Nachdem das allgemeine Chaos beendet und die Inventur und Personenzählung vorgenommen worden war, stellte sich sehr bald heraus, dass Thomas nicht unter den Leuten war. Der Lucifer war ebenfalls nicht im Bestand zu finden. Insgesamt ließ das nur einen Schluss zu. Thomas war in dieser Schlacht umgekommen. Getötet von diesem eigenartigen Racheengel. Und bereits auf den ersten Blick zeigten sich die Folgen, denn die Reparatur-Teams waren ohne Thomas, der ein Fachmann war, völlig aufgeschmissen. Nichts ging mehr voran, weil niemand mehr da war, den man fragen konnte, wenn man etwas nicht verstand. Nathan sah sich ebenfalls überfordert und zusätzlich zu alle dem wurde er wenig später von Drake gerufen. Drake war derjenige, der sich einfach nicht mit den Tatsachen abfinden konnte und wollte und immer noch nach Thomas suchte, obwohl der Fall völlig klar war.
„Was wolltest du mir zeigen?“, warf Nathan ein als er den Analyseraum der Blaze Luminous betrat. „Mach´s bitte kurz, ich werd dauernd mit Fragen bombardiert.“
„Schon klar. Siehst du das?“, fragte Drake dann und aktivierte einen Holoprojektor, der die Schlacht zeigte.
„Das ist die Schlacht, die wir geführt haben.“
„Fällt dir bei dieser Szene, die hier in einer Dauerschleife läuft nichts auf? Gut, dann zeig ich´s dir“, sagte Drake als er die Vergrößerung aktivierte und nun einen bestimmten Teil der Schlacht zeigte. Dann richtete er seinen Finger auf eine bestimmte Stelle. „Hier. Siehst du das?“
„Das sind Thomas und die komische Tussi und eine Explosion.“
„Und dann treiben die Wracks einfach ab.“
„Aber das würde ja heißen, dass Thomas immer noch irgendwo da draußen ist.“
„Das ist was ich denke. Ich hab auch schon diverse Planeten ausgesucht, die nach der Flugbahn zu urteilen und der Zeit die wir hier schon rum sitzen, in Frage kommen.“
„Ich geb´s an Jakob weiter. Du und Kujiro machen die Nightmare startbereit. Wenn Thomas noch irgendwo da draußen ist, werden wir ihn finden.“
Thomas fand sich in einem völlig zerstörten Mech-Cockpit mit dem Rücken auf den Boden gerichtet und mit stärkeren Kopfschmerzen wieder. Er hatte noch ein paar Probleme sich an das Vergangene zu erinnern. Er konnte sich jedoch an die Explosion und seinen Sieg erinnern. Aber wo war er nun genau? Thomas krabbelte aus dem verbogenen Cockpit heraus und musste zu aller erst sein Gesicht mit den Händen schützen. Diese Helligkeit einer Sonne war einfach im ersten Moment zu viel für ihn. Erst nach und nach begann sich das Licht zu Umrissen zu formen und ihm einen Blick auf die Umgebung zu ermöglichen. Thomas war auf einem Planeten abgestürzt, der offensichtlich eine Sauerstoffatmosphäre und eine dichte beinahe tropische Vegetation besaß. Ob es hier gefährliche Raubtiere gab? Sehr wahrscheinlich, dachte Thomas sich als er sich wieder seinem Mech zuwandte, der wirklich nur noch aus dem Torso bestand. Es gab keine Hauptenergie mehr und selbst dann, das wusste selbst jemand wie Thomas, würde er es niemals ohne fremde Hilfe von diesem Planeten schaffen. Er war nun definitiv gestrandet. Nun ja, nicht ganz. Es gab immer noch das Notfallequipment, dass im Cockpit verstaut war und neben einem Peilsender, wirklich alles enthielt was Thomas oder jemand anderes zum Überleben brauchte. Man konnte fast sagen, dass Thomas ein halbes Quartier dabei hatte. Nachdem er es aufgebaut hatte, begann Thomas sich ein wenig umzusehen und begann sich durch die dichte Bewaldung zu kämpfen bis er einen Hügel fand, hoch genug um ihm möglicher Weise eine Übersicht über das Gelände zu geben. Auch wenn die Aussicht fantastisch war, blieb Thomas nicht die Zeit sich damit allzu lange zu befassen. Er begann nach Wasserquellen zu suchen und versuchte sich einen Überblick über die örtliche Fauna zu machen. Er musste einfach sicher sein, dass ihn am nächsten Tag nicht eine 20m hohe Killerechse aufwecken würde. Plötzlich konnte er Schritte hören. Nicht wie die eines Tieres. Eher wie die eines Menschen.
