Genre: Action, Krimi, Thriller
Laufzeit: 127 Minuten
Von: Kwang-Hyun Park
Mit: Ji Chang-Wook, Eun-Kyung Shim, Jae-hong Ahn
Produktionsland: Südkorea
Erscheinungsjahr: 2021
FSK: Ab 16 Jahren
Action aus Korea, das bedeutet in den meisten Fällen entweder wirklich knallharte Action, oder knallharte Action gepaart mit einer angenehmen Priese Humor. Für mich die beste Mischung, und glücklicherweise hat "Fabricated City" sie perfekt getroffen!
Da mir der Film sehr gut gefallen hat, sich aber immer irgendwo der Wurm mit einzuschleichen versucht, möchte ich den einen negativen Punkt gleich vorweg nehmen: Da es sich bei der Hauptfigur um einen Gamer handelt, wird im Film öfter die Brücke zwischen Gewalt und Videospielen geschlagen. In diesem Zusammenhang wird oft vergessen zu erwähnen, dass es nicht die Spiele (alleine) sind, die einen Menschen gewalttätig werden lassen. Oftmals spielen das reale Umfeld, mögliche Ausgrenzung und psychische Störungen dazu, dass die Gewaltbereitschaft immer weiter ausgeprägt wird, bis die betroffene Person zu realen Taten schreitet. Auch für einen "Gamer" ist Gewalt nicht die einzig mögliche Lösung im realen Leben.
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei der Hauptfigur Kwon Yu um einen Gamer. Der Film beginnt mit einer sehr gut gelungenen Actionszene. Kwon Yu als Captain und sein Team "Ressurected" müssen sich durch eine Horde von Feinden schießen und am Ende eine Bombe entschärfen. Der gesamte Anfang ist auf richtige Action getrimmt, zeigt Kwon Yu als eine Art Helden, der sich auch zehn Gegnern gleichzeitig alleine entgegenstellt und siegreich aus dem Gefecht herausgeht. Dabei werden die Gegner kreativ effektiv aus dem Weg geräumt, bis er am Ende doch von der Übermacht überrannt und getötet wird.
Aber da schwenkt die Szene, die Kamera fährt aus dem Monitor und zeigt Kwon Yu in einem Internetcafe. Die Runde ist trotz seines Verlustes gewonnen, das Spiel beendet. Ich mochte diesen Wechsel sehr, denn man sieht sofort, dass es sich bei Kwon Yu eben nicht um einen knallharten Helden handelt, sondern um einen Jungen, der eben gerne spielt. Und während er sich mit seinen Teammitgliedern im Chat unterhält, zeigt sich, dass er sich auch gerne persönlich mit ihnen treffen würde, jedoch sein Geld dafür hinten und vorne nicht reicht. Und wie ein "wahrer" Gamer ist er natürlich genervt, als seine Mutter ihn anruft und fragt, ob er nicht zuhause die Gasleitung zudrehen könne, weil sie im Krankenhaus eine Nachtschicht schieben muss. Doch der Anruf danach bringt den Stein von schrecklichen Ereignissen erst wirklich ins Rollen.
Ich finde, der Film schafft den Sprung von wirklich guter Action zu dem ruhigen Moment, der der ausschließlich mit Kwon Yu beschäftigt, wirklich gut. Dadurch bekommt man ein Gefühl dafür, um was für einen Charakter es sich bei Kwon Yu wirklich handelt. Auch anschließend bekommt man immer mehr Infos über ihn. Auch in der Zeit, in der er unschuldig im Gefängnis sitzt und dort von einem wahren, aber auch etwas schusseligen Schwerverbrecher drangsaliert wird, bringt der Figur eine dringend nötige Veränderung. Er schwach und ohne den Willen, auch nur einen Tag weiterzuleben, erkennt er, dass er stärker werden muss, um seine Unschuld zu beweisen und die wahren Täter zu finden, die ihm das alles angehängt haben.
Auch von seinem "Team" bin ich sehr begeistert. Sie alle sind ebenfalls Gamer und haben ihre wahren Stärken in ganz verschiedenen Gebieten. Vor allem die Hackerin Yeo-wool hat mir sehr gefallen. In der Gruppe ist sie nur unter falschem Namen (und anderem Geschlecht) bekannt und hat eine Störung, durch diese sie nur dann in der Lage ist, mit Menschen zu sprechen, wenn sie mit ihnen telefoniert. Sie ist intelligent und gleichzeitig sehr mutig, was man nicht erwartet, wenn man weiß, welchen Charakter sie in den "Spielen" verkörpert, wenn das Team sich wieder zum Zocken trifft.
