mit dem Level 9-Spieler eingegangen war, fragte er sich wirklich, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Egal wie man es objektiv betrachtete, er war schlicht weg verrückt auf einen Spieler mit so wenig Erfahrung zu vertrauen…
Natürlich hatte Zelia ihn davon abhalten wollen und auch bei ihm selbst klingelten innerlich sämtliche Alarmglocken. Aber dieser Anael lag schon richtig. Was hatten sie zu verlieren?
In Anbetracht der Situation, aus der es keinen Ausweg gab, konnte man genauso gut alles auf eine Karte setzen und schlicht weg hoffen.
Seine Gildenmitglieder als auch Angel Eye hatten ihm längst zurück gemeldet, dass Makara nicht mehr er selbst war, sondern inzwischen als Dämon gewertet wurde. Gegen den Spieler wäre er über kurz oder lang angekommen. Vor allem mit der Hilfe von Trullus. Aber seitdem Makara von diesem Dämon besessen war, wurde Magnifus trotz seiner ultimativen Fähigkeit zurückgedrängt.
Bisher war dies nur seinem Gildenanführer gelungen.
Mochte die Tatsache, dass er nicht wirklich einem Spieler unterlag, vielleicht sein Selbstbewusstsein schonen, so stellte es doch ein unüberwindbares Hindernis hinsichtlich ihrer Quest dar. Dabei war ihr Gildenanführer sehr deutlich gewesen, dass sie den Erfolg dieser Quest unbedingt brauchten. Nicht umsonst, war er schließlich mit der Leitung der Mission beauftragt worden.
Letztlich war er seiner Intuition gefolgt. Es mochte sein, dass er sich als vollkommen nutzlos herausstellte, aber er wollte einfach daran glauben, dass mehr hinter diesem Spieler steckte, der in Raoie tatsächlich trainierte und von dem, eine erfolgreiche Orakel-Spielerin wie Angel Eye, eine so hohe Meinung hatte.
„Trullus, wir müssen diesen Dämon so lange wie möglich beschäftigen“, rief er dem Kerl zu, der gerade neben ihm über den Felsboden schlitterte, nachdem er einen Hieb des Dämons parierte.
„Ha, ich bin noch lange nicht am Ende!“, antwortete Trullus mit einem stolzen Grinsen. „Solange mir Angel Eye zuschaut, laufe ich zur Höchstform auf!“
„Ähm… ja…“, nicht wissend, ob er lachen oder weinen sollte, schüttelte Magnifus den Kopf. „Aber ich vermute mal, genau so eine Einstellung brauchen wir.“
Danach fasste er seinen Speer fester und sprintete erneut auf den Dämon zu. Seine HP-Zahlen sanken derweil trotz seiner Heiltränke immer weiter. Noch immer von dieser unheilvollen Fähigkeit vergiftet, blieb ihm nur die offene Konfrontation, um in seinen letzten Augenblicken noch einen Unterschied auszumachen.
Trotz seiner Größe, wich der Dämon Magnifus‘ Speerstoß mit Leichtigkeit aus, während er ihn gehässig belächelte und amüsiert meinte: „Du Wurm glaubst tatsächlich, dass du hier einen Unterschied machen kannst?“
„Wenn dem nicht so ist, wieso weichst du meinem Seelenspeer dann jedes Mal aus?“, konterte Magnifus und bemerkte zufrieden wie sich die Mimik des Dämons verfinsterte.
„Deine vorlaute Visage schreit geradezu nach einer Tracht Folter…“, grollte der Dämon grimmig, preschte blitzschnell an ihn heran und ließ seine blanke Faust auf ihn niederfahren. Gerade noch rechtzeitig brachte Magnifus seinen Schild in Anschlag, ehe ihn die volle Wucht des Schlags in die Knie gehen ließ. Doch diesmal schien der Dämon ihm den Gar ausmachen zu wollen, denn seine nächste Faust raste bereits auf ihn zu.
Magnifus sah sich schon zerquetscht am Boden liegen, als Trullus im letzten Moment heran gesprungen kam und mit seinem Schwert auf den Hals des Dämons zielte. Offensichtlich auch Trullus‘ Attacken fürchtend, blieb dem Dämon nichts anderes übrig, als zur Seite auszuweichen und kurzzeitig von Magnifus abzulassen.
„Ihr seid wahrhaft lästig“, sagte der Dämon abschätzig, während er Trullus‘ Schwert musterte und die Augenbrauen hochzog. „Ein Paladin des Lichts? Und dein Schwert ist in Weihwasser getaucht? Ein paar nette Tricks, aber glaubt ihr wirklich, dass euch solches Spielzeug helfen wird?“
„Halte die Schnauze! Ich versohle dir schon noch den Arsch, verlass dich drauf!“, schrie Trullus nur und setzte dem Dämon sofort nach, der mit ein paar tänzelnden Schritten nach hinten auswich und arrogant auf ihn herab schaute.
