Vielfraßgigant (Mutation)
Beschreibung: Vielfraße sind natürliche Raubtiere und Allesfresser. Der Vielfraßgigant ist eine seltene Mutation die wesentlich tödlicher ist und auch vor dem Menschen als Ziel seiner Beute nicht zurück schreckt. Er ist äußerst intelligent und seinen gewöhnlichen Artgenossen auch in jeder anderen Hinsicht überlegen.
Level: 5 HP: 150/150
Angriff: 45 Verteidigung: 40
Intelligenz: 8 Schnelligkeit: 40
„Verdammt!“, fluchte Bahe. Was waren das denn für Stats für ein Level 5 Monster?!
„Arg!“, holte ihn ein Aufschrei unliebsam aus seinen Gedanken und Bahe schloss hastig das Fenster.
Der Vielfraß hatte Zweien der Nahkämpfer im Vorbeilaufen den Gar aus gemacht. Ein schnelles Aufblitzen der Klauen und schon fielen ihre Köpfe zu Boden. Zum ersten Mal ärgerte Bahe sich richtig über den schnellen Dematerialisierungsprozess der Spieler, da das grelle Licht ihn blendete und er so den Vielfraß aus dem Blick verlor.
Hastig schaute er sich um, entdeckte die Kreatur aber erst nachdem bereits drei weitere Spieler zerfetzt zu Boden fielen.
„Das Monster ist viel zu stark!“
„Mein Schwert kommt nicht mal durch das Fell der Kreatur!“, rief einer der Nahkämpfer
„Verdammt, wie soll man dieses Monster denn töten können?“, schrie auch ein Bogenschütze zu Bahes Linken. „Meine Pfeile prallen einfach am Fell ab!“
Damit sprach er eine beunruhigende Tatsache an, die auch Bahe aufgefallen war. Wie sollte man eine Kreatur erlegen, die aufgrund ihrer Stats nahezu unbesiegbar war?
Aber Raoie war sehr lebensecht… jedes Lebewesen hatte irgendeine Schwachstelle… Doch wo waren die Schwachstellen…?
Der Vielfraß besaß keine Rüstung, aber sein Fell wirkte scheinbar wie eine. Blieben noch die Körperöffnungen…
Auch nahezu unmöglich, dort einen Treffer zu landen.
Während Bahes Gedanken rasten, fielen noch zwei weitere Nahkämpfer dem Monster zu Opfer und der erste Bogenschütze bekam zu viel.
„Mir reicht es! Ich hau ab!“, rief er, sprang von seiner Mauer und rannte auf die Gänge des Labyrinths zu.
„Ich auch!“, schloss sich sofort ein zweiter Bogenschütze an und brachte damit die Moral der übrigen Spieler vollends zum Erliegen.
„Was tut ihr?!“, versuchte Geniella den Spielern entgegen zu schreien, doch ohne Erfolg. Fast alle Spieler gaben ihre Stellung auf und strömten in verschiedene Richtungen auf die Gänge der Festung zu.
Zwei Speerträger warfen sich der Kreatur in einem letzten Versuch entgegen, verpassten jedoch den flinken Vielfraß, der sie allein mit seiner Körpermasse im Vorbeirennen zu Boden schleuderte.
Das nächste Ziel des Vielfraß war Geniella, die zu Bahes Rechten auf einem Festungsverschlag Stellung bezogen hatte. Scheinbar stufte die Kreatur sie als gefährlich ein, da sie versuchte die Ordnung Spieler aufrecht zu erhalten.
Verdammt, war das Viech schlau, dachte Bahe.
Doch Geniella erkannte die Absicht der Kreatur früh genug und sprang schnell von ihrem Festungsverschlag, wodurch der Vielfraß schräg über sie hinweg sprang. Im Anschluss rannte sie geradewegs auf Bahe zu.
„Scheiße!“, fluchte Bahe. Konnte sie nicht irgendwo anders hinrennen?
Mit zwei, drei Sprüngen kam sie oben auf seinem Festungsverschlag an und rief ihm panisch zu: „Worauf wartest du denn? Jetzt schieß doch endlich!“
Mürrisch verzog Bahe das Gesicht, der immer noch konzentriert nach einer Lösung suchte. Wäre doch eh nur reine Pfeilverschwendung…
Da bemerkte er plötzlich, wie Geniella näher an ihn heran schnellte. Er wollte noch reagieren, da trat sie ihm auch schon von hinten in die Kniekehle, was ihn zu Boden brachte und nahm anschließend Reißaus in Richtung einer der Gänge.
Ihr schadenfroher Gesichtsausdruck brannte sich derweil wie heißes Eisen in sein Gedächtnis.
