Erschöpft betraten Thomas und Jackson die Brücke. Sie hatten die ganze Zeit an den neuen Teilen für den Mantis gearbeitet und versucht ihn aufzurüsten. Man konnte es ihnen ansehen. Nathan und Ray besprachen gerade den weiteren Plan. Immerhin war Ray ein strategischer Planer und wusste wie es weiter gehen würde. Allerdings dauerte es nicht lange, da hatten sie sich entschieden eine Piratenbasis mit Werft anzusteuern. Und gerade einmal fünf Minuten später war auch klar welche Basis sie nehmen würden. Sie war weit am Rande aller bekannten Gebiete und daher auch eine der größten. Perfekt für eine geheime Wiederstands-Bewegung, die sich verstecken und etwas aufrüsten wollte. Da Jakob gerade erst an den Verbesserungen von Rays Mantis gearbeitet hatte, gab Nathan eben diesem den Auftrag den Sprung zu berechnen und wandte sich Thomas und Jackson zu.
„Alter. Ich hab sowas von keinen Bock mehr“, sagte Thomas.
„Dafür ist der neue Mantis jetzt fertig“, fügte Jackson noch hinzu. Nathan und Ray sahen kurz zueinander und folgten dann Jackson und Thomas in den Hangarraum. Dort stand der neue Mantis bereits. Der Mech hatte nun neben den Triebwerken in den Ausläufern auch die Energieflügel des Incubus, sowie eine ähnliche Rüstung. Und zusätzlich dazu ragten an der Schulterpanzerung jeweils drei Stacheln zur Seite. Es war schwierig überhaupt den Mantis darin noch zu sehen.
„Ich präsentiere, den Undead“, sagte Jakob, während Thomas mit dem Mund versuchte Trommelwirbel nach zu armen.
„Den Untoten?“, warf Ray verwirrt ein.
„Den Namen trägt dieser Mech weil er tatsächlich nur durch einen Reaktorbruch wirklich zu zerstören ist. Zumindest theoretisch. Weil im Moment fehlen noch Teile.“
„Klingt interessant“, warf Nathan ein. „Könnte der meinem neuen Incubus gefährlich werden? Also ich meine wegen dem ganzen Unsterblichkeitsding und so.“
„Momentan noch nicht. Uns fehlt noch ein Energy-Driver. Den zu bauen wird schwer. Aber dann könnte er das durchaus“, antwortete Jackson an Jakobs Stelle. Wobei man Jakob ansah, dass Jackson sehr untertrieben hatte.
„Nicht schlecht Jungs. Ich bin beeindruckt“, sagte Ray.
„Wann starten wir zur Piratenstation?“ warf nun Jakob ein.
„Sobald Ray den Sprung berechnet hat“, antwortete Nathan.
„Und das ist es, um was ich mich nun wieder kümmern gehe“, sagte Ray und verschwand.
„Thomas, Jackson. Ihr habt grade das an einem Tag geschafft, was ein ganzes Team in einer Werft in mehreren machen würde. Macht mal langsam ne Pause.“
„Die hab ich auch dringend nötig.“ sagte Jackson und machte einige Schritte, drehte sich dann aber verwundert nach Thomas um. „Was ist denn noch?“
„Nathan. Sag mal. Diese Laura Bryant. Meinst du, du kannst bei der ein gutes Wort für mich einlegen?“, fragte dieser nun ungewohnt ernsthaft und Jackson schlug sich mit der Hand gegen den Kopf, wie Jakob es sonst tat.
„Thomas. Ich glaube, du bist eher nicht ihr Typ“, antwortete Nathan und versuchte die Überraschung darüber zu verbergen.
„Naja. Danke, Mann. Nen versuch war´s wert“, sagte Thomas enttäuscht und ging zu Jackson.
„Was sollte das denn? Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht fragen.“
„Wann hab ich jemals auf andere gehört?“
Es dauerte noch eine weitere Stunde, aber dann war es soweit und die Eternal Darkness sprang aus dem Asteroidenfeld mit dem Ziel der Piratenstation. Es würde nicht mehr lange dauern bis zur Ankunft. Jakob schien sich richtig darauf zu freuen und das obwohl es sich um eine Piratenstation handelte, die ihm eigentlich Angst hätte machen müssen.