Magnifus schüttelte sich das Taubheitsgefühl aus den Gliedern und folgte Trullus. Die schiere Größe des Dämons, von fast zehn Metern, machte ihnen arg zu schaffen. Obwohl diese finstere Ausgeburt nur mit den bloßen Händen kämpfte, kamen sie kaum an ihn heran. Ganz zu schweigen von der gewaltigen Wucht, die hinter jedem Schlag seiner Fäuste steckte. Dennoch, umso länger sie den Dämon ablenkten, umso besser. Ganz egal wie sehr er mit ihnen spielte.
Die nächsten Sekunden waren von dem immer wiederkehrenden Muster gezeichnet. Trullus und er versuchten den Dämon zu verwunden, während dieser spielerisch ihren Angriffen auswich und hin und wieder unerwartet seine Fäuste auf sie niederfahren ließ.
„Meint ihr nicht auch, dass es langsam langweilig wird?“, klang die Stimme des Dämons gleichgültig, als er plötzlich hinter Magnifus und Trullus auftauchte und sie mit einem Fingerschnipsen davon schleuderte.
Während Magnifus durch eine Vierteldrehung noch seinen Schild zwischen sich und den Finger des Dämons bringen konnte, traf Trullus die volle Wucht.
Dennoch verlor Magnifus sofort die Orientierung und als er sich stöhnend wieder aufrichtete, bemerkte er entgeistert, wie Trullus, mit seinem linken Arm nutzlos herunter baumelnd, bereits wieder vor ihm stand und schon den nächsten Schlag blockte, der ihm gegolten hatte. Was für Steroide hatte der Kerl bloß geschluckt, dass er sich nach der letzten Attacke immer noch auf den Beinen halten konnte.
„Nun, scheinbar geht es nun mit euch zu Ende“, gluckste der Dämon zufrieden über Trullus‘ Verletzungen, ehe er Magnifus ansah und sagte: „Jetzt bist du dran, mein Kleiner. Welchen Arm soll ich dir zuerst heraus reiß… Hmmm?“
Magnifus machte sich schon auf das Schlimmste gefasst, als der Dämon plötzlich den Kopf abwandte und den Felshang hinunter schaute.
„Was geht da vor…“, murmelte der Dämon auf einmal und beachtete sie augenscheinlich nicht. „So viel Erdelementarenergie…“
Magnifus‘ Blick folgte dem des Dämons und entdeckte sofort den Level 9-Spieler, der vor Macht nur so triefte. Grundgütiger, über wie viel Mana verfügte dieser Anael?!
Sich schnell von seiner Verwunderung lösend, nahm er den Dämon ins Auge. Jetzt hieß es alles oder nichts. Was auch immer geschah, er musste verhindern, dass der Zauber da unten unterbrochen wurde.
„Wohin richtest du deine Aufmerksamkeit, kleiner Dämon? Wir sind deine Gegner!“, rief Magnifus selbstbewusst, sprang nach oben und vollführte einen Speerstoß in Richtung des Torsos seines Gegenübers.
„Als ob solch ein Angriff jemals erfolgreich wird…“, schüttelte der Dämon abschätzig den Kopf und wich zur Seite aus.
Doch Magnifus hatte dieses Manöver erwartet. Blitzschnell verlängerte er seinen Speer durch Einsatz seines Manas und stemmte ihn so gegen den Felsboden, dass er ihn seines Schwungs beraubte und unmittelbar vor den Füßen des Dämons zu Boden fallen ließ. Direkt im Anschluss kürzte er seinen Speer zur besseren Handhabung und stieß seine Speerspitze in den übergroßen Fuß des Dämons.
Vor Schmerzen aufschreiend, ließ der Dämon seine Fäuste wirbeln und Magnifus riss mit einem Ruck seinen Speer zurück, ehe er hektisch das Weite suchte. Trullus hingegen nutzte den achtlosen Moment des Dämons, um sich von hinten heran zu schleichen. Kaum in Reichweite, sprang er in die Luft, um die Höhe des Halses des Dämons zu erreichen und schmetterte dem Ungeheuer sein Schwert entgegen.
Magnifus war gerade im Begriff sich zu freuen, als der Dämon blitzschnell nach hinten griff und den überraschten Trullus mit einer seiner riesigen Hände fing.
Zufrieden erklärte der Dämon mit einem Augenzwinkern: „So wie es aussieht, kann ich nicht länger mit euch spielen. Netter Versuch übrigens, mich von dem Spektakel da unten abzulenken.“
Dann packte er Trullus mit beiden Händen, welcher bis dahin ununterbrochen mit seinem Schwert auf die Finger des Dämons eingestochen hatte und unterband so jegliche Regung von Trullus. Natürlich ließ Trullus die Aktion des Dämons nicht seelenruhig auf sich sitzen und begann sogleich mit allerlei Kraftausdrücken um sich zu schmeißen. Doch der Dämon ignorierte sein Gehabe grinsend und drückte fest zu.
