„Ist ja nicht so, als ob wir es nicht erwartet hätten…“, seufzte Feiying.
„Hast du nicht noch so einen Brandpfeil, Stallion?“, fragte Bahe und setzte sich zu ihnen.
„Nun, ich hatte noch einen Letzten…“, antwortete Stallion. „Aber den haben wir vorhin verbraten, als du noch nicht online warst.“
„Es hat sich herausgestellt, dass der Ameisenkönigin Flammen nicht allzu viel ausmachen“, ergänzte Alucard. „Klar, ihre Chitinpanzerung war arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Aber sämtliche Verbrennungen verheilten in Sekundenschnelle vor unseren Augen.“
„Und das, obwohl wir sie währenddessen mit allem angegriffen, was wir hatten“, stellte Feiying klar.
„Puh…“, gab Bahe von sich und kratzte sich am Kopf.
„Du sagst es…“, seufzte Feiying erneut.
„Genau“, meinte auch Alucard.
„So wie es aussieht, haben wir zwei Möglichkeiten“, sagte Stallion schließlich. „Entweder wir schlachten immer wieder diese Arbeiterameisen ab, leveln uns damit langsam hoch und hoffen, dass wir irgendwann genug Schaden an dem Vieh verursachen können oder wir lassen uns gleich umbringen, akzeptieren den Verlust eines Levels und spielen nach einem Tag Zwangspause weiter.“
„Ersteres wird bei mir nicht funktionieren“, sagte Bahe. „Meine Vorräte sind aufgebraucht.“
„Ich glaube auch nicht, dass es sinnvoll ist so lange in diesem Dungeon festzusitzen“, gab Alucard zu bedenken. „Hier drin sind unsere Fortschritte sehr begrenzt. Klar wir können in Ruhe immer wieder diese Arbeiterameisen abschlachten, aber außer Exp bringt uns das nichts. Wenn man draußen in Raoie unterwegs ist, gibt es an jeder Ecke Möglichkeiten Bonusattributpunkte zu erlangen. Dagegen sind die paar Attributpunkte vom Levelaufstieg eine Kleinigkeit.“
„Also lassen wir uns umbringen und hoffen, dass wir nicht zu wichtige Gegenstände durch den Spieltod verlieren?“, fragte Feiying resigniert.
„Vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit!“, rief Stallion plötzlich aufgeregt. „Anael, wie viele Helionen hast du inzwischen herstellen können?“
„Du willst sie hier und jetzt einsetzen?“, fragte Bahe.
„Genau!“, sagte Stallion eifrig. „Wenn wir eine unserer Waffen in den mystischen oder gar legendären Rang aufwerten können, sollte uns solch ein Artefakt doch wohl ermöglichen, mit so einer Riesenameisenkönigin fertig zu werden.“
„Eigentlich keine schlechte Idee“, stimmte ihm Alucard zu. „Aber würden wir da nicht unseren Reichtum verspielen? Die Helionen sind unfassbar wertvoll, lohnt es sich wirklich diese Dinger bei Artefakten des Bronze- oder Silberranges einzusetzen?“
„Außerdem müssten wir uns entscheiden, wessen Waffe wir aufwerten“, warf Feiying ein.
„Wir haben mehr als genug Helionen, die wir nutzen können“, erklärte Bahe. „Oder habt ihr vergessen, dass gar nicht alle Upale in den vorherigen Gängen in unsere Speichergegenstände passten. Es hat euch doch auch alle gewurmt, dass wir so einen Reichtum zurücklassen mussten. Wenn wir die Helionen einsetzen, die ich bislang herstellen konnte, können wir unsere Speichergegenstände danach einfach wieder mit den verbliebenden Upalen auffüllen und nutzen die Ressourcen dieses Dungeon eigentlich auch viel besser aus.“
„Jetzt wo du es sagst“, antwortete Feiying. „Vielleicht wird das sogar von uns erwartet. Wie sonst sollen aktuelle Spieler dieses Dungeon bewältigen können?“
„Es könnte auch einfach sein, dass wir diesen Ort hier viel zu früh gefunden haben und wir alle eigentlich wesentlich höhere Level haben müssten“, warf Alucard ein.
„Das alles bringt uns nicht weiter“, sagte Bahe schließlich. „Wollen wir die Helionen nutzen oder nicht?“
„Soweit ich das verstanden habe, gibt es doch eigentlich keine Nachteile, solange die Gänge hinter uns noch voller Upale stecken, oder?“, meinte Stallion rhetorisch.
„Dann lasst es uns machen. Am besten sucht jeder das beste Angriffsartefakt heraus, was er hat“, schlug Alucard vor.
