Ich hatte immer angenommen, dass gerade die Begründer und Mitarbeiter kleiner bis mittlerer Computerfirmen gut Englisch können.
Aber ich irrte.
Als ich vor 25 Jahren den Unfall erlitt, dessentwegen ich im Rollstuhl sitze, war ich Beamtin.
Das bin ich immer noch, denn das ist man bis zum Tod.
Man wird dann später nur mit a.D (außer Dienst) gekennzeichnet, was soviel heißt, wie Außer Betrieb.
Out of Order.
Eine zeitlang, und das kann ich schwerbehinderten Menschen nicht empfehlen, arbeitete ich im Schwerbehindertengesetz.
Was auf den ersten Blick wie eine Qualifikation aussieht, nämlich selbst zu wissen, wovon die Antragsteller reden, entpuppt sich spätestens an der Stelle als Disqualifikation, wo die erste Zeharthrose vor dir herumsteht und schreit, du wüsstest gar nicht, was Schmerzen sind. Sie schreit weil du beim besten Willen keine Berechtigung für das Parken auf Behindertenparkplätzen schreiben konntest. Wirklich nicht. Nicht wegen einer Arthrose im dicken Zeh links.
Gut, der Versetzungsantrag würde noch gestellt werden, ist von der Anekdote noch ein Leidensweg entfernt.
Ich sitze mit der Eingangspost vor mir im Büro. Mir gegenüber mein Lieblingskollege, und das meine ich nicht ironisch.
In seiner Wortknappheit wäre er eine blendende Besetzung für einen Western, er ist hilfsbereit und er hat einen stillen, sehr trockenen Humor. Kleinkariert sind mitunter ausschließlich seine Hemden.
Ich reisse einen großen Din-A 4-Umschlag auf, aus dem ich mehrere Anträge auf Anerkennung einer Schwerbehinderung ziehe. Dass sie in Bündeln kommen, passiert schonmal. Immer nach Ostern und Weihnachten von ganzen Familien oder von Firmen.
Wo der Beauftragte für die Belange der Mitarbeiter mit Behinderung Anträge sammelt und ans Amt sendet.
Einige Jahre zuvor hieß das noch Schwerbehindertenbeauftragter.
In innovativen Unternehmen heißt das Disabilty Manager.
In jenem innovativen Unternehmen…
Ich lese das Anschreiben.
Und das, was unter dem Gekritzel, das die Unterschrift sein soll, gedruckt steht. Ich spanne den Mund genervt. "Diese Firma hat einen Inability Manager."
Der Cowboy schnaubt.
"Das heißt Unfähigkeits-Manager", insistiere ich.
Der Cowboy gegenüber sieht nicht mal von der Akte auf, als er zurückgibt:
"Davon haben wir hier einige."