Es war wieder einer dieser Abende an denen sich das Team in einem Quartier versammelte. Vorzugsweise in dem von Drake oder Kujiro. Dieses Mal war es das Quartier von Drake, dass ähnlich aussah wie die meisten anderen Quartiere der Mech-Piloten. Drake als Videospieler hatte jedoch Unmengen an Konsolen darin aufgestellt. Darunter auch holographische Systeme. Und um eines dieser Systeme hatten sich alle Sechs versammelt. Drake und Kujiro hatten alle ihre Alkoholreserven aufgetrieben. Immerhin war es unter Umständen, die sich keiner wirklich vorstellen wollte, der letzte mögliche Abend für so etwas. Shiro und Aimi hatten sich wie üblich auf zwei gegenüber liegende Sitzplätze verteilt. Drake und Kujiro hatten einen Platz direkt an der Konsole, wo sie die ganze Zeit versuchten gegeneinander anzutreten. Daniel und Katharina hatten einen Platz zusammen auf einer Couch genommen, wo sie sich in den Armen hielten. Katharina hatte außerdem ihren Kopf bei Daniel auf die Schulter gelegt und Daniel wiederrum seinen Kopf auf ihren. Shiro und Aimi beobachteten das ganze sehr ausgiebig. Kujiro besiegte Drake zum wiederholten Male in seinem eigenen Spiel.
„Arg! Alter, wie machst du das?“, warf Drake ein.
„Ich hab´s dir schon mal gesagt. Das ist alles Skill.“
„Dann werd ich wohl jetzt meine Geheimwaffe ziehen müssen. Daniel. Komm her.“
„Ich? Nein. Ich kann das doch nicht“, antwortete Daniel verlegen und Katharina kicherte nur vor sich hin. „Außerdem wird mich mein Vater killen, wenn er rauskriegt, was ich hier mache.“
„Er muss es ja auch nie erfahren. Wir halten dicht“, antwortete Katharina nun.
„Dein Vater ist sich gar nicht bewusst wie sehr er dich wirklich braucht“, sagte nun Aimi überraschend, aber in einem gefühllosen Tonfall.
„Da hat sie echt mal ein wahres Wort gesprochen. Kurz vor dem Ende wird der Alte schon merken, wie wichtig du ihm wirklich bist“, sagte Drake. „Aber was ist jetzt mit dem Spiel?“
„Los geh schon“, forderte Katharina freundlich, schubste Daniel jedoch bestimmend zur Konsole hin.
„Ganz wie du willst“, antwortete Daniel und löste sich aus ihrem Griff.
„Mach sie fertig“, sagte sie und küsste Daniel kurz bevor er aufstand und zur Konsole ging.
„Du auch Shiro. Ich will sehen was du drauf hast“, sagte nun Kujiro streng und provokant. Shiro sah kurz zu Aimi und kam dann ohne ein Wort ebenfalls dazu. Das Spiel begann und schnell waren Drake und Kujiro ausgeschieden. Das Finale fand nun zwischen Daniel und Shiro statt. Es wurde zu einer wahren Ausdauerfrage, die Shiro für sich entschied.
„Tja ja. Damit ist entschieden, wer der beste Gamer ist“, sagte Kujiro. Und Daniel setzte sich wieder zu Katharina.
„Ihr hattet alle nur Glück“, rief Drake und startete ein neues Spiel zwischen ihm und Kujiro.
