Es dauerte nicht lange bis alle sechs Mechs auf der Walls of Chaos, welche momentan auf Notenergie lief, waren. Daniel sprang direkt aus seinem Aeon und stürmte zu den Resten des Faceless, die er mitgebracht hatte. Völlig hektisch kletterte er bis zum Cockpit nach oben wo er die Reste der Cockpitplatten mit der bloßen Hand abriss.
„Katharina. Halt durch!“, schrie er während bereits ein medizinisches Team im Hangar erschienen war. Sowohl Katharina als auch Aimi wurden aus ihren Mechs geholt und auf tragen gelegt, sowie mit einigen Geräten analysiert. Aimi hatte einige Brüche und Verbrennungen, nichts was die Medizin des siebten Jahrtausends nicht im Stande war wieder zu regenerieren. Bei Katharina sah das alles nicht so einfach aus. Einige Stellen ihres Körpers waren schon schwarz gebrannt und der zuständige Arzt begann sich zu fragen, welcher Knochen überhaupt noch heil an ihr war. Dazu hatte sie direkten körperlichen Kontakt mit Chaos-Energie gehabt. Alleine deshalb war es für die Ärzte ein einziges Wunder, dass sie noch am Leben war.
„Was ist denn jetzt? WIRD SIE WIEDER ODER WAS IST?“, schrie Daniel den Arzt an.
„Kann den mal jemand wegbringen? Ich kann so nicht arbeiten“, fragte der lediglich in einem kalten Tonfall und sowohl Drake als auch Kujiro reagierten darauf und zogen Daniel nach hinten weg. Er wehrte sich dagegen. Mit allen Mitteln, die er hatte, aber letzten Endes sah er nur noch wie das medizinische Team beide auf die Krankenstation brachte. Nun stieg auch Shiro aus seinen Mech-Überresten. Die Kleidung um seinen linken Arm war fast völlig abgerissen und Blut lief daran entlang. Er ließ ihn auch einfach nur nach unten hängen, dazu taumelte er nur. Als Gehen konnte man das nicht mehr bezeichnen. Das führte dazu, dass auch zu ihm sehr bald ein Arzt kam. Shiro lehnte jedoch sichtbar ab, bevor er aus dem Hangar verschwand. Mittlerweile war die Energie der Walls of Chaos wieder vollständig hergestellt und Such- und Bergungstrupps flogen zur Fallen, wo sie nach und nach verwertbare Teile mit nahmen. Darunter auch einen ganzen Mech-Container in dem sich der Enforcer, die Maschine, die Daniel schon seit längerer Zeit steuern sollte befand. Hätte er das schon länger getan, wären nun alle seine Probleme gelöst. Auch wenn Daniel nicht wusste wie das möglich war, so schienen Kane Willsons Pläne tatsächlich perfekt und frei von jeder Art Schwäche zu sein. Er hatte seit einer ganzen Stunde den Hangar nicht mehr verlassen. Er war geistig abwesend, völlig abwesend. Und trotz dieser Abwesenheit konnte er jemanden seinen Namen rufen hören. Es war Drake.
„Daniel. Mann, was machst du immer noch hier? Ich such dich schon überall.“
„Komm zum Punkt.“
„Der Arzt will dich sprechen…“
Noch bevor Drake seinen Satz wirklich beendet hatte stürmte Daniel aus dem Hangar heraus. Ersterer zuckte nur mit den Schultern und schüttelte den Kopf, bevor auch er sich wieder aus dem Hangar begab.
Langsam aber sicher verschwand die Eternal Darkness im Nebel. So lange bis das Schiff völlig darin verschwunden war. Ab jetzt gab es nur noch Kurzstreckensensoren, Kameras, Bildschirme und die normalen Augen um sich zu orientieren. Und selbst denen konnte man hier nicht mehr trauen. Julian steuerte den Titanen sicher, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht durch einige Zwischenräume der gewaltigen Eisbrocken, die sich mitten in dem Nebel befanden. Gelegentlich zuckte ein Blitz in der Wolke auf, jedoch weit entfernt vom Schiff. Julian platzierte die Eternal Darkness zwischen den Quaderförmigen Ausläufern von einem recht bewegungslosen Eisbrocken und schaltete alle Systeme ab. Dann richtete er sich kurz auf.
