Nannios war sehr erfreut und reichte dem Geheilten ein weisses Stoffband. Alle trugen so ein Band, damit sie Freund und Feind gut auseinander halten konnten. „Binde das um dein Handgelenk!“ befahl er ihm, „dann wirst du als einer der unseren erkannt.“ Dann erklärte es ihm ihr weiteres Vorgehen. Zusammen folgten sie den andren, um die nächste Lunarierin zu befreien. Die Pegasosse kreisten wie weisse Kristalle um die Zinnen und Mauern der Stadt. Nannios, welcher jegliche Magie sehen konnte, nahm den silbrigen Schimmer wahr, der um die Tiere lag. Es musste ein Art magischer Schutzschild sein, von dem Pfeile, ebnso wie Speere einfach abprallten. Die Pferde brauchten deshalb keine Rüstungen wie die Löwen, was ihre körperlich geringere Kraft wieder wettmachte.
Die nächste Frau war schnell befreit, doch dann kamen auch schon die nächsten Soldaten auf sie zu gestürmt und griffen sie erneut an. Nannios und Trojanas kämpften nun ganz in der Nähe voneinander. Zwei Männer griffen den Heiler an. Wieder hob er seinen Stab und wehrte die Waffe des einen Mannes ab, dieser wurde erneut zurück geschleudert und der andere wurde von Nannios Schwert verletzt.
Trojanas hatte es gerade mit drei Gegnern zu tun. Er und Irisa, bekämpften sie gemeinsam. Sie standen Rücken an Rücken und parierten die Schläge ihrer Gegner geschickt. Irisa kämpfte mit einem Doppelschwert. Sie hielt es gerade quer und stiess zwei der Feinde von sich. Dann drehte sie es blitzschnell und mit unglaublicher Geschicklichkeit rammte sie die eine Klinge tief in den Bauch des einen Soldaten. Die Klingen dieser Doppelschwerter, welche auch die Königin Podargia verwendete, waren besonders starke Waffen, aus mehrfach gehärtetem Stahl der sehr scharf zugeschliffen war und auch Rüstungen durchbohren konnten.
Der von ihr Getroffene röchelte und fiel dann tödlich getroffen zu Boden. Der andere griff die Harpya, als er seinen Kameraden sah, wutentbrannt an. Irisa jedoch parierte den Schlag seines Schwertes problemlos. Trojanas versetzte seinem Feind ebenfalls den Todesstoss, indem er seinen Nacken durchtrennte. Es fiel ihm nicht leicht Männer seines Volkes zu töten, aber er ermahnte sich, dass er sich zu viele Emotionen in diesem Moment nicht leisten konnte. Er versuchte zwar den einen oder andren dazu zu überreden sich auf seine Seite zu stellen, aber es gelang ihm nur bei wenigen und so musste er die meisten töten. Nannios versuchte als Heiler, dessen primäre Aufgabe es war, Leben zu erhalten, einige Schwer-verletzte, die seinen Leuten bereit waren zu helfen, zu heilen. Doch immer wieder wurde er angegriffen.
Das grosse Heer musste nun alarmiert worden sein. Wie Trojanas vermutete, führte es sein Bruder jetzt an. Es wurden immer mehr und mehr Gegner und es ging nunmehr ums nackte Überleben. Der solianische Königssohn, der nun hauptsächlich an der Seite von Irisa kämpfte, war sehr beeindruckt von deren einzigartigen Kampfkünste und das Doppelschwert, das sie führte, erinnerte ihn an den Traum, den er einst von der Göttin und dem Gott gehabt hatte. Irisa war ebenfalls eine sehr schöne Frau, wenn auch mit etwas herberen Zügen als Aellia. Sie besass auch ein schwarzes Gefieder, mit etwas weniger rot, allerdings. Ihre Augen waren zwar schwarzbraun, nicht wie jene von Aellia dunkelblau, doch sie besass eine ähnliche Ausstrahlung wie sie. Ihr Körper war wohlgeformt. Sie trug nun eine Rüstung, die ihre etwas kleineren Brüste, sehr schön betonte. Ihr langes, allerdings glattes, schwarzes Haar, wurde mit einer wunderschönen Obsidian Spange zusammengehalten. Wie es wohl aussah, wenn sie die Haare öffnete? Ein Bild kam in seinen Kopf, wie ihre Haare wie ein dunkler Vorhang über ihn fielen, während sie die Wonnen zusammen teilten, aber er schob diese ablenkenden Gedanken sofort wieder von sich, denn er musste sich schon gegen die nächsten Feinde zur Wehr setzen. Er musste wieder gegen zwei gleichzeitig antreten. Sein schwarzer Mantel flatterte um seinen Körper, als er dem einen auswich und mit dem anderen die Klingen kreuzte. Er warf den Mantel von sich, denn er behinderte ihn nur in seiner Beweglichkeit und jetzt war es ja auch egal, wenn man ihn erkannte. Die Schlacht war in vollem Gange und jetzt galt es, möglichst gute Voraussetzungen für den Kampf zu haben. Irisa hatte den Mantel schon länger von sich geworfen, ebenso auch Nannios, den er ein kleines Stück von sich entfernt erblickte. Es beeindruckte ihn, wie dieser zu kämpfen verstand. Sein Zauberstab sprühte Funken und Blitze, manchmal wurden mehrere Männer gleichzeitig von den Magieschocks den der junge Lunarier aussandte, zu Boden geschleudert. Auch mit dem Schwert verstand er gut umzugehen. Nicht selten kämpfte er mit Stab und Klinge gleichzeitig. Mit dem Stab wehrte er ab und mit dem Schwert gab er meist den Todesstoss.