Die Piraten staunten nicht schlecht als plötzlich nur wenige Kilometer entfernt, der riesige Titan in den Sektor sprang. Der Sicherheitsabstand war ausreichend kalkuliert worden und die Reise hatte an sich nur wenige Stunden gedauert und das bei einer Entfernung für die Nathan mit der Nightmare Jahre gebraucht hätte. Der Sprungantrieb war eben doch etwas praktisches, genauso wie es praktisch war, die Banner von SOUL, die immer noch auf dem Schiff waren abzudecken und die ID-Nummer zu ändern, bevor man in den Sektor sprang. Auch wenn es eigenartig auf die Piraten wirkte, brach keine Massenpanik aus, denn nun waren sie sicher, dass es sich bei der Eternal Darkness nicht um ein Schiff von SOUL handelte. Nun starteten Nathan, Laura, Ray und Jackson in der Nightmare zur Station. Das musste sein, denn die Eternal Darkness war einfach viel zu groß um andocken zu können, auch an einem Außenplatz. Thomas und Julian wurden zum Aufpassen dort gelassen und Jakob weil er immer in Panik ausbrach, wenn er auf einer Piratenstation war. Nathan hatte jedoch alle seine Baupläne mitgenommen. Und so versuchten sie den Werftbesitzer zu finden. Was schon nicht einfach war, denn er befand sich nicht dort wo er sein sollte.
„Geschlossen wegen Kurzurlaub des Besitzers? Was soll denn der Mist?“, schrie Laura aufgebracht.
„Das was da steht“, antwortete Nathan gleichgültig.
„Aber wo könnte der Besitzer einer Werftanlage in einer Piratenstation hingegangen sein?“, warf nun Ray in den Raum.
„Wahrscheinlich im Bordell“, antwortete Jackson. „Das wäre zumindest was ich hier als Pirat machen würde, wenn ich keinen Bock zu arbeiten hätte“, fügte er noch schnell an, als die anderen Drei ihn ungläubig ansahen.
„Das hat doch irgendwie trotzdem was logisches“, kommentierte nun Nathan und machte sich einfach auf den Weg. Die anderen zuckten mit den Schultern und folgten ihm. Bereits von weitem konnten sie die gewaltige Menschenmenge um den Bereich erkennen der wohl das Bordell war.
„Hui… Da ist aber ne Menge los“, kommentierte Jackson.
„Notgeiles Piratenpack“, kommentierte Laura wütend.
„Ich glaube nicht, dass die alle anstehen um rein zu kommen“, sagte Ray und deutete auf das Ende der Menge, wo jeweils vier schwer bewaffnete Piraten eines der Mädchen wegbrachten und das sichtbar gegen ihren Willen. Während einige das einfach nur durch ihren Gesichtsausdruck zeigten, wehrten sich andere mit Händen und Füßen. Nathan ging schnell dorthin um etwas mehr sehen und verstehen zu können. Dabei sah er Firestorm und seinen Bruder Raining Ash, die beide die Mädchen musterten und in einer Liste abharkten. Und Diejenige, welche gerade vor den beiden stand kam Nathan verdächtig bekannt vor. Das war doch Helena. Schockiert trat Nathan einige Schritte zurück. Das war also mit ihr passiert, nachdem sie mit dem Mech-Wrack durch die Weiten des Weltalls gedriftet war. Und zu allem Überfluss hatte sie Nathan wenig später erkannt und sah ihn mit dem selben Rehartigen, hilfsbedürftigen Blick an wie damals.
„Nathan, Hilf mir, bitte!“, rief sie nun auch noch. Jetzt war es Nathan unmöglich einfach weiter zu gehen und nichts zu tun. Wutentbrannt stürmte er auf Firestorm zu.
„Was soll das hier?“, schrie er ihm ins Gesicht.
„Hau ab. Verpiss dich. Das ist nichts was dich angeht“, antwortete ihm Raining Ash.
„Wenn es um Leute geht, die ich kenne, geht es mich was an.“
„Hör mir mal zu. Entweder, du kratzt hier jetzt sofort die Kurve, oder ich knall dich eigenhändig…“, sagte nun Raining Ash und zog seine Waffe. Aber sein Bruder hielt ihm durch ein Handzeichen davon ab.
„Nathan Tate, nehme ich an. Deine Geschichte geht hier überall rum. Ich hielt sie für gelogen, aber jetzt weiß ich dass sie stimmt“, sagte Firestorm ganz ruhig.
„Was soll das hier?“, fragte Nathan nocheinmal.
„Ich verlade meinen Besitz auf meinem Schiff.“
„DEINEN BESITZ?!?!?!“, schrie nun Laura empört auf. „WAS DENKST DU WER…“, wollte sie weiter sagen, aber nun war es Nathan, der sie unterbrach.