„So… Ich denke hier sollten wir einen Moment sicher sein“, kommentierte er. Das nahm Thomas direkt als Anlass in den Hangar zu stürmen.
Während dessen verließ Nathan im Hangar den Incubus. Er hatte es eilig und fand nicht einmal mehr die Zeit sich irgendwo festzuhalten, so dass er einfach absprang. Helena kniete bereits Tränenaufgelöst neben dem was der Chaos-Strahl von Laura übrig gelassen hatte und auch die Tatsache, dass sich eine Blutlache immer weiter zu ihr ausbreitete, ignorierte Helena völlig. Als Nathan dazu kam verstärkte das Helenas Tränenausbruch nur noch weiter.
„Vergib mir“, piepste sie, als Nathan ebenfalls auf die Knie fiel. Er konnte scheinbar immer noch nicht verstehen das er da auf die Leiche von Laura blickte, die nur noch aus einer Hälfte bestand und aus der das Blut stromweise zusammen mit Hirn und anderen inneren Organen lief. Thomas, der gerade an der Hangartür ankam, bevorzugte es nicht einzutreten und sich lieber einen Beutel für seinen Mageninhalt zu replizieren und es war ein einziges Wunder, dass keiner der anderen so etwas brauchte. Nathan versuchte hörbar seinen Tränenausbruch zu unterdrücken. Er wollte auf keinen Fall Schwäche zeigen, selbst in dieser Situation. Und dennoch. Welchen Sinn hatte sein ganzes Wirken, wenn nun die einzige Person für die er das alles durchstand nun tot war? Langsam schaffte er es sich von diesem Anblick zu lösen und sah zu Helena. Dann richtete er sich auf und stürmte auf sie zu.
„DU! Das alles ist deine Schuld!“, schrie er sie an, als er sie nach hinten stieß und rückwärts zu Fall brachte. „Ich hätte dich niemals mitnehmen dürfen. Du bist...“, schrie er weiter bevor Jackson seine beiden Arme packte und sich mit Nathan zusammen umdrehte, so dass er nun zwischen Nathan und Helena stand. „Was fällt dir ein? Ich nehme dich mit und du...“
„Halt die Klappe und sperr mal schön die Lauscher auf. Ich kann verstehen, dass dir Laura viel bedeutet hat und ich kann verstehen, dass du jetzt fertig mit der Welt bist, aber Helena kann nichts dafür. Und selbst wenn sie was dafür könnte, würde ich nicht zulassen, dass du ihr was tust. Kapiert? Ich liebe sie und werde sie beschützen, wenn´s sein muss auch vor dir“, sagte Jackson während Helena sich panisch an sein Bein klammerte.
„Nathan, das alles bringt dir Laura auch nicht mehr zurück“, warf Ray, der größten Teils noch froh war, alle seine Körperteile wieder bewegen und fühlen zu können, nun auch noch ein.
„Ihr habt wohl recht. Helena... Vergib du mir, bitte... Du kannst auch nichts dafür. Der einzige der was dafür kann ist Daniel“, sagte Nathan nun wieder viel ruhiger, aber dennoch hörbar hasserfüllt. „Jackson. Wie schnell könnt ihr den Incubus wieder in Stand setzen?“
„Da er dieses Mal nicht ganz so viel abbekommen hat, sollte das relativ schnell gehen. Eine vielleicht zwei Stunden.“
„Gut. In vier Stunden werde ich starten. Und ich will nicht dass mir jemand von euch folgt. Ihr werdet weiter in diesem Eisfeld versteckt bleiben und erst wenn Schilde und Sprungantrieb wieder bereit sind den Nebel verlassen. Wartet dabei nicht auf mich. Wenn ich bis dahin nicht zurück bin, dann haben sie mich erwischt“, sagte Nathan nun bevor er langsam den Hangar verließ. Helena weinte sich schon die ganze Zeit an Jacksons Bein aus, aber dessen Aufmerksamkeit hatte die ganze Zeit Nathan gegolten. Langsam kniete er sich jetzt zu ihr mit einem Bein auf den Boden und hielt ihr die Hand hin um ihr auf die Beine zu helfen. Helena nahm sie nicht. Stattdessen umarmte sie Jackson und weinte sich an seiner Schulter aus. Jackson legte ebenfalls seine riesigen Arme um sie und versuchte sie zu beruhigen, auch wenn er das für unmöglich hielt. Immerhin hatte sie Lauras Ableben direkt mit ansehen müssen und das würde sie sicherlich noch eine Weile verfolgen. Beim Gedanken daran liefen selbst Jackson ein paar Tränen aus den Augen.