Zersten Mal seit Beginn des Kampfes, hörte Magnifus Trullus vor Schmerzen schreien. Doch das Schlimmste stand Trullus noch bevor. Wie gelähmt musste Magnifus mit ansehen, wie der Dämon Trullus‘ Körper plötzlich gewaltsam in zwei Hälften zerriss. Entsetzt blickte Magnifus auf die blutigen Gliedmaßen von Trullus, die in den Händen des Dämons noch zuckten, während seine Gedärme mit einer Mischung aus Blut und Exkrementen zu Boden fielen. Trullus‘ Blick war starr gen Himmel gerichtet, sein Mund in einem letzten stummen Schrei weit aufgerissen.
Keine Sekunde später ergraute Trullus‘ Name im Teamprofil. Der verrückte Irre, der sie alle in den Wahnsinn trieb und sich dennoch als wertvoller Verbündeter im Kampf herausstellte, war von ihnen gegangen.
Mit einem dumpfen Klatschen fielen die Überreste von Trullus zu Boden und der Dämon fragte vergnügt, während er sich genüsslich die Finger ableckte: „Verstehst du Wurm jetzt endlich, dass ihr nie eine Chance hattet?“
Magnifus, der sich inzwischen wieder gefangen hatte, ignorierte ihn jedoch und checkte stattdessen die Lage weiter unten. Er konnte kaum fassen was er sah. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Sekunden blickte er ungläubig drein, ehe sich ein grimmiges Lächeln auf seine Lippen stahl. Vielleicht hatten sie doch noch eine Chance…
Den Dämon ignorierend rannte er den Berghang hinunter und schluckte zwei seiner besten Heiltränke, ehe er sich schnell an seine Gildenkameraden wandte: „Zelia, Sala, Stahlklops, ich werde jetzt meine Blutlinie entflammen.“
„Was Magni! Bist du verrückt?“, blökte Stahlklops direkt zurück.
„Himmel Mag, das wird dich zwei Wochen zurückwerfen…“, pflichtete Salamander Stahlklops bei.
„Du hast keine andere Wahl?“, fragte Zelia schlicht.
„Keine“, verneinte Magnifus und redete schnell weiter: „Ab sofort hat Zelia das Kommando über unsere Truppen. Egal was passiert, beschützt diesen Anael, bis sein Zauber vollendet ist, verstanden? Egal, was passiert.“
„Aber Mag…“, redeten Salamander und Stahlklops gleichzeitig auf ihn ein, doch er unterbrach sofort die Verbindung.
Magnifus rannte immer noch zwischen vereinzelten Goblins den Berhang hinunter, als er unerwartet die kalte Stimme des Dämons vernahm: „Fertig?“
Hektisch wich Magnifus mit einem Sprung einer heran nahenden Faust zur Seite aus, rollte sich ab und rannte weiter.
„Du elender Wurm willst einfach nicht sterben, was?“, lacht es eisig hinter ihm, doch Magnifus ignorierte die Stimme des Dämons soweit es ging und aktivierte seine letzte Defensivfähigkeit, die ihn danach für mehrere Wochen im geschwächten Zustand zurücklassen würde.
„Imperiales Leuchtfeuer!“, rief er lautstark, fuhr abrupt herum und löste im gleichen Moment seinen Schild auf, ehe er das stumpfe Ende seines Speers mit beiden Händen lautstark auf den felsigen Untergrund schlug.
Der Dämon grinste siegesgewiss, eine Faust bereits im Anschlag, um ihn zu zermalmen. Doch dann entflammte in Magnifus Innerem ein leuchtendes blauweißes Feuer und er begann vor Schmerzen zu schreien. Seelenqualen waren selbst mit seinen dreißig Prozent Schmerzempfinden kaum auszuhalten.
Pulsierende Schockwellen weißblauen Lichts wurden dem Dämon entgegen geworfen und trieben ihn Schritt für Schritt weiter den Berghang hinauf. Weit weg von dem Level 9-Spieler und seinem Zauber. Das anfangs noch siegesgewisse Lächeln des Dämons war längst einer wutverzerrten Maske gewichen, während er immer wieder gegen Magnifus‘ Fähigkeit anrannte.
„Bitte mach schneller, Anael…“, flüsterte Magnifus, der all seine Konzentration zur Aufrechterhaltung seiner Fähigkeit brauchte. Seine HP-Zahlen sanken trotz seiner Heiltränke dank der Vergiftung und der Seelenqualen in wahnsinnigem Tempo.
„Du glaubst, du kannst mich aufhalten?!“, schrie ihm der Dämon wütend entgegen, während er zunehmend panisch versuchte Magnifus‘ Fähigkeit zu überwinden. „Du opferst dich umsonst! Ich werde diesen Bastard da unten genauso vor die Höllentore zerren, wie ich mir deine Seele nach deinem Tod einverleiben werde! Keine Seele dieser Schlacht wird die Himmelsreiche jemals erreichen!“
„Das war es also…“, murmelte Magnifus den Dämon ignorierend, als seine HP sich dem Nullpunkt näherten.