„Bei uns Piraten läuft das Leben etwas anders als in eurem Scheißsystem“, war jedoch Firestorms Kommentar dazu.
„Was hast du bezahlt, dass sich jemand auf Menschenhandel eingelassen hat?“, warf Nathan immer noch wütend ein und Firestorm nahm einen weiteren Krümel Kyrogam aus der Tasche.
„Du siehst also, das hier war ein völlig legitimer Tauschhandel. Ich kann also nichts für dich tun. Außer du willst deine Freundin freikaufen. Etwa im Tausch gegen diesen Mech-Prototypen von dem ich so viel gehört habe.“
„Vergiss es.“
„Dann willst du sie also doch in meinen Klauen lassen? Oder willst du sie gleich mit irgendeiner heldenhaften Aktion retten? Das würde ich dir allerdings nicht raten“, sagte Firestorm und gab ein Handzeichen an seine Männer, so dass sehr bald zehn Gewehrläufe auf Nathan gerichtet waren. Schockiert sah er sich kurz um und dann wieder zu Firestorm. Dabei blickte Nathan jedoch direkt in den Lauf von dessen Handfeuerwaffe. „Also. Was willst du nun unternehmen Nathan Tate? Mir deine Technologie überlassen, Selbstmord begehen, oder mein Besitzrecht anerkennen?“
„Ich erkenne dein Besitzrecht an. Zumindest für´s erste“, sagte Nathan und machte sich wieder auf den Weg. Helena sah ihm dabei kurz nach. Er ging so knapp an ihr vorbei wie er konnte und flüsterte ihr ein „Halte durch, ich hol dich da irgendwie raus“ zu, bevor er mit seinen Leuten wieder nach dem Werftbesitzer suchte.
„Denkst du er meinte das ernst, dass er deine Besitzrechte anerkennt?“, fragte Raining Ash nur verwirrt.
„Natürlich nicht, du hirnloser Chaot. Sag mal, hast du sie noch alle, mit der Waffe auf die Entfernung auf ihn zu zielen? Bei dem Kampf hätte unser Besitz beschädigt werden können.“
„Vergib mir, Bruder“, sagte Raining Ash unterwürfig. „Aber wie wird es jetzt weiter gehen?“
„Ich schätze er wird uns in einen Raumkampf verwickeln, wenn wir abfliegen. Aber was ist schon ein einziger Mech gegen unsere ganze Armada? Nichts. Ob nun neuer Prototyp oder nicht. Außerdem glaube ich nicht, dass Nathan Tate, ein einfacher Frachterpilot wirklich gut damit umgehen kann, egal wie lange er den Mech schon hat.“
„Dann legst du es also auf einen Kampf mit ihm an?“
„Genau das. Ich meine. Was soll er denn sonst auffahren, was gefährlich sein könnte? Seinen alten, rostigen Frachter, etwa?“
„Nathan, war das etwa dein ernst, dass du sein Besitzrecht anerkennst?“, fragte Ray, während die Vier weiter nach dem Management für die Werft suchten.
„Ganz sicher nicht. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber irgendwie werd ich Helena da raus holen.“
„Das wirst du niemals schaffen. Gegen Firestorms Flotte kommen nicht einmal das Schiff und unsere beiden Mechs zusammen an.“
„Wieso, was ist so toll an denen?“
„Diese Schiffe sind damals von Deca Inc. gebaut worden, die selbe Firma die auch den Pyrokinetischen Driver entwickelt hat. Und entsprechend sind diese Geräte auch auf diesen Schiffen und den zugehörigen Mechs verbaut worden. Ich muss es wissen, ich habe noch selbst gegen sie gekämpft.“
„Wieso hat sich eine so mächtige Waffe nicht durchgesetzt?“
„Eine gute Frage Mrs. Bryant. Aber ich glaube es gab einige Unfälle mit der Hitzewirkung, dass sich die Schiffe und Mechs selbst geschmolzen haben und deshalb tragen heutige Regierungsschiffe Energy-Driver.“
„Woher weißt du sowas? Ich dachte du wärst bei PAIN gewesen und nicht bei SOUL“, warf Nathan ein.