„Komm schon. Ich bring dich in dein Quartier“, sagte er dann und trug Helena auf seinen Armen aus dem Hangar. Auf dem ganzen Weg war es völlig ruhig. Nur das Schluchzen von Helena brach diese Stille. „So, da wären wir“, sagte Jackson als er Helena vor ihrem Quartier absetzte und wieder gehen wollte.
„Warte... Geh nicht... Lass mich nicht alleine“, warf Helena ein und starte dann schockiert auf Jacksons linke Hand, die einen leichten Kratzer auf der Rückseite hatte, aus dem jedoch einiges Blut lief. „Oh nein, du bist ja verletzt.“
„Ist nur ein Kratzer. Tut nicht mal weh. Ich hab schon mit viel schlimmerem gearbeitet.“
„Gehst du jetzt wieder an die Arbeit?“
„Werde ich wohl müssen. Besser ich hab das alles schon erledigt, wenn Nathan starten will. Aber ich kann nachher nochmal kommen. Also, wenn du willst.“
„Sicher. Das würde mich sehr freuen“, sagte Helena, bevor sie in ihrem Quartier verschwand und auch wenn gerade jemand gestorben war und es auf die Kosten eines Lebens ging, konnte Jackson dennoch von sich behaupten, dass es ihm gut ging. Gerade weil das Eis zwischen ihm und Helena nun scheinbar gebrochen war.
Schlagartig öffnete sich die Tür der Krankenstation auf der Wall of Chaos und Daniel stürmte herein. Er sah sich mit einer Panik dort um, die man selten bei ihm erlebte, suchte nach Katharina oder nach dem Arzt, der sie behandelte.
„Mr. Daniel Corner. Ich muss dringend mit ihnen sprechen“, sprach ihn plötzlich jemand von der Seite an. Es war der Arzt.
„Fangen sie an.“
„Katharina Valentine hat unzählige Verletzungen und Verbrennungen erlitten. Ich könnte jetzt mit einer Unmenge an Fachbegriffen um mich werfen die sie nicht verstehen, deshalb beschränke ich mich auf das was sie verstehen.“
„Ja Ja Ja Ja. Was ist denn jetzt?“
„Fast jeder ihrer Wirbel ist gebrochen und das Rückenmark ist ab dem Bauch durchtrennt. Die Brüche, Verbrennungen und Inneren Verletzungen sind nicht das Problem. Die kann ich theoretisch regenerieren. Es ist viel mehr das Rückenmark und die Tatsache, dass sie Kontakt mit der Chaos-Energie hatte. Letzteres hat einfach zur Folge, dass ich nicht weiß wie die Standardbehandlungen wirken werden. Es könnte sein, dass sie bereits daran sterben wird. Und selbst wenn ich das hinbekomme, wird sie für den Rest ihres Lebens gelähmt sein.“
„Und das bedeutet?“, fragte Daniel nun schockiert nach.
„Dass es eigentlich völlig zwecklos ist weiter zu machen.“
„Nicht ganz“, warf nun plötzlich Kujiro ein, der drei Konsolen weiter gestanden hatte, aber Daniel nicht aufgefallen war. „Es gibt eine Möglichkeit. Und die ist ihr ein künstliches Rückenmark einzusetzen.“
„In ihrem Zustand würde dieser Eingriff wahrscheinlich zum direkten Tod führen. Ich weigere mich das zu tun.“
„Diese Entscheidung hat alleine Daniel als ihr Freund und unser aller Staffelführer zu treffen“, sagte Kujiro und alle starrten zu ihm. Diese Erwartungshaltung war erschlagend für Daniel und das obwohl er so etwas eigentlich von seinem Vater gewohnt war.