„Einmal noch…“, sagte er sich selbst Mut machend, ehe er sein Leuchtfeuer mit einem Aufschrei zum Abschluss noch einmal hell erstrahlen ließ. Dann verpuffte sein Körper in blauweißem Licht und es wurde Schwarz um ihn.
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Du bist gestorben!
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„Ha…“, seufzte Ai Mingkang. Wie lange war es her, dass er als Magnifus und einflussreicher General der Spirits of Dawn-Gilde gestorben war?
Drei Monate?
Raoie war seit acht Monaten spielbar…
Dann mussten es sogar vier Monate sein, wenn er sich nicht irrte. Seit der ersten Begegnung mit seinem Gildenanführer war er so vielen fähigen Spielern begegnet, dass sie kaum noch Verluste zu beklagen hatten und nun dies…
„Was soll’s… jetzt kann ich nur abwarten“, redete er mit sich selbst und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, nachdem er den Helm abgenommen hatte und aus dem Dimensional Leap-System gestiegen war.
Aber am besten informierte er seinen Gildenanführer vorab im Real Life über die Situation. Sein Prophone zur Hand nehmend, wollte er ihn schon kontaktieren, als er der Uhrzeit gewahr wurde.
„Vier Uhr morgens huh…?“, murmelte Mingkang, ehe er mit einem verhaltenen Grinsen meinte: „Vielleicht rufe ich besser später an… Zelia wird sich schon kümmern.“
Sich streckend legte er sein Prophone zur Seite und legte sich anschließend auf sein Bett.
„So merkwürdig…“, murmelte er noch, als er darüber nachdachte, dass er nun zum ersten Mal seit Wochen in seinem Bett lag. Dann drehte er sich auf die Seite und versuchte die aufregenden Ereignisse im Spiel zu vergessen, um wenigstens noch ein Bisschen Schlaf zu kriegen, ehe er aufstehen musste.
Dank ihrer Intervention war Magnifus auf den Vorschlag Anaels eingegangen. Ansonsten hätte dieser General der Spirit of Dawn-Gilde wahrscheinlich niemals einem Level 9-Spieler vertraut. Aber was sich im Folgenden ereignete, würde Kaiwen so schnell nicht vergessen. Während Anael schlicht weg alles um sich herum ausblendete und sich nur auf seinen Zauber konzentrierte, kämpften Magnifus und Trullus in einer epischen Auseinandersetzung gegen den viel zu groß geratenen Dämon, der nach Strich und Faden mit ihnen spielte.
Gleichzeitig behaupteten sich Salamander und Stahlklops noch immer gegen die anstürmenden Horden der Stierdämonen. Vermutlich wären sie hoffnungslos niedergemetzelt worden, wenn Kaiwen nicht dafür gesorgt hätte, dass alle verbliebenen Spieler von Trullus‘ Truppen ihnen zu Hilfe eilten. Sogar die kleinen Felsgnome hatten sich ihnen angeschlossen.
Die Spirit of Dawn-Spieler auf der ehemals linken Verteidigungslinie hatten hingegen noch viel zu viel mit ihren in den Wahnsinn getriebenen Gildenmitgliedern zu tun, um irgendwo anders nützlich zu sein.
So kam es, dass Anael seine Ruhe hatte, während die großen Erdelementare einen schützenden Kreis um ihn bildeten. Gebannt verfolgte Kaiwen wie eine gewaltige Menge Mana auf einmal frei gesetzt wurde, während sie konzentriert versuchte alle Geschehnisse des Schlachtfeldes auf einmal einzufangen. Nur um ab und an zwischen Nahaufnahmen einzelner Schlachtfelssituationen zu wechseln.
Als Trullus dann plötzlich unerwartet seinen Tod fand, stockte ihr aber aus einem ganz anderen Grund der Atem. Denn Anaels aktivierte Fähigkeit überraschte sie vollends.
Entgeistert beobachtete sie, wie ein nahestehender Erdelementar auf Anael zusprang und Anael plötzlich verschwand. Wo war er hin? Für einen kurzen Moment fokussierte sie ihre Ansicht nur auf den Fleck, wo Anael soeben noch gestanden hatte, entdeckte aber nur den felsigen Körper des Erdelementars, der… gewachsen war?
Bevor sie sich von dem Anblick erholen konnte, bemerkte sie wie weitere Erdelementare auf den, in ihrer Mitte stehenden, Erdelementar zustürmten und unter Krachen und Grollen aufeinanderprallten. Ihre Körper schienen sich jedoch in einander zu verschieben, gar miteinander zu verwachsen, während sich nach und nach eine riesengroße Felskreatur herausbildete, die immer weiter anwuchs, umso mehr Erdelementare sich ihr anschlossen.
Zittrig vor begeisterter Anspannung ließ sie ihr Blickfeld wieder größer werden und entdeckte gerade noch rechtzeitig, wie Magnifus den Hang hinunter rannte und sich knapp hundert Meter von Anael entfernt abrupt dem Dämon stellte.
