Nathan stand betrübt vor den Resten des Incubus. Jetzt war sein ganzer Plan hinüber. Er hatte nichts mehr in der Hand wenn er das Wiederstandsgebiet erreichte. Die PAIN-Truppen würden ihn einfach auseinander reißen. Das wäre sein Ende. Ansonsten schien jedoch alles gut zu laufen. Die Nightmare war weiterhin auf Kurs und das Gebiet von PAIN nicht mehr weit. Dennoch würde es schwierig für Nathan ohne den Incubus. Während er nach dachte betrat Jakob den Frachtcontainer. Nachdem er für etwa fünf Sekunden schockiert die Incubus-Reste anstarrte, schüttelte er kurz den Kopf und bewegte sich dann an eine Konsole innerhalb des Frachtcontainers. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis eine Reihe Reparatur-Arme ausgefahren waren. Und zum ersten Mal seit einigen Jahren fielen Nathan fast die Augen aus, vor erstaunen.
„Was ist los, Mr. Nathan Tate? Wollen sie mir helfen, oder lieber weiter das Reparatursystem anstarren?“, rief Jakob ihm plötzlich zu.
„Moment mal kurz, Auszeit. Woher weißt du dass es hier drinnen ein Reparatursystem gibt?“
„Das ist Standard bei Prototypenauslieferungen bei Future Corp. Nur für den Fall, dass sie beim Transport beschädigt werden.“
„Und woher weißt du, dass das ein Protodingsda von Future Corp ist und nicht von Deca Inc oder von sonst einem Waffenhersteller?“
„Ich weiß das Mr. Tate, weil ich es war der diese Maschine entworfen und mitgebaut hat.“
Ein weiteres Mal musste Nathan sein Erstaunen durch Mimik und Gestik deutlich machen. Er hatte tatsächlich den Erbauer des Incubus auf der Piratenstation aufgegabelt. Das war ein Schock den er zunächst einmal verkraften musste.
„Das Ganze kann ja wohl unmöglich ein dummer Zufall sein“, sagte er dann sarkastisch, nachdem er diesen Schock hinter sich hatte.
„Ist es auch nicht. Ich habe nach ihnen gesucht wie sie wissen. Wir beide werden gejagt, weil wir Dinge getan haben und wissen, die wir nicht wissen sollten. In ihrem Falle war es, den Incubus zu finden und einzusetzen. Und in meinem Falle war es, den Incubus zu entwerfen und die Daten wenig später zu vernichten.“
„Alter, du hast deine Daten vernichtet? Und wie schrauben wir das Ding jetzt wieder zusammen?“
„Ich habe alles was von Bedeutung ist im Kopf. Und das wird es sein, weshalb SOUL mich unbedingt haben will. Hätte ich diese Höllenmaschine doch nie gebaut. Das war der größte Fehler in meinem ganzen Leben.“
„Mann. Quatsch nicht so einen Käse. Diese Höllenmaschine rettet nun zwei Männern den Arsch, auch wenn sie der Auslöser für das alles war. Unser Mistsystem hätte sicher sowieso die Verfolgung auf Leute wie uns beide gestartet. Auf mich sowieso.“
„Dieses System ist das Beste was wir seit 5000 Jahren haben.“
„Blödsinn. Guck doch nur mal hin. Konzernbosse, die sich Politiker kaufen, Geheimdienste, Bespitzelung und Polizeibrutalität. Das alles gab es auch schon vor 5000 Jahren. Und wenn wir mal zum Wiederstand sehen, dieser Militärdiktatur, dann sieht es dort auch nicht besser aus. Und die Piraten. Ein Haufen Gesetzloser. Vergiss die doch. Die heulen auch nur rum, dass niemand was dagegen tut und tun es selbst nicht.“
„Genau wie sie gerade Mr. Tate.“
„Was soll ich denn tun? Ich bin ein dummer kleiner Frachterpilot“, sagte Nathan. „Ein dummer kleiner Frachterpilot mit einer Massenvernichtungswaffe“, stellte er jedoch ganz plötzlich fest. „Weißt du was? Du bist ein echt durchgeknallter Wissenschaftsheini. Aber du bist trotzdem voll O.K.“
„Ähm... Ich danke ihnen“, antwortete Jakob nach einer kurzen Denkpause.