„Wie lange hätte sie noch, wenn sie den Eingriff nicht durchführen?“, fragte er nun nach einiger Zeit der völligen Stille.
„Schwer zu sagen. Aber ich schätze nicht mehr als fünf Monate.“
„Dann tun sie´s.“
„WAS?????“
„Ich will dass sie den Eingriff durchführen. So schwer ist das nicht zu verstehen“, sagte Daniel abschließend bevor er sich langsam auf den Weg zur Tür machte. Dabei kam ihm Drake entgegen.
„Was ist denn jetzt, wie sieht´s aus?“, fragte der ähnlich hektisch.
„Sie werden eine gefährliche Operation an ihr versuchen. Danach wissen wir mehr“, antwortete Daniel unerwartet ruhig. „Drake. Ich möchte dass du mir da draußen sagst, wie es ausgegangen ist.“
„Was soll der Käse denn heißen? Wo willst du hin?“
„Meine unerledigten Dinge zu Ende bringen. Ich gehe auf die Jagd nach Nathan Tate.“
„Daniel, die Schlacht ist vorbei und wir haben verloren. Es macht absolut keinen Sinn, wenn du jetzt da raus gehst um ihn zu töten. Außerdem wäre das noch ein sinnloses Opfer dieser Regierung.“
„Drake. Es gibt nur noch diesen Weg wie ich jemals damit fertig werden kann. Das Universum ist einfach zu klein für ihn und mich. Ab jetzt heißt es entweder Nathan oder ich.“
„Lass mich wenigstens mit kommen.“
„Es gibt keine Mechs mehr mit denen du das könntest. Und außerdem ist das etwas, was ich alleine tun muss. Das ist meine letzte Prüfung. Hierbei entscheidet sich ob ich für ein glückliches Leben mit Katharina würdig bin“, sagte Daniel abschließend bevor er einfach weiter den Gang entlang ging.
„DU HAST SIE DOCH NICHT MEHR ALLE!“, schrie Drake ihm noch nach.
Nathan war gerade unterwegs in sein Quartier als er plötzlich Thomas vor sich fand. Er sah auf den Boden, nicht zu Nathan. Die Arme hingen nach unten, wenn man ihm auch ansah, dass die Muskeln angespannt waren.
„Wieso, Nathan?“, fragte er leise.
„Wieso was?“
„Wieso hast du es nicht fertig gebracht Laura zu beschützen?“
„WAS?!?!“
„Laura hat dich gewählt. Und du lässt sie elend in deinem alten rostigen Schrotthaufen da krepieren!!!“
„WAS?!?!?!?!“
„SAG NOCH EINMAL „WAS“, DU ELENDES STÜCK SCHEIßE, SONST…“
„Sonst was? Tötest du mich? DU?!?!“, sagte Nathan ironisch und sorgte so dafür dass Thomas auf ihn zustürmte und ihm einen Schlag direkt ins Gesicht verpasste, gefolgt von einem Tritt gegen das rechte Knie. Nathan für den das alles zu überraschend kam brach vor Thomas zusammen, der nun eine Waffe zog und sie Nathan an den Hinterkopf hielt.
„Laura hätte mich wählen sollen. Nicht einen Schwächling wie dich. Dann könnte... Dann könnte…“
Thomas versuchte sich hörbar die Tränen zurück zu halten. Aber es war ihm nicht möglich.
„DANN KÖNNTE SIE JETZT NOCH LEBEN!!!“, schrie er aus und drückte die Waffe direkt auf Nathans Hinterkopf. „FAHR ZUR HÖLLE!!!“, schrie er zum zweiten Mal und versuchte den Abzug seiner Waffe zu drücken. Aber er konnte es nicht. Es war wie eine Sperre in seinem Kopf und diese Sperre nutzte Nathan nun um Thomas die Waffe aus der Hand zu schlagen und die ganze Situation umzudrehen. Im Vergleich zu Thomas ließ Nathan jedoch schnell von ihm ab, richtete sich auf und reichte Thomas die Hand.