„Willst du mich echt abstechen?“, fragte Thomas als er sich umdrehte und Katharina mit einem Kampf-Messer hinter sich sah. Sie schien zu wissen wo es eine Wasserquelle gab. Zumindest deuteten ihre nassen Haare darauf hin, dass sie nicht das Glück gehabt hatte wie Thomas auf dem Land abzustürzen.
„Halt´s Maul“, antwortete sie ihm wutentbrannt, als sie dazu noch eine Energie-Pistole zog und auf Thomas richtete. „Schade. Dich mit dem Messer zu massakrieren hätte mir wirklich viel mehr Spaß gemacht. Naja, hat nicht sein sollen.“
„Benutz doch mal dein Hirn. Wir sind hier in einer Pattsituation. Wir sitzen hier beide fest und müssen darauf warten, dass uns jemand abholt“. sagte Thomas bevor Katharina ihn unterbrach.
„Erzähl mir nichts vom Hirn, du elendes Stück Crematoria-Dreck. Du hast doch noch nie eine Schule von innen gesehen.“
„Typisch für Soldaten, dass sie dich beleidigen, wenn ihnen die Argumente aus gehen“, sagte nun Thomas während er langsam einen Schritt nach dem anderen tat und auf Katharina zuging.
„HALT´S MAUL!!! UND BLEIB DA STEHN!!!“, schrie sie ihn an, aber Thomas blieb nicht stehen, er wusste nun genau, dass sie nicht halb so brutal war, wie es andere Soldaten von SOUL waren. Ein anderer hätte ihn wahrscheinlich schon längst getötet und ausgeraubt.
„Was macht jemand wie du in der Armee von SOUL?“
„WAS ICH DA TUE? RACHE AN LEUTEN WIE DIR NEHMEN!!!“
„Rache? Du kannst ja nicht mal mich erschießen.“
„HALT´S MAUL!!!“, schrie Katharina nun wieder und drückte Thomas, der ihr nun ganz nahe war direkt die Waffe an den Kopf. „Nur, dass du´s weißt. Ich hab so viele Verbrecher getötet, dass ich sie nicht mal mehr zählen kann. Und du bist der nächste. Fahr zur Hölle“, sagte sie dann, bevor sie den Abzug drückte. Thomas hatte dabei jedoch ohne, dass sie es gemerkt hatte die Pistole gepackt und zur Seite geschoben, so dass der Schuss ihn verfehlte. Dann bog er ihren Arm nach oben und packte den anderen Arm als Katharina versuchte ihm das Messer durch den Bauch zu rammen. Körperlich war sie Thomas definitiv nicht gewachsen und das merkte Katharina sehr schnell. Aber spätestens als Thomas ihr beide Waffen aus der Hand riss, war ihr klar, dass sie im direkten Kampf nichts gegen ihn ausrichten konnte. Um weiteren Angriffen von ihr vorzubeugen trat Thomas zwei Schritte zurück und richtete nun seinerseits die Waffe auf sie.
„So und jetzt schön vorwärts Marsch, wie sie beim Militär immer sagen. Du kommst jetzt mit mir“, sagte er dann.
Es hatte seine Zeit gedauert, aber Jakob hatte die Nightmare mit einem verbesserten Sensor nachgerüstet, der es ermöglichte die Signale eines Mechs auch über höhere Entfernungen zu erkennen. Das Schiff selbst hatte nun eine mehrfache Kennung, die es eigentlich tarnen sollte. Ansonsten war das Schiff bereit zum Start. Drake und Kujiro warteten nur noch auf Nathan.
„Startet das Schiff. Ich werde nicht mit kommen“, sagte er schnell, als er den Hangar betrat.
„Wieso das denn?“, warf Kujiro ein.
„Ich muss mit Jakob zusammen Rede und Antwort stehen und darauf achten, dass die Reparaturen irgendwie laufen.“
„Oh, verstehe…“, antwortete Drake. „Dann viel Erfolg dabei“, setzte er mit einem gewissen Sarkasmus nach.
„Nein. Ich wünsche euch viel Erfolg und Jakob genauso“, sagte Nathan hörbar unglücklich und verließ den Hangar wieder, während Drake und Kujiro in das Schiff stiegen und starteten. Nach einigen Kilometern aktivierte Drake einen Autopilot und lehnte sich entspannt zurück.
