„…“, Feiying war sprachlos. Er hatte sich sowas schon gedacht…
Dann kreischte Stallion hysterisch los, als er die Monsterameisen weiter auf sich zu rennen sah, drehte um und raste in Feiyings Richtung los.
„Lauf nach rechts, du Idiot!“, schrie ihm Alucard zu, der ein paar Meter neben Stallion herlief. „Sonst bringst du Gold Digger um. Wir müssen die Ameisen von ihm ablenken. Und ich dachte du wolltest die Viecher fertig machen.“
„Woher soll ich denn wissen, dass meine Pfeile so abprallen würden?“, schrie Stallion zurück.
„Ich kann nicht mehr, du musst das Ablenken für eine Weile übernehmen“, rief Alucard und löste sich prompt in Luft auf.
„Boss, du Bastard!“, heulte ihm Stallion hinterher und Feiying konnte amüsiert beobachten, wie Stallion mit den Monsterameisen im Schlepptau durch das Labyrinth von brennenden Ameisenkadavern rannte, um seinen Hintern zu retten.
Glücklicherweise erwiesen sich die Riesenameisen nicht gerade als geborene Sprinter, setzten ihre Verfolgung Stallions aber unbeirrt fort, egal wie viele Meter Stallion voraus rannte.
Feiying war heilfroh, dass er zum kritischen Zeitpunkt genug Abstand zwischens ich und Stallion gebracht hatte.
Einen Moment später materialisierte sich Alucard neben ihm und fragte: „Hast du irgendeine Idee, wie wir den Viechern bei kommen können?“
„Vielleicht sollten wir die Gelenke fokussieren?“, schlug Feiying vor. „Oder die Augen?“
„Die Gelenke werden wohl am besten sein“, nickte Alucard. „Da muss ich nicht so nah an diese gefährlichen Mundwerkzeuge ran.“
Mit einem Blick zu Feiyings Bein, fragte Alucard: „Wann bist du wieder einsatzbereit?“
„Schwer zu sagen…“, überlegte Feiying und belastete seinen Fuß vorsichtig. „Ohne Heiltrank werde ich wohl noch eine halbe Stunde brauchen.“
„Vergiss den Heiltrank, wäre ja nur Verschwendung“, winkte Alucard ab und meinte mit einem schiefen Grinsen: „Ich kümmere mich vorerst um die Viecher. Stallion ist ein Großmaul und Nerv tötend, aber irgendwie ist er mir inzwischen ans Herz gewachsen. Ohne ihn wäre es nur halb so lustig, auch wenn er meistens mehr Probleme bereitet als sie zu lösen.“
„Ich weiß was du meinst“, musste Feiying schmunzeln.
„Jetzt helft mir schon endlich! Ich kann nicht mehr! Hilfe! Hilfe! Hilfe!“, zeterte Stallion in der langsam wieder dunkler werdenden Höhle, während er sich hustend abmühte den Abstand zu den Monsterameisen konstant zu halten.
Alucard prustete los und schüttelte den Kopf, dann setzte er sich in Bewegung und verschwand mit einem Augenzwinkern in Stallions Richtung.
Feiying beschloss weiter zurück zu humpeln, blickte aber immer wieder über die Schulter. So sah er, als Alucard plötzlich an der Seite einer der Ameisen auftauchte und seine Dolche in eins der hinteren Beingelenke niederfahren ließ.
Doch der gewünschte Erfolg blieb aus. Mit einem klackernden Aufprall rutschten die Klingen an der Chitinpanzerung ab, die scheinbar selbst an so angreifbaren Stellen noch zu widerstandsfähig für ihre Waffen war.
„Boss, was machst du denn?“, jammerte Stallion. „Das habe ich doch auch schon versucht!“
„Hast du etwa eine bessere Idee?“, blaffte Alucard zurück.
„In der Tat, die habe ich!“, antwortete Stallion. „Aber du musst mich ablösen. Ich kann nicht mehr!“
„Ok, aber lass dir nicht zu viel Zeit!“, hörte Feiying den jungen Dieb rufen und Stallion setzte sich in einem geeigneten Moment zur Seite hin ab, so dass den Monsterameisen nur noch Alucard als mögliches Jagdziel blieb.
Erstaunt sah Feiying, wie Stallion plötzlich die Beine in die Hand nahm und wie wahnsinnig zu ihm rannte.
„Du warst noch gar nicht K.O. oder?“, fragte Feiying belustigt, als der Bogenschütze letztlich bei ihm ankam.
„Doch, doch, natürlich“, erwiderte Stallion bestimmt und hustete, während er nach Atem rang. „Siehst du nicht wie ich schwitze? Diese Monster hätten mich in ein paar Sekunden mit Sicherheit in Einzelteile zerstückelt…“
„Und was ist jetzt dein Plan?“, ignorierte Feiying die schlechten Ausreden des Bogenschützen und wunderte sich zugleich darüber, dass er zunehmend aus der Puste war.