„Ich kann diese Reaktion verstehen, aber glaub mir, weder ich noch du sind daran schuld. Der einzige der Schuld daran ist, ist Daniel. Daniel Corner. Und glaub mir, der wird diesen Tag nicht mehr überleben.“ sagte Nathan wärend er Thomas wieder auf die Beine half. „Vorausgesetzt du hilfst mir dabei indem du den Incubus schnell wieder in Stand setzt.“
„Das werde ich“, sagte Thomas noch bevor er sich auf den Weg in den Hangar machte.
„Das ist einfach verrückt. Sind sie sicher, dass sie einen ungetesteten Prototypen in ein Gefecht steuern wollen?“, fragte einer der Techniker auf der Walls of Chaos verwirrt und schockiert zugleich.
„Ich hab mir das alles gut überlegt. Das können sie mir glauben“, sagte Daniel, während hinter ihm der Enforcer aus dem Container abgeladen wurde. Die Plane wurde entfernt und gab den Blick auf den Mech frei. Auch wenn er groß war und den Incubus übertraf, war er weniger in die Breite gebaut als andere Mechs es waren. Das Gebilde ähnelte einem Menschen sehr, auch wenn die typischen, insektoiden Designmerkmale, wie die sehr dünnen Gliedmaßen und die äußerst ergonomische Form immer noch vorhanden waren. Am Rücken gingen vier Spitz zulaufende Stangen in X-Form nach hinten und an beiden Schultern, sowie an beiden Hüften des Mechs waren Schwertgriffe zu sehen, ähnlich denen der riesigen Energie-Schwerter von Daniels Aeon. Auf dem Rücken des Mechs, zwischen den vier Stangen-Ausläufern befanden sich zwei Metall-Stäbe, die an die Sensen des Faceless erinnerten. An den Unterarmen waren außerdem zwei eigenartige, kegelförmige Gebilde angebracht und wer genau hinsah konnte außerdem die Einkerbungen in der tiefschwarzen Panzerung erkennen in denen wohl die Energielinien verliefen, die man vom Incubus her kannte. Auf dem Torso stand außerdem wie üblich in weißen Buchstaben „S.O.U.L.“.
„Das ist also der Enforcer“, stellte Daniel fest.
„Also. Laut den Daten hat der Enforcer einen…“
„Danke. Ich brauche keine Einführung. Alles was ich wissen will und muss, erfahre ich wenn ich versuche ihn zu steuern.“
„Aber das ist gefährlich, die Schubkraft ist...“, versuchte der Techniker noch zu sagen, aber Daniel saß bereits in dem Cockpit seiner neuen Maschine. Rote Energielinien erhellten die Maschine. Zeitgleich breiteten sich die vier Heckausläufer nach allen Seiten aus und wenig später begannen unterschiedlich lange Klingengebilde aus Energie an den beiden Ausläufern auf der rechten Seite und aus Feuer auf der linken Seite aus eben diesen heraus zu ragen. Sie erweckten den Eindruck von vier gewaltigen Flügeln in einem ungewöhnlichen Design, dass oben an Fledermäuse oder Flugechsen und unten an Vögel erinnerte. Man konnte dabei beinahe schon von dämonisch und engelsartig sprechen. Das Cockpit schloss sich und einen kurzen Moment blitzten die roten dreieckigen Augen in dem tetraetrisch, aber dennoch abgerundet geformten Kopf der Maschine auf, bevor er sich in die Luft erhob und schlagartig aus dem Hangar beschleunigte.
„Da geht er also hin. Ich hoffe nur, dass er mit der Maschine umgehen kann“, sagte der Techniker noch bevor er sich wieder seinen Reperaturen widmete.
„Hey, sag mal. Ist sein Start überhaupt vom Käpten autorisiert?“, fragte plötzlich einer der anderen und schockierte den Techniker damit völlig, denn genau das hatte er gar nicht gefragt.
Die Arbeiten dauerten gerade einmal eine ganze Stunde, dann war der Incubus wieder völlig gefechtsbereit. Und das obwohl Nathan ihnen vier Stunden Zeit gegeben hatte. Verantwortlich dafür war Thomas, der selten so motiviert an etwas gearbeitet hatte wie an dieser Reparatur, aber auch Jackson hatte dieses gewisse Bedürfnis mit der Arbeit fertig zu werden, damit er sich anderem widmen konnte. Nathan betrat den Hangar, nachdem ihn die Nachricht erreicht hatte. Selten war er so stolz auf sein Technikerteam wie heute. Thomas und Jackson hatten einmal mehr ganze Arbeit geleistet.