„So und jetzt schrauben wir den Kasten wieder zusammen.“
Kane hatte es langsam satt ständig zum Parlament zitiert zu werden. Er hatte weit Wichtigeres zu tun, als diesen inkompetenten Idioten bei ihren Entscheidungen zu helfen. Der Raum war gewohnt dunkel. Aber Kane erkannte sechs von sieben Abgeordneten. Er wusste sogar genau um welche es sich handelte. John Hadden. ein 56-jähriger ehemaliger Raumschiffkapitän. Sowohl sein Alter, als auch sein ehemaliges Militärdasein konnte man ihm im Gesicht ansehen. David J.M. Smith, ein mit 64 passionierter Konzernmanager. Graue Haare und eine Brille, sowie ein faltiges, gut genährtes Gesicht dominierten sein Bild. Kenji Yamamoto, ein 43-jähriger japanischer, schwarzhaariger Handwerker und ein ehemaliger Idealist. Zumindest so lange bis er mit seinen ersten sechsstelligen Schmiergeldbeträgen in Kontakt kam. Frank Richfield, ein 50-jähriger Langzeitarbeitsloser, der sich dachte, dass er es doch mal mit der Politik versuchen könnte. Sein Gesicht sah weit älter aus als er eigentlich war und seine Augen wirkten als hätte er schon eine sehr lange Zeit nicht mehr geschlafen. Kamov Kolwalski, ein 45-jähriger ehemaliger General, der wegen Gewalt gegen Gleichrangige entfernt wurde. Allerdings fand diese Art Mensch immer einen Weg zurück in eine Machtposition und genau das war es was hier geschehen war. Nicht nur seine russischen Merkmale, auch der viele Wodka, den er in seinem recht jungen Alter getrunken hatte, machten sich optisch bemerkbar. Sie alle waren jedoch nichts gegen Michael Corner. Dem Mann der wahrscheinlich nur im Parlament saß um die Weltherrschaft übernehmen zu können. Er war 53 Jahre alt, hatte dunkelbraune Haare und war in guter körperlicher Verfassung für sein Alter. Der Jüngste von ihnen allen fehlte. Julian Hawk. Der große energiegeladene Jungspund und Rebell. Kane sah sich weiter um und glaubte außerdem noch Kirk Black und Tao Zi Fai zu erkennen.
„Willkommen Mr. Willson.“
„Uns kam zu Ohren, dass sie vor haben für diese anstehende Wahl zu kanidieren.“
„Lassen sie mich ihnen das erklären“, begann Kane schnell zu sprechen und wurde unterbrochen.
„Sie müssen uns überhaupt nichts erklären. Wir begrüßen ihr vorhaben.“
„Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit diese Wahl gewinnen und Julian Hawk endlich ersetzten.“
„Und falls nicht, werden wir dafür sorgen.“
„Und wie wollen die Herren Abgeordneten das erreichen?“, warf Kane ein.
„Wir werden alle übrigen Gegenkanidaten ausschalten lassen und Julian Hawk ebenfalls“, antwortete Tao an der Stelle des Parlaments.
„Sie sehen also Mr. Willson. Sie haben viele Verbündete in diesem Kampf um die Macht“, gab nun David Smith zu seinem besten.
„Wir erwarten sie dann also in sieben Tagen auf dem Platz an unserer Seite.“
Nach weiteren Gesprächen über mehr oder weniger bedeutsame Dinge machte Kane sich auf den Weg zurück zu seiner Firma. Wieder mit einem Lächeln im Gesicht. Sein Plan schien sich beinahe von selbst umzusetzen, nachdem er diese gewissen Schwierigkeiten in der Anfangsphase überstanden hatte. Es galt nun lediglich diesen Michael Corner noch irgendwie auszuschalten und der endgültigen Umsetzung stand nichts mehr im Wege. Was er und die anderen jedoch nicht wussten, war, dass sie alle belauscht wurden. Von einer Person, der nun klar war, dass sie viel zu viel wusste um in der Öffentlichkeit weiter leben zu können.
