Tanuky schrieb diese Geschichte hier
https://belletristica.com/de/books/21426-uber-den-alltagswahnsinn/chapter/97800-41-poeng#comments
und ließ mich in Erinnerungen an unsere früheren schwedischen Möbel schwelgen, denn wir hatte die Angewohnheit, sie auch weiterhin so zu nennen.
Im Alltag.
"Hast du die Fernbedienung gesehen?"
"Sie liegt auf Kri 68"
"Ah! Danke!"
In jenen Tagen, in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, als ich noch studierte, rang ich mehrmals wöchentlich mit der Frage, ob Wonde nun der Name unserer Schrankwand wäre oder der meines Lateindozenten an der Uni.
Alternativ hatte er auch Bonde heißen können, so wie alternativ die Schrankwand Bonde hätte heißen können.
Er selbst nannte sich einen Asinus. Jedenfalls schrieb er das eines Morgens an die Tafel und erklärte, das wäre er, weil ich im Recht gewesen wäre, was den Namen von Hannibals Vater anging.
Ich bestand auf Hamilkar.
Er auf Hasdrubal.
Oder umgekehrt. Bezüglich meiner Lateinstunden brachte Bonde/Wonde in meinem Kopf alles durcheinander.
Den Barkiden-Namen ging eine halbstündige Debatte voraus, wie frei man Latein übersetzen dürfe, und meine Freundin war der Ansicht, dass "sie wateten knietief durch den Schnee der Alpen" nicht seriös sei.
Sie sollte dann anderntags Asinus nachlesen.
Und behauptete, das Wort gäbe es nicht, ohne zu bemerken, dass sie in ihren Portugiesisch-Langenscheidt blätterte.
Der Latein-Langenscheidt ist viel dicker, woran ich den Irrtum bemerkte und meinerseits suchte, um festzustellen, dass Asinus Esel heißt. So wollte ich meinen Dozenten dann doch nicht nennen, aber Wonde/Bonde brachte mich in Schwierigkeiten.
Immer wenn ich haderte, wie der Mann, respektive die Schrankwand hieß, rief ich meine Mutter an, die das wusste, weil Wonde/Bondes Vater ihr Lehrer gewesen war.
Der seinen Sohn mit auf Klassenfahrt genommen hatte und sie ihn daher kannte.
Ich müsste sie auch heute noch fragen.
Nach dem Namen unserer Schrankwand, die inzwischen lange verschrottet ist.
Am Balkon hatten wir einen Klapptisch, der Tom hieß.
Das in den Alltag einzubauen, war mit etlichen Schwierigkeiten behaftet.
"Wo steht denn der Eimer?", ruft Peter, ein Freund, der zum Helfen beim Renovieren gekommen ist.
"Da drüben, bei Tom."
Woraufhin Peter zu Tom latscht, der sich im Schlafzimmer mit dem Abkleben von Steckdosenleiste abmüht, und irritiert innehält.
"Ne! Da ist er nicht!"
Ich eile herbei. "Nein, auf dem Balkon, bei Klapptisch Tom."
"Ah!"
Peter dackelt von dannen, und ich hauche meinem Tom einen Kuss auf die Lippen. Dem Mann, nicht dem Tisch.
In einer Altbauwohnung gibt es häufig Spinde mit echten Türen, als würden sie in ein Zimmer weisen. So auch in unserer ersten Wohnung. Und darüber, über der Tür, für eine 168 cm kleine Frau schwer zu erreichen, war noch eine Klappe, hinter der sich alle unsere Gesellschaftsspiele verbargen.
Und Vlatha, die dreistufige Trittleiter, die ich benötigte, um die Gesellschaftsspiele herausnehmen zu können.
Sehr sinnig, und produziert von Tom. Nicht dem Tisch, vielmehr von meinem 190cm großen Mann, der damals noch mein Freund war.
Ich stand also auf einem Stuhl namens Erika, um Vlatha herauszuheben, damit ich an die Spiele komme.
Ikea hat in Dänemark übrigens andere Farben.
Also die Geschäfte.
Sie sind weiß-rot, statt gelb-blau, jedenfalls waren sie es vor 20 Jahren noch, was zur Folge hatte, dass wir anderthalb Stunden um den Laden herumkurvten, ehe wir den Schriftzug lasen.
Dumm angestellt, aber nun ja.
Eine zeitlang gab es dort Pfosten zu kaufen.
Vollpfosten mit Namen Trömp.