„Oh, ja… ähm… also eigentlich hatte ich gehofft, dass du irgendeine Idee hast“, plapperte Stallion nun doch verlegen drauf los. „Also, verstehe mich nicht falsch… Mir wäre sicherlich eine gute Idee gekommen, aber ich war viel zu sehr damit beschäftigt, um mein Leben zu rennen.“
„...“, sprachlos warf Feiying seine Hände vors Gesicht und murmelte: „Alucard wird dich umbringen…“
„Hä? Was?“
„Vergiss es…“, schüttelte Feiying atemlos den Kopfund schlug vor: „Kannst du verschiedene Körperbereiche der Riesenameisen mit deinen Pfeilen treffen und nach einer Schwachstelle suchen?“
Stallion bekam große Augen und rief enthusiastisch aus: „Natürlich, wieso ist mir das nicht eingefallen?“
Danach brachte er sich in Position und ließ die ersten Pfeile fliegen. Leider verfehlte die erste Hälfte ihr Ziel, da Stallions Atmung noch viel zu hektisch war. Doch mit den nachfolgenden Pfeilen wurde Stallion zunehmend zielsicherer.
Nur leider brachte sie diese Vorgehensweise nicht wirklich weiter. Die Pfeile prallten ausnahmslos überall ab. Es schien tatsächlich so, als ob die Monsterameisen über eine unüberwindbare Defensive verfügten, die mit metallenen Waffen nicht beizukommen war.
„Soll ich meinen letzten Brandpfeil nutzen?“, fragte Stallion schließlich widerstrebend.
„Es kann doch nicht sein, dass diese Viecher unverwundbar sind…“, murmelte Feiying, als ihm plötzlich ein Gedanke kam und er sich schnell an Stallion wandte: „Kannst du die Ameisen von unten treffen?“
„Ähm…“, zögerte Stallion mit seiner Antwort.
„Was ist los?“, hakte Feiying nach.
„Es ist möglich, aber dafür muss ich verdammt nah ran…“, seufzte Stallion schließlich.
„Ja, dann los!“, gestikulierte Feiying hektisch. „Worauf wartest du noch?“
Stallion sah aus, als ob er gleich in Tränen ausbrechen würde, während er sich zögerlich in Bewegung setzte und zu Alucard hinüber schrie: „Laufe zu mir rüber, ich muss sie aus der Nähe erwischen!“
„Alles klar!“, rief Alucard zurück und änderte prompt seinen Kurs.
Während Feiying humpelnd erneut mehr Abstand zwischen sich und Stallion brachte, konzentrierte sich Letzerer auf einmal und ging in die Hocke. Langsam spannte er seinen Bogen und wartete.
Alucard kam mit den Riesenameisen immer näher, doch Stallion hielt dem Druck stand. In dem Moment, in dem Alucard an ihm vorbei huschte, ließ er seinen ersten Pfeil fliegen.
Gebannt kniff Feiying die Augen zusammen, um in der nahenden Dunkelheit noch etwas erkennen zu können. Doch es war ein schmerzverzerrtes Krakeelen, welches ihnen den Erfolg des Angriffs bestätigte, lange bevor Feiying den Treffer entdecken konnte.
Begeistert blickte Feiying zu Stallion zurück und bemerkte gerade noch, wie der nächste Pfeil von der Bogensehne schnellte.
Ohne das folgende Krakeelen zu beachten griff Stallion mit höchster Konzentration nach dem nächsten Pfeil und ließ auch diesen fliegen.
Verblüfft beobachtete Feiying wie Stallion ohne mit der Wimper zu zucken Pfeil nach Pfeil abschoss, während die Monsterameisen die letzten Meter auf ihn zu stürmten.
Zehn Meter von Stallion entfernt brach endlich die erste Riesenameise zusammen. Die kurze Ablenkung reichte, um Alucard genügend Zeit zu geben, den Unterkörper der letzten Ameise mit seinen Dolchen zu malträtieren, ehe sie überhaupt reagieren konnte. Mit einem schmerzverzerrten Krakeelen richtete sich die Monsterameise auf und versuchte mit den vorderen Beinen Alucard unter sich zu vertreiben. Doch so bot sie Stallion nur das perfekte Ziel, der kaum acht Meter von ihr entfernt auf dem Boden hockte und ihr blitzschnell vier Pfeile hintereinander in den Unterleib jagte.
Das Geschrei des Monsters nahm noch einmal zu, ehe es offensichtlich schwächer wurde und Alucard und Stallion der Kreatur mit einem letzten Angriff den Rest gaben.
Dann kehrte wieder Stille in der Höhle ein und die letzten Flammenzungen erstarben nach und nach an den umliegenden Kadavern der Monsterameisen. Obwohl sie damit wieder in komplette Dunkelheit getaucht wurden, jubelten Stallion und Alucard lautstark und nach Atem ringend los und auch Feiying konnte nicht anders als lautstark schreiend die Arme in die Luft zu heben, als er zufrieden das Benachrichtigungsfenster schloss, dass ihm weitere fünf Erfahrungspunkte aufgrund der Teamleistung zusprach.
Ihr Jubeln mündete jedoch in einem gemeinsamen Hustenanfall und Feiying starrte grimmig auf das plötzliche Benachrichtigungsfenster, welches sich vor ihm geöffnet hatte:
Statusänderung: Du leidest unter einer Vergiftung!
Effekte:
-5 HP alle 10 Sekunden, solange du dem Gift ausgesetzt bist.
-5 HP alle 30 Sekunden, solange sich dein Status nicht ändert!
6. Teil des Monats!
RiBBoN