Bahe nickte und griff in seinen Speichergegenstand. Seitdem er auf der Auktion das Sensenschwert gegen das Feuerzauberbuch getauscht hatte, war eigentlich das dunkle Schwert vom Rang Gewöhnlich wieder seine beste Angriffswaffe. Der Bogen, den er zum Abschluss des Tutorials bekommen hatte, war zwar ebenfalls in Ordnung und vom Rang Gewöhnlich, wies aber viel schwächere Angriffswerte auf. Allerdings hatte es ja auch noch diesen Überfall auf ihn und Sin gegeben…
Seitdem befanden sich noch ein Dolch, die Stiefel und der Pfeilköcher in seinem Besitz. Da es hier um Angriffsartefakte ging, schieden zwei der drei Artefakte aus. Welches Artefakt war nun besser? Der Dolch des Silberranges oder das Schwert?
Nach kurzem Überlegen materialisierten sich beide Gegenstände in seiner Hand und Bahe legte die Artefakte gespannt in die Mitte ihres Sitzkreises.
Alucard zog zwei Dolche hervor, Stallion wie erwartet seinen Bogen und Feiying legte seine Streitaxt in die Mitte.
„Mein Bogen ist ein Schätzchen des Silberranges“, begann Stallion stolz und ermöglichte Ihnen über das Teamprofil den Zugriff auf die Identifizierung des Artefakts.
Finderks Bogen
Rang: Silber
Beschreibung: Ein Langbogen aus dem Hause von Finderk, dem Bogenmacher. Ein gut gearbeitetes Exemplar aus Eibenholz und Brennnesselfasern, wenn auch mit den typischen Mängeln seiner Lehrlingszeit.
Wert: 10 Goldmünzen
Effekt:
Angriff + 120-130 Reichweite: ca. 180m
Kraft: +5
Schnelligkeit: +5
Geschicklichkeit: +5
AKTIV + Finderks Macht à Erhöht die Reichweite des Bogens um 50m für 10 Sek.
Kosten: 20 Mana
AKTIV + Finderks Finesse à Bei einem Schuss löst sich ein zweiter Pfeil im Schatten des Ersten, der den gleichen Schaden verursacht.
Kosten: 50 Mana
Haltbarkeit: 100%
„Gar nicht mal schlecht“, äußerte sich Feiying und stellte nun seinerseits seine Streitaxt vor.
Felsenbrecher (Streitaxt)
Rang: Bronze +
Beschreibung: Eine doppelseitige Streitaxt mit geheimnisvoller Vergangenheit. Sie wurde seit Generationen im Hause der Serker vererbt. Als letzter lebender Nachkomme der Serker vermachte der Holzfäller Karl Serker seinem Lehrling Gold Digger dieses Erbstück bei seinem Tode. Karl ließ seinen Lehrling mit seinem Blute schwören, dass er Felsenbrecher zu alter Größe zurückführen würde. In diesem Moment sind die Schicksäle von Gold Digger und Felsenbrecher auf ewig miteinander verbunden worden.
Wert: 50 Silbermünzen
Effekt:
Angriff: +93-97
Kraft: +10
PASSIV + Der Ruf der Ahnen à Felsenbrecher sehnt sich zu alter Größe zurück. Mit jedem bezwungenen Gegner kommt Felsenbrecher seinem Ursprung näher. Zu bezwingende Gegner bis zum nächsten Rangaufstieg: 86/1000
PASSIV + Durst à Felsenbrecher dürstet nach Blut. Mit jedem bezwungenen Gegner steigert sich die Macht Felsenbrechers um 0,1%. Dieser Effekt hält eine halbe Stunde an.
AKTIV + Brachiale Gewalt à Erhöht für 5 Sekunden deine Kraft um 50 Attributpunkte. Aktivierbar einmal pro Tag.
Kosten: 50 Mana.
Haltbarkeit: 99%
Bahe bekam große Augen, als er die passiven Effekte durchlas. Ganz ähnlich wie er selbst verfügte Feiying offenbar über eine Waffe, die sich weiterentwickeln ließ!
„Was zur Hölle?“, echote Stallion verblüfft. „Das soll ein Bronzeartefakt sein?“
„Die passiven Effekte sind verdammt stark“, sagte Alucard beeindruckt und präsentierte seine Dolche.
Diebeswerkzeuge (Kurzdolche-Set)
Rang: Silber
Beschreibung: Die Standardbewaffnung der meisten Diebe mit intelligenter Weiterentwicklung.
Wert: 1 Goldmünze + 50 Silbermünzen
Effekt:
Angriff +125-129
Schnelligkeit +5
Geschicklichkeit +5
AKTIV + Werkzeuge à Bei Bedarf können die Dolche in Dietriche gewandelt werden, die, mit entsprechendem Geschick des Trägers, jedes gewöhnliche Schloss knacken können.
Kosten: 10 Mana
AKTIV + Unsichtbarer Tod à Die Kurzdolche werden für 10 Sekunden unsichtbar.