Einige Gegner hatte er sogar schon für sich gewinnen konnte und sie geheilt, doch jetzt fiel ihm das immer schwerer, weil immer mehr Soldaten angriffen und er sehr schnell handeln musste.
Nannios hatte auch immer ein Auge auf Mellila. Auch sie war gut im Nahkampf, manchmal wehrte sie die Gegner sogar mit ihrem Bogen ab, einem der Krieger, rammte sie einen Pfeil von Hand in den Kopf. Er taumelte zurück, sie trat ihn in den Bauch und gab ihm dann mit dem Schwert noch den endgültigen Todesstoss. Wenn sie Gelegenheit hatte, dann hielt sie die Soldaten, die auf sie losstürmten schon mit einem gezielten Schuss, meist in den Kopf oder den Hals, auf. Sie war wirklich eine beeindruckende Frau. Nannios staunte immer wieder darüber, zu was das weibliche Geschlecht fähig war. Wenn die Frauen erst mal eine Kampfkunst beherrschten, waren sie sehr präzise und zielsicher, teilweise mehr noch als die Männer.
Auf einmal jedoch zuckte Mellila zusammen und wurde zu Boden geschleudert. Sie wand sich hilflos und rang verzweifelt nach Luft, so als würde sie ersticken. Dann zuckte ein rot-weisser Blitz von irgendwo her und traf sie in die Brust. Ihre eher schwache Rüstung wurde durchschlagen und eine klaffende Wunde entstand. Immer weiter wand sie sich, jemand schien ihr mit unglaublicher Macht die Kehle zusammen zu drücken. Nannios sah das. Er kämpfte sich zu der jungen Frau vor und errichtete einen weisslichen Schutzschild um sie und sich selbst. Dieser wirkte wie eine unzerstörbare, gläserne Glocke, die die beiden von jeglichen Angriffen schützte. Er suchte nach der Ursache des schrecklichen Angriffes und entdeckte einen Solianer mit einem golden fliessende Umhang. und einer roten ledernen Rüstung, mit einer sonnenförmigen Goldstickerei darauf. Es musste ein Magier sein. Er versuchte noch weitere Attacken gegen Mellila zu senden, doch sie alle prallten von der Schutzglocke, die Nannios errichtet hatte, ab. Auch gewürgt wurde die Frau jetzt nicht mehr. Der junge Lunarier untersuchte die schwere Wunde, sie war wegen ihres magischen Ursprungs, nicht so einfach zu heilen, wie eine normale Wunde. Doch er konnte Mellila wenigsten etwas stabilisieren. Während er sich um sie kümmerte, vergass er den Zauberer jedoch nicht. Ganz im Stillen murmelte er etwas, einen Befehl den sein magischer Stab mit einem hellen Aufleuchten quittierte. Dann sprang Nannios ganz plötzlich auf und richtete das kristall-geschmückte Ende gegen den gegnerischen Zauberer. Er konzentrierte seine ganzen Kräfte und ein heller Lichtstrahl mit unerhörter Macht traf den Solianer, schleudere ihn gegen die Mauer hinter ihm und jener blieb reglos liegen. Er war sogleich tot, das hatte Nannios bezweckt. Doch es beunruhigte ihn sehr, dass nun auch Magier zum Einsatz kamen, das würde schwierig werden.