Es war gar nicht so einfach einen Mech mit solcher komplexer Technologie zu reparieren, selbst mit den hochmodernen Reparaturanlagen innerhalb des Frachtcontainers. Zudem schien Jakob dauerhaft mit anderen Dingen beschäftigt zu sein, die nichts mit der Reparatur hatten. Auf die Dauer machte es Nathan ziemlich wütend die ganze Zeit zu arbeiten, während Jakob lediglich mit einem PDA rum saß und sich ein paar Notizen zu irgendetwas machte.
„Sag mal. Was treibst du da eigentlich?“, entschied Nathan sich letzten Endes einfach zu fragen.
„Ich baue ein Upgrade.“
„Ein Upgrade für was?“
„Na, für den Incubus.“
„Und wie soll das aussehen?“
„Ich werde ein wenig Wiederstands-Transform-Technologie verbauen“, antwortete Jakob und hielt Nathan das PDA hin, der es kurz übersah und dann aufgab, weil er nicht verstand was er dort sah.
„Interessant“, war lediglich sein Kommentar dazu.
„Allerdings kann ich es nicht ohne Werftarbeiter und die Bautechnologie einer Werft umsetzen.“
„Reichen diese Reparaturdinger da nicht?“
„Leider nicht. Sie waren zumindest niemals für diesen Zweck geschaffen worden.“
Während die Beiden sich mit der Umsetzung ihrer Pläne befassten krachte die Nightmare gegen einen Asteroiden. Der obere linke Ausläufer, der bereits nur noch einer losen Metallplatte gehangen hatte, riss nun endgültig ab. Der Autopilot verlor die Kontrolle. Nathan stürmte ins Cockpit und fing sein Schiff ab. Gerade noch rechtzeitig vor einem weiteren Asteroiden. Jakob betrat fünf Sekunden später das Cockpit und sah sich panisch um.
„Was ist passiert?“, rief er.
„So wie das hier aussieht hat dieser Schrotthaufen gerade einen Asteroiden gerammt“, antwortete Nathan während er sich durch die Reste der Kontrollen und Anzeigen kämpfte. „Sieht aus als würdest du tatsächlich bekommen was du willst.“
„Wovon sprechen sie Mr. Tate?“
„Dieser Treffer hat einen der Triebwerks und Befestigungsausläufer abgerissen. Wir müssen doch in ne Werft.“
„Aber die Regierung wird uns in Stücke schießen und wenn die Piraten das von Black Sun raus finden wird´s mit denen ähnlich sein. ARG!!! Wir werden sterben!!!“, schrie Jakob wieder panisch. Tatsächlich hatte er auf eine gewisse Weise recht. Die Regierungswerften waren völlig außer Frage und die Piraten würden sie ebenfalls töten, wenn sie das mit Black Sun raus fanden. Es gab allerdings noch die Möglichkeit, dass es ein Respektbonus für ihn und Jakob werden würde. Und selbst wenn nicht. Noch wusste keiner von ihnen auch nur in Ansätzen über den Vorfall mit Black Sun bescheid. Nathan nahm einen Kurs zur nächsten Piratenstation und hoffte darauf heil anzukommen.
Langsam aber sicher bewegte sich die Kaskadia, ein schwerer Dreadnought der Zombie-Klasse auf die Grenze zum Wiederstands-Gebiet zu. Der Weg führte durch mehrere Asteroidenfelder und an diversen Piratenstationen vorbei. Obwohl es eine ideale Gelegenheit wäre die Piraten anzugreifen, flog das Schiff weiter. Der Auftrag hatte Vorrang vor jedem Piratenangriff, das wussten sowohl der Kapitän als auch Daniel. Es war ihm ein Rätsel, weshalb SOUL ihn mit diesen fünf Durchgedrehten zu einem Team zusammen geführt hatte und ihn den anderen nicht einfach als Anführer vor die Nase setzte. Er war derjenige, der die Kontrolle behielt wenn das Chaos ausbrach. Er war es der die Anweisungen verteilte und mitdachte. Das alles dachte er während er in seinem Quartier auf dem Bett lag und versuchte die Flugzeit irgendwie hinter sich zu bringen. Plötzlich öffnete sich die Tür.