„…“, Bahe war so wütend, dass er nicht mal mehr einen Fluch über die Lippen brachte. Um diese Spielerin würde er sich ein andermal kümmern. Jetzt ging es erst mal darum, von hier weg zu kommen.
Bahe wollte schon ebenfalls die Beine in die Hand nehmen, als er plötzlich an seinen Vater denken musste. Solche Situationen waren es gewesen, in denen sein Vater oft ihren gemeinsamen Avatar übernommen hatte. Bahe war immer der Besonnene gewesen, der nie riskieren wollte alles zu verlieren. Doch sein Vater hatte immer diese knappen Kämpfe geliebt, in denen man alles auf eine Karte setzte…
Egal was er machte, er würde dem Vielfraß eh nicht entkommen, der in der Zwischenzeit einen der fliehenden Bogenschütze niedergemetzelt hatte und seine Aufmerksamkeit nun auf ihn richtete.
Entschlossen richtete Bahe sich schließlich auf, spannte seinen Bogen und legte seinen Pfeil wieder vernünftig an. Sollte der Vielfraß doch kommen, er würde zumindest nicht kampflos untergehen und letztlich war es doch genau das, worum es hier im Kampftraining ging.
Die Kreatur raste plötzlich auf ihn zu. Mit einer Schnelligkeit, die Bahe für unmöglich gehalten hätte, wenn er seine Augen nicht unentwegt auf den Vielfraß gerichtet hätte, bewegte sich das Monster auf ihn zu. Im Gegensatz zu Geniella brauchte es nur einen Satz, um auf Bahes Augenhöhe zu kommen und durch die Luft auf ihn zuzufliegen.
Bahe hatte die Zeit jedoch ebenfalls genutzt und seinen Stand gefestigt. Den Bogen bis auf das Äußerste gespannt, atmete er konzentriert aus und wartete. Der Vielfraß kam mit erhobener Klaue angeflogen, doch Bahe beachtete sie gar nicht. Sein Blick war starr über seinen Pfeil hinweg auf sein Ziel gerichtet. Im letzten Moment, kurz bevor sie aufeinander prallten, war es als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Auge in Auge blickten sie einander an und dann ließ Bahe seinen Pfeil von der Sehne schnellen. Sofort danach warf er sich rückwärts zu Boden, um der Klaue des Vielfraßes auszuweichen.
Der Pfeil traf unter lautem Aufkreischen und Winseln des Monsters sein Ziel und bohrte sich tief in das Auge des Vielfraßes. Die Kreatur zuckte so heftig zusammen, dass ihr Hinterbein das Dach streifte, wodurch sich die Flugbahn verkürzte und der Vielfraß zu allem Unglück auf Bahe herab fiel, der noch keuchend vom Aufprall in Rückenlage auf dem Dach des Festungsverschlags lag.
Bahe krachte schmerzvoll durch die Holzbalken des brüchigen Daches, während der Vielfraß vom restlichen Schwung von dem Dach rollte und außerhalb des Festungsverschlags zu Boden stürzte.
Orientierungslos und hustend versuchte Bahe sich schnell wieder aufzurichten, verlor jedoch beim ersten Versuch das Gleichgewicht taumelte erneut zu Boden.
„Verdammt… ich bin noch am Leben…?“, redete er mit sich selbst, während er versuchte den Staub in der Luft vor sich weg zu fächern und überprüfte schnell seine Gesundheit.
„43 HP, huh?“, stöhnte er und richtete sich diesmal langsamer auf. Seine Rippen schmerzten, jeder Atemzug tat weh und auch ansonsten hatte er das Gefühl, dass sein ganzer Körper nur noch eine einzige große Prellung war.
Ein Winseln und wütendes Fauchen zog da jedoch schon wieder seine Aufmerksamkeit auf sich. Durch die Risse und Mauerlöcher im Festungsverschlag erkannte Bahe wie sich der Vielfraß gerade wieder erhob und wie wild geworden, mit seinen Klauen an seinem Auge rumfuchtelte. Der Pfeil steckte noch immer darin und bereitete der Kreatur scheinbar einiges an Unbehagen.
Grimmig zogen sich Bahes Mundwinkel nach oben. Man konnte das Monster also doch verletzen.
Seine positive Stimmung verschwand jedoch genauso zügig, wie sie gekommen war, als ihm klar wurde, dass etwas fehlte. Wo war sein Bogen?
Ein Blick nach oben bestätigte ihm seinen unheilvollen Verdacht. Sein Bogen lag auf den alten Dachbalken.
„Scheiße!“, fluchte er über sein miserables Glück und stierte nach draußen, während er überlegte, wie er weiter vorgehen sollte.
Frohes neues Jahr zusammen!
Teil 1/2
RiBBoN