Die nächsten Worte des Schlägers ließen Bahe jedoch aufhorchen: „Aber verdammt nochmal, dein ausländischer Nachwuchs wird schon früher dran sein. Nur nicht auf die herkömmliche Art und Weise, wenn du verstehst was ich meine… hehe… Natürlich könnte ich ihn jetzt aufschlitzen oder ihm ein Auge rausschneiden. Aber rein körperliche Verstümmelung ist so veraltet… Vor zwei Wochen habe ich jemanden kennen gelernt, der gewisse Dienste vermittelt… Es soll ja Männer geben, die stehen auf etwas anderes als auf das übliche Buffet. Das exotische Arschloch deines Enkels wird sich dort bestimmt besonders gut verkaufen und wer weiß… vielleicht gefällt es ihm später ja sogar...“
Die Ausführungen ihres Anführers brachten die Schläger gehässig zum Lachen.
„Vor allem wird es eine viel bessere Strafe dafür sein, dass er sich an meiner Bitch vergriffen hat…“, führte der Anführer des Schlägertrupps aus, als von der Straße her Sirenen erklangen.
„Fuck, schon wieder die Bullen!“, fluchte der Kerl mit dem Ziegenbart.
„Boss, lass uns abhauen“, schloss sich der Schläger mit dem schiefen Zähnen schnell an, während die Anderen schon recht nervös nach draußen spähten.
Für einen Moment schwieg der Anführer, ehe er entschlossen sagte: „Wir bleiben!“
„Aber Boss…“, klagte der Ziegenbart entsetzt, doch der Anführer würgte ihn ab, indem er lauthals blaffte: „Schau nach draußen, du Idiot!“
Daraufhin wurde die Aufmerksamkeit aller Anwesenden nach draußen auf die Straße gelenkt und zu Bahes riesengroßer Erleichterung hielt in genau diesem Moment ein Polizeiwagen vor den Supermarkt.
Nur mit Mähe unterdrückte er einen erleichterten Seufzer.
„Scheiße…“, fluchte einer der Schläger, die Bahe fest hielten, mit blassem Gesicht.
„Was… was machen wir jetzt?“, fragte der Kerl mit den schiefen Zähnen zunehmend unsicherer werdend.
„Wir können nur abwarten und pack das Messer weg“, raunte der Anführer noch schnell an den Anderen gewandt, als die zwei Polizisten schon mit gezogenen Waffen den Supermarkt betraten.
Die Polizisten erwischten den Messerkerl aber gerade noch dabei, wie er seine Waffe im Ärmel verschwinden lassen wollte und schrien plötzlich aufgeregt: „Waffe fallen lassen! Sofort das Messer fallen lassen!“
„Fuck!“, fluchte der Schläger, konnte der Aufforderung aber nur nachkommen. Mit einem Klirren fiel das Springmesser zu Boden.
„Zu uns rüber schieben“, befahl der Polizist zu Bahes Rechten sofort.
Der Schläger zuckte nur mit den Schultern und wollte schon nach dem Messer greifen, als ihn der Polizist erneut anherrschte: „Mit dem Fuß natürlich! Finger weg von der Waffe!“
Nachdem der Messerkerl den Befehlen der Polizei letztlich nachgekommen war, fragte der Polizist zu Bahes Linken: „Wir wurden aufgrund eines Überfalls zu Hilfe gerufen. Wem gehört dieser Laden?“
Für einen Moment herrschte Stille, bis sich die Chefin von Bahes Großvater zu räuspern begann. Sie setzte zu sprechen an, doch der Anführer des Schlägertrupps kam ihr beschwichtigend zuvor: „Ich fürchte hier liegt ein Missverständnis vor. Wir waren ganz entspannt einkaufen, als wir uns aus heiterem Himmel dieses Angreifers hier erwehren mussten.“
„Das stimmt überhaupt nicht!“, rief Bahe aufgebracht. „Ich habe die Polizei angerufen, als ich sah, dass diese miesen Schläger hier erneut auftauchten.“
„Du bist Bahe Dragon?“, hakte der linke Polizist angespannt nach.