„Hey, Mann, du liegst schon wieder so einsam da in der Ecke“, sagte Drake während er eintrat.
„Das muss doch nicht sein“, sagte Katharina, die ebenfalls eintrat.
„Was wollt ihr denn hier? Und wie kommt ihr hier überhaupt rein?“
„Naja… Ähm... Du hast vergessen abzusperren“, antwortete Drake verlegen. Daniel erkannte daraus, dass er einfach die Absperrung geknackt hatte, nicht zuletzt da er sich sicher war, dass er eigentlich abgesperrt hatte. Für Drake, der schon in Kindheitszeiten Sperren geknackt hatte, war das selbstverständlich kein Problem.
„Ist doch auch egal. Wir wollen dich mit zum Gemeinschaftsraum nehmen.“
„Was zum…? Wir sind hier auf einer Mission die über unser aller Leben in der nächsten Zeit entscheidet und ihr habt nichts weiter zu tun als im „Gemeinschaftsbereich“ rumzuhängen, zu Saufen und irgendwelche Filme zu gucken oder Videospiele zu spielen?“, rief Daniel aufgebracht.
„Was geht denn mit dir ab? Von Kujiro bin ich ja schon gewohnt, dass er ein MOF ist, gut von dir eigentlich auch, aber ich hab´s eben in den letzten Tagen, seit wir hier auf dem Schiff sind, erst so richtig bemerkt. Selbst dieser komische Shiro und diese noch viel komischere Aimi sind hier besser integriert als du. Und verdammt nochmal, Daniel… Das müssen wir dringend ändern.“
„Im Vergleich zu euch weiß ich, dass wir jederzeit verrecken können.“
„Das wissen wir auch. Genau deshalb wollen wir ja so viel Fun wie möglich haben. Aber vergiss es Mann. Dann lassen wir dich eben in Ruhe“, sagte Drake und ging dann.
„Besser ist das. Ich hab kein Interesse an Drogen, Videospielen oder Filmen“, sagte Daniel jetzt wieder ruhig und auf eine gewisse Weise schockierte er damit Katharina, die immer noch im Zimmer war.
„Was ist dann mehr dein Interessengebiet? Sport oder Kunst vielleicht?“
„Nein. Eher Waffentechnik und Militärstrategie.“
„Soll das etwa heißen, dass du keine Hobbys hast? Was machst du dann in deiner Urlaubszeit?“
„Ich hab noch keinen Urlaub genommen.“
„In all den Jahren, in denen wir schon bei SOUL arbeiten und wir unseren Urlaub hatten, hast du gar keinen genommen?“, wiederholte Katharina schockiert Daniels letzte Aussage. „Ich verstehe“, setzte sie dann deprimiert nach und ging dann langsam zur Tür. Dort angekommen drehte sie sich noch einmal um. „Was für ein armes Leben du führst“, sagte sie bevor sie ging. Daniel verstand es nicht. Was sollte das alles? Und wieso war sie auf einmal so hartnäckig wenn es darum ging mit ihm zusammen sein zu können? Und selbst wenn er den richtigen Gedanken gefasst hatte, verdrängte er ihn ganz schnell wieder, weil er ihm zu unwahrscheinlich erschien.
„BITTE, WIE VIEL?!?!“, schrie Nathan schockiert auf. Er befand sich im Inneren der Werft einer gewaltigen Piratenstation. Genauer gesagt in dem was das Büro des Werftleiters darstellen sollte. Es befand sich mitten im Hangar oder besser gesagt dem Trockendockbereich. Insgesamt sah es aus, wie es immer bei Piraten aussah. Alt, rostig und improvisiert. Auch der Besitzer sah nicht gerade gut gepflegt aus. Aber worüber beschwerte Nathan sich eigentlich? Bei ihm war es doch auch nicht besser.
„Weißt du Junge. Die Leute bei der Regierung verlangen locker das Dreifache, wenn sie dir überhaupt helfen. Und ich bin noch mit dem Preis runter gegangen weil ich dich ziemlich gut leiden kann.“
„So viel Geld hab ich aber nicht.“
„Dein Pech. Da kann ich nichts dafür.“
„Ich danke für die Aufmerksamkeit.“ sagte Nathan abschließend und machte sich wieder auf den Weg.