„So, damit hätten wir den Kurs eingegeben und sind unterwegs“, sagte er und Kujiro reagierte nur mit einem „Jop“ darauf. „Hey, Mann, wieso so schweigsam? Das bist du doch sonst nicht, Alter.“
„Naja, ich achte eben lieber auf die Anzeigen.“
„Da fällt mir ein, dass du der einzige hier bist von dem ich zwar fast alles aus der Gegenwart, aber so gut wie gar nichts aus der Vergangenheit weiß“, stellte Drake nun fest, oder er tat zumindest so als ob er es gerade festgestellt hatte.
„Meine Vergangenheit ist eine deprimierende und langatmige Geschichte.“
„Whatever, Mann. Wir werden hier noch ein paar Stunden fliegen und schlimmer als die von Jakob, Nathan oder Ray kann´s auch nicht sein. Komm schon, Mann. Ich kenn dich seit wir auf der Kaskadia unterwegs waren und du hälst dein Leben geheim, als wärst du sowas wie ein Serienkiller.“
Thomas hatte sie in seine Notfallunterkunft gebracht, wo sie sich still in eine Ecke gesetzt hatte, während Thomas sich um Dinge wie die Energieversorgung seines momentanen Heims kümmerte. Katharina blieb an der selben Stelle sitzen und sagte nicht einen einzigen Satz während Thomas arbeitete.
„Willst du mich nicht langsam mal fesseln?“, fragte sie dann als Thomas fertig war.
„Was würde das bringen? Du bewegst dich auch so keinen Milimeter.“
„Was dir das bringen würde? Sicherheit.“
„Sicherheit gibt es nie im Leben. Das hab ich zwei Mal erfahren dürfen“, sagte Thomas während er an den Replikator trat und zwei Essensrationen heraus nahm. „Hier nimm das“, sagte er und hielt Katharina eine der beiden Essensrationen hin.
„Ich und Essen annehmen von einem Verbrecher?“
„Ich denke, wenn du länger hier bist, wirst du feststellen, dass ich auch nur ein Mensch bin wie viele andere auch. Und jetzt nimm und iss das, bevor´s wieder kalt ist.“
Katharina sah verwirrt zu Thomas nach oben. Dann nahm sie ihm den Teller ab.
„Wirst du mich töten, wenn ich mich zum Essen aufrichte?“, fragte sie dann.
„Auch wenn das viele von uns denken mögen und es vielleicht auf manchen in unserem Team zutreffen mag, bin ICH kein Schlächter. Ich baue Sachen auf und bewahre sie und beschütze so die Menschen die mir wichtig sind“, antwortete Thomas ihr als er sich an den Tisch im Raum setzte. Dann deutete er mit der Hand auf einen Sitzplatz am anderen Ende des Tisches. Noch etwas unsicher kam Katharina nun aus der Ecke hervor und setzte sich dorthin. Dann begann Thomas zu essen und Katharina tat es ihm nach und nach gleich, auch wenn sie immer darauf achtete was Thomas tat. Schließlich wusste sie nicht genau ob er nicht jeder Zeit eine Waffe ziehen und sie erschießen würde.
„So, es ist Zeit ein paar Regeln klar zu machen“, sagte Thomas als er fertig war. „Du hast hier die volle Bewegungsfreiheit, du kannst gehen wohin zu willst. Allerdings behalte ich alles, was du an Werkzeugen als Waffen gegen mich einsetzen könntest unter Verschluss und werde es dir nur unter meiner Aufsicht überlassen.“
„Willst du mich zur Sklavin umerziehen?“
„Nein. Es geht mir um meine körperliche Unversehrtheit dabei.“
Tatsächlich schien das System von Thomas gut zu funktionieren. Zumindest so lange Thomas wach war. Nachts wenn er schlief, bestand durchaus die Gefahr für ihn, dass Katharina ihm die Waffen, die er ihr zuvor abgenommen hatte, wiederum stehlen könnte. Und die Verlockung war definitiv gewaltig. Dennoch verzichtete sie darauf und zog es vor irgendwie mit der Situation zurecht zu kommen. Bald würde ein Rettungsteam von ihren Leuten kommen und sie vor diesem Thomas Dorn retten. Dessen war sie sich ganz sicher. Kane würde sicherlich nichts unversucht lassen um sie zu finden und zurück zu holen. Immerhin war sie ja „seine bezaubernde Schülerin“, wie er sie nannte.
„Mr. Willson. Endlich erreichen wir sie…“, sagte der momentane Kommandant der Fallen als er Kanes Gesicht auf dem Bildschirm vor sich sah. „Die Fallen befindet sich im Orbit des Planeten Gamma 4 im System 452. Und wir haben dort Reste des Faceless, sowie eines Feindmechs gefunden. Auf der Oberfläche befinden sich definitiv zwei Lebenszeichen. Erbitten weitere Anweisungen.“
„Bombardieren sie die Oberfläche“, sagte Kane völlig ohne jedes wirkliches Interesse an der Situation.
