Genre: Thriller, Drama
Laufzeit: 138 Minuten
Von: Antonio Campos
Mit: Tom Holland, Bill Skarsgård, Riley Keough, Jason Clarke, Sebastian Stan, Robert Pattinson, Haley Bennett
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 2020
FSK: Ab 16 Jahren
Netflix hat sich mit dem Film "The Devil All The Time" (dt. "Das Handwerk des Teufels) an einer Romanumsetzung von Donald Ray Pollock versucht, und ist damit trotz einiger Schwächen nicht unbedingt gescheitert.
Trotzdem fällt es mir persönlich schwer, zu beschreiben, warum dies so ist. Schuld daran ist unter anderem eine Schwäche des Films, oder eher zwei. Zum einen die Überlänge, da Campos sich dazu entschied, den Roman nicht zu kürzen, zum anderen aber auch der Aufbau des Films.
Im Roman konzentriert Pollock sich eindeutig auf einen Charakter pro Kapitel und reiß Beziehungen zu weiteren Charakteren, auf die er trifft, an. So wirkt alles strukturiert und nimmt langsam an Fahrt auf. Doch der Film macht dies anders und zeigt beispielsweise gleich zu Beginn mehrere Charaktere, die aufeinander treffen, von denen jeder nachher eine eigene Handlung bekommt. Die ersten 45 - 60 Minuten bilden daher einen sehr schweren Einstieg, da Campo zwischen den zahlreichen Charakteren und auch in der Zeit hin und her springt, um so möglichst alles aus dem Roman zu verarbeiten.
Schon früh im Film wird klar, dass die Bewohner von Knockemstiff und Coal Creek streng gläubig sind. Dieses Thema zieht sich durch den gesamten Film hindurch und ist das große Thema. Denn die vielen, brutalen Taten der Charaktere werden von Menschen begangen, die sich gottesfürchtig zeigen, und das macht den Film schwer verdaubar. So tötet beispielsweise jemand, der vorgibt, Gott zu hören und dessen Willen zu kennen, seine Frau, um sie kurz danach wiederbeleben zu wollen. Mit der kraft Gottes. Jemand anderes opfert den Hund seines Sohnes, um seine Frau vom Krebs zu befreien. Auch Vergewaltigungen im Namen des Herrn werden gezeigt.
Fest steht jedoch: So sehr die Menschen dort auch an Gott glauben und so kräftig sie auch beten, ihnen passiert nichts gutes.
Das wird spätestens auch dann klar, wenn nach dem ersten, völlig verrückten Gottesdienst, Robert Pattinson als heuchlerischer Prediger auftritt und beinahe jedes seiner Worte während einer Predigt so lang zieht, als würde jeder Buchstabe im Wort zehn Mal vorkommen.
Dabei muss ich die Schauspieler und ihre Leistungen, diese verrückten Menschen zu spielen, auf jeden Fall loben. Ich habe jedem von ihnen ihre Rolle voll abgenommen und auch die Beweggründe hinter ihrem Handeln vollkommen verstanden.
Was mir in diesem Film jedoch passierte, war, dass ich ihn mit deutschen Untertiteln schauen musste. Denn jeder Charakter hat einen starken Südstaatenakzent verpasst bekommen, der mal mehr, aber auch mal weniger gelungen ist. So sprechen einige Figuren so undeutlich, dass ich kein Wort von dem verstanden habe, was sie genuschelt haben.
Der Vorteil jedoch, wenn man den Film auf Englisch schaut, ist, dass man in den Genuss der Stimme des Autors Donald Ray Pollock höchstpersönlich kommt. Denn um die ganzen Handlungen miteinander zu verstricken und irgendwie die Übersicht zu bewahren, hat Campo den Autoren als Off-Sprecher eingesetzt. Dieser lockert die gesamte Stimmung des Films, welche durchgehend düstert und bedrückend ist, etwas auf, und hat auch mal ein paar gute Sprüche zu den Situationen der Charaktere auf Lager. Doch auch für die Spannung sorgt er damit, denn er greift auch oft düsteren Geschehnissen vor. Welche genau, möchte ich hier aus Spoilergründen natürlich nicht verraten. Doch seine Ausführungen sorgen dafür, dass viele Szenen eine ganz andere Spannung aufbauen.
Alles in dieser Review zusammenzufassen würde eindeutig den Rahmen sprengen. Kurz zusammengefasst kann ich aber sagen, dass die Schauspieler ihre Rollen wirklich überzeugend spielen und auch die Figuren selbst sehr gut geschrieben wurden. Durch den verschachtelten Aufbau und das lange Ausholen der Story geht die Spannung und Übersicht in den ersten 45 Minuten etwas verloren. Geradliniger und zielgerichteter wird der Film, sobald Tom Holland als jugendlicher Arvin Eugene Russell auftritt. Dann nimmt auch die überlange Geschichte an Fahrt auf und verknüpft die vorher kurz angedeuteten Beziehungen und Handlungsstränge weiter. Trotzdem leider der Film an einer Überlänge.
Auf Englisch ist der Film dank des Autoren als Off-Sprecher wirklich sehr zu empfehlen, genau so empfehle ich aber auch die deutschen Untertitel, da der Südstaatenakzent vieles unverständlich wirken lässt.
Die Handlungen, zu denen die Menschen fähig sind, getrieben durch ihren Glauben an Gott, sind wirklich düstert. Düster beschreibt den gesamten Film wirklich sehr gut, denn die Stimmung schwankt zwischen betrübt bis unheilvoll.
Zusammenfassung der Story:
Knockemstiff, Ohio, mitten im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westen der USA, zwischen dem Zweiten Weltkrieg und dem Vietnamkrieg: Hier wächst Arvin Eugene Russell (Tom Holland) zwischen religiösen Fanatikern, Psychopathen und korrupten Sheriffs auf. Seine Stiefmutter Charlotte (Haley Bennett) leidet an einer schweren Krankheit, ihr Mann, Kriegsveteran Willard (Bill Skarsgård) versucht sie mit okkulten Tricks zu retten. Doch Arvin selbst will nur diesen Ort hinter sich lassen und der Gewalt entkommen. Aber das Serienkiller-Pärchen Carl (Jason Clarke) und Sandy Henderson (Riley Keough), das sein Unwesen treibt, der Sheriff Lee Brodecker (Sebastian Stan) auf der falschen Seite des Gesetzes und der zwielichtige Priester Preston Teagardin (Robert Pattinson) machen das unmöglich. Bald muss Arvin selbst zur Waffe greifen…
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Donald Ray Pollock.