„Solltest du zufällig doch das Geld auftreiben können, kannst du jeder Zeit zu uns kommen.“
„Ähhh… Danke“, antwortete Nathan verwirrt, bevor er ging. Dieser Werftbesitzer war doch vollkommen verrückt. Nicht nur sein Umgangston, auch seine Preise deuteten darauf hin. Für 60.000 imperiale Credits, was nochmal ungefähr dem Doppelten in der republikanischen Währung entsprach, bekäme er schon ein komplett neues Schiff. Gut, da wäre noch keine Werkstattmiete und Werftarbeiterbezahlung mit dabei, wenn er den Incubus upgraden wollte. Aber das war ganz sicher keine 60.000 Credits wert. Trotzdem brauchte er dringend das Geld und die Reparatur der Nightmare.
„Was hat er gesagt, Mr. Tate?“, fragte Jakob, der an der nächsten Ecke wartete.
„Hast du mal eben 120.000 republikanische Credits?“
„Nein“, stellte Jakob betrübt fest.
„Ich auch nicht“, seufzte Nathan.
„Und was machen wir jetzt?“, warf Jakob nun wieder panisch ein.
„Irgendwoher die Kohle auftreiben. Ansonsten geht´s nicht weiter.“
Während die beiden durch die Station irrten und nach einer Möglichkeit suchten an schnelles Geld zu gelangen, fielen Nathan zwei Plakate auf. Alleine dass diese Piraten noch mit auf Papier abgedruckten Sätzen und Bildern auf sich aufmerksam machten, war auffällig. Noch mehr fiel ihm auf was darauf stand. Ein gewisser Frost-Clan war in der Stadt und suchte einen weiteren Musiker für eine Musikgruppe welche dann auf Tournée gehen sollte. Mehrere Tausend Credits wären als Bezahlung möglich. Je nach Erfolg der Band. Nathan riss das Plakat ab. Problem war, dass es keine Angaben über die Musikrichtung gab, aber das störte ihn nicht.
„Sie denken doch nicht ernsthaft, dass sie versuchen wollen dort unter zu kommen“, warf Jakob schnell ein.
„Wenn das klappt haben wir nicht nur die Kohle für die Werft sondern auch Geleitschutz zur nächsten Station und mit etwas Glück auch zur übernächsten, wenn wir im Konvoi eines größeren Piratenclans mitfliegen. Ich muss es auf jeden Fall versuchen“, sagte Nathan so ruhig wie immer wirkte.
„Und wenn dieser Frost raus findet was wir transportieren? Er trägt seinen Namen nicht ohne Grund. Er hat keine Seele, keine Gefühle. Frost lässt uns ohne Mitleid hinrichten.“
„Das ist ein Risiko, dass ich bereit bin einzugehen.“
Frost, ein scheinbar 43-Jähriger, muskulöser Mann, mit 2m Größe und recht langen, beinahe weißen Haaren hatte seinen Platz in der Mitte von zwei weiteren Personen. Er wirkte gelangweilt, was nicht zuletzt an der mangelnden Qualität der letzten Vorträge lag. Rechts neben ihm hatte eine junge Frau, nicht älter als 23 und 1,75m groß, ihren Platz. Bei jeder anderen Person hätte ihr pinkfarbener Raumanzug eigenartig ausgesehen. Bei ihr schien er perfekt zu ihrem Körperbau, ihrem Gesicht und ihren recht langen blonden Haaren zu passen.
„Was hälst du von dem letzten, Helena?“, sprach Frost sie plötzlich an.
„Ich weiß nicht genau. Aber wenn nicht gleich ein noch Besserer kommt, werden wir ihn wohl nehmen müssen“, antwortete sie und zuckte dann vorbeugend in Erwartung schlechter Behandlung zusammen.
„Genau das Selbe was ich auch gedacht hatte.“
„O.K. Boss. Der nächste hat sich als Nathan Tate an gegeben“, sagte nun der Mann links neben Frost.