„Auch unser Geheimdienst ist gut ausgeprägt. Und dazu ist die Schiffsdatenbank der Eternal Darkness recht informativ“, antwortete Ray sehr zu Nathans Überraschung. Laura sah in der Zeit zu Jackson rüber, der ungewöhnlich wenig gesprochen hatte seit dem.
„Hey. Sag mal was.“
„Ich bin grade davon überwältigt, was Nathan so an weiblichen Wesen, kennt“, antwortete Jackson sehr zu Lauras sichtbarem Missfallen.
„Konzentriert euch mal. Wir müssen immer noch den Werftbesitzer finden“, sagte Nathan und kollidierte mit einem Mann.
„Der Werftbesitzer bin ich“, sagte genau dieser Mann. „Was ist so wichtig, dass ihr nach mir sucht?“
„Ich brauche die Werft dringend für einen Schiffsbau. Kreuzerklasse, allerdings überdurchschnittlich groß für einen Kreuzer.“
„Meine Werft ist momentan geschlossen. Und das könnte nur eine entsprechende Bezahlung ändern.“
„Und wie viel ist das?“
„Mal sehen. 1.282.000 Credits. Darunter denke ich nicht einmal darüber nach.“
„Das ist total überteuert“, warf nun Laura ein.
„Aber annehmbar“, setzte Nathan schnell nach.
„Verstehe. Dann sind wir also im Geschäft?“
„Unter einer kleinen Bedingung. Zahlung erst nach Fertigstellung.“
Der Werftbesitzer dachte sichtbar nach. Er war sich sicher einen Fehler zu begehen, aber er willigte ein und schüttelte Nathan die Hand. Nathan seinerseits drehte sich um und ging mit seinen Leuten zurück auf die Nightmare und mit der wiederrum zurück auf die Eternal Darkness.
Mit sehr schwerwiegenden Gewaltmaßnahmen wurde Helena von vier Piraten in Firestorms persönliche Räumlichkeiten gebracht und dort mit Metallriegeln an einem Stuhl gefesselt. Firestorm und Raining Ash hatten bereits gewartet.
„Also, kleine Helena Dracous. Mein idiotischer Bruder ist der Meinung, dass ich meine Zeit hier verschwende. Aber ich sehe das anders. Willst du wissen, warum ich den Laden leergekauft und dich mit gekauft habe? Nicht nur weil die Besatzung ihren Spaß braucht, sondern auch, weil ich denke, dass du Dinge über Frost und seine Verstecke weißt.“
„Ich weiß nicht das geringste. Frost hat niemandem vertraut und ganz besonders mir nicht.“
„Das macht auch nichts. Viel wichtiger ist auch dein Wissen über Nathan Tate, seine Technologie und seine Schwächen.“
„Darüber weiß ich auch nichts. Nur, dass er diesen Mech hat. Aber mehr nicht.“
Firestorm dachte einen Moment darüber nach, was sie gesagt hatte und drehte sich dazu von ihr weg. Als er sich wieder zu ihr drehte, nutzte er den Schwung um ihr mit dem Handrücken einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Raining Ash schreckte schockiert auf.
„Was tust du denn da?“
„Sie lügt uns doch an. Sie weiß etwas. Und das werde ich aus ihr raus prügeln.“
„Das wirst du nicht tun.“
Raining Ash sah zu Helena rüber. Sah in ihre Augen. Sie machte einfach einen viel zu unschuldigen Eindruck um zu Lügen. Ganz besonders in einer solchen Lage.
„Verstehe. So ist das also, Bruder“, sagte Firestorm ironisch.
„Und wenn schon. Du wirst ihr nichts mehr tun“, antwortete Raining Ash sehr sicher und zog schlagartig wieder seine Waffe. Fast genauso Schlagartig hatte der Vier-Mann-Trupp um Firestorm die Waffen gezogen und auf dessen Bruder gerichtet. Firestorm lachte lediglich.
„Willst du etwa mich, deinen eigenen Bruder, verraten und erschießen für eine Hure und sogar dein eigenes Leben dafür dran geben?“
„Wenn es sein muss“, antwortete Raining Ash lediglich kalt und bewegte langsam seinen Finger auf den Abzug seiner Waffe. Mit jedem Millimeter den er seinen Finger bewegte, begann seine Hand mehr zu zittern.