Kosten 40 Mana
PASSIV + Schildwetzen à Die Kurzdolche haben ein 10%ige Wahrscheinlichkeit einen Schild direkt zu zerstören.
Haltbarkeit: 93%
„Es sind solide Artefakte des Silberranges, nicht mehr, nicht weniger“, sagte Alucard kurze Zeit später und zuckte mit den Achseln.
„Die passen zu deiner Klasse wie die Faust aufs Auge“, meinte Feiying.
„Boss, irgendwie habe ich mehr von dir erwartet…“, begann Stallion. Alucard brachte ihn mit einem Schlag auf den Hinterkopf aber sofort zum Schweigen.
„Dann bin ich wohl dran“, sagte Bahe und ermöglichte es seinen Teammitgliedern, die genauen Informationen seiner Artefakte einzusehen.
Schwert der Nacht
Rang: Gewöhnlich+
Beschreibung: Ein Schwert aus ausgezeichnet verarbeitetem, schwarzem Stahl der Eisberge. Ein Stahl der besonders für seine Widerstandsfähigkeit geschätzt wird.
Wert: 10 Silbermünzen
Effekt:
Angriff +49
Kraft +2
Schnelligkeit +2
Haltbarkeit: 93%
Dolch der Zermürbung
Rang: Silber
Beschreibung: Ein alter Dolch eines Giftmischers, der nie einen offenen Kampf suchte, sondern sich stets mit Heimtücke und Köpfchen seiner Feinde entledigte.
Wert: 2 Goldmünzen
Bedingungen zum Einsatz: Die Effekte dieses Artefakts sind nur dann nutzbar, wenn der Dolch allein geführt wird.
Effekt:
Angriff +105-110
Schnelligkeit +5
Geschicklichkeit +8
PASSIV + Lückenfinder à 5% Rüstungsdurchdringung
AKTIV + Giftklinge à Rüstet die Klinge des Dolches für 10 Sekunden mit einem starken Nervengift aus. Bei Kontakt verursacht das Nervengift alle 20 Sekunden 10 Schaden. Dieser Effekt hält zwei Minuten an.
Kosten: 50 Mana
AKTIV + Blutung à Beim Verursachen einer Wunde löst die Klinge eine Blutung aus, die dem Opfer alle 20 Sekunden 10 HP entzieht. Dieser Effekt hält zwei Minuten an.
Haltbarkeit: 87%
„Hmm… Ein Schwert vom Rang gewöhnlich…“, sprach Stallion und verzog kritisch den Mund. „Nicht gerade etwas Besonderes und den Dolch kann man ja mal total vergessen, obwohl er ein Silberartefakt ist…“
„So ganz stimmt das nicht… Der Dolch reicht aus, um so ziemlich jeden Spieler bis Level 15 allein durch die Effekte zu töten…“, meinte Alucard.
„Hä? Moment mal…“, sagte Stallion und las offensichtlich die Beschreibung der Effekte noch ein weiteres Mal.
„Zusammen verursachen allein die Effekte schon 120 Schaden, zusammen mit einem erfolgreichen Angriff sind das um die 225-230 Schaden. Soviel HP hat so gut wie kein Spieler in den ersten Leveln…“, erklärte Feiying.
„Oh ja, verdammt! Ihr habt Recht!“, nickte Stallion nun doch recht beeindruckt.
„Aber an sich macht der Dolch nicht gerade viel Schaden, zumindest nicht für seinen Rang“, warf Bahe ein.
„Jetzt wo du es sagst“, murmelte Alucard nickend.
„Das ist mir auch aufgefallen“, sagte Feiying und fuhr fort: „Bahes Schwert hat einen Angriff von 49 und ist vom Rang her Gewöhnlich+. Meine Streitaxt hat einen Angriff von knapp 100 Schadenspunkten und liegt ebenfalls im Plus-Bereich des Bronzeranges.“
„So gesehen müsste ein Silberartefakt also knapp 150 Schaden verursachen, um im Plus-Bereich des eigenen Ranges zu liegen…“, überlegte Alucard.
„Genau das vermute ich ebenfalls“, erklärte Feiying.
„Damit liegt mein Silberartefakt rein vom Angriffswert schon ziemlich weit hinten und eure beiden Gegenstände, Alucard und Stallion, liegen eher im Mittelfeld der Silberartefakte“, sagte Bahe.
„Genau…“, stimmte ihm Alucard zu.
„So eine Scheiße…“, fluchte Stallion, der sich ärgerte, dass sein Artefakt offensichtlich nur zum Durchschnitt gehörte.
„Dann bleibt jetzt noch die Frage, welches Artefakt wir verbessern wollen?“, stellte Feiying die Frage in den Raum, die sie alle betreffen würde.
Sorry, ich habe tatsächlich am Sonntag vergessen dieses Kapitel hochzuladen... upsi... Deswegen dann diese Woche drei Kapitel ;-)
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RiBBoN