Staunend beobachtete sie, wie Magnifus in blauweißen Flammen aufging, die dem Dämon pulsierende Schockwellen entgegen warfen und diesen wütend immer weiter zurückschleuderten. Fast zwanzig Sekunden hielt Magnifus so den Dämon vollkommen eigenständig in Schach, ehe er sich mit einem Aufschrei, gefolgt von einem letzten hellen Aufflammen in blauweißem Licht auflöste.
Kaiwen war nicht die Einzige, die von seinem plötzlichen Ableben überrascht wurde, denn der Dämon fiel durch das Fehlen des Widerstandes ungeschickt nach vorne auf alle Viere, ehe er sich mit einer Wut verzerrten Miene erhob und abschätzig auf den nun schwarzen Felsboden blickte, an dem Magnifus kurz zuvor noch gestanden hatte.
„Am Endes nur das erbärmliche letzte Aufbäumen eines nutzlosen Wurms“, vernahm Kaiwen die eiskalte Stimme des Dämons, als dieser den Berghang hinunter blickte und die große Felskreatur musterte, die an Anaels Stelle getreten war.
Kaiwen lief es eisig den Rücken herunter, als sie die nächsten Worte des Dämons hörte: „Vermutlich sollte ich dem Prozess da unten nicht freien Lauf lassen. Meine Kräfte sind durch diesen unwürdigen Wirtskörper viel zu beschränkt…“
Mit Entsetzen verfolgte Kaiwen, wie sich der Dämon in Bewegung setzte, als plötzlich Zelia vor dem Dämon auftauchte.
Verdutzt hielt der Dämon inne, ehe er lauthals zu lachen begann: „Dein Meister wurde schon nicht mit mir fertig und jetzt stellst du dich mir in den Weg? Wofür? Für den verzweifelten Versuch Zeit zu gewinnen?“
„Sie ist nicht alleine!“, rief ein keuchender Stahlklops, der mit seiner gesamten Rüstung zum Dämon gesprintet war.
„Genau“, pflichtete ihm Salamander bei, der wenig später ebenfalls ankam und alle drei mit einem magischen Schild umgab.
Doch der Dämon lachte nur gehässig, ehe er sich abrupt in Bewegung setzte und mit einem mächtigen Faustschlag den Schild durchbrach und Stahlklops fliegen schickte.
Zelia verschwand augenblicklich, während Salamander eine Reihe von Feuerbällen auf den Dämon niedergehen ließ. Doch dieser ignorierte die Feuerzauber schlicht und griff stattdessen hinter sich in die Luft. Scheinbar hatte er Zelias Fähigkeiten durchschaut, als sie gerade von hinten einen Schlag gegen seinen Nacken ausführen wollte. Nur um Haaresbreite entging Zelia der greifenden Hand, indem sie ihren Dolch gegen einen der greifenden Finger stemmte und sich so aus der Griffbewegung des Dämons beförderte.
Die Feuerbälle trafen derweil den Rücken des Dämons, doch zu Salamanders als auch zu Kaiwens Missmut richteten sie kaum Schaden an. Zelia konnte den Moment der Unachtsamkeit des Dämons jedoch glücklicherweise ausnutzen, um sich in Sicherheit zu bringen.
„Es reicht endgültig mit diesen Spielereien!“, rief der Dämon wütend und preschte wütend auf Salamander zu, der sofort sein gesamtes Mana in einen Schild legte und sich gegen den heranstürmenden Dämonen stellte.
„Ich bin nicht alleine!“, schrie Salamander kurz vor dem Aufprall mit dem Dämon wie ein Wahnsinniger. „Wir sind Spirit of D-“
Weiter kam er nicht, als er durch die Wucht des Aufpralls hinfort geschleudert wurde.
Der Dämon ignorierte ihn jedoch und wollte schon auf die Felskreatur in Kaiwens Nähe zulaufen, als Stahlklops erneut vor ihm auftauchte und lautstark Salamanders Satz zu Ende brachte: „Of Dawn!“
„Verrecke endlich, du unwürdiges Insekt!“, schrie der Dämon, als er Stahlklops ein zweites Mal mit einem Schlag davon schleuderte.
Während des ganzen Schauspiels, versuchte Kaiwen ununterbrochen den Zustand der Felskreatur im Blick zu behalten, der sich immer weitere Erdelementare anschlossen. Zehn waren noch übrig, aber die letzten Momente dieser Vereinigung der Erdelementare wollten einfach nicht schnell genug vorbei gehen.
Mit Grausen bemerkte Kaiwen, wie sich der Dämon wieder in Bewegung setzte und Zelia diesmal ganz allein vor ihm auftauchte.
„Bleib ruhig stehen, kleines Frauchen“, rief der Dämon boshaft. „Nachher spiele ich gerne mit dir!“
Doch die Worte schienen an Zelia abzuprallen. Stolz richtete sie sich auf und rief: „Wir sind Spirit of Dawn! Du kommst an uns nicht vorbei!“
Der Dämon lachte nur ungläubig.