„Nathan Tate. Der Name sagt mir was. Hilf mir mal auf die Sprünge.“
„Ich dachte du wüsstest da etwas mehr Boss. Ich rätsle nämlich auch schon eine Weile.“
„Naja egal. Und selbst wenn er ein gesuchter Mörder wäre, würde ich ihn nehmen wenn er was auf dem Kasten hat“, stellte Frost fest, nicht zuletzt da sie alle gesuchte Mörder waren, bis auf wenige Ausnahmen. Wenige Sekunden später betrat Nathan den Raum. Bereits der erste Eindruck den er mit seiner alten E-Gitarre, an der bereits die Farbe abblätterte und die Saiten außen aus Rost bestanden, und dem kleinen mindestens 2000 Jahre alten Verstärker, hinterließ war nicht der Beste, das konnte er an Frosts Gesichtsausdruck erkennen. Auch wenn der es Nathan nicht allzu einfach machte seine Emotionen zu erkennen. Es wäre genauso gut möglich, dass Frost immer so aussah. Und ob der kurze Blickkontakt den er mit Helena hatte, der Sache zuträglich war, wusste er auch nicht genau. Dennoch musste er nun alles geben um an zu kommen. Daher begann er direkt damit ein Gitarren-Solo zu schreddern, so schnell er konnte. Danach mit einem kleinen melodischen Teil und dann mit einigen Metal-Gitarren-Riffs. Frosts Helfer zu seiner linken fielen beinahe die Augen heraus vor erstaunen. Auch bei Helena fehlte da nicht viel. Frost dagegen wirkte völlig kalt, was jedoch an seiner Natur lag. In seinem tiefsten Inneren war er jedoch sehr beeindruckt. Nachdem Nathan noch zwei oder drei weitere Unterschiedliche Stile angespielt hatte, gab Frost ein Handzeichen, dass es genug war.
„Und wie war ich?“, fragte Nathan mit einer gewissen Ironie.
„Lass es mich so ausdrücken Nathan. Du bist dabei“, gab Frost ihm als Antwort. „Allerdings unter einer Bedingung. Kauf dir mal neues Equipment, bevor wir anfangen.“
„Geht nicht. Ich hab kein Geld.“
„Hmmm... Unter den Umständen müssen wir dir wohl etwas aus unserer Clankasse leihen.“
„Mal sehen. Mit allem drum und dran, wären das 850 Credits“, sagte Frosts Helfer.
„Damit wäre das also auch geklärt. Ich erwarte dich morgen zu unseren ersten Proben“, waren Frosts abschließende Worte bevor er ging. Der Mann zu seiner Linken folgte ihm schnell. Helena ihrerseits blieb noch im Raum, während Nathan seine Sachen ab baute.
„Hi, ich bin Helena Dracous“, stellte sie sich vor.
„Nathan Tate“, antwortete dieser und danach war es eine Zeit lang still, bis er seine Ausrüstung verstaut hatte. „Sag mal. Welche Position hast du in dieser Band?“
„Genau wie du auch, die Gitarre und einen Teil des Gesangs.“
„Und du bist ein Mitglied im Clan?“
„Erinner mich bitte nicht daran. Ich bin nicht freiwillig hier.“
„Ganz wie du meinst. Ich muss dann zurück auf mein Schiff. Sonst kriegt mein Begleiter schwere Krisenzustände“, sagte Nathan und brachte Helena damit zum Lachen.
„Ja, das kenn ich gut. Wir sehn uns bei den Proben“, sagte sie und Nathan gab noch ein Abschiedshandzeichen bevor er verschwand. Bereits wenige Tage später trat die Band in einer Schenke der Station auf. Nathan hatte anfangs seine Zweifel, aber der Mix aus 4000 Jahre altem Metal und neuzeitlicher Musik schlug im Kreise der Piraten ein wie eine Bombe. Bereits mit diesem einen Auftritt hatte Nathan das notwenige Geld um seine Schulden bei Frost zu begleichen, die Nightmare reparieren zu lassen, sowie die Werft für das Upgrade an zu mieten. Und noch mehr. Aber das war nur endlich einmal gerecht, nachdem er und Jakob dieses beinahe ewige Pech hatten.