„Ja.“
„Gut, ich hoffe du kannst dich ausweisen“, nickte der Polizist und befahl den Schlägern. „Lasst den Jungen los!“
„Aber sicher“, meinte der Anführer des Schlägertrupps und wandte sich mit einem Nicken an seine Leute: „Jungs, lasst ihn los.“
Da er mit einem Mal nicht mehr gestützt wurde, fiel Bahe glatt zu Boden. Mühsam richtete er sich auf und zog sich seine Kleidung zurecht. Gleichzeitig schaute er misstrauisch sich misstrauisch diesen Rädelsführer der Schläger an. Was führte der Kerl im Schilde? Wie konnte der Kerl hier immer noch so seelenruhig rumstehen?
„Komm rüber!“, befahl der Polizist Bahe und wandte sich wieder an alle: „Und jetzt noch einmal, wem gehört dieser Laden?“
„M…mir…“, krächzte die Chefin von Bahes Großvater, stand auf und half Bahes Großvater ebenfalls auf die Beine.
„So… ein Missverständnis, ja?“, schnaubte der Polizist zu Bahes Rechten verächtlich, der das Messer des Schlägers inzwischen eingetütet hatte.
„Nun ja… ich muss zugeben, es sieht gerade ziemlich schlecht für uns aus“, seufzte der Anführer. „Aber auch nur, solange sie den Worten dieses Abschaums Glauben schenken.“
„Keine Sorge, wir hören uns beide Seiten an“, erwiderte der Polizist daraufhin süffisant.
„Mehr verlangen wir nicht“, sagte der Anführer der Bande nur lächelnd und nickte dabei zustimmend.
Was hatte er vor…?
Bei Bahe schrillten sämtliche Alarmglocken, aber er war ratlos was der Typ wohl vorhaben könnte.
Die nächsten Minuten vergingen recht ereignislos. Sowohl Bahe als auch sein Großvater und seine Chefin trugen den Polizisten vor, was vorgefallen war. Auch die Tatsache, dass es kein Einzelfall war, wurde besprochen und ausführlich dargestellt.
Die Mienen der Polizisten verfinsterten sich zunehmend, während sie ab und an nickten und nachfragten. Es war offensichtlich, dass sie in ihren ersten Eindrücken bestätigt wurden.
Bahe und sein Großvater konnten sich bei der Einstellung der Polizisten endlich entspannen und atmeten erleichtert auf.
„So…“, begann einer der Polizisten schließlich, als sie sich den Schlägern zuwandten. „Wer von euch meinte gleich noch, dass das Ganze hier ein Missverständnis sei?“
„Ich?“, erklärte der Anführer und hob dabei die Hand.
„Dann leg mal los, ich bin ja schon gespannt, was für ein Mist ihr uns auftischen wollt…“, schüttelte der Polizist Augen verdrehend den Kopf.
„Hey, was soll das heißen?“, verlangte der Anführer anscheinend aufgebracht zu wissen. „Habt ihr euch mal meine Freundin angesehen? Dieser Mistkerl hat sie ohne irgendeine Vorwarnung angegriffen!“
„Er hatte also gar keinen Grund, ja?“
„Natürlich nicht!“
„Grundgütiger… glaubt ihr wirklich, dass wir so einen Schwachsinn-“, begann der andere Polizist, wurde dann jedoch von lautem Sirenengeheul unterbrochen.
„Verstärkung?“, fragte er wenig später, als er einen weiteren Einsatzwagen vor dem Supermarkt halten sah.
„Habe keine angefordert“, antwortete ihm sein Kollege.
„Vielleicht sind eure Kollegen ja wenigstens unparteiisch und hören uns unvoreingenommen zu“, warf der Anführer der Schläger ein und lehnte sich an das Kassenband.
Bei dem Kommentar verfinsterten sich die Gesichtsausdrücke der Polizisten und einer von beiden wäre wahrscheinlich ausfallend geworden, wenn in diesem Moment nicht ihre Kollegen den Supermarkt betreten hätten.
„Na, wen haben wir denn da?“, rief einer der beiden neuen Polizisten aus und Bahe hätte schwören können, dass er ihn und seinen Großvater besonders ins Auge fasste.
Augenblicklich breitete sich ein ungutes Gefühl in ihm aus…
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RiBBoN