Zu Kaiwens Verwirrung grinste jedoch auch Zelia. Urplötzlich leuchtete der Boden hinter ihr auf und lauthals setzte sie zu schreien an, als sich knapp siebzig ihrer Gildenmitglieder hinter ihr materialisierten: „Wir sind Spirit of!“
„Dawn!“, schrien alle Spirit of Dawn-Mitglieder hinter ihr und warfen sich in absoluten Chaos dem Dämon entgegen.
Der Dämon war genauso verblüfft wie Kaiwen, als sich die letzten verbliebenen Spirit of Dawn-Mitglieder nicht etwa einen Kampf mit dem Dämon lieferten, sondern sich wie wild gewordene Furien an seinen Beinen festklammerten und gemeinsam wie Wahnsinnige den Namen ihrer Gilde schrien.
„Wir sind Spirit of Dawn!“
„Spirit of Dawn!“
„Wer gibt niemals auf!“
„Spirit of Dawn!“
„Wer folgt seinen Anführern bis in den Tod?“
„Spirit of Dawn!“
„Wer besiegt finstere Höllenausgeburten?“
„Spirit of Dawn!“
Während Kaiwen immer wieder Zelias anstachelnde Fragen vernahm, antworteten ihr alle Gildenmitglieder wie eine unaufhaltsame Einheit. Ungläubig starrte Kaiwen auf den Haufen aus Bogenschützen und Magiern, die so gar nichts an vorderster Front zu suchen hatten. Sogar die ein oder anderen Heiler waren dabei und unterstützen ihre Gildenkameraden.
Mit einem Blick zur Seite hatte Kaiwen längst festgestellt, dass die Spirit of Dawn-Spieler ihre wahnsinnig gewordenen Kameraden aufgegeben hatten und einer ihrer mächtigsten Zauberer scheinbar einen Flächenteleportationszauber gewirkt hatte. Der Kerl war im Anschluss direkt ohnmächtig zusammengesackt und schutzlos am Rande der wahnsinnigen Spieler und Goblins zurückgelassen worden.
Die Gilde Spirit of Dawn setzte wahrlich alles auf eine Karte.
Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie wie der Dämon vor Wut bebte und seine Fäuste immer wieder auf die Gildenmitglieder der Spirit of Dawn-Mitglieder niederfahren ließ, während er sich vorwärts kämpfte. Doch sie klammerten sich ohne Rücksicht auf Verluste an ihm fest und erschwerten ihm so das Vorwärtskommen.
Unterdessen waren neben der gigantischen Felskreatur, die inzwischen auf über dreißig Meter angewachsen war, nur noch drei Erdelementare übrig.
Weiterhin vor Anspannung zitternd, sah Kaiwen wie immer mehr Spirit of Dawn-Mitglieder im Teamprofil ergrauten oder stark verletzt vom Dämon abfielen, bis sich dieser vollends befreite. Panisch fürchtete Kaiwen den Dämon gleich auf die Felskreatur zuspringen zu sehen, als Stahlklops in einem, für den Dämon unerwarteten, Moment auftauchte und seine Faust mit voller Wucht gegen das rechte Auge des Dämons fahren ließ.
Vor Schmerzen aufschreiend, klatschte der Dämon Stahlklops mit einer Wischbewegung zu Boden, wo sich dieser gerade noch abfangen konnte und mit zitternden Knien langsam aufrichtete. Mit herunter hängender Rüstung und blutverschmierten Mundwinkeln, grinste Stahlklops trotz des heran nahenden Fußes des wütenden Dämons und schrie trotzig: „Wir! Sind! Spirit! Of! Dawn!“
Dann krachte der Fuß des Dämons auf ihn nieder und zermalmte seinen Körper zu einem ekligen Brei aus Fleisch und Knochen und… Hastig wandte Kaiwen ihre Allsicht ab, der Anblick war ihr einfach zu grauenvoll.
Im Teamprofil ergraute Stahlklops Name und Kaiwen stellte fest, dass auch die letzten Erdelementare mit der gigantischen Felskreatur verschmolzen waren, die sich gerade zu ihrer vollen Größe von über vierzig Metern aufrichtete.
„So ein übergroßer Felsbrocken wird mich nicht aufhalten!“, schrie der Dämon grimmig, schüttelte die letzten lebenden Spirit of Dawn-Mitgliedern ab und sprintete auf die gigantische Felskreatur zu, die Kaiwen gerade einzuordnen versuchte.
„Überprüfen!“, sprach sie den Befehl und musterte neugierig die Informationen:
Anael Lerua
Elementarriesensymbiose
Rang: Legendär
(instabil/geschwächt durch fehlendes Mana der Beteiligten)
Level 49 HP: 43567/49237
Angriff: 1490 Verteidigung: 4149
Fähigkeitsstärke: 0 Magieresistenz: 4149
Beschreibung: Eine extrem seltene, vorübergehende Symbiose aus reinen Erdelementarenergiewesen, entstanden aus dem Willen das energetische Gleichgewicht Raoies zu verteidigen. Die Elementarriesensymbiose ist das letzte Mittel der normalerweise friedliebenden Erdelementarwesen zur Verteidigung ihrer Heimat. Selbst Drachen und andere legendäre Geschöpfe machen lieber einen Bogen um diese Wächter der Natur, deren Schritte Erdbeben nach sich ziehen und deren Zorn Jahrtausende überdauert.
