In Ermangelung irgendeines Unsinns, mit dem ich in letzter Zeit frontal kollidiert wäre, und weil der Unsinn aus der Vergangenheit, der mir vorschwebt zu teilen, sehr komplex zu schildern wäre, dachte ich, ich trinke mal einen Tee und gucke in mein Tageshoroskop/ Sternzeichen Waage.
Horoskop ist ja schon Unsinn genug,
Tageshoroskop wäre dann alltäglicher Unsinn.
Ich sitze hier demnach gut gelaunt, nippe am Tee und lese, dass ich heute "geknickt" wäre.
Aha? Meine Brauen schießen in die Höhe. Bin ich das?
Eher nicht, ich bin zwar nicht extrem gut gelaunt, aber doch gut gelaunt genug, um nicht geknickt zu sein.
Im Gegenteil also.
Zwar habe ich kein euphorisierendes Ereignis in jüngster Vergangenheit zu verzeichnen, weder Beförderung noch Lottogewinn, das meine, vom Horoskop abweichende Stimmung erklären könnte, demzufolge herrscht Alltagsroutine, und doch bin ich, Waage-Frau, nicht geknickt.
Wow, denke ich, sehen wir doch mal in dem anderen Astroportal nach, das derselbe Guru, Moment, Erich Bauer ist sein Name, zu verantworten hat. Und was sehe ich da?
Von "geknickt" ist da keine Rede mehr.
Meine Brauen schießen in unwahrscheinliche Höhe.
Ich flitze zur Geldbörse, um in meinem Personalausweis nachzusehen, stelle fest, mein Geburtsdatum hat sich nicht verändert. Ich bin immer noch Waage, Aszendent Waage.
Also müsste ich doch eigentlich geknickt sein. (Horoskop Nr.1)
oder wenigstens gedämpft. (Nr. 2)
Ich lausche in mich hinein und höre nur den Ohrwurm, den ich seit heute früh trällere. Keine Ahnung, ob den jemand kennt, aber er heißt Vertigogo und das Gegenteil von deprimierend, und löst Stimmungen jenseits von geknickt aus.
Mist, ich müsste doch geknickt sein.
Ich höre tiefer in mich hinein.
Doch ich freue mich immer noch, dass ich übernächste Woche wider Erwarten nach Wien reisen kann, ach, und ich bin immer noch glücklich verheiratet, meine Eltern sind wohlauf, die Katzen sind gesund, die Planung des Hausboot-Urlaubs mit Freunden im Juli war lustig. (Telefonat via Face-Time)....hm....
Seltsam, das Ganze, vielleicht lieg ein Irrtum vor, also sehe ich nach, was ich Morgen fühlen soll.
Oje...., morgen ärgere ich mich schon am Vormittag.
Ich wüsste nicht, warum, denn ich habe morgen frei und die Post kommt bei uns nur ab 14 Uhr. Außerdem erwarte ich keine Post, über die ich mich ärgern könnte, abgesehen von der Post an sich, also dem Unternehmen DHL, über das Tanuky gerade ein erhellendes Buch schreibt, in dem wir uns alle wiederfinden werden. Und somit auch eine Menge Ärger mit der Post.
Ich sehe, ich muss schwer aufpassen, dass ich die Prophezeiung nicht selbst erfülle.
Ich bekomme Angst, dass es mit meiner aufgeräumten Stimmung morgen vorbei sein könnte, möchte den potentiellen Wahrheitsgehalt meines Horoskops verifizieren und sehe nach, wie es mir gestern ging.
Der Mond war gestern in einer Pause und ich soll mich daher am liebsten mit Routineaufgaben befassen?
Stimmt aber nicht.
Und ich wäre lieber allein?
Stimmt auch nicht.
Gestern habe ich, keineswegs Routine, Besuch von Freunden empfangen. Innerhalb des gesetzlich erlaubten Rahmens versteht sich, aber seit Februar diesen Jahres ist Besuch eher das Gegenteil von Routine.
Ja, gut, so habe ich es, gemäß Horoskop, machen können. Also, von der Routine abweichen. Dort stand ja auch nur die Empfehlung, mich mit Routine zu befassen, weil mir anderes schwer fiele.
Mir fiel es aber nicht schwer. Ich hatte eine Menge Spaß.
Und dass ich gestern am Abend am liebsten alleine wäre?
Geschenkt, denn als der Besuch weg war, genossen der Liebste und ich die Stunden zu zweit.
Was dann nicht allein war.
Allein zu sein, wäre mir auch nicht lieber gewesen.
Ich stelle fest, gut dran zu tun, nichts auf Horoskope zu geben.
Dass sie aber durchaus das Potential zu einem satirischen Büchlein hätten.