Im Grunde kann diese kleine Anekdote nur witzig finden, wer sich ein wenig mit den Engländern und ihren Eigenheiten auskennt.
Vor wenigen Jahren entschieden wir, einige Tage in Oxford Urlaub zu machen, was in erster Linie der Serie "Lewis" geschuldet war.
Eine britische Krimiserie, die dort spielt und uns mit zauberhaften Bildern dieser Stadt überflutete, und nebenher eine ganze Folge in einem Hotel spielen ließ, das mich reizte.
Das Malmaison---vom Hochmittelalter bis 1993 ein Gefängnis.
Da günstig reisen mit Behinderung ohnehin unmöglich ist, Bed-& Breakfast in Mini-Häusern mit Rollstuhl ist keinem zu empfehlen, mieteten wir uns dort für 3 Nächte ein, beluden das Auto, standen bei Brüssel im Stau, ließen in Calais den Wagen von einem bis zu den Zähnen bewaffneten, französischen Soldaten auf in der Radmulde versteckte Flüchtlinge untersuchen, fuhren auf die Fähre, auf die Autobahn und schließlich in Oxford ein.
Weil ich ein barrierefreies Zimmer brauche, bekommen wir leider keines, das aus drei Zellen konstruiert worden ist, sondern ein großes in der ehemaligen Gefängnisverwaltung.
Es war trotzdem schön.
Ich erspare nun den Reisbericht und komme zur Anekdote.
Das Frühstück, eines Fürsten würdig, nehmen wir im hoteleigenen Restaurant ein, dem ein Oberkellner vorsteht, der seinem Personal mit gespreizten Bewegungen Befehle erteilt, und der ganz gewiss eine Butler-Schule besucht hatte, ehe er dort anfing zu arbeiten.
Vielleicht war er auch mal Butler gewesen.
Jedenfalls, ihm erzählten wir, dass wir unseren letzten Cappuccino nach dem Frühstück draußen trinken möchten, denn das Wetter wäre schön und dort könnten wir dabei rauchen.
Er bestätigt dies wortarm, wir gehen raus und warten.
Ein Teil des Gebäudes ist noch sehr mittelalterlich und hübsch anzusehen, die Sonne scheint, und wir warten.
Und warten.
Und warten.
"Ob der uns vergessen hat?", frage ich irritiert und schiebe mir die Sonnenbrille ins Haar.
"Möglich", Göga zuckt die Achseln, "Verstanden wird er uns wohl haben."
"Hm", daran hege ich nicht den geringsten Zweifel. Die Berufssprache des Göttergatten ist oft genug Englisch und ich habe vor lauter Langeweile in den Dänischen Wintern Wirtschafts-Englisch-Kurse in der britischen Schule dort belegt, die ich nie brauchen werde.
Wir warten.
Dann gehen wir gemeinsam rein.
Eine Weile dauert es, bis der Butler uns bemerkt, doch dann blickt er uns, respektive den Mann an meiner Seite erwartungsvoll an. "Sir?"
"Excuse me, but we just asked you to bring us two cappuccino outside. The weather is fine and we would like to smoke, while we are drinking it."
Mit Marmormiene hörte er sich die Rede meines Mannes an und antwortet:
"Excellent sir."
Wir gehen raus. Tom muss mich schieben, weil ich so lachen muss, und kaum draußen, platzt es aus mir raus.
"Excellent, Sir, hihihi", du hättest dem den allergrößten Mist erzählen können, und er hätte mit excellent, Sir geantwortet."
"Stellen Sie sich vor, ich habe gestern, bei der Fuchsjagd versehentlich einen Mann erschossen", versucht es Tom grinsend.
"Excellent sir."
"Ich habe mir vorgestern zwei Prostituierte aufs Zimmer kommen lassen."
"Excellent Sir", gackere ich zurück.
"Da kommt der Kaffee", weist er mich auf die Kellnerin. mit Tablett hin, die kurz darauf zwei Tassen vor uns abstellt.
Excellent Sir.
"Ich hab'", stellt er fest, während er im Cappuccino rührt, "meine Sonnenbrille im Auto vergessen. Und das haben sie ihn die Parkgarage gestellt."
"Dann sagen wir am Empfang bescheid."
"Ne, das ist doch nicht nötig."
"Das einzige, was sie sagen werden, ist excellent Sir", lache ich.