Besondere Fähigkeiten: ???
Mit fiebrigem Blick schloss sie das Benachrichtigungsfenster gerade noch bevor sich ein naturgewaltiger Schrei aus der felsigen Kehle des gigantischen Anaels löste. Überrumpelt warf sie sofort ihre Hände über die Ohren, während die extreme Lautstärke ihr fast die Trommelfelle zerfetzte.
Das Blickfeld ihrer Allsicht zerbrach und Kaiwen war gezwungen ihr normales Augenlicht zu nutzen. Verstört registrierte sie, wie nah sie Anaels Felsengestalt eigentlich war. Hastig lief sie zur Seite, um mehr Abstand zwischen sich und Anaels Felsengestalt zu bringen und bemerkte dabei, dass der Dämon gerade zum Sprung auf Anael ansetzte.
„Allsicht!“, rief sie alle Vorsicht in den Wind schlagend und kam schlitternd zum Stehen. Egal was passierte, dass konnte sie sich nicht entgehen lassen!
Der Dämon sprang ab und holte zu einem mächtigen Faustschlag aus, während er so schnell durch Luft flog, dass Kaiwen ihn nur dank ihres hohen Wahrnehmungsattributs verfolgen konnte.
Nahezu gleichzeitig senkte der Felsriese Anael den gigantischen Kopf.
Kaiwen malte sich schon aus, welchen Schaden die Attacke des Dämons anrichten würde, als Anael plötzlich seine linke, felsige Hand in einer hektischen Wischbewegung nach oben führte und den Dämon wie ein lästiges Insekt hinfort schleuderte.
„Yes!“, schrie Kaiwen begeistert und hüpfte an Ort und Stelle in die Höhe, während sie genau der Flugbahn des Dämons folgte, der keine Sekunde später durch sein eigenes Höllentor krachte und eine Vielzahl von Stierdämonen außer Gefecht setzte.
Doch damit nicht genug, fiel der instabil gewordene, steinerne Rahmen des Höllentors kurze Zeit später völlig in sich zusammen und begrub damit jede weitere Hoffnung auf Verstärkung für die Dämonentruppen.
„…“, ihr Glück kaum fassend, versuchte Kaiwen das ganze Geschehen in sich aufzunehmen, wusste aber einfach nicht, wo sie hinschauen sollte.
Dann setzte sich Anaels riesenhafte Gestalt grölend in Bewegung und verursachte mit jedem Schritt ein kleines Erdbeben, welches Kaiwen beinah von den Füßen riss.
„Mach ihn fertig…“, hauchte sie nur und sah weiter euphorisch zu.
Es war ein unfassbares Gefühl der Macht und der Verbundenheit, dass Bahe einfach nicht anders konnte als mit all den Erdelementaren und Brocken zusammen seine Kampfeslust hinaus zu brüllen. Er spürte das Bewusstsein eines jeden einzelnen Wesens, aus dem sein gigantischer Felskörper bestand und doch waren sie alle eine Einheit. Nicht nur ihr Kampfeswille verband sie, sondern auch ihre Gedanken.
Nach dem Schrei spürte er, wie sie alle den Kopf senken und ihren Gegner betrachten wollten. Ganz genau wie er selbst. Es war merkwürdig, wunderbar geheimnisvoll und zugleich von solch einer Richtigkeit, dass er sich dem Ganzen einfach nur hingab.
Gemeinsam fokussierten sie ihren Blick, als plötzlich eine Gestalt lästig nah vor ihrem Gesicht auftauchte. Vor Schreck zuckte sofort ihre linke Hand hoch, um sich der Fliege zu entledigen. Ein leichter Widerstand zeugte vom Treffer und Bahe blickte sich zufrieden um, bis er baff feststellte, dass sie soeben dem Dämon das Fliegen gelehrt hatten.
„…“, sprachlos standen sie da, während Bahes Gedanken endlich wieder Fahrt aufnahmen und er sich fragte, wie lange sie diese Form wohl aufrecht erhalten konnten.
Nur noch wenige Augenblicke, Anael. Sowohl ich als auch die anderen Erdelementare waren nicht im Vollbesitz unserer Kräfte. Ganz zu schweigen von deiner noch immer geringen Lebensenergie!
Antwortete Brocken ihm in Gedanken und prompt öffnete sich ein Benachrichtigungsfenster:
Deine Elementarriesensymbiose ist dank der geringen Manaverfügbarkeit äußerst unstabil. Dir bleiben nur wenige Sekunden, ehe deine Gestalt zerfällt.
34 Sekunden…
33 Sekunden…
32 Sekunden…
…
Jegliche Verwunderung über die gemeinsame Denkarbeit weit nach hinten schiebend, konzentrierte Bahe sich sofort auf die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Dämon und sprintete den Gebirgshang hinauf.