„Wer wird dich beschützen, wenn du Schwierigkeiten hast? Wer wird für dich Geschäfte abwickeln? Wer wird auf dich aufpassen, wenn du das tatsächlich tust? Überleg dir gut, ob das Leben einer Hure das alles wirklich wert ist“, sagte Firestorm nun und mittlerweile zitterte Raining Ash so stark, dass er nicht einmal zielen konnte. Er ließ die Waffe fallen woraufhin einer der vier Wächter sie ans andere Ende des Raums trat und zwei weitere packten Firestorms Bruder an beiden Schultern. „Ich wusste, dass du dich richtig entscheiden würdest“, sagte dieser lediglich. „Allerdings sollte dir das hier eine Lehre sein.“
„Das ist es. Wirklich“, sagte Raining Ash unterwürfig.
„Oh, ja, da bin ich mir sicher“, sagte Firestorm ironisch. „Achtet darauf, dass er es sich ansieht.“
„Was hast du vor Bruder? Was ansieht?“
„Wie ich mich mit dem Mädchen, dass du begehrt hast, wegen dem du mich verraten wolltest, vergnüge“, war Firestorms schockierende Antwort. Langsam aber sicher ging er auf Helena zu und lachte, in gewisser Weise in Vorfreude auf das was ihn jetzt erwartete.
Ray hatte direkt begonnen einen Angriffsplan zu entwickeln. Aber es war beinahe unmöglich eine Flotte aus zwölf Dreadnoughts, 22 Kreuzern, über 100 Mechs und das alles noch mit Pyro-Driver zu besiegen, wenn man nur ein einziges Schiff und zwei Mechs zum Taktieren hatte, auch wenn diese Fahrzeuge hochentwickelte Prototypen waren. Dennoch konnte Ray mit Sicherheit sagen, dass er einen Plan hatte, auch wenn der noch ein paar Fehler hatte. In genau dem Moment betrat Nathan den Raum.
„Ray. Wie weit ist dein Plan?“
„So gut wie fertig. Aber zum ersten Mal kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass er funktionieren wird.“
„Zeig ihn mir, ich entscheide dann.“
„Gut. Also. Da wir nur zwei Schiffe und zwei Mechs haben ist das Sinnvollste in dem Fall, die Flotte in einen Hinterhalt zu locken. Ich habe es geschafft mir Zugriff auf seine Planungsdaten zu holen und kann daher mit Gewissheit sagen, dass sein nächstes Ziel das PAIN-Gebiet wird. Und der beste Ort für einen Hinterhalt ist hinter diesem Asteroiden-Gürtel. Dort lassen wir die Nightmare ein Minenfeld legen und setzten die Eternal Darkness als Artillerie-Schiff ein. Mit etwas Glück können wir seine Flotte besiegen.“
„Und Helena, wie kriegen wir sie da raus?“
„Einer von uns beiden wird in einem günstigen Moment dort landen und sie auf dem Weg rausholen müssen. Das ist unsicher, aber im Moment der einzige mir bekannte Weg überhaupt etwas zu tun.“
„Der Plan ist gut, bis auf diese Schwäche und so lange die da ist, sag ich nein. So machen wir das nicht.“
„Das ist alles was ich ausarbeiten kann. Ein wenig einfacher würde es mit Sicherheit wenn wir den neuen Kreuzer bereits hätten. Aber den haben wir nicht. Und selbst dann wüsste ich nicht was wir anders machen sollten. Es würde lediglich ein wenig unsere Chancen im Kampf gegen die Flotte verbessern.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen verschwand Nathan wieder. Es war ein schmaler Grad zwischen Verschlimmbesserung und wirklich effektiver Hilfe. Aber er wollte in dem Moment nichts mehr als Helena zu helfen. Immerhin hatte er sie überhaupt in diese Lage gebracht. Einer Sache war er sich jedoch sicher. Rays momentaner Plan wäre ihr Ende. Aber was sollte er sonst tun?