Komische Überschrift, ich weiß, deshalb erklär ich sie mal.
Im Jahr 2017 hatte der junge Peter McIndoe gewaltige Schwierigkeiten damit, die kruden Argumentationen der Trumpanhänger gegen die Motive der Frauen, die für ihre Recht demonstrierten, zu verstehen.
So wie er auch generell verwundert über die teils absurden Verschwörungstheorien war, und sich dachte: Denke ich mir doch auch mal eine aus, um zu zeigen, wie absurd sie sind.
So entstand die Idee, dass es keine lebende Vögel mehr gäbe, weil diese in den 50er Jahren von der US-Regierung gegen Drohnen ausgetauscht, deren Ziel…
…ich weiß es gar nicht mehr, welches Ziel sie haben, aber es spielt auch keine Rolle, weil Mr. McIndoe keine Anhänger der These gewinnen möchte.
Das wäre kontraproduktiv.
Er möchte lediglich aufzeigen, wie absurd Verschwörungstheorien sind, indem er noch absurdere aufstellt. Es funktioniert in der praktischen Anwendung so: Sobald eine Leerdenker-Demo mit absurden Theorien stattfindet, mischt er sich mit Kumpels dazwischen. Sie halten Schilder hoch, auf denen steht.
Vögel sind nicht echt!
Sie rufen Parolen, wie:
Es gibt keine Vögel mehr!
Und noch Bekloppteres. Das Erstaunliche ist, dass es funktioniert. Mehrere Demos haben sich auf diese Weise bereits aufgelöst, weil die Trumpisten nicht mit derartigem Schwachsinn in Zusammenhang gebracht werden wollen.
Das Problem?
Teilweise sind echte Verschwörungstheorien so bescheuert, dass man sich fragt, wie man sie toppen soll. Egal, was man sich ausdenkt, irgendwer wird es immer glauben.
Oder?
"Keine Chance der Götterspeise! Keine Chance der Götterspeise!", brülle ich in den Kanon der Impfgegner, die skandieren: Nieder mit der Coronadiktatur. Immer mehr Freunde mit entsprechenden Plakaten gesellen sich hinzu, unsere Stimmen werden lauter.
Der Mann mit der Aluhaube vor mir stutzt, ruckt herum. "Was soll das heißen?"
"Weißt du das nicht?" Schnell rede ich auf ihn ein: "Die Regierung will unser Gehirn durch Götterspeise ersetzen!"
"Was? Mit der Impfung?", fragt er aufgeregt.
Ich winke ab. "Nein, durch TV-Spots der öffentlich rechtlichen Sender. Durch Radiowellen, die vermittels Funkmasten ausgesendet werde!" Meine Stimme schraubt sich hoch vor Empörung: "Ja, sogar durch vergiftete Tomaten!"
"Tomaten?", quietscht eine Mittvierzigerin im Fünflagenkleid.
"Tomaten!", schrille ich in die Menschentraube, die sich inzwischen um mich und meine Freunde gebildet hat.
"Zu welchem Zweck?", möchte ein junger Mann mit Dikataturhinweisplakat wissen.
"Wenn der Austausch erfolgreich war", erklärt Steffi in Akademikertonfall, "werden wir wie die Lämmer zusammengetrieben…"
"Das ist es, was ich immer sage!", schreit der Jüngling und stößt sein Plakat in die Höhe.
Ich dränge mich an Steffi. "Improvisieren. Die haben da schon Wackelpudding", wispere ich.
Sie hebt das Näschen. "… und dann werden wir den Göttern Zugeführt, die Hirnschalen werden aufgesägt und der Pudding gegessen."
"Was?" Der Alu-Hut-Träger blinzelt. "Das ist doch Unsinn. Ich meine…"
"Keine Speise für die Götter!", krakeele ich. Die Menschen vor mir schwingen synchron herum. Einige runzeln die Stirn.
"Keine Macht dem Olymp!", schreie ich.
Die Leute fangen zu tuscheln an. Eine Hand deutete auf uns.
"Verhindert die Allianz von Asgard und Olymp!", brülle ich mit vier Freunden im Chor. Die Gruppe vor uns beginnt, sich kopfschüttelnd aufzulösen. Sie tragen den Blödsinn von vorne nach hinten weiter. Immer mehr Demonstrierende brechen aus dem Pulk aus, senken ihre Plakate und entfernen sich tuschelnd und kopfschüttelnd, bis sich alle zerstreut haben. Die Polizei fährt heim, Ausschreitungen gab es keine.
Für die nächste Demo müssen wir uns etwas noch Blödsinnigeres ausdenken. Aber mir fällt einfach nichts mehr ein.