„Und was meinst du?“, fragte Jackson.
„Ist ne Weile her, dass dieser Mech so gut in Schuss war“, stellte Nathan fest als er sich auf den Weg zu dem Incubus machte. Dabei ging er genau zwischen Jackson und Thomas durch, welchen er im vorbei gehen lobend auf die Schulter klopfte.
„Willst du nicht lieber warten bis alle da sind?“, warf Jackson nun noch schnell ein.
„Nein. Dann könnte noch einer auf die Idee kommen, mich begleiten zu wollen. Und das hier ist etwas, was ich ganz alleine tun muss“, antwortete Nathan, während er sich ins Cockpit begab. Langsam schloss es sich und die Energie fuhr hoch, bevor Nathan mit vollem Schub aus dem Hangar raste.
„Haben wir uns richtig entschieden ihn gehen zu lassen?“, fragte Jackson noch etwas verwirrt.
„Ich bin dessen sicher. Nathan wird Laura für uns beide rächen und trotzdem zurück kommen“, antwortete Thomas.
„Was machst du jetzt in der nächsten Zeit?“
„Den Sprungantrieb reparieren. Was sonst?“
„Brauchst du mich da so unbedingt?“
„Geh schon, Mann. Geh zu ihr. Ich komm irgendwie klar. Und ich bin der Letzte, der dir Steine in den Weg wirft.“
„Danke, Mann“, sagte Jackson noch schnell, bevor er sich genauso schnell aus dem Hangar begab.
Tatsächlich hatte der Techniker recht gehabt. Der Enforcer war schwerer zu kontrollieren als alle Mechs die Daniel jemals zu vor gesteuert hatte. Die Schubkraft war wahnsinnig. Damit könnte er Schwertschlägen ausweichen, selbst wenn sie aus nächster Nähe und unvorbereitet kämen. Von der Tatsache, dass Nathans Schusswaffen nun völlig nutzlos waren einmal ganz zu schweigen. Daniel fühlte sich in diesem Mech fast wie Gott oder wie Satan, so ganz sicher war er sich darüber noch nicht. Im Endeffekt war ihm das auch egal. Das einzige was zählte war sein Sieg über Nathan. Selbst wenn es auch sein Leben kosten würde. Falls Katharina den Eingriff nicht überstehen würde, wäre ihm das ohnehin egal. Trotz allem konnte Daniel nicht verhindern, dass ihm einige Tränen über das Gesicht liefen bei dem Gedanken daran. Es war nun mittlerweile nicht mehr weit bis zum Nebel. Ab dann war diese Suche eine reine Glückssache. Wobei Daniel sich sicher war, dass ein Titan dieser Ausmaße auch in einem solchen Raumnebel nicht allzu schwer zu finden wäre. So kurz vorher fiel Daniel nun auf, dass er nichts wirkliches über die offensiven und defensiven Fähigkeiten seiner Maschine wusste. Aber eigentlich war ihm das auch egal. Die Maschine war mit einem Driver-System und großen, massiven Schwertern ausgerüstet. Das war alles was er direkt wissen musste. Plötzlich kam etwas aus dem Nebel. Eine Maschine, ein Mech. Genauer gesagt, der Incubus. Der Mech, den Daniel die ganze Zeit gejagt hatte. Einige Meter davor stoppte Daniel ab. Und auch Nathan ließ sich Zeit damit einen ersten Schritt zu tun. Er war überrascht von der Maschine, die er da vor sich sah. Identifizierte sie jedoch an Hand der weißen Aufschrift direkt als Feind. Eventuell sogar als Daniel und als sich auf beiden Seiten Kommunikations-Fenster öffneten, war Nathan sich endgültig sicher. Beide hatten sie einen Blick, der Willensstärke und Hass in seiner reinsten Form zeigte. Dieser Kampf würde gewiss nicht einfach. Ganz und gar nicht und das für keinen von beiden. Das letzte Zusammentreffen war nun gekommen. Endgültig. Dessen waren sich sowohl Nathan, als auch Daniel sicher.