Und obwohl die Truppe erst später zusammenfindet, schafft der Film es, sich trotzdem die Zeit zu nehmen und diese Leute ebenfalls so ausreichend vorzustellen, dass man ein gutes Bild von ihnen bekommt. Diesem Team ist auch der Humor in "Fabricated City" zu verdanken, zusammen mit dem Gangster, auf den Kwon Yu im Gefängnis trifft. Dieser Humor wirkt zu keiner Zeit fehl am Platz sondern sorgt immer wieder für kleine Lacher, auch während der Action.
Wirklich überrascht war ich jedoch von dem wahren Bösewicht, der Kwon Yu den Mord angehängt hat. Ich werde an diesem Punkt nicht verraten, wer es ist, jedoch sei gesagt, dass ich erst nicht erwartet hätte, wer es wirklich ist. Der Bösewicht hat eine besonders ausgeprägte Störung entwickelt: Er erstellt "Geschichten", gibt Morde in Auftrag und beauftragt ein Team, es so aussehen zu lassen, als ob jemand völlig anderes den ausgeführt hätte. Um seine Geschichten zu planen und seine Opfer zu finden, greift er auf ein Netzwerk zu, das ihm erlaubt, auf alles und jeden in der Stadt und dem Umland zuzugreifen. Er kann jedes elektronische Gerät anzapfen und auf jede Akte von jedem Einwohner zugreifen. Bevorzugt stellt er Arbeitslose als Täter hin, da diese Leute seiner Ansicht nach sowieso niemand vermissen würde. Er ist besessen davon, immer größere Geschichten zu erfinden, sehnt sich jedoch nach einer Herausforderung, da ihm alles zu einfach läuft. Nur Kwon Yu leistet einen für ihn ungewohnten Widerstand, was ihn anwidert und zugleich fasziniert.
Ich liebe diese Ausarbeitung der Persönlichkeit des Bösewichts in dem Film wirklich sehr. Es ist erfrischend, mal etwas wirklich neues, zumindest in der Ausführung. Was mir ebenfalls gefällt, ist, dass der Bösewicht es schafft, die Darstellung von großartiger Technologie neu zu erschaffen. bis heute wurde immer wieder die Szene aus "Minority Report" als Beispiel für solche Szenen herangezogen, in der Tom Cruise sich durch die unzähligen Akten "wischt". Doch der Bösewicht aus "Fabricated City" stellt diese Szene mit seinem eigenen Geheimraum komplett in den Schatten.
Die Action und visuellen Effekte haben mich einfach in den Bann gezogen. Egal ob die Actionszene vom Anfang aus dem "Game", die späteren Verfolgungsjagten durch die Straßen oder auch die ausgefallenen Methoden, die Polizei aufzuhalten, ohne einen von ihnen zu verletzen; alles davon hat mir ausnahmslos gefallen.
"Fabricated City" bekommt von mir aufgrund der wunderbaren Darstellung, den ausgearbeiteten Charakteren, der immer passenden Priese Humor und dem zügigen Tempo auf jeden Fall eine klare Empfehlung!
Zusammenfassung der Story:
Der Gamer Kwon Yu (Ji Chan-wook) ist zwar arbeitslos, in der virtuellen Welt jedoch ist er einer der besten seines Fachs und ein gefragter Anführer. Nachdem er einer jungen Frau ihr Handy wieder zurückgegeben hat, passiert ein Verbrechen: Sie wird vergewaltigt und ermordet und ihm wird die Schuld dafür in die Schuhe geschoben. Ehe er weiß, wie ihm geschieht, befindet sich Kwon Yu hinter Schloss und Riegel. Später findet er heraus, dass eine große Organisation hinter den Anschuldigungen steckt. Gemeinsam mit Gamer-Kollege Demolition (Ahn Jae-hong) und der Hackerin Yeo-wool (Shim Eun-kyung) macht er sich daran, seine Unschuld zu beweisen und die zugrundeliegende Verschwörung aufzudecken...