Gemeinsam mit den Erdelementaren ergriff ihn ein euphorisches Gefühl, als sie mit wenigen Schritten die letzten lebenden Spieler und Felsgnome erreichten, die sich der Stierdämonen erwehrten.
Mit einem Satz sprangen sie über die Verbündeten hinweg, landeten inmitten der winzigen Stierdämonen und zerquetschten Unmengen von ihnen mit jedem nachfolgenden Schritt.
Trotz ihrer Größe, erreichten sie die Anhöhe innerhalb weniger Sekunden und schlossen blitzschnell zu dem Dämon auf, der sich gerade erst wieder hochkämpfte.
Sie nutzten den Schwung ihres Anlaufs, um dem Dämon ihre felsige Rechte entgegenzuwerfen. Doch der Dämon reagierte zu schnell und wich geschickt zur Seite aus. Natürlich folgte sofort ihre linke Felsenfaust, aber der Dämon schien nicht kampflos untergehen zu wollen. Seine Hände leuchteten im rötlich-schwarzem Licht auf, ehe er durch einen Sprung in die Luft erneut auswich und seine rechte Hand auf ihr linkes Handgelenk niederfahren ließ.
Unter wütenden, gedanklichen Aufschreien mussten Bahe und die Erdelementare mit ansehen, wie ihre linke Felsenhand zu Boden fiel.
Kritischer Treffer!
- 3042 HP
Du wurdest verflucht! Die Finsternis eines Höllenfürsten versucht von dir Besitz zu ergreifen. Fallen deine HP unter 20% wirst du zum neuen Wirt von Dämonenfürsten Mara!
- 50 HP pro Sekunde
Doch im Gegensatz zu den Erdelementaren blieb Bahe diesmal konzentriert, ignorierte die Verletzung, als auch die Benachrichtigungsfenster und packte den gerade in er Luft schwebenden Dämon an den Beinen und schleuderte ihn mit aller Kraft gegen die linke Seite des Berghangs.
Ein schneller Blick auf die verbleibende Zeit, trieb ihn zur Eile an.
22 Sekunden…
21 Sekunden…
…
So schnell sie konnten, sprinteten sie danach dem Dämon hinterher, der sich auf halber Strecke zu ihm, gerade aus dem Schutt kämpfte.
„Ich bin ein Dämonenfürst, du stumpfe Kreatur!“, schrie er ihnen hysterisch entgegen. „Hast du überhaupt eine Ahnung mit wem du dich hier anlegst?! Ich bin der Vorbote der Höllenreich-“
Weiter kam er nicht, als Bahe und die Elementare in ihre gemeinsamen Felsengestallt die Schulter runter nahmen und ihn mit voller Wucht erneut in den Fels rammten.
Mit der rechten Hand griffen sie direkt hinterher, packten ihn erneut an den Füßen und klatschten ihn ein ums andere Mal auf den nackten Fels des Gebirges.
11 Sekunden…
10 Sekunden...
Doch der Countdown lief ununterbrochen weiter und die Meldung vom Tode des Dämons blieb immer noch aus.
Ein letztes Mal krachten sie den Dämon auf den Boden und ließen anschließend ihre rechte Faust und den linken Armstumpf im Wechsel auf die malträtierte Gestalt des Dämons niederregnen.
8 Sekunden…
Faust und Armstumpf prasselten immer wieder auf den Dämon herab und ließen den Felsboden erbeben. Doch die Zeit lief unerbittlich weiter ab.
5 Sekunden…
Mit einem gewaltigen Aufschrei sammelten sie ein weiteres Mal kraft, sprangen in die Höhe und ließen ihre Faust ein letztes Mal mit aller Gewalt niederfahren.
Der Schlag war so heftig, dass die gesamte Umgebung zu beben begann. Sowohl die Goblins und Stierdämonen, als auch die übrig gebliebenen Verteidiger konnten sich nicht länger auf den Beinen halten und stürzten zu Boden.
Und dann kam endlich eine Flut an Meldungen, auf die Bahe so lange warten musste:
Du hast den Wirt des Dämonenfürsten Maras getötet und den Dämon damit zurück in die Höllenreiche verbannt!
+ 5000 Ruhm!
+ 5000 Exp!
Du bist seit Jahrtausenden der erste Mensch, der einen Dämon bezwingen konnte!
+ 500 Ruhm!
+500 Exp!
+ 500 Ruhm und +500Exp als Bonus, da es sich um einen Dämonenfürsten handelte!
2 Sekunden…
1 Sekunde…
Doch bevor er weiterlesen konnte, lief endgültig die Zeit ab und Bahe spürte wie seine Verbindung mit den Erdelementaren abbrach, ehe er von einem Gefühl der Schwäche übermannt wurde und in eine tiefe Ohnmacht fiel.
Soooo... was sagt ihr zum Abschluss der Schlacht? Das nächste Kapitel gibt es erst nächste Woche. Es wird ebenfalls noch einmal sehr lang!
Bis dahin!
RiBBoN