Genre: Thriller, Komödie, Action
Laufzeit: 111 Minuten
Regie: Anders Thomas Jensen
Drehbuch: Anders Thomas Jensen
Mit: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Andrea Heick Gadeberg
Produktionsland: Dänemark
Erscheinungsjahr: 2020
FSK: Ab 16 Jahren
Wow, also der Film hat mich doch ziemlich überrascht!
Nachdem ich eine Kurzbeschreibung zu "Helden der Wahrscheinlichkeit" gelesen hatte, hab ich gedacht, ich würde mir einen klassischen Thriller, vielleicht sogar einen richtigen Actionfilm anschauen, in dem es um das altbekannte Thema "Rache" geht. Zu einem kleinen Teil stimmt es sogar, aber hinter der Fassade steckt einfach so viel mehr, mit dem ich nicht gerechnet hätte.
Dazu muss ich aber sagen, dass ich mich mit den Filmen des dänischen Regisseurs Anders Thomas Jensen nicht auskenne. Mit dem habe ich mich nach dem Film etwas beschäftigt, und wenn ich einige Infos schon vorher gewusst hätte, hätte mich der Film eventuell gar nicht so sehr überrascht. Am Ende bin ich froh, dass ich mich nicht schon vorher schlau gemacht habe.
Wichtig zu erwähnen ist, dass der wahre Kern des Films eigentlich Trauerbewältigung ist. Solltet ihr also gerade selbst vielleicht einen Trauerfall haben oder Ähnliches, müsst ihr selbst entscheiden, ob ihr euch den Film direkt anschauen wollt. Ich kann bestätigen, dass es ganz schön auf die Nerven schlagen kann (wie gesagt, ich wusste nicht, was mich da erwartet), aber der Film geht sensibel mit dem Thema um und zeigt Mittel und Wege zur Trauerbewältigung, ohne sie einem direkt auf die Nase zu drücken. Wirklich sehr großartig gemacht.
Interessant wird der Film vor allem durch seine besonderen Charaktere. Jede Figur hat ihre ganz eigene Art, versprüht im Verlauf der Geschichte einen ganz einen Charme. Doch alle haben etwas gemeinsam: Sie sind durch ihre Vergangenheit auf irgendeine Art und Weise gezeichnet. Vor allem Lennarts Geschichte ist dabei eher weniger was für schwache Nerven, wie sich im Werdegang des Films ganz besonders herausstellt. Doch jeder der Schauspieler schafft es, seine Figur meiner Meinung nach mit viel Liebe zu spielen. Sprich, man nimmt den Schauspielern ihr Werk ab, was schon mal eine Menge wert ist.
Sehr gut umgesetzt finde ich auch, wie Markus als Soldat nach Hause in eine ganz andere Welt kommt und versucht, sich um seine völlig aufgelöste Tochter zu kümmern. Man merkt, wie er es versucht, und dabei in jedes mögliche Fettnäpfchen tritt, das er finden kann. Da fliegen dann auch mal innerhalb der Familie die Fetzen, ganz klar. Und das macht den Film eben auch so authentisch.
Auch der Racheakt ist sehr gut nachvollziehbar. Markus erfährt, dass der Tod seiner Frau wohl doch kein Unfall war, und will sich an den Verantwortlichen dafür rächen. Da kommen Otto und seine "Freunde" mit ihren Fachkenntnissen gerade recht, denn die sind in der Lage, sich in die benötigten Systeme zu hacken und die Informationen zu beschaffen.
Sehr gelungen finde ich auch das beinahe völlig abwesende Mienenspiel von Mads Mikkelsen, das durch den vollen Rauschebart noch bekräftigt wird. So stellt seine Rolle schon einen sehr großen Kontrast zu dem "lebendiger" wirkenden Trio dar, das ihm bei seiner Rache hilft.
Schade finde ich, dass man während des Films nicht noch etwas mehr auf die Titelgebende "Wahrscheinlichkeit" eingeht. Das hätte sicher im Verlauf der Geschichte noch für ein paar lustige oder auch drastische Situationen sorgen können, da vor allem Otto diese ja hätte berechnen können. Im Endeffekt stört es aber auch nicht wirklich, denn die größte Wahrscheinlichkeit im Film ist ja eben, dass der Unfall des Zuges kein Unfall war.
Wenn ihr meine Reviews verfolgt, wisst ihr sicher, dass ich wirklich gerne Action schaue. Wenn die Post abgeht, dann fühl ich mich wohl, so kann ich das wohl am besten beschreiben. Überrascht hat mich, dass ich genau diese Action in einem Film, von dem ich dachte, es wird es Rache-Thriller, gar nicht vermisst habe. Es gibt so drei, vielleicht vier Actionszenen, diese strotzen auch nicht vor Einfallsreichtum oder etwas, das es nie gab. Aber sie reichen für diesen Film völlig aus, zumal sie auch nicht ganz ohne sind. Markus geht nicht zimperlich ans Werk, wenn er dabei ist, die Mitglieder der Rockerbande aus dem Spiel zu nehmen, und auch das Finale finde ich sehr gelungen.
Insgesamt kann ich also sagen, dass er Film mich wirklich sehr positiv überrascht hat. Der Cast ist klasse, die Geschichte lustig und ergreifend gleichzeitig. Durch die "besonderen" Figuren wird es auch nie langweilig.
Zusammenfassung der Story:
Soldat Markus (Mads Mikkelsen) kehrt nach dem Tod seiner Frau bei einem Zugunglück nach Dänemark zurück. Er muss sich nun alleine um die jugendliche Tochter Mathilde (Andrea Heick Gadeberg) kümmern. Dabei will er vor allem eines: Seine Ruhe und ab und zu seine Trauer mit viel Bier runterspülen. Doch er hat nicht mit dem Mathematiker Otto (Nikolaj Lie Kaas), seinem Kollegen Lennart (Lars Brygmann) und dem Hacker Emmenthaler (Nicolas Bro) gerechnet, die eines Tages unvermittelt vor seiner Tür stehen. Die drei sehen nicht gerade aus wie das blühende Leben und scheinen das Pech förmlich anzuziehen, doch sie eint ein großes Talent: Sie können rechnen! Und dabei haben sie eine bahnbrechende Entdeckung gemacht: Laut ihren Berechnungen ist Markus' Frau nicht zufällig gestorben. Vielmehr ist die Entgleisung des Zuges, die das Leben seiner Frau forderte, kein Unfall gewesen. Die Beweiskette der drei Männer, an deren Ende eine Bande namens „Riders Of Justice“ steht, ist eindeutig und weckt die Rachlust von Markus...