„Aber Mr. Willson. Ihre Freundin ist doch dort unten“, stellte der Kommandant schockiert fest.
„Sie ist nicht meine Freundin. Und jetzt führen sie ihren Befehl aus“, antwortete Kane als er die Verbindung unterbrach. Noch etwas Überrascht von der Situation gab der Kommandant den Befehl weiter. Es dauerte keine zwei Minuten bis die Fallen mit der Bombardierung durch Plasma-Kanonen begann. Die Einschläge und Explosionen rissen sowohl Katharina als auch Thomas aus ihrem Schlaf. Katharina war die erste, die aus dem Haus stürmte. Thomas folgte nur wenig später. Schockiert sah sie auf die Landschaft, die von den einschlagenden Plasma-Projektilen nach und nach zerstört wurde. Und nicht nur das. Die Projektile kamen immer näher und drohten sie beide auszulöschen.
„Los komm! Wir müssen hier weg!“, rief Thomas als er Katharina an den Schultern packte und dann am Arm hinter sich herzog. Eines der Einschlagenden Plasma-Projektile traf die Notfallunterkunft und die Explosion verteilte die Bruchstücke in der gesamten Landschaft. Katharina sah sich kurz um und wurde dann von Thomas weiter gezogen. Immer weiter kämpfte er sich durch die Vegetation, während Plasma-Explosionen neben und hinter den beiden ganze Teile des Bodens ausrissen und wegschleuderten.
„Schnell, da rein!“, rief Thomas und deutete auf eine Höhle in einem Berg, bevor er Katharina vorschickte und selbst schnell eintrat. Katharina setzte sich schnell in eine Ecke und machte sich so klein wie es ihr möglich war, während die Plasma-Ladungen in den Berg einschlugen und dort ganze Teile ausrissen, welche sich dann als einziger Geröllhaufen vor dem Ein- und Ausgang platzierten und ihn versperrten. Die Explosionen stoppten schlagartig und das Plasma-Feuer startete auch nicht mehr wieder. Nachdem dies eindeutig war begann Thomas sich um Licht und Wärme zu kümmern indem er aus allem brennbaren was er in der Höhle fand ein Feuer machte.
„Was war das?“, fragte er dann.
„Ein Orbitales Bombardement. Eine Taktik von unseren Truppen und nur von denen eingesetzt“, antwortete ihm Katharina.
„So viel zur Hilfe von deinen Leuten.“
„Aber... Kane muss doch nach mir suchen lassen, oder etwa nicht?“
„Sieh´s endlich ein. Den interessiert nur sein Machtübergriff. Du bist ihm echt scheißegal“, antwortete Thomas und Katharina brach in Tränen aus. Ihr gesamtes Weltbild wurde in diesem Moment zerstört. Sie hatte sich getäuscht in allen und allem.
„Töte mich... Bitte…“, murmelte sie.
„Ich hab dir schon mal gesagt, dass ich kein Schlächter bin“, antwortete Thomas während er sich in die Ecke auf der anderen Seite setzte. „Das Leben ist schon hart irgendwie. Wir alle haben irgendwie ein Päckchen Scheiße mit uns rumzutragen. Ich hab in diesen Kämpfen zwei Personen verloren die mir wichtig waren. Darunter einen Freund, der mir schon wie mein großer Bruder geworden war.“
„Wer war die andere Person?“
„Ein Mädchen für das ich irgendwie was übrig hatte. Naja, war schon komisch irgendwie. Das ganze hatte sowieso nie auf Gegenseitigkeit beruht. Jemand anders hat sie abbekommen kurz vor ihrem Ende, an dem dieser Daniel Corner schuld ist indem er damals den kleinen unbewaffneten Frachter in dem sie war hat beschießen lassen.“
„Daniel war mein Freund und er konnte nichts dafür. Ich war es, ich hab in meiner Panik um mich gefeuert.“
„Wie jetzt? Freund wie fester Freund oder was?“
„Er war der einzige Mensch den ich jemals geliebt habe. Und Nathan Tate hat ihn mir genommen.“
„Genauso, wie du ihm den Menschen genommen hast, den er geliebt hat.“
„Irgendwie führt Rache nur zu noch mehr Rache“, stellte Katharina plötzlich fest und Thomas nickte das ganze ab.
„Thomas Dorn“, stellte er sich dann plötzlich vor.
„Katharina Valentine“, antwortete sie ihm und beide reichten sich damit die Hände. „Wie lange werden wir hier drinnen bleiben können?“
„Keine Ahnung. So lange der Sauerstoff ausreicht und wir Nachts nicht erfrieren. Wenn wir die Nacht überleben schätze ich noch einen halben Tag“, antwortete Thomas ihr sehr zu ihrem missfallen. Eine Zeit lang war es dann völlig still. Beide starrten sie auf das Feuer in der Mitte, dass auch den räumlichen Abstand zwischen den beiden darstellte.
„Ich kann nirgendwo mehr hin“, stellte Katharina dann deprimiert fest. „Egal wohin ich gehe, man wird mich hinrichten.“
„Nicht überall“, sagte Thomas und Katharina sah zu ihm. „Komm mit zu uns. Du bist jetzt genauso eine Ausgestoßene des Systems wie die anderen auf unseren Schiffen auch.“
„Meinst du wirklich, dass das geht nach allem was ich getan habe?“
„Shiro, Aimi, Drake und Kujiro sind alle auch dabei, trotz der Dinge die sie getan haben. Ich denke daher nicht, dass irgendetwas dagegen spricht. Und selbst wenn Nathan etwas dummes versucht, werde ich auf dich aufpassen.“
„Ich… Ich danke dir“, schluchzte Katharina. Danach begann sie sich ein wenig über Persönliches auszutauschen. Und während die beiden sich unterhielten wurde es draußen Nacht und die Temperatur kühlte schnell ab. Katharina sackte immer mehr in sich zusammen. Versuchte sich mit ihrem eigenen Körper aufzuwärmen. Thomas legte seine Jacke ab und richtete sich auf. Dann trat er langsam zu ihr rüber und legte ihr die Jacke über die Schultern.
„Und du?“, fragte sie ihn dann.
„Ich werd schon irgendwie zurecht kommen“, antwortete Thomas ruhig. Als er sich wieder von ihr entfernen wollte packte sie ihn an der Hand und hielt ihn bei sich, zwang ihn auf diese Weise sich sehr bald hinzusetzen. „Was soll das denn?“, fragte er verwirrt.
„Ich hab ne bessere Idee“, antwortete Katharina ihm, bevor sie sich mit dem Rücken an Thomas schmiegte und seine Arme um sich legte. Auf diese Weise wärmten sie sich gegenseitig durch die Nähe und bei Thomas kam noch dazu, dass er nicht sehr oft ein so schönes Mädchen in den Armen hielt, was bei ihm zusätzlich für Wärme sorgte.
„Und wie ist das?“, fragte Katharina als sie ihren Kopf zu ihm gedreht hatte.
„Auf jeden Fall hält es warm“, antwortete Thomas ihr verlegen. Jetzt galt es nur noch zu hoffen, dass Thomas´ Leute die beiden finden und retten würden, bevor sie an Luftmangel sterben würden.
Mittlerweile war es wieder dunkel in der Höhle. Das Feuer war aus gegangen und das Geröll lag immer noch im Weg. Sowohl Thomas als auch Katharina hatten die Hoffnung auf Rettung bereits aufgegeben und warteten lediglich auf ihren Tod. Plötzlich krachte es jedoch und die Gesteinsbrocken, die den Ausgang blockierten zerfielen in kleinere und rollten so weit voneinander, dass ein kleiner Durchgangsbereich geöffnet wurde. Durch diese Öffnung trat nun Drake. In der Höhle fand er Thomas liegen. Und neben ihm, in seinen Armen lag Katharina.
„Komm ich irgendwie in nem schlechten Moment?“, fragte er dann mit einer gewissen Ironie, wohl wissend, dass die beiden wohl nicht mehr allzu lange in der Höhle überleben konnten.
„Schon irgendwie“, antwortete Thomas als er sich aufrichtete und nach draußen ging, wo er sich zuerst einmal ausstreckte. Drake sah derweil zu Katharina, die ihn lediglich die ganze Zeit verlegen anlächelte und dann mit „Hi, Drake“ grüßte.
„Jetzt echt mal. Wir schuften uns hier den Arsch ab um dich zu finden und du vergnügst dich mit ner Frau“, sagte Kujiro als er die Nightmare verließ.
„Hat sich eben einfach so ergeben“, antwortete Thomas ihm verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.
„Was auch immer, Mann. Du musst mitkommen. Ohne dich bricht auf der Eternal Darkness das große Chaos aus“, warf Drake ein.
„Ich gehe nicht ohne Katharina“, antwortete Thomas dann eindringlich.
„Mach doch was du willst“, sagte Drake dann nachdem er Katharina noch einmal recht hasserfüllt angesehen hatte.
„Das tu ich sowieso“, antwortete Thomas und dann rief Kujiro nach Drake. Er sollte dabei helfen die Mech-Reste zu bergen. „Komm schon“, sagte Thomas dann zu Katharina und steckte bittend seinen Arm zu ihr aus.
„Ich weiß wirklich nicht ob das so eine gute Idee ist“, antwortete sie ihm, eingeschüchtert durch den Blick von Drake.
„Hast du ne Bessere?“, warf Thomas dann ein und Katharina dachte einen Moment nach. Dann trat sie einige Schritte vor und nahm Thomas´ Hand, bevor sie beide in die Nightmare stiegen. Während dessen kümmerten sich Drake und Kujiro weiter um die Mech-Bergung. Drake hatte eine Art Fangstrahl von der Nightmare auf die Reste des Lucifers gerichtet und zog ihn so in den Laderaum der Nightmare.
„Den da sollten wir auch mitnehmen“, sagte Kujiro und deutete auf das Zeichen eines Signals auf seinem PDA, welches wohl den Faceless bezeichnete.
„Was hälst du davon, dass Katharina jetzt doch zu uns kommt?“ fragte Drake nach einer Weile, während sie zusammen schon einmal den Fangstrahl neu einstellten.
„Keine Ahnung. Es wird sich zeigen, ob das wirklich ihr ernst war oder ob sie Thomas und uns alle nur für diesen Kane Willson infiltrieren soll“, antwortete Kujiro als er die letzten Einstellungen an dem Fangstrahl vornahm und dann mit Drake die Nightmare betrat. Langsam hob sich das Schiff in die Luft und schwebte dann bis zu einem Fluss wo Kujiro den Fangstrahl aktivierte und den Rest des Faceless ebenfalls aus dem Wasser, in den Laderaum zog. Dann schlossen sich alle Türen und das Schiff erhob sich ins All.
Drake hatte nicht übertrieben. Auf beiden Schiffen war das reinste Chaos ausgebrochen. Nathan und Jakob waren völlig überlastet mit den Fragen der anderen Team-Mitglieder. Meist waren es einfache Fragen, wie „Was bewirkt diese Taste?“ oder „Wie wechsle ich die Batterie meines PDAs aus?“. Und das war meist zu viel für Jakob und Nathan. Beide fragten sich immer mehr wie Thomas und früher auch Jackson das ausgehalten hatten. Und dann kam der Lichtblick. Die Nightmare kehrte zurück. Sowohl Nathan als auch Jakob stürmten förmlich in den Hangar und sahen das Schiff ankommen. Zuerst stiegen Drake und Kujiro aus und dann zur Freude aller auch Thomas. Die Freude verflog bei Nathan allerdings ganz schnell wieder als er sah wen Thomas an der Hand hinter sich her zog.
„Du hast es also zurück geschafft“, sagte Ray, der ebenfalls da war.
„Jap und ich bin echt froh wieder hier zu sein“, sagte Thomas, der nun tatsächlich wieder die reinste Lebensfreude ausstrahlte.
„Was fällt dir eigentlich ein?“, fragte Nathan nun hörbar wutentbrannt. „Was fällt dir ein dieses Stück Mist von SOUL zu uns zu bringen, dass zuvor versucht hat uns alle zu töten?“
„Sie ist eine Ausgestoßene. Wie wir auch.“
„Schwachsinn. Zuerst war sie Daniels Schlampe und nachdem das nicht hingehauen hat, ist zu Kane gegangen. Ray, deine Waffe. Gib sie mir“, sagte Nathan dann wieder ruhig und da Ray nicht reagierte, nahm Nathan sich einfach von ihm was er wollte. Dann richtete er das Plasma-Gewehr auf Katharina. Noch während Nathan das Tat platzierte Thomas sich vor ihr.
„Das wirst du nicht tun. Nur über noch eine Leiche. Über meine Leiche“, sagte er. „Und ich weiß, dass du auf mich angewiesen bist.“
„Schwachsinn. Frustrierte Werftarbeiter findet man fast überall.“
„Dann kannst du´s ja ohne schlechtes Gewissen tun.“
„Geh mir aus dem Weg“, rief Nathan dann nach einer Weile der Bedenkzeit. Aber Thomas bewegte sich nicht. „Drake, Kujiro, Ray, Jakob. Irgendwer soll mir diesen Idioten aus dem Schussfeld schaffen“, setzte er dann nach, aber keine der genannten Personen reagierte auf die Anweisung. Katharina klammerte sich während dessen an Thomas. Sie hatte Angst, dass jemand tatsächlich die Anweisung ausführen würde. Bei SOUL hätte sich längst jemand dafür gefunden.
„Seit der Sache mit Laura bist du völlig neben der Spur Nathan. Vielleicht fällt dir das langsam mal auf“, sagte Thomas dann.
„Halt´s Maul. Oder ich schwör dir ich lass mich lieber von den anderen nerven als dich weiter leben zu lassen“, schrie Nathan ihn an.
„Genau das mein ich. Du bist aggressiv, drohst und lässt hinrichten. Die Leute von SOUL können auch nichts dafür, genauso wenig Daniel. Und auch Katharina hier konnte dafür nichts. Es war alles ganz einfach nur ein Unfall“, sagte Thomas weiter und Nathan nahm den Gewehrlauf und schlug ihn einmal mit aller Kraft Thomas gegen den Kopf. Katharina schrie einmal schockiert auf und auch der Rest der Mannschaft sah schockiert zu den Beiden. Thomas hatte eine blutige Verletzung am Kopf, aber es schien ihn nicht weiter zu interessieren.
„Ich entscheide alleine was es war, denn ich hatte eine weit nähere Beziehung zu Laura als du sie sogar in deinen Träumen je erreicht hättest. Und jetzt geh mir aus dem Weg und lass mich diesen Abfall in meinem Hangar beseitigen. Und wenn du nicht gehst, werden dich die anderen hier zwingen. NA LOS! TUT ENDLICH WAS!!!“
„Nein, lasst es. Nathan weiß nicht was er macht.“
„Überlegt doch mal, wer hat euch aus eurer schlechten Situation als Verfolgte und aus dem Gefängnis geholt und zu sich genommen? Wer hat das hier alles aufgebaut? Wem verdankt ihr das alles? Und jetzt schafft mir Thomas aus dem Schussfeld.“
Wutentbrannt schleuderte Nathan das Gewehr in die Ecke, als niemand seinen Befehl ausführen wollte. Dann packte er Thomas am Hals.
„Das wird dir noch leid tun“, drohte er dann und schleuderte ihn nach hinten, bevor er den Hangar verließ. „Ich sehe ihr alle habt entschieden. Fein. Dann bleibt diese Hure eben da. Aber wenn sie uns alle hintergeht, wenn sie dich nur ausnutzt, Thomas, dann heult mir alle nicht hinterher die Ohren voll“, kommentierte er im Gehen.
„Da mach ich mir keine großen Sorgen drüber“, murmelte Thomas, der nun vor Erleichterung in sich zusammen sackte.
„Du bist verletzt“, stellte Katharina noch schockierter fest, als sie ohnehin schon war. „Wieso hast du das alles auf dich genommen?“, fragte sie dann Tränen aufgelöst, während sie, genau wie sie damals bei Daniel getan hatte, mit einer Art Tuch die Verletzung abtupfte.
„Weil ich es versprochen hatte, erinnerst du dich?“
„Das war ich doch gar nicht Wert. Das war ich wirklich nicht wert.“
„Das ist nicht wahr. Und genau dadurch beweist du das. Ich für meinen Teil würde sogar für dich sterben. Und ich denke für das Team hier werden deine Kampfkünste eine weitere Bereicherung sein. Dessen bin ich mir sicher“, sagte Thomas noch bevor Katharina ihm um den Hals fiel, ihn so fest umarmte wie sie konnte und sich an seiner Schulter ausweinte. Tränen der Erleichterung und der Freude.
Trotz Nathans beinahe bösartigen Verhaltens Katharina gegenüber begann sie sich schnell in der Welt dieses kleinen aber nicht zu unterschätzenden Wiederstandes zurecht zu finden. Ähnlich wie Drake damals begann auch sie sich zu fragen, weshalb sie nicht schon viel früher übergelaufen war. Keine strengen Militärordnungen, sei es in Kleidungsfragen, sei es im Lebensstil, im Umgang miteinander oder in den Arbeitszuteilungen. Dazu stellte sich Thomas einmal mehr als ein wunderbarer Mensch raus, der sie trotz allen Wiederständen manch anderer, immer wieder mit zu seinen Reparaturarbeiten nahm und so zwangsinvolvierte. Dank Thomas verliefen nun die Reparaturen an der Eternal Darkness beinahe schlagartig und auch die Rebellion-Massenproduktionen wurden schnell wieder aufgenommen und verliefen gut. Dazu begann sich Jakob nun einigen Verbesserungen zu widmen, denn der mitgebrachte Chaos-Driver und dann auch noch mit den anderen Synchronisiert, war eine interessante Errungenschaft für ihn. Sehr bald hatte er Pläne zur Aufrüstung aller Mechs mit diesen Waffensystemen, sowie neue Pläne für die Reste des Faceless und neue Pläne für den Incubus. Als wäre das nicht schon genug an neuer Technologie, beschrieb Katharina ihm dann noch die Waffen, die Apophis auf seinen Schiffen und Mechs eingesetzt hatte. Jakob erkannte sie schnell als „Dark-Matter-Technologie“ und entwickelte ausgehend von der Theorie schnell das „Dark-Matter-Geschütz“, welches er auch wenig später in die beiden Reapers verbaute. Sowohl Thomas als auch Katharina waren zum ersten Mal seit dem Verlust der Menschen die ihnen wichtig waren wieder glücklich. Es gab für Thomas und auch für Drake nur noch ein einziges Problem. Und das war Helena. Seit ihrem Selbstmordversuch, seit ihrer Entlassung von der Krankenstation, hatte man sie kaum noch gesehen. Sie war einfach in ihren Quartierräumen verschwunden. Thomas hatte jedoch noch vor seiner Strandung vorgesorgt und alle spitzen Gegenstände aus dem Quartier entfernt. Während alle dem setzten die beiden Schiffe einen Kurs auf Baldur. Es war nur noch eine Frage der Zeit bis Nathan sich und seine Gruppierung endgültig überall bekannt machen würde. Dessen war er sich sicher. Nicht mehr lange und die neuen Waffen würden sich bewehren. Tod allen Feinden seiner Revolution, dachte er sich als er zu lachen begann.
Katharina hatte also versagt. Alleine beim Gedanken daran musste Kane sich einen Wutausbruch zurück halten, denn sie war auf eine gewisse Weise vielversprechend für seine Pläne gewesen. Dennoch hatte er ihr Versagen bereits lange vorher erahnen können. Was auch immer, dachte Kane sich. Zumindest hatte er eine Weile seinen Spaß mit ihr gehabt. Etwas, was ihm schon lange nicht mehr vergönnt gewesen war. Er begann sich die Blockade die er um Tyr errichtet hatte zu betrachten. Es wäre sicherlich unmöglich, selbst für PAIN dort hindurch zu brechen. In der Schlacht von Baldur würde er sie sich noch einmal in Sicherheit glauben lassen und dann mit der mittlerweile über 1000 Schiffe umfassenden Armee eines der PAIN-Macht und Industrie-Zentren angreifen. Der Plan war perfekt und selbst ein kleiner dümmlicher Haufen aus bunt zusammen gewürfelten Piraten-Clans konnte dort nicht mehr hinein funken. Die waren bereits längst im Abwehr und Angriffsplan berücksichtigt. Plötzlich klingelte es an Kanes Tür und zwei Männer, Kirk Black und Tao Zi Fai, betraten den Raum. Auf Kanes Anweisungen nahmen sie Platz.
„Sie haben uns rufen lassen. Aus welchem Grund?“, warf Tao schnell ein und kam direkt und ohne zu zögern auf den Punkt.
„Aus zweierlei Gründen. Der erste ist, dass ich ihnen beiden neue Ausrüstung überlassen werde. Darunter den Kreuzer Fallen und den Titan „Burning Revenge“. Zusätzlich dazu möchte ich, dass sie beide zwei meiner neuesten Prototypen übernehmen. Den Slayer und den Darklord. Ich denke der Slayer ist besonders auf ihre Vorlieben zugeschnitten Mr. Fai und der Darklord auf ihre Vorlieben Mr. Black“,
„Dann ist es also unser Ziel Baldur zu halten?“, warf Kirk Black schnell und verwirrt ein.
„Nein. Aber ich bin mir sicher, dass mein dümmlicher Bruder dort auftauchen wird. Ihre Aufgabe ist es ihn, seine eventuellen Handlanger und alles was sie sonst noch von ihm finden zu vernichten. PAIN und die Piraten sind absolute Nebensache“, sagte Kane so ruhig wie immer, sehr zur Freude von Kirk und Tao. Beide begannen zu lächeln. Es wurde langsam Zeit, dass sich zwei wahre Elite-Krieger mit diesem Problem befassen würden. Außerdem gab es nun eine Menge Verräter zu eliminieren. Etwas worauf sich der SOUL und der AIR-Chef gleichermaßen zu freuen schienen. „Haben sie das verstanden?“, fragte Kane noch nach.
„Ja, Sir“, antwortete Kirk Black und